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5732 Börsenblatt s. d. Ltschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 118, 22 Mai 1S08. Bromsilberteilchen haben einen Durchmesser von i/,<><», mm, vergrößern sich aber bei der Entwicklung und Verstärkung auf etwa das Dreifache. Es gehören also immerhin einige Silberpartikeln dazu, um ein Stärkekorn von mm Durchmesser zu decken. Die Autochromplatte kann mit einfachen Apparaten und, wie gesagt, von Laien mit ganz gutem Erfolge benutzt werden, will man aber ein sehr lichtstarkes Bild erzielen, so muß man für ein lichtstarkes Objektiv und für sehr kräftige Beleuchtung sorgen. Starke Kontraste vermeide man möglichst. Blenden und Schirme kann man in der Regel außer Anwendung lassen, da die Modulation schon durch die Farbe herbeigeführt wird und vieles klar gibt, was in der Schwarzphotographie schwer herauszubringen ist. Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist, daß man bei längeren Expositionen gute Aufnahmen selbst bei mangel haftem Licht in Jnnenräumen, z. B. in Ausstellungssälen und Zimmern, in Lazaretten und Museen, erzielen kann. Weiß wird leicht etwas unrein mit rötlichem Schein und muß mit Geschick, ja nicht zu grell retuschiert werden. Wegen der erforderlichen langen Belichtung muß man sonnenbeleuchtete Landschaften nach der Natur bei wind stillem Wetter aufnehmen. Obwohl es bis jetzt nicht gelungen ist, Autochrombilder anders als auf Glas zu kopieren, ist die Autochromplatte doch bis heute die vollkommenste erreichte Lösung des Pro blems der Farbenphotographie. Die Erfinder sind übrigens stark damit beschäftigt, ein Kopierverfahren zur Vollendung zu führen. Erprobt ist, daß die mit Lumisreplatten gewonnenen Diapositive haltbar sind und durch ihre Benutzung die Farbenphotographie bedeutend erleichtert wird. Man gewinnt mit ihrer Hilfe schon heute zahlreiche getreue farbige Wiedergaben der Natur, das Reproduzieren von Gemälden ist erleichtert auch durch den Umstand, daß man in dem Autochrombilde eine hand liche Vorlage für die Wiedergabe stets zur Hand haben kann, um bei Herstellung der Druckplatten dem Chemi- graphen, beim Druck dem Buchdrucker wichtige Dienste bei der Abstimmung leisten zu können. Als die ersten Autochrombilder nach Deutschland kamen, war man überrascht, ja völlig verblüfft. Als ich dann die ersten Autochromplatten sah, die von den Erfindern an einen Freund in Berlin überlassen worden waren, und ich die sämtlichen Aufnahmen betrachten konnte, die dieser Herr unmittelbar nach Empfang der Platten gemacht hatte, da war ich erstaunt, fast lauter gute, gelungene farbige Bilder zu sehen, von denen einige in der Feinheit gebrochener zarter Töne und Übergänge geradezu entzückend und von einer Naturwahrheit mir erschienen, wie ich sie bisher im Bilde nie gesehen hatte. Man erkannte in Fachkreisen, als die Platten in Deutschland in den Handel kamen, ihre unleugbaren Vor züge an, behauptete aber fast einhellig, es werde nie möglich sein, nach diesen farbigen Glasbildern gute Reproduktionen in Teilauszügen der drei Farben und gute Drucke zu er zielen. Es dauerte aber nicht lange, so vernahm man, daß es der Graphischen Kunstanstalt E, Hamböck, Inhaber Joh. Mühlthaler, in München gelungen sei, recht gute Drei farbenplatten und Drucke nach Autochromplatten herzustellen. Die Firma Hamböck hatte sich bereits seit einigen Jahren mit Versuchen auf dem Gebiete der Dreifarbenreproduktion beschäftigt. Bei der Autochromplatte erschien das Passen der drei Teilplatten lange Zeit als eine Illusion und die Resultate waren wenig ermutigend, zumal Lumisrekorn und Raster nicht einig gingen und auch sonstige Schwierigkeiten im Wege lagen. Dennoch wurden von Hamböck-Mühlthaler ziemlich schnell gute Erfolge errungen. Auch die Kunstanstalt von Rudolf Schuster hier in Berlin, bekannt durch ihren großen Verlag von Heliogravüren, hat zu gleicher Zeit, wenn nicht noch früher, gute Dreifarben-Auszüge für Buchdruck — also Autotypieplatten — hergestellt. Kürzlich sahen wir zwei Serien Ansichtspostkarten, Blumen und Früchte, nach Auto- chromien in Autotypie durch Römmler L Jonas in Dresden hergestellt und in den Handel gebracht. Kurzum, es ist bereits ein erfreulicher Wetteifer eingetreten, der uns hoffen läßt, es werden weitere Fortschritte nicht ausbleiben. In welcher Weife es einzelnen Reproduktionsanstalten bisher gelungen ist, aus Autochrombildern entsprechende Teilauszüge für Dreifarbendruckplatten zu erzielen, darüber verlautet noch nichts Näheres. Der Druck ist derselbe wie von den bisherigen Drei- farben-Druckplatten. Die Druckfarben müssen sich peinlichst genau den Filtern anpassen. Die Filter müssen ebenso sorgfältig nach den Originalen abgestimmt werden. Die Möglichkeit erzielbarer größerer Feinheit legt die Pflicht sehr nahe, in Material und Arbeit das Äußerste aufzuwenden, um das Höchste zu erreichen, was die wunderbare Feinheit der Originale, basierend u. a. auf der enormen Feinheit des Lumisre-Rasters, nur herzugeben vermag. Nicht unerwähnt darf es bleiben, daß, wenn auch nicht in Anwendung für den Buchdruck, vielmehr für den Kupfer druck, vor etwa 200 Jahren bereits der in Frankfurt a. M. geborene Kunstmaler Le Blon auf die Idee kam, Schwarz kunstblätter, besonders Porträts, mit drei Platten: Gelb, Blau, Rot zu drucken, um farbige Kupferdrucke zu erzielen, was ihm auch vortrefflich gelang. Das Königliche Kupfer stich-Kabinett zu Berlin besitzt eine Anzahl künstlerisch ge lungener Blätter von ihm und seinen wenigen Schülern. Jakob Christoph Le Blon erhielt 1740 zwar ein französisches Patent auf seine Erfindung, starb aber bereits 1741 als armer Mann im Lazarett. Uns verheißt der Dreifarbendruck mit Hilfe der Photo graphie noch Großes, wenn die chemigraphischen Anstalten und die Drucker es verstehen lernen, mit Sicherheit vollendet naturfarbig, bzw. originalgetreu zu reproduzieren und zu drucken. Als eine der neuesten wissenschaftlichen Anwendungen der Farbenphotographie nach Lumisreplatten wurde jüngst gemeldet, daß in Paris im Laboratorium für pathologische Physiologie des OolltzZs äs Uranos der Akademie der Wissen schaften Klischees farbiger Mikrophotographien vorgelegt wurden, die in dreißig- bis tausendfacher Vergrößerung alle farbigen Einzelheiten der photographierten Präparate wieder geben. Besonderes Interesse erregten die Bilder von Schnitten durch die Wirbelsäule, durch die Eingeweide eines Frosches, durch das Herz eines Kaninchens u. a. Eine ungeheure Perspektive von Errungenschaften in Wissenschaft, Technik, Kunst und Gewerbe eröffnet sich. Drucker und Buchhändler aber dürfen stolz sein, wacker mithelfen zu können, diesen Fortschritten die Wege zu bahnen. — Etwa 50 Antochrom-Diapositive, zum großen Teil vor trefflich in naturfarbiger Wirkung, wurden während des Vortrages durch den Bildwerfer in starker Vergrößerung gezeigt, ausgestellt aber waren zahlreiche Drucke nach Auto- chromien von Hamböck, München, Rud. Schuster, Berlin, und Römmler L Jonas, Dresden. Internationaler Verleger-Kongreß 6. Tagung, Madrid, 26.—30. Mai 1908. (Vgl. Nr. 16, 31 u. 48.) Die neueste Nummer (16. Mai 1908) der -llidlioxralia Lspaüola-, des offiziellen Organs des spanischen Buchhändler-