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109, 13. Mai 1899. Nichtamtlicher Teil. 3541 Julius Springer in Berlin. 3559 Lnolcs, ciis Lrattws,so1unsii clss L1ginASvvsi5s8. 2. 4.vü. 12 Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart. 3554—57 Müllenbach. die Siebolds von Lyskirchen. 3 .F; geb. 4 von Zobeltitz, aus tiefem Schacht. 3 geb. 4 Römer, am Ziele. 3 geb. 4 K. Th. Völcker's Verlag in Frankfurt a. M. 3557 ^robiv 1.1'rankkurts Kssebiobto u. Luvst. III. Lol^s. 8ä. VI. 6 ^ Otto Wigand in Leipzig. 3552 Duboc, Hundert Jahre Zeitgeist in Deutschland. 2. Aufl. 5 ^6. Nichtamtlicher Teil. Modernes Druürpapier. Ein Klageruf an Buchdrucker und Verleger. Vor einiger Zeit klagte mir eine alte Dame, die sich ihre einsamen Abendstunden gern durch Lesen verkürzt, ihre Augen seien in den letzten Jahren so schlecht geworden, daß sie bei Lampenlicht nur noch mit Anstrengung lesen könne, das Papier der Bücher blende sie in solchem Maße, daß ihre Augen sehr bald anftngen, sie zu schmerzen, und sie das Buch zuschlagen müsse. Ich mußte ihr darauf erwidern, ich hätte, obwohl ich mich guter Augen erfreue, seit mehreren Jahren die selbe Erfahrung an mir gemacht, schreibe die Schuld aber nicht meinen Augen, sondern dem Papier zu, auf dem die modernen Bücher gedruckt würden. Nun habe ich in den letzten Monaten, wenn ich nach Feierabend ein kürzlich erschienenes Memoiren werk las, wieder sehr darunter leiden müssen, daß das Papier im Lampenschein so stark glänzt, daß ich Mühe habe, die Typen zu erkennen. Ein wenig besser wird es zwar, wenn ich das Buch am oberen Ende durch einen untergeschobenen Band hochlege, aber ich finde diesen Uebelstand des stark glänzenden, blendenden Druckpapieres doch so groß, daß ich einen Klage ruf an diejenigen richten möchte, die diesem Uebelstande ab helfen könnten, und das sind die Verleger und die Buch drucker. Sie wissen es ja am allerbesten, eine wie große Rolle das Bücher- und Zeitschriftenlesen im modernen Leben spielt, und sie wissen es ebenso gut, daß es nicht angeht, zum Lesen etwa nur die Tagesstunden zu benutzen. Wer viel beim Schein der Lampe lesen muß — und wie viele trifft das heutzutage! —, der muß, nach meiner Erfahrung zu schließen, allmählich empfinden, wie schädlich das glänzende Papier den Augen ist, und darum müssen Drucker und Verleger darauf bedacht sein, Abhilfe zu schaffen im Interesse derjenigen, für welche die Bücher gedruckt und verlegt werden. Als einer, der viel zu thun hat mit Schriftdruck und Bilddruck, habe ich versucht, mir klar zu machen, aus welchen technischen Gründen man dazu gekommen ist, neuerdings zum Druck glattes, glänzendes Papier zu verwenden und die Vorteile und Nachteile solchen Papieres vom Gesichtspunkte des Lesers oder Beschauers nebeneinanderzustellen. Aber wenn ich diese Gedanken niederschreibe, richte ich zugleich an die produzierenden Fachleute die Bitte, mich, wo ich falsch unterrichtet bin oder nicht scharf genug beobachtet habe, zu korrigieren. Der Buchdrucker hat bei der Ausübung seiner Kunst herausgefunden, daß sich auf ebenem und glattem Papier außerordentlich gut drucken läßt, weil die dichte, glatte Ober fläche des so zubereiteten Papieres die Druckerschwärze in allen Teilen ganz leicht annimmt. Aus diesem Grunde pflegt, ich weiß nicht feit welcher Zeit, das Druckpapier satiniert zu werden. Früher satinierte man die Papierbogen durch Schlagen mit dem schweren eisernen Schlaghammer, neuerdings legt man sie zwischen glatte Pappen oder Zink platten und führt sie dann durch die beiden Walzen der Satiniermaschine. Dadurch kommen die Papierbogen unter einen außerordentlich starken und gleichmäßigen Druck, so daß sie nicht nur glatt, sondern auch glänzend gemacht werden. Ist denn nun aber so glänzend glattes Papier nötig, um guten Tr>pendruck zu erzielen? Wir alle bewundern die unerreicht schönen Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts und sehen doch in ihnen, wie klar und deutlich die alten Drucker auf dem starken, rauhen Papier jener Zeit drucken konnten, selbst mit ihren primitiven Handpressen. Als der Engländer William Morris im Jahre 1891 seine berühmte Druckerei, die Lslwsoott Lress begründete, um nach seinem an den alten Meistern gebildeten Geschmacks mustergiltig schöne Bücher zu drucken, da verwarf er zunächst das von der modernen Industrie hergestellte Papier und ging daran, nach dem Rezept der alten Meister sich selbst das Druckpapier zu fertigen. Er haßte das glatte, glänzende, kreidige Maschinen papier und wollte weiches, festes Handpapier, wie es seine alten Vorbilder zeigten; wie er selbst berichtet, nahm er sich ein Bologneser Papier vom Jahre 1473 zum Muster. Wie meisterhaft er auf solchem Papier drucken konnte, das wissen alle, die Bücher aus der Lslmsoott Ursss gesehen haben. Dagegen wird der heutige Buchdrucker nicht mit Unrecht einwenden, daß die frühen Drucker, und ihnen folgend Morris, ungleich viel kräftigere Typen benutzten, deren Druckbild auch auf rauhem Papier leicht gleichmäßig wurde. Die sehr dünnen Linien der modernen Typen, ihre wahrhaft haarfeinen »Haarstriche« bedingen, wenn sie klar zum Abdruck kommen sollen, ebeneres, glatteres Papier. Das zugegeben, glaube ich aber doch nicht, daß für den bloßen Textdruck eine so starke Satinage, wie sie heute beliebt ist, unbedingt nötig ist. Das glatte Papier, das, wie wir sogleich sehen werden, für den heutigen Jllu st rationsdruck erforderlich wurde, hat den Buchdrucker gewissermaßen verwöhnt, so daß er es auch für den Textdruck verwendete, wo es nicht in dem Maße nötig gewesen wäre. Die neueste Zeit ist ja, angeregt durch William Morris, beflissen, wieder kräftigere, fleischigere Druckschriften einzu führen. Dadurch wird es, für den Schriftdruck wenigstens, allmählich ganz von selbst überflüssig werden, das Papier durch eine außerordentlich starke Pressung in der Satinier maschine zu glätten. Der Buchdrucker wird die vollere, dickere Schrift ohne Schwierigkeit auch auf ungeglättetem Papier vorzüglich drucken, und der Leser wird dankbar sein, wieder stumpferes Papier in den Büchern zu finden. Ein ander Ding ist es mit dem Jllustrationsdruck. So lange für die Illustrationen im Buchdruck nur der Holz schnitt gebraucht wurde, konnte man auch auf wenig glattem Papiere gute Abdrucke erzielen; die Linien des Holzschnittes sind, abgesehen von dem äußerst zarten amerikanischen Ton holzschnitt, stark genug, um auch auf körnigem Papier scharf herauszukommen, wenn der Druck der Buchdruckpresse stark genug ist. Und die Strichätzung in Zink, die in neuerer Zeit vielfach an die Stelle des Holzschnitts trat, besteht ebenso wie der Holzschnitt aus Linien und verlangt daher keine andere Drucktechnik und kein anderes Druckpapier. Erst als die außerordentlich wichtige Entdeckung der Netzätzung oder Autotypie gemacht worden war, änderte sich der Sachverhalt. Durch die Netzätzung war es ermöglicht worden, Halbtonbilder für den Druck in der Buchdruckpresse photomechanisch zu reproduzieren. Die Halbtöne des Originals SkckiSiiMkchziasttt Jahraani. 472