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kupfer usw, auch zierlicher aussahen als der gewohnte Holz schnitt, so ging doch bei der Ausstattung mit Kupferstich die Einheitlichkeit des Buches verloren. Diese Einheitlichkeit war erst wieder hergestellt, als man in Frankreich im achtzehnten Jahrhundert daran ging, ganze Bücher mit Schrift und Bildern in Kupfer zu stechen. Die BUchertitel des französischen Rokoko sind sehr mannigfaltig; besonders in der Ausstattung der schönen Literatur bieten die Franzosen viele Beispiele von großer Anmut und Zierlichkeit, so daß Frankreich im acht zehnten Jahrhundert für den Buchschmuck vorbildlich blieb. Das deutsche Buch der Barockzeit ist in der Mehrzahl fast schmucklos. Die als Illustrationen dienenden Kupferstiche tragen entsprechend dem ganzen Zeitgeschmack nüchternen und etwas sentimentalen Charakter. Einer der besten deutschen Künstler aus jener Zeit, Daniel Chodowiecki, schuf viele hundert solcher Buchillustrationen. Am Ende des achtzehnten und am Anfang des neun zehnten Jahrhunderts ist das Buch bet einem traurigen Tief stände angelangt, den auch die Nachahmung der Renaissance in Deutschland nicht bessern konnte, weil sie über die Nachahmung nicht hinauskam, und weil selbständiges Neuschaffen im Geiste der Alten gar nicht versucht wurde. Dagegen wurde die technische Herstellung der Bücher stetig gefördert, so daß mit Hilfe glatter, weißer, wenn auch un beständiger Papiere mit Holzschnitten, die in mühsamer Technik die feinen Tonübsrgänge der Gemälde wiederzugeben suchten, und mit Hilfe eines stark vergoldeten Kalikoeinbandes das Prachtwerk geschaffen wurde, das während langer Zeit allen Anforderungen genügte, die man an ein gutes Buch stellte. Die große Entwicklung der auf der Photographie beruhenden Bilderdrucke mit der flauen, künstlerisch wertlosen Autotypie verschlimmerte diesen Zustand noch weiter. Da wies William Morris mit der kurzen Tätigkeit seiner KelmScott Preß von 1891—96 der Buchkunst neue Wege, Als Dichter und Künstler wollte Morris, durchdrungen von den Grundsätzen der präraffaelitischen Brüderschaft, auch das Buch zu einem Kunstwerk machen und wandte sich ohne weiteres auch dem Handwerklichen des Buchdrucks zu. Nach langen gründlichen Studien der Druckwerke der bedeutendsten Zeiten der schwarzen Kunst glaubte Morris über die Schönheitsgesetze der Buchkunst im klaren zu sein und ging nun daran, seine Typen selbst zu zeichnen, seine Ornamente, Initialen, Bordüren, Leisten usw, selbst zu entwerfen, das Handpapier zu den von ihm geplanten Werken nach seiner Vorschrift Herstellen zu lassen. Leider wurde die weitere Entwickelung der Buchkunst bald durch den Tod von William Morris unterbrochen, sein Wirken war aber von nachhaltigem Einfluß. Nach dem Muster der Morrisschen KelmScott Preß wurden in England bald auch andere Privatdruckereien eingerichtet, so die Vale Preß, die DoveS Preß, die Essex Preß. Von amerikanischen Buchkünstlern seien hier nur William Brandy, die Roycrofters von E, Hubbard in East Aurora, von französischen Georges Auriol, von belgischen Theo van Rysselberghe, Henri van de Velde, von holländischen Jan Toorop, Th, van Hoylema, von dänischen Frederik Hendrikssn, Anker Kyster genannt. Im neunzehnten Jahrhundert haben in Deutschland viele und tüchtige Künstler Bücher mit Bildern geschmückt, aber diese Bilder sind selbständig und gehen nicht mit dem Text zusammen. Sie nehmen keine Rücksicht auf die da nebenstehende Schrift, und so wertvoll auch die Bilder und Buchillustrationen von Eugen Neureuther, Adolf Schrödter, Alfred Rethel, Otto Speckter, Theodor Hosemann, Ludwig Richter, Adols Menzel u. a, sind, so lassen sie doch die Ein heitlichkeit und Harmonie des Buches verloren gehen, da sie in erster Linie malerische Wirkung erstreben. Dagegen er schien 1889 ein Werk (Amor und Psyche), das von dem damals 2Sjährigen Max Klingec illustriert war und bereits alle Forderungen erfüllte, die wir heute an ein Buch als Kunstwerk stellen. Dieses Werk ist durch aus einheitlich, Typen und Umrahmungen passen genau zueinander, die einzelnen Teile des Seitenschmuck- aufbauS verbinden sich überall zu einem einheitlichen Ganzen, In den neunziger Jahren begannen mehrere deutsche Verlagshandlungen, der modern künstlerischen Ausstattung ihrer Bücher erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken und Künstler wie Joseph Sattler, Melchior Lechter, I. V, Cissarz, H, Vogeler, E. R, Weiß — um hier nur einige zu nennen — zu beschäftigen. Im zwanzigsten Jahrhundert ist für die Buchausstattung in Deutschland eine neue Epoche angebrochen. Zahlreiche Künstler, Schriftgießer, Drucker, Buch binder sind bemüht, dis Anforderungen zu erfüllen, die eine stattliche Anzahl von Verlegern an eine gute künstlerische Buchausstattung neuerdings stellt. — Die Vorträge von vr, Loubier geben einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Buchkunst und können allen der Buchherstellung Beflissenen, besonders auch dem buchhändlerischen Nachwuchs? empfohlen werden. Kleine Mitteilungen. Unbezahlt entnommene Bücher, Stiche, Briefmarke». — Aus einer Buch- und Antiquariatshandlung wurden von einem nicht aufzufindenden Herrn folgende Bücher und anderes ohne Bezahlung entnommen: Tizian, (Biographie,) Roter Lnbd, Orientalische Maler, (S ^t,> Geschichte der modernen Kunst, Bd, 2/3, <7 ckt,) Osborn, Meisterbuch der Kunst, (Ullstein,) <3 ./t.) Fischer, Malerei, (Hiersemann.) <18 ^l,> Kirchliche Kunst im alten Augsburg, Paschinger, Dis Mutterschaft, <8 ^,) S Bogen Briesmarken (mit Firma, eingestempelt), Stiche: t Eröffnung der München-Augsburger Eisenbahn, I83S, Farbig, <2V ckl,) 2 farbige englische Stiche nach Angelika Kaufmann, t neuerer englischer Stich: Itro Opposition (loaobss. ;25 ckt.) 1 — : Obanrxing llorses. (25 ^L.) I Napoleon: Porte psrrajo. (12 ^.) I farbiger französischer Stich, I.a cornparaison, (29 ckt./ Neudruck, 4 sarbige Rheinansichten, Original-Drucke von Janscha-Ziegler, Coblenz, ausgszogen mit Text, Unkel, ausgezogen mit Text, Bornhosen und Liebenstein, aufgezogen mit Text, Mainz, aufgezogen mit Text. Briesmarken: I kleines Heft, ' Der Rat der Stadt Leipzig und das Feilhalte» von Schundliteratur. — Der Rat der Stadt Leipzig war in einer Eingabe vom Leipziger Kommunalverein ersucht worden, das Auslegen und Feilhalten von Schmutz- und Schundliteratur gänzlich zu verbieten. In seiner Ant wort erklärt dies jedoch der Rat »ach dem gegenwärtigen Stande der Gesetzgebung für unzulässig, da die Beschrän kungen, die dem Buchhandel auferlegt werden dürften, durch die Gewerbeordnung, das Strafgesetzbuch und das Pretzgesetz reichs gesetzlich genau geregelt wären. Nach der Gewerbeordnung seien Druckschriften, andere Schriften und Bildwerke, die in sittlicher oder religiöser Beziehung Ärgernis zu geben geeignet sind, nur von dem Gewerbebetriebe im Umherziehen ausgeschlossen. Sie könnten also im stehenden Gewerbebetriebe gehandelt werden. Hiervon bildeten nur »unzüchtige Schriften« im Sinne von § 184 des Reichsstrasgesetzbuches und in beschränktem Sinne nach § 184 a Schriften usw,, die, »ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl gröblich verletzen«, eine Ausnahme, Elftere allein dürften nicht öffentlich ausgestellt werden. Unter die »unzüchtigen» Schriften