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Redaktioneller Teil. ^ 33, 10. Februar 1916. slir die Ausfuhr nach Österreich-Ungarn gemäß der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 3. August 1915 bleiben bestehen. Die Aus fuhr von Karten usw. in das unter deutscher Verwaltung stehende besetzte feindliche Gebiet unterliegt nach wie vor der Zustimmung des Generalquartiermeisters oder des Oberbefehlshabers Ost, bzw. des Generalgouverneurs von Warschau oder Belgien. Verleger von Karten werden daher im eigenen Interesse wie auch in dem des Sortiments handeln, wenn sie sich mit der Militär behörde ihres Bezirks von Fall zu Fall über die Zulässigkeit der An fertigung und des Vertriebs von Karten, Reiseführern und Reise handbüchern verständigen und sich auch darüber versichern, ob sie nach den Bereichen anderer Generalkommandos eingesllhrt werden können. So unangenehm die Beschränkungen, denen diese Verkaufsgegenstände je nach Auffassung der einzelnen Generalkommandos über die Not wendigkeit größeren oder geringeren Schutzes der in Betracht kom menden Landestcile unterworfen werden, auch sein mögen, so wird sich doch kein Buchhändler der Erkenntnis entziehen, daß alle privaten In teressen vor dieser Notwendigkeit zurückzutreten haben. Der deutsche Kongreß für innere Medizin, die größte Vereinigung der Kliniker Deutschlands, die sonst alljährlich in Wiesbaden zu tagen pflegte und im vorigen Jahre wegen des Krieges keine Sitzung ab gehalten hat, veranstaltet eine außerordentliche Tagung am 1. und 2. Mai in Warschau. Verhandelt wird über diejenigen Krankheiten, die im Kriege eine besondere Wichtigkeit erlangt haben, und zwar wer den besprochen als Hauptthemen der Typhus, die Ruhr, Fleckfieber, Cholera, Herz- und Nierenkrankheiten. Es werden nur Referate mit anschließender Diskussion abgehalten; freie Vorträge werden nicht zugclassen. Als Redner können Militär- und Zivilärzte auftreten, die dem Deutschen Reiche oder den verbündeten Staaten angehören. Angehörigen neutraler oder feindlicher Staaten kann der Zutritt nicht gestattet werden. Da die Tagung im besetzten Gebiete stattfindct, muß jeder Teilnehmer mit einem vorschriftsmäßigen Paß versehen sein. Die näheren Bedingungen darüber werden seinerzeit noch bekannt gegeben werden. Diese Tagung ist die zweite größere wissenschaftliche Veranstaltung, die im okkupierten Gebiet abgchaltcn wird. Die Kriegs chirurgen haben im vorigen Jahre in Brüssel eine größere Tagung über ihr Spezialgebiet veranstaltet. Verschiebung der Cervantes-Feiern. — Zum 300jährigen Todes tage des großen spanischen Dichters am 18. April d. I. waren von der spanischen Negierung große Feiern im ganzen Lande geplant. Diese Feiern sind jetzt von der Negierung endgültig bis zu den allgemeinen Friedensfciern verschoben worden. den Stillen, die wie Mörike das Leben in Dichtung umgestalten, ohne Sucht zu wirken und ohne Ehrgeiz. Eine Anzahl lyrischer Samm lungen vereinigt die Ernte seines dichterischen Wirkens: »Mynheer der Tod«, »Tanz und Andacht«, »Zwischen zwei Nächten«, »Neue Fahrt«, »Mit dem Leben«, »Hohe Sommcrtage«, »Frohe Fracht«. Auch eine Anzahl Romane stammt aus seiner Feder, so außer dem schon genannten Buchhändlerroman »Aus dem Durchschnitt«, »Der Mann im Nebel«, »Die Kinder aus Ohlsens Gang«. Sprechsaal. Das Bestellbuch. Nirgends wird soviel bestellt wie im Buchhandel. Und vielleicht liegt gerade deshalb die Organisation des Bestellungswesens so im argen wie hier. Der Bestellbuchposten wird am besten bezahlt, weil er der schwierigste ist, und dennoch ist nichts einfacher. Nachfolgend ein erprobtes Verfahren: Vor allen Dingen heißt es das Bestellbuch abschaffen. Bisher war es doch so: machte ein Kunde eine Bestellung, so schrieb Ge hilfe ^ diese Bestellung auf einen Zettel, Gehilfe L diese in ein Be stellbuch, und 0 schrieb dann endlich die Bestellung aus. Reklamierte der Kunde nach 14 Tagen, so blätterte man verzweifelt die Bestellbuch- Seiten durch, bis man endlich den Namen des Kunden entdeckte — und dennoch keine Auskunft geben konnte. Jetzt: vorn im Laden liegt ein Bestellblock mit hundert Zetteln aus gutem Schreibpapier und wie ! folgt bedruckt: Nmscdicken Personalnachrichten. Wilhelm Fabcr s. — Wie aus Jlsenburg am Harz ge meldet wird, ist dort am 7. Februar Gcneralsuperintendent v. Wilhelm Faber aus Berlin im Alter von 70 Jahren einem Herzschlage erlegen. Außer zahlreichen Predigtsamm lungen hat er verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen in theo logischen Zeitschriften veröffentlicht. Für das von Hinneberg heraus gegebene Sammelwerk »Kultur der Gegenwart« hat er in dem Bande »Moderne Theologie«« den Abschnitt »Praktische Theologie« verfaßt. 1808 wurde er zum Gcneralsuperintendenten von Berlin ernannt. Mario Scgontini s. — In Maloja ist Mario Segantini, ein Sohn des großen Malers, im Alter von 27 Jahren nach längerer Krankheit gestorben. Mario Segantini war wie sein Vater ursprünglich Maler, hatte sich jedoch vor mehreren Jahren in Berlin zum Flieger ausge bildet und sich darauf in Mailand niedergelassen, wo er Fluglehrer werden wollte. Bei Ausbruch des Krieges verließ er Mailand und kehrte nach Maloja, wo noch die Witwe Segantinis lebt, zurück. Gustav Falle 's. Wie aus Hamburg gemeldet wird, ist dort am 8. Februar der Dichter Gustav Falke im Alter von 63 Jahren ge storben. Falke ist aus dem Buchhandel hervorgegangen, dem er auch nach seiner Lehrzeit, der der Krieg 1870/71 ein vorzeitiges Ende be reitete, noch einige Jahre als Gehilfe angehörte, ohne jedoch in diesem Berufe irgendwelche Befriedigung zu finden. Er hat diese Zeit aus führlich in seiner^ Lebcnsgeschichte »Tie Stadt mit den goldenen Tür men« geschildert und kein Hehl daraus gemacht, wie gern er den Buch handel, als sich ihm die Gelegenheit bot, mit dem Beruf eines Klavier lehrers vertauschte. Eine Frucht seiner Zugehörigkeit zum Buchhandel war auch der Roman »Landen und Stranden«, der in Buchhändlerkrcisen spielt. Ten Weg zur Dichtkunst hat Gustav Falke nur langsam und schwer gefunden. Er war einer von ^ I Ü6-ttv11-dlr. ^ kittl-Nniinb VsrloZor: I l Nr. Jeder Gehilfe und jede Aushilfe kann einen derartigen Zettel ausfüllen, bei Eile auch der Besteller selber. Nachdem der Vor druck in allen seinen Teilen ausgefüllt ist, wandert er zum Bestell buchführer. Dieser nimmt sofort die Bestellung vor und erledigt sie, worauf der Zettel in die Kartothek kommt, alphabetisch geordnet nach dem Bestellernamen. Nach acht Tagen kommt der Leipziger Ballen, wird ausgezeichnet, und der Bestellbuchführer nimmt seine Kartothek vor und gibt die angekommenen Bücher mit dem Originalbestellzettel zur Expedition oder versieht den Zettel mit der Antwort des Ver legers. In der Expedition wird auf dem Zettel bemerkt, was mit der Bestellung geschehen ist. Darauf wird der Zettel endgültig ab- ge.legt, auch wieder in einer Kartothek alphabetisch nach Namen. Kommt nun nach 14 Tagen der Besteller und fragt nach seiner Bestellung, daun muß entweder der Zettel sofort im Alphabet beim Bestellbuchsührer oder, falls die Bestellung schon erledigt ist, mit genauer Auskunft sofort in der Kartothek in der Expedition zu finden sein. Dieses Ver fahren hat auch den Vorteil, daß man nach einiger Zeit sofort übersehen kann, was dieser oder jener Kunde bestellt hat, so daß man ihm an Hand dieses Materials gute Auswahlsendungen machen und dadurch den Absatz verdoppeln kann. Organisation, meine Herren, Organisation! Tilsit, den 6. Februar 1916. Alfred Benda i. Fa. Arthur Richter, Buchhandlung^ 152 chnLWso. Adresse