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Redaktioneller Teil. V 33, 10. Feoruar 1810. In letzter Zeit wurde es nun durch eine neuerliche Ein gabe dem Ministerium nochmals nahegelegi, das berechtigte Verlangen des Verlages zu berücksichtigen. Unter Hinweis aus die inzwischen verschärfte Notlage des Schulbücherver- legers wurde der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß die Verteuerung der Herstellungskosten durchaus nicht unmittelbar nach dem Kriege aushöre, sondern zu befürchten sei, daß die Preise erst nach und nach wieder in normale Verhältnisse ge leitet werden könnten. Zu Punkt 2 der Ablehnung wurde festgestellt, daß seit Kriegsbeginn ungefähr 250 Schulbücher Bayerns ganz oder teilweise neu aufgelegt worden sind; bei Punkt 3 wurde darauf hingewiesen, daß gegenüber den geringen Ausgaben für Schulbücher die großen Beträge, die das in Frage kom mende Publikum für materielle Dinge ausgibt, doch gewiß nicht geltend gemacht werden könnten, wenn es sich um Er füllung berechtigter Interessen eines ganzen Berusszweiges handelt. So hoffen wir, daß die Eingabe, die dahin zielt, eine Erhöhung des Ladenpreises der ministeriell genehmigten Lehr bücher um 10»/„ solange zuzulassen, als die Verteuerung der Herstellungskosten andauert, Aussicht auf Gewährung durch unser Ministerium haben wird. Seiaufderwacht. Das Weihnachtsgeschäft 1915. (Fortsetzung zu Nr. 30—32.) Aus Leipzig weiß Herr Leopold Hagemann, Inhaber! der Serig'schen Buchhandlung, gleichfalls von einem erfreulichen! Weihnachtsgeschäft zu berichten: Im grossen und ganzen kann man sagen: die Befürchtungen, die man im November hegte, sind nicht eingetroffen. Das Weihnachts geschäft ließ sich gnt an und setzte bei mir, wie wohl bei den meisten meiner Herren Kollegen, bereits Anfang Dezember mit dem Vcr-' senden der Bücher ins Feld ein. Der Kasscnabschlus; mancher Lage ließ wohl zu wünschen übrig: im großen und ganzen war das Resultat aber ein günstiges, und ^ der Barverkauf besser als im Jahre vorher, im Kricgsweihnachten 1914. Natürlich war der Gesamtertrag mit dem eines früheren fried lichen Weihnachtsfcstes nicht zu vergleichen. Daß aber vor allem der Barverkauf sich nicht allein im Dezember, sondern auch in den beiden vorhergehenden Monaten gehoben hat, ist doch sicher ein Grund zur Dankbarkeit. Ob aber bei den -Herren Kollegen und in meinem Geschäft der verminderte Absatz wissenschaftlicher Literatur durch den Mehr absatz belletristischer Literatur, die doch zu Weihnachten beim Kaufen bevorzugt wird, sich ausgleicht? Wer mag das entscheiden? Was die Art der gekauften Bücher anbelangt, so wurden ins Feld und in die Lazarette, fast ausnahmslos auf Wunsch der Be schenkten, nur solche Bücher versandt, die mit dem Kriege nichts zu tun hatten. Bon Romanen wurden die des Staackmannschen Ver lags, an deren Inhalt und günstigen Bezugsbedingungen man seine Helle Freude haben kann, bevorzugt. Außerdem »gingen« Laufs, »Anuc Susanne«: Ganghofer, »Die Trutze von Trutzberg« und in den letzten Tagen auch der neue Wnndtschc Bergsteiger-Roman. Überwiegend stark war der Verkauf von Jugendschriften krie gerischen Inhalts für Knaben und Mädchen, soweit letztere ihr männliches Herz entdeckt hatten. Der alte Cooper schlummerte sanft in den Tälern des Delaware: kein Mensch fragte nach ihm, es mußte alles auf den Ton des Weltkrieges gestimmt sein. Der Verkauf von Bilderbüchern war mäßig: wozu hätten wir denn auch sonst die Spielwarengeschäfte und die »gesegneten« Warenhäuser?! Tie Vertriebsmittel könnten nach meiner Meinung in jedem Jahre mehr und mehr beschränkt werden. Das Publikum wird mit Katalogen so bombardiert, daß auch der Katalog »seines Hof- und Leibbuchhändlers« — denn es gibt doch noch Kunden, die zu ihrem Buchhändler in einem persönlichen, freundschaftlichen Verhältnis stehen — keinen Eindruck macht. Und daß unsere Kataloge in den Papierkorb, die Kinderstube oder andere verschwiegene Räume wan dern, dazu geben wir unser Geld doch nicht aus. Der kleine, in Buchform hcrausgcgebcne Volckmarsche Katalog hat mir gute Dienste geleistet. Es kommt darauf an, kleine Kata- logc, nicht aber umfangreiche Wälzer zn versenden. 150 - Neben Sortimentern haben sich auch einige Verleger über den Weihnachtsverkauf ihrer Firmen geäußert. Es entspricht dem guten Geschäftsgänge im Sortiment, der mit erfreulicher Überein stimmung gemeldet wurde, daß auch sie sich befriedigt äußern können. Die Verlagsfirma Richard Mühlmann inHallea. S. hat zudem — leider zu ihrem teilweisen Schaden — die gleiche Erfahrung mit der herrschenden Abneigung gegen Kriegsliteratur gemacht wie fast alle Sortimenter. Und wenn manche der letzteren in ihren Berichten mit gelegentlichen Seilenhieben auf den Ver lag nicht gerade sparsam sind, so mögen sie aus der Ermahnung der Firma Levh L Müller, Stuttgart, entnehmen, daß auch in ihren Reihen gesündigt worden ist. Wir lassen beide Briefe hier folgen: Kleinere Schriften von 1 bis 2 ^ sind stark gekauft worden und viele ins Feld gegangen. Auch ist mein Jahrbuch »Neue Christo- terpe«, das vorzugsweise kleinere Erzählungen bringt, bedeutend stärker als früher abgesetzt worden. Es gingen viele Exemplare an die Lazarette und ins Feld. Ein kriegerischer Roman, den ich ver öffentlichte, und der von der Presse gut beurteilt wurde, hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt, während ein Roman, der in gar keinem Zusammenhänge mit dem Kriege steht, sondern in fried lichen Tagen spielt, einen großen Erfolg gehabt hat. Ich entnehme daraus, daß das Publikum die Kriegsliteratur satt hat und für gute Romane, die stofflich abseits des Weltkriegs stehen, empfänglich ist. I Im allgemeinen kann ich nur sagen, daß der Verkauf gegen das vorige Weihnachten einen erheblichen Aufschwung genommen hat. -Halle a/S. Richard Mühlmann, Verlagsbuchhandlung (Max Grosse). Der Absatz unserer Jugendschriften in vergangener Weihnachts zeit war ein ungewöhnlich starker, eine Erscheinung, die im Hin- ^ blick auf die schwere Kriegslage, in der wir uns befinden, gewiß ! als eine sehr befriedigende bezeichnet werden darf. Sehr beklagens- j wert ist aber der Umstand, daß viele Bestellungen erst ganz kurz I vor dem Feste bei uns eintrafen, und daher nicht mehr rechtzeitig erledigt werden konnten, darunter solche, die, von Anfang Dezember I datiert, erst Mitte des Monats oder noch später in Leipzig »auf i Buchhändlerweg« eintrafen oder zum Teil erst nach Weihnachten in unseren Besitz gelangten. Nichtbeachtung unserer Rundschreiben und Anzeigen im Börsenblattc, häufig auch gar zu spärliche Auf tragserteilung verursachten den Minderverkauf von Hunderten von Büchern, deren Absatz sonst dem Verlag und dem Sortiment ge sichert gewesen wäre. Auch das Vorschreiben eines höheren Rabatts ist häufig Ursache unliebsam verzögerter Beförderung. Stuttgart. Levy L Müller. In eine ernste Mahnung, der der Erfolg nicht versagt bleiben möge, hat Herr Paul Wunschmann, Wittenberg, seinen Be richt gekleidet, der trotz seiner Kürze viel Beherzigenswertes ent hält und in dem wenigen, was er über den Geschäftsgang im eige nen Hause sagt, mit vielen anderen, die hier zu Worte kamen, im wesentlichen übereinstimmt: Die aus dem Geschäftsjahr 1915 zu ziehende Nutzanwendung für praktischere Betätigung und Verteilung der Arbeitskraft wird ver schieden sein, je nachdem die im Felde befindlichen wissenschaftlich gebildeten Bücherkäufer den sonst weniger lesedurstigen soldatischen Besuchern, die sich in den Kasernen langweilen, Platz gemacht haben: der Ladcnverkehr ist größer, die Bestellungen aus der Studierstube lind kleiner als sonst gewesen. Zugenommen hat leider auch die Un sicherheit der Verkehrsanstaltcn, der öffentlichen und der buchhänd- lcrischen, auch in den Fällen, wo Personal- und Wagenmangel als Entschuldigung geltend gemacht werden konnte: zugenommcn auch die Rücksichtslosigkeit und Gedankenlosigkeit, durch die das Spescn- konto des Sortimenters belastet wird, während alles zur Sparsamkeit und Überlegung auffordert: hier kann außerordentlich vieles besser werden, wenn die Verleger entfremdende Maßnahmen durch Ent gegenkommen bei direkten Bezügen ersetzen. Den Schluß der Berichte möge die Zuschrift des Vereins der Buchhändler zu Fr ei bürg i. Br. bilden, aus der hervorgeht, wie zweckmäßig und nützlich der Zusammenschluß ortsange sessener Sortimenter vor allem auch in Fragen der Reklame ist: kkabent 8ua kata libelli — Bücher haben ihre Schicksale. Das Schicksal läßt sich aber meistern und lenken, denn auch hier gilt die alte Erfahrung: Jeder ist seines Glückes Schmied. Von diesem Ge danken durchdrungen hatte der Verein Freiburger Buchhändler rechtzeitig Vorsorge getroffen, um dem Buche beim Weihnachts geschäft den ihm gebührenden Platz zu sichern. Hier in Freiburg, der Südwestecke des Deutschen Reiches, wo fast Tag für Tag der Kanonendonner aus den Vogesen hörbar, und manches Mal auch