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smblllttAdMMMuchhlMdel ?Deutjchen Reiche zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez.?? des Dörjenvereins die viergejpaltene Pelitzeile oder deren ^ *36 Mark jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung?? Naum 15 6.13.50 M-.'/r 6.26 6-50 M.; für Nicht- ?über L«npzig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in?? Mitglieder 40 Hf.. 32 M.. 60^M.. 100 M. — Beilagen werden 2 RWMmd^MrstMerÄMerAMAenD^'HLMr)ü^Lpsia Rr. S3. Leipzig, Donnerstag den iO. Februar 19i6. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Münchener Briefe. i. Das Weihnachtsgeschäft. — Geschäftliche und gesellige Einrichtungen. — Schulbiicherzcit. — Teuerung und Schuibücherpreise. Kriegsweihnachten 1915 liegt hinter uns. Es ist eine angenehme Pflicht des Chronisten, berichten zu können, daß der Buchhandel mit dem geschäftlichen Erfolg durchweg zu frieden sein konnte. Am begehrtesten war gute Roman literatur und das Verlegertrio Langen - Staackmann - Fischer wird diese Tatsache gerne bestätigen. Auch gute teure Pracht werke haben ihre Käufer gefunden; dagegen war Kriegs- literatur weniger begehrt. Auffallend gering war die Nach frage nach guten Jugendschristen und Bilderbüchern. Das Warenhaus mit seinen Lock-(Ramsch-)Artikeln gewisser Bilder- buch- und Jugendschriftenfabrikanien zieht durch seine stapelweise Aufstellung der eigens für sie erzeugten dick leibigen Jugendschriften und Bilderbücher auch kaufkräftiges Publikum an sich. Die Käufer werden bestochen durch das »Pfundgewicht, der Bücher, während Inhalt und Aus stattung derselben meist nicht den geringsten Anforderungen entsprechen. Hier wäre für die schon früher einmal geplante Vereinigung der Jugendschriftenberleger ein dankbarer Feld, das Publikum auszuklären und dabei zu erwirken, daß letzteres darauf htngewiesen wird, daß auch die Jugendschrift und das Bilderbuch beim Buchhändler gekauft werden sollten. Eine sehr begehrenswerte Erscheinung unter den diesjährigen Weih nachtskatalogen war der »Almanach der Vereinigung Münchener Verleger«. Sein ansprechendes Äußere und der geschickt zu sammengestellte Inhalt haben manchen Bücherkäufer zu größeren Bestellungen veranlaßt, als er zuvor geplant hatte. Auch dem Sortimenter muß der Almanach recht gut gefallen haben, denn nicht immer konnte eine so gewissenhafte und ersolg- brtngende Verteilung eines Katalogs festgestellt werden, und Aufträge auf Tausende von Exemplaren konnten, da zu spät aufgegeben, nicht mehr ansgeführt werden. Diese Tat sache wird die genannte Vereinigung veranlassen, auch für die Folge stets darauf bedacht zrn sein, dieser nun alljährlichen Erscheinung weiterhin eine besondere Aus- stattung und Zugkraft zu geben. Dte Einigkeit des Mün chener Gesamtbuchhandels — Verlag und Sortiment — trägt schon jetzt ihre guten Früchte. Die erst wenige Wochen vor Weihnachten ins Leben gerufene Münchner Kommisstons buchhandlung hat sich in dieser kurzen Zeit vorzüglich bewährt, und es wird nicht lange dauern, bis wettere namhafte Ver leger hier ausliefern lassen. Die Zeiten, da man einen orts ansässigen Berufsgenossen einmal im Jahre, vielleicht zur Ostermesse in Leipzig begrüßen konnte, sind seit den »Geselligen Abenden« im Künstlerhause vorbei, dte von dem 1. Vorsitzenden des Münchner Buchhändlervereins, dem »Vater Nusser«, vor etwa Jahresfrist geschaffen wurden. In bunter Reihe sitzen Verleger und Sortimenter bei einfachem Mahl zusammen, und auch Gegensätze, die früher vielleicht bestanden, sind llberbrllckt worden. Mancher Kollege, der bis dahin die »trockenen« Ver sammlungen niemals besuchte, findet an der neugeschaffenen Einrichtung Gefallen, zeigt jetzt lebhaftes Interesse für Be rufsfragen und dankt dies dem Vorstand durch Mitarbeit und tatkräftige Förderung der von uns zu verwirklichenden Unter nehmungen. Auf die bevorstehende Schulbücherzeit wird durch die Anzeige eines Schulbuchverlages im Börsenblatt hingewiesen, die besagt, daß der Austraggeber für eine Bestellung in Höhe von 100 eine Kiste zur Versendung der Bücher beisügen wolle, da es unmöglich sei Packstricke zu beschaffen. Die Lage der Schulbuchoerleger ist augenblicklich nicht beneidens wert, aber es dürften sich doch Auswege finden lassen, um dem Sortimenter den an und für sich wenig lukrativen Schul bücherverkauf nicht durch erschwerten Bezug noch mehr zu verekeln. Schon das Berechnen von Bindfaden für die Ver packung von Postpaketen, mit dazu ganz unbegründeten Preisen, ist kein solcher Ausweg. Während in dieser schweren Kriegszeit beinahe alle Er- werbszweige dahin trachten und auch trachten müssen, die erhöhten Kosten und Lebensbedtngungen dadurch, teilweise wenigstens, wieder hereinzubringen, daß sie auf dte von ihnen vertriebene Ware einen entsprechenden Zuschlag erheben, ist der deutsche Buchhandel hier noch vielfach im Hintertreffen. Während wir im deutschen Süden schon längst beim Publikum die Rabatte beseitigt haben, gibt es noch immer einzelne Orts- und Kretsvereine, denen der von den Verlegern be willigte Rabatt zu hoch erscheint, so daß sie trotz der Zeiten Not dem Publikum Rabatt gewähren. Spätere Tage werden diese Genügsamkeit nicht verstehen. Bei uns in München haben nicht nur die Papierhändler, die Buchdrucker, ins besondere die Buchbinder erheblich aufgeschlagen, sondern auch Schneider, Schuster und andere ehrenwerte Leute. Ja es wurde sogar von der Presse als selbstverständlich bezeichnet, daß auch die Glaser einen den Zeitverhältnissen entsprechenden Mehrbetrag für ihre Leistung forderten. Nur der deutsche Verlag mit wenigen mutigen Ausnahmen und das deutsche Sortiment stehen in gewohnter Entsagungssähigkett zurück. Insbesondere der Schulbuchverleger merkt dte Schwere der Zeiten. Bei uns in Bayern werden die Preise der ministeriell gebilligten Lehr mittel sowohl für die Volks-, als auch die höheren Schulen vom Ministerium aufs genaueste überwacht und waren infolgedessen schon in Friedenszeiten so niedrig als nur möglich gehalten. Mit Argusaugen werden von den Behörden die Schulbücher- verzeichnisse durchgesehen, und kein Verleger darf es wagen, feine Preise ohne ausdrückliche, neu einzuholende Zustimmung des Ministeriums zu erhöhen. Der Zetten Not zwang zu einer Eingabe, die unterm 1. Juni 1915 an die Behörde gerichtet, jedoch schon am 22. Juni abschlägig beschicken wurde. Als Gründe waren angegeben: 1. die nicht zu bestreitende Papierpreiserhöhung seitens der Papierfabriken und Buchbinder dürfte Wohl nur vorübergehender Natur sein, 2. neue Schulbücher oder Neuauflagen seien seit Kriegs, beginn nur in verschwindend kleiner Zahl hergestellt worden, 3. die Rücksichtnahme auf die Eltern der Schüler, die zum größten Teil aus bedürftigen Verhältnissen stammten, zwänge zu einer Ablehnung. 149