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-Ik LS4, 18. Dezember lSir Mchtamtlicher d. Dtschn. vu««and-r 18187 Exzellenz doch dankbar verbunden, wenn Sie die Güte hätten, mir einige nieine Auffassungen bestätigende Worte zu schreiben und mir die Ermächtigung zu geben, solche dann durch das Börsenblatt zur allgemeinen Kenntnis des Buchhandels zu bringen. Mit der Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu zeichnen Ew. Exzellenz sehr ergebener Karl Siegismund, Erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Berlin dlV. 7, den 6. Dezember 1Sl2. Dorotheenstr 81. Hochgeehrter Herr Kommerzienrat! Ew. Hochwohlgeboren hatten die Güte mir mitzuteilen, daß meine Broschüre über die König!. Bibliothek in einigen buchhändlerischen Kreisen so verstanden sei, als sei ich dom neuen Unternehmen der Deutschen Bücherei unfreundlich oder gar übelwollend gesinnt und hätte, um diesem Gefühle Ausdruck zu geben, die Broschüre geschrieben. Ihnen, hochverehrter Herr, gegenüber habe ich es nicht nötig, auf diese verkehrte Auffassung meiner Gesinnung und meiner Absicht einzugehen; denn Sie haben mir freundlichst bestätigt, das Sie sie richtig kennen und beurteilen. Aber auch sonst habe ich nicht nötig, das, was ich geschrieben habe, in das rechte Licht zu stellen, denn ich sehe nicht, daß irgend eine Stelle einer Beleuchtung bedarf, um nicht mißverstanden zu werden. Auch habe ich aus verschiedenen Kreisen so viele Kundgebungen erhalten, die mir zeigen, daß mein Ver hältnis zur Deutschen Bücherei in freundlichem Sinne ver standen worden ist, daß ich von »Erklärungen« und dergleichen vollständig absehen darf. Aber da jedermann verpflichtet ist, den Frieden, wo er gefährdet ist, zu schützen, auch wenn er sich in Bezug aus die Gefährdung ganz unschuldig fühlt, so will ich hier in ein paar kurzen Worten Zweck und Absicht meiner Broschüre ver deutlichen, und ich stelle Ihnen ganz ergebenst anheim, von diesen meinen Zeilen den Ihnen gut scheinenden Gebrauch zu machen: 1. Die Abfassung meiner Broschüre hat lediglich den Zweck gehabt, die Ausgestaltung der König!. Bibliothek zu erreichen bzw. durchzusetzen, die sie bedarf, wenn sie ihrer Bestimmung gerecht werden will und die Entwicklung fortsetzen soll, die sie bisher gehabt hat. 2. Die Deutsche Bücherei habe ich S. 32 mitDank begrüßt und in Sperrschrift gesagt, daß die König!. Bibliothek das neue große Unternehmen gern fördern wird. Ich habe ferner nach kurzer Erwägung mein Einverständnis erklärt und der freundlichen Aufforderung entsprochen, durch einen Direktor die König!. Bibliothek bei der Verwaltung des neuen Unternehmens zu beteiligen. An diesen ent - scheidendenTatsachen istnichts zu deuteln. 3. Daß das Bedürfnis der vollkommenen Ausgestaltung, welches die König!. Bibliothek empfindet, durch die Schöpfung der Deutschen Bücherei nicht gedeckt ist, mußte ich zum Ausdruck bringen, denn^der Einwurf liegtchochjscheinbar sehr Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. nahe: wenn in Leipzig alle deutschen Bücher gesammelt werden, braucht ihr sie nicht mehr zu sammeln, d. h. ihr könnt nun definitiv auf der jetzigen Stufe stehen bleiben. Diesem Einwurfe mußte ich begegnen. 4. Meine »Kritik« der Deutschen Bücherei hat sich aber lediglich darauf beschränkt, daß ich den Namen »National bibliothek« beanstandet und daraus hingewiesen habe, daß für die Gesamtbedürfnisse der Wissenschaft die neue Schöp fung nicht ausreicht, sondern hier nur eine Bibliothek, wie die Königliche es ist, eintreten kann. Was die Deutsche Bücherei sonst leisten kann — ich denke davon sehr hoch, namentlich in archivalisch-bibliographischerHinsicht—, daraus einzugehen lag ganz außerhalb meiner Ausgabe, und eben sowenig konnte und durste ich auf das eingehen, was sich hoffentlich noch alles an dies große neue Unternehmen an schließen wird. Meine »Kritik« hat sich also genau in den Grenzen gehalten, innerhalb deren sie sich bewegen mußte, wenn sie zum Ausdruck bringen wollte, daß eine Ausgestal tung der König!. Bibliothek nichts überflüssiges sei. 5. Was den Namen »Nationalbibliothek« betrifft, so habe ich den Anspruch der König!. Bibliothek aus derselben S. 38 und 1 durch den Hinweis darauf selbst eingeschränkt, daß für die alten deutschen Bücher die deutsche National bibliothek in den gemeinsamen Schätzen aller großen deutschen Bibliotheken besteht. Unter dieser Einschränkung wird man den besonderen Anspruch der König!. Bibliothek nicht für ungerechtfertigt erklären können. Übrigens habe ich ja. a. O.) ausdrücklich gesagt, daß der Name mir nicht die Haupt sache ist. Das ist es, was ich im Interesse des Friedens und der freundschaftlichen gemeinsamen Arbeit gerne zum Ausdruck gebracht habe. Die beiden großen Institute, die »Deutsche Bücherei« und die »König!. Bibliothek«, durch die Universalität ihrer Aufgaben miteinander verwandt, haben doch in vonereto so verschiedene Ausgaben, daß sie sich nicht stören, vielmehr einander sör^rn können und sollen. Und nun erlauben Sie mir noch zwei Bemerkungen: Erstens, meine Broschüre mußte schnell erscheinen, damit sie noch bei der diesjährigen Etats-Anmeldung Be rücksichtigung finden konnte. Deshalb und auch aus anderen Gründen ist sie ganz spontan — ohne jede Mitwirkung des Kultusministeriums — geschrieben, das von der Existenz erst Kenntnis erhielt, nachdem die Broschüre schon im Druck war. Zweitens: ich bemühe mich meinerseits zu ver stehen, wie meine der »Deutschen Bücherei« freundliche Broschüre überhaupt von irgend jemandem als unfreundlich empfunden werden konnte, und glaube den Grund darin zu sehen, daß der berechtigte freudige Enthusiasmus über das große Geschenk verständlicherweise sich bereits verwundet fühlte, wenn man andieGrenzenderBedeutung des Geschenkes auch nur erinnerte. Umgekehrt darf ich doch Wohl auch darum bitten, daß man die Lage der König!. Bibliothek verständnisvoll würdige. Seit Jahren hat sie gehofft, daß sie in den Stand gesetzt werde, alle deut - schen Bücher zu erwerben, und gehofft, daß der Buch händler-Börsenverein sie dabei unterstützen werde. In der 2VM