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192, 20. August 1910. Nichtamtlicher Teil. >«n-ndlal! >. d. Tüchn. Buchtzind-I. 9431 Vereinigung der Kunstverleger. In Nr. 179 des Börsenblatts äußert sich Herr W. Her mann in Firma Johs. Storni, Bremen, aber den Zu sammenschluß der Kunstverleger. Er mißt neben der all gemeinen schlechten Geschäftslage und der heutigen Mode, die in den Zimmern keine Wände sür Bilder lasse, den Verlegern die Schuld an dem schlechten Kunstgeschäft zu. Wir können ihm in bezug auf die beiden ersten Gründe nur in sehr beschränktem Maße zustimmen, dagegen in ziem lich weitem Umfange in bezug auf den dritten von ihm an geführten Grund. Tatsächlich führte eine den Bedarf weitaus überschreitende Produktion zahlreiche Verleger dazu, den Sortimenter durch verlockende Konzessionen zu großen Einkäufen zu veranlassen, und, als auch weitestgehende Konzessionen nicht mehr an schlugen, zu versuchen, ob nicht durch immer billigere Ordinärpreise das Publikum für einen Massenkonsum zu ge winnen wäre. Der Sortimenter ließ sich in vielen Fällen dazu verleiten, sein Lager zu überfüllen, und zwar keines wegs nur mit guten, sondern auch mit künstlerisch und technisch minderwertigen Blättern; der vielfach sehr niedrige Ordinärpreis verringerte den Umsatz des Sortimenters auf ein nicht mehr zureichendes Maß und entwertete zudem die Publikationen des Kunstoerlcgers in den Augen des kauf kräftigen Publikums. Was dem Kunsthandel not tut, ist in erster Linie Qualität, in künstlerischer und in technischer Hinsicht, und sodann Preise, die dem Verleger ermöglichen, auf Qualität zu halten, und dem Sortimenter, einen ausreichenden Umsatz und Verdienst zu erzielen. Diese Forderungen richten sich unmittelbar an die Kunstverleger, und darum war ihr Zusammenschluß geboten. Die Satzungen der Vereinigung der Kunstverleger sehen aber ausdrücklich den Beitritt der Sortimenter vor, und es wird der Vereinigung von größtem Nutzen sein, wenn ihr zahlreiche Sortimenter beitreten, um die Verleger in dem durch die Vereinigung angebahnten Meinungsaustausch mit ihrer Erfahrung unterstützen zu können. Nicht auf Kosten der Sortimenter, wie Herr Hermann es ausfaßt, wollen die Verleger die für Verlag und Sorriment angestrcbte Besserung erreichen, sondern durch Selbstzucht und durch redliches Bemühen, nach besten Kräften Gutes auf den Kunstmarkt zu bringen. Je fester das Sortiment mit den Verlegern Hand in Hand geht, um sie in diesem Be streben zu fördern, um so besser wird die Vereinigung ihre im gemeinsamen Interesse liegenden Aufgaben lösen können. Was die Lieferungsbedingungen anlangt, die Herr Her mann beanstandet, so wollen wir uns darüber öffentlich nicht im einzelnen äußern, da sie das Maximum des gegenüber den regelmäßigen Abnehmern zulässigen Entgegenkommens darstellen und von den nur gelegentlichen Abnehmern nicht beansprucht werden können. Sie sind keine neuen Be dingungen, sondern lehnen sich im großen ganzen an die von einer Reihe von Verlegern ihren besten Abnehmern bis her gewährten an und konzedieren in einigen Punkten mehr als bei manchen Firmen üblich gewesen. Wir hoffen, daß die obigen Darlegungen weiteren miß verständlichen Auffassungen unserer Zwecke Vorbeugen werden. Berlin, Jerusalemerftr. 13, August 1919. Vereinigung der Kunstverleger i/A. Emil Werckmeister, 1. Vorsitzender. Barfrankierung von Briefpostsendungen. ,Vgl. Nr. 188 d. Bl.> Auf die Ausführungen des Herrn Oberpostassistenten Langer in Sachen der Barfrankierung von Briefpostsendungen wäre zu erwidern, daß die Annahme der Briefschaften am Postschalter sich entschieden leichter abspielen würde, wenn die betreffende Brief menge, vor allem also die größere Post gleichmäßig geformter Drucksachen, im Geschäftslokal selbst verschnürt und mit einer Bleiplombe durch die schnell arbeitende Plombierungszange ver schlossen wird. Briefpakete, die in dieser Weise zur Ablieferung gelangen und gleichmäßig je 100, 600 oder 1000 Stück umschließen, werden dann unter Garantie des Geschäfts aufgeliefert. Eine Entwendung der Briefschaften durch Angestellte, die einzelne Stücke unterschlagen möchten, um den Barbetrag einstreichen zu können, ist durch die Plombierung ausgeschlossen. Die An nahme wird nicht mehr durch ein umständliches Nachzählen seitens des Schalterbeamten aufgehalten. Denn diese geschlossenen Briefschaften würden rücksichtlich des Inhaltes etwa genau so zu behandeln sein wie die Geldrollen, die ich unter Garantie der Bank oder der Kasse von dieser in Zahlung nehme. Eine nach trägliche Kontrolle seitens der Post aber ist trotzdem nicht aus geschlossen, da die Pakete nach der Annahme am Postschalter in den Sortierungsräumen noch genauer durchgearbeitet werden können. Reklamationen, die dann entstehen, würden zu einer einfachen Mitteilung an den Geschäftsinhaber führen, der die Differenz dann in barem Gelde zu tragen oder einzustreichen hätte. Auf diese Weise ist der geschäftliche Vorteil, der durch die Barfrankierung entstehen würde, gewahrt. Untreue ist insoweit ausgeschlossen, als ihre Verletzung schon einen erheblich schwereren und härter zu ahndenden Eingriff in das Eigentum des Geschäftes darstellen würde. Für die Post aber sind eben falls dadurch Vorteile entstanden, daß die Annahme und Ab fertigung am Schalter sich bedeutend schneller abwickelt. Zu diesen Vorteilen ist dann aber auch zu rechnen, daß der Verkauf der Postwertzeichen wegfällt, ja sogar die Auflage der einzelnen Wert zeichenmengen verringert werden kann. Die Herstellung dieser Wertzeichen selbst fällt aber bei dem Postetat doch ganz erheblich ins Gewicht. Leipzig. vr. Scheffer. Kleine Mitteilungen. * Zum Brand der Brüsseler Weltausstellung (Vgl. Nr. 189, 19", 191 d. Bl) — Zu den Verlusten an unersetzlichem Kunst besitz in der englischen Abteilung in der Brüsseler Weltaus stellung wird der Neuen Freien Presse von einem Wiener Kunstgelehrten geschrieben: Den schwersten Schaden hat die englische Kunst bei dem Brande der Brüsseler Ausstellung genommen. Es lag im Plane der Ausstellung die Entwicklung des englischen Kunstgewerbes, insbesondere der Möbelindustrie, in erlesenen Beispielen vorzu führen. Die Londoner Museen, Privatsammler, die englischen Schlösser und Fabriken haben kostbares Material zu dieser Aus stellung beigesteuert, das nunmehr zu Grunde gegangen ist. Die Firma Wedgwood hat aus ihrem Museum wertvolle Stücke, Porzellan und Terrakotta, gesendet. Diese Stücke, die als Jllustrationsmaterial für die Geschichte des englischen Porzellans sehr großen Wert hatten, sind ein Opfer der Flammen geworden. Es befanden sich in der Kollektion Unica, die nunmehr für immer verloren sind. Sehr schwer sind die englischen Kunstsammler betroffen: der Marquis of Anglesey, Lady Dewman, Sir Colerige-Grove, Lady Pearson, James Reigate, Mister Walker und andere ver lieren kostbare Möbel aus dem achtzehnten und aus dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts. In der englischen Abteilung befanden sich ferner Holzschnitzereien, Papiertapeten, alte Stickereien, Tischdecken usw. Auch diese kunstgewerblichen Gegen stände sind zu Grunde gegangen. Das South Kensington-Museum, bekanntlich das Vorbild des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien, ist weniger hart betroffen. Das Museum lieh für die Aus stellung aus prinzipiellen Gründen keine Originale, sondern Reproduktionen von Metallgegenständen aus der Sammlung der 1227*