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118, 22. Mai 1S08. Nichtamtlicher Teil. «SrlcnblLtl f. d. Dt,q». «Uchh-Md-I 5731 Erst der Rasterätzung, Autotypie, war es Vorbehalten, nach langem Bemühen den Dreifarbendruck zu allgemeinerer Einführung zu bringen. Groß waren und sind noch heute die Schwierigkeiten. Betrachtet man ein farbiges Bild durch ein richtig ge wähltes rotes Glas, so wird man alle roten und gelben Töne des Bildes nicht mehr sehen, während die blauen und grünen bedeutend verstärkt erscheinen. Betrachtet man das selbe Bild durch ein grünes Glas, so verschwinden die grünen Töne und die blauen werden schwächer, während die roten und teilweise die gelben stärker erscheinen. Ein vio lettes Glas löscht uns zum Teil Rot und Blau und stinkt das Gelb. Hieraus ergibt sich, daß, wenn man drei photo graphische Aufnahmen unter Vorschaltung je eines dieser Gläser macht, man drei in ihren Tonverhältnissen verschiedene photographische Negative erzielen muß. Auf diesem Prinzip beruht im wesentlichen die Herstellung von Druckplatten für den Farbendruck. Bei richtiger Ausführung des photographischen Verfahrens entstehen Druckplatten, die, mit den zu den Lichtfiltern komplementären (ergänzenden) Farben in rot, gelb und blau übereinandergedruckt, ein dem Original sehr ähnliches farbiges Abbild ergeben. Das früher so außer ordentlich mühsame Ausziehen aller einzelnen Farben und Töne durch den Chromolithographen besorgt der photo graphische Prozeß, und die Herstellung der Druckplatten erfolgt in der Hauptsache mechanisch durch Übertragung des photographischen Bildes auf eine Metallplatte und Hoch ätzung derselben. Viele Mißerfolge der Dreifarbenphotographie gingen aus der Schwierigkeit hervor, drei Negative und drei Positive von ganz übereinstimmender Gradation (bzw. genauen Farbenabstufungen und Übergängen) herzustellen. Wenn nur eins von diesen Sechs mit den übrigen nicht harmoniert, so ergeben sich störende Farbenverschiebungen. Von Geschick, Geschmack und Glück des Operateurs ist ungemein viel abhängig. Das betrifft die Reproduktion, d. h. die Über setzung der drei Teilbilder des Photographen in Druckplatten. Außerdem hängt noch viel ab von der chemischen Beschaffen heit der Farbstoffe für den Druck und von Geschick und Verständnis des Druckers. Eine andere Art der Farbenzerlegung ist die mit poly chromem (vielfarbigem) Linienraster, den man vor die lichtempfindliche Platte schaltet. Das Filter besteht in diesem Falle aus parallelen Linien oder Punkten, abwechselnd in den drei Grundfarben. Die Idee dieses Verfahrens faßte bereits 1869 zuerst Ducos du Hauron, später benutzte sie auch Professor Joly in Dublin, und Brasseur verbesserte das Verfahren, doch fand es keinen Eingang, weil die Praxis befriedigende Ergebnisse nicht zuwege brachte. Seit einigen Jahren wußte man in Fachkreisen, daß die Gebrüder Lumisre in Lyon, die sich auf dem Gebiete der Photographie bereits vorteilhaft bekannt gemacht hatten, mit Ausbildung eines Verfahrens beschäftigt waren, das auf einer einzigen Rasterplatte, »Autochromplatte « genannt, basierte. Diese eröffnet« einen neuen Weg zur überraschenden Lösung des lange gesuchten Problems der Farbenphotographie. Wir wissen, daß die Farben in der Natur im Grunde nur aus drei Teilen bestehen. Das Spektrum zeigt uns die Zerlegbarkeit. Wenn wir das weiße Sonnenlicht durch einen schmalen Spalt und dort durch ein dreikantiges Prisma fallen lassen, so sehen wir ein vielfarbiges Band, ein Farben spektrum, in dem Rot, Grün, Blau breiten Raum einnehmen, während die Übergangsfarben nur schmale Teile bilden. Das ist strahlendes Licht. Dagegen wird die Farbe aller Körper erst durch Bestrahlung mit weißem Licht durch Absorptions- (Ein- saugungs-) Erscheinungen hervorgerufen, also durch Subtraktion. Wird auffallendes weißes Licht von einem Körper völlig zurückgeworfen (reflektiert), so erscheint uns der Körper weiß oder grau, wird aber nur ein Bestandteil zurückgeworfen, so sehen wir ihn zinnoberrot, gelbgriin oder blau, werden aber zwei Bestandteile reflektiert, so erscheint nur eine zwischen beiden gelegene Mischfarbe, also Blaugrün, Purpurrot oder Gelb. Man photographierte für den Dreifarbendruck bisher das Original dreimal, und zwar derart, daß immer nur einer der drei Farbenbestandteile wiedergegeben wurde, zu welchem Zwecke man gefärbte Glasplatten in den Strahlen gang des Objektivs einschaltete. Der Raster der Gebrüder Lumisre für einmalige Aufnahmen enthält alle drei Filter bereits in der Platte selbst. Er besteht aus mikroskopisch kleinen Körpern von Getreidestärke. Die etwa r/,o„ Millimeter großen Körner werden von Lumiöre mit Anilinfarben gefärbt, teils zinnober rot, teils gelbgrün, teils ultramarinblau. In ihrer Mischung auf der Platte erscheinen sie in der Durchsicht als eine grau weiße Schicht. Auf Glasplatten durch Maschinen möglichst gleichmäßig nebeneinander liegend verteilt, kleben sie mittels einer Kautschuklösung, die vorher auf die Platte gebracht wurde, an dieser fest, so daß der Überschuß an Farbkörnern abgefegt werden kann, damit nirgends doppelte Lagen über einander kommen. Nach Anfeuchtung preßt man die Platten, wodurch die Körner breitgedrückt werden; die dennoch ver bleibenden Lücken füllt der Fabrikant durch Aufstauben einer schwarzen Substanz aus. Da die gefärbten Stärkekörner fast undurchsichtig sind, die Autochromplatten daher nur ungenügende Transparenz besitzen, wird die Schicht mit Spirituslack übergossen, wodurch sie durchsichtig werden und zugleich einen Schutz gegen Beschädigung erhalten. So kommen die Platten in den Handel. Die Erfinder und Fabrikanten fügen eine genaue Gebrauchsanweisung bei und liefern alle Chemikalien zur Entwicklung und Fixierung. Die Autochromplatte läßt nur des auffallenden Lichts durch und erscheint in der Durchsicht grau mit einem rötlichen Schein. Unter dem Mikroskop sieht man das leb haft gefärbte Mosaik. Es herrscht darin Grün vor. Bei nur drei Farben muß die gleichmäßige Verteilung große Schwierigkeiten bieten. Die regellose Farbenzusammen setzung stört im farbigen Bilde natürlicherweise etwas, die enorme Kleinheit der Körper gleicht den Übelstand indes einigermaßen wieder aus. Entfallen doch auf den Quadrat- millimeter etwa 10 000 Körnchen, also auf den Quadrat zentimeter rund eine Million, während von den feinsten Autotypiepunkten auf den Quadratzentimeter nur etwa 1000 gehen. Die Farben der Bilder entstehen auf der farblosen Rasterfläche, und das erforderliche Abdecken eines Teils der Farbenelemente übernimmt selbsttätig der photographische Prozeß. Die Erfolge der Gebrüder Lumisre haben begreiflicher weise andere Erfinder angeregt, auf ähnliche Art polychrome Farbenraster herzustellen. Dabei ist man wieder auf den Linienraster verfallen, den ich bereits erwähnte. So bemüht sich die Loolste ck-mgla mit einem gedruckten Kreuzraster (»OwmLolors«), und das Warner Powrie-Verfahren strebt ein Linienraster durch Kopieren auf Chromatschichten an. Die Neue Photographische Gesellschaft stellte Blöcke her, be stehend aus abwechselnden dünnen Blättern, die blau, grün und rot gefärbt werden; von oben her durchschnitten, sollen sich Dreifarbfilter ergeben, die man billig Herstellen will. Resultate aller drei Verfahren fehlen noch gänzlich. Das auf der Lumisreplatte entstehende Bild ist ein aus Pigmenten (Färbestoffen) bestehendes Dreifarbenbild. Die 744»