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2380 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. «8. 23. Februar 1S12. Zusammengestellt, herausgegeben und verlegt von Fried rich Jans» in Leipzig, erscheint ein neues Künstlerlexikon mit dem Titel »Deutsche Bildende Künstler in Wort und Bild« (gebunden in Leinwand 18.—). Ob so etwas eine Notwendigkeit ist? Man kann bejahen und ver neinen zugleich. Es ist Wohl einzusehen, daß die jüngeren Künstler, die noch nicht in den großen, von der Kunsthistorik sanktionierten Kunstlexika vertreten sind, auch den Wunsch haben, in dieser Form dem deutschen Kunstfreund bekannt zu werden, und ich bin keineswegs dafür, daß nur immer ans den großen bekannten Meistern herumgcritten wird. Aber schließlich hätte man dem Herausgeber doch eine etwas glücklichere Hand wünschen mögen, um solch einer Publikation eine eindrucksvollere, würdigere Form zu geben. Weniger wäre mehr gewesen, und eine strengere Redaktion hätte den allzu eifrigen Selbstbiographen hier und da ganz energisch mit dem Bleistift zuleibe rücken müssen. Aber das mag natürlich bei einem solchen Appellbuch an die liebe Eitel keit nicht möglich sein, und so konnte es passieren, daß die wirklichen Künstler und Könner neben den kleinen Talenten und Talentchen, die sich da breit und Protzig zur Schau stellen, eine höchst klägliche Rolle spielen. Natürlich nur in diesem Buche, das nach Art und Anlage einen nicht gerade erfreu lichen Beitrag zu jener Selbstverherrlichungsliteratur bildet, mit der findige Köpfe immer noch ein recht einträgliches Geschäft machen. Von der Neuen Photographischen Gesellschaft, Berlin- Steglitz, liegt ein neuer Kunstkatalog vor, der ihren populären Veröffentlichungen gewiß viel neue Freunde! m Käuferkrcise zuführen und dem Kunsthändler nicht unwesentlich das Ge- schüft erleichtern wird. Nur drängt mir jeder neuerscheinende Kunstkatalog immer wieder die mich schon seit langem be schäftigende Frage einer durchgreifenden Reform aller Knnst- kataloge auf, die trotz des enormen Kostenaufwandes, trotz der Riesenarbeit, die in ihnen steckt, dem Händler das Leben und das Geschäft doch recht schwer machen. Wenn meine Vor schläge die Form angenommen haben, die ich wünsche, werde ich gern damit hervortreten, und ich hoffe, damit einem Be dürfnis entgegenzukommen, das ebenso schon längst gefühlt ist wie etwa die Vereinheitlichung der Größen der Buch händlerformulare. R. Voigtländers Verlag läßt seinen neuesten Bilder katalog unter dem Titel »Die farbige Künstlerbiographie und ihre Bedeutung für die künstlerische Kultur« (Preis 40 H) erscheinen. Das Heftchen steht in dem aparten Um schlag von Erich Grüner recht hübsch aus, weist eine geschickte Anordnung auf und wird mit seinen für die Konsumenten äußerst nützlichen Bemerkungen seinen Beruf und seine Sendung gewiß in bester Weise erfüllen. Allen, die im Dienste einer Veredelung des Kunstgeschmackes des Volkes stehen, seien es die Kunsthändler, die Pädagogen oder die Kunstschriftsteller, wird es ein willkommenes Hilfs mittel sein. Vom Kunstwartverlag in München liegen drei Michel angelo-Mappen vor. Die Hauptbilder der Sixtinadeckc, (Preis 5.—) die Propheten und Sibyllen und das Jüngste Gericht (Preis je 4.—) sind ihr Inhalt. Man könnte diese drei Mappen gewissermaßen als einen Höhepunkt der Kunstwartpublikationen bezeichnen. Nicht um ihrer selbst willen, denn sie schließen sich nach innen wie nach außen ganz dem Gewohnten an, wenngleich es fast scheinen will, als sei den Reproduktionen in diesem Falle eine ganz besondere Sorgfalt gewidmet, sondern um des Meisters willen, dessen grandiose Werke hier dem Publikum zu einem beispiellos billigen Preise in die Hände gelegt werden. Sehr wichtig sind für den tiefer in die einzigartige Kunst dieses Meisters eindringenden Forscher und Kunstfreund die vielen Detailbilder, in denen man sein ganzes, gewaltiges Kön nen in bester Weise studieren kann. Was die text liche Einleitung betrifft, so hätte man vielleicht einen etwas einfacheren Ton wünschen mögen, der auch dem kunstfreund lichen Laien, der sich belehren lassen will, zugänglicher ist, als die etwas bombastisch geschraubte Form. Aber wo die Worte versagen, werden gewiß die Bilder einsetzen und dem Be schauer einen weiten Blick in das Riesenwerk eines Riesen geistes erschließen. Hier hat der Kunst- und Buchhändler wie der einmal etwas in der Hand, wofür er mit starker persön licher Anteilnahme und Aussicht aus reichen Erfolg seine Werbetätigkeit entfallen kann. Von dem großen Erfolg seiner Kunsthefte ermutigt, setzt der Verlag von Jos. Scholz in Mainz seine Sammlung immer weiter fort und widmet das neueste Heft dem Karlsruher Meister Wilhelm Trllbner. 20 Bilder in relativ guter, zum Teil ausgezeichneter Wiedergabe und eine verständnisvoll ge schriebene Einleitung von Gerhard Krügel (Preis 1 ^(> geben ein recht gutes Bild dieses Künstlers, der, spät zur Anerkennung gelangt, jetzt zu den hervorragendsten Repräsentanten der deut schen Kunst gerechnet wird. Erschöpfen kann natürlich eine Auswahl von 20 Bildern das reiche Schaffen dieses frucht baren Malers nicht, aber Hinweisen, einen Begriff geben von dem, was er geleistet hat, und anregen zum Verständnis seiner Art, das wird in bester Weise erreicht. E. A. Seemann, Leipzig, bringt das erste Heft der Meister der Farbe vom Jahrgang 1912 heraus, und wie bisher, so ist auch in diesem der Grundsatz, wirkliche hohe Kunst mit sol cher, die sich an die breite bilderliebende Masse wendet, in bunter Reihe wechseln zu lassen, wieder in dem Sinne ver folgt, der ein Unternehmen dieser Art leiten mutz. Ganz be sonderes Interesse wird im textlichen Teil dieses Heftes Oscar Wildes erste und letzte Kunstkritik finden. Die letzte betrifft Auguste Rodin. In so lapidarer Kürze und mit sol cher Eindrucksgewalt dürfte die Kunst des großen Franzosen wohl kaum ein zweites Mal gewürdigt worden sein wie hier. Der in der letzten Zeit an eigentlichen Schlagern nicht eben sehr reiche Kunsthandel dürfte eine neue Publikation des Verlages Franz Hanfstaengl-München gewiß mit besonde ren Erwartungen aus ein gutes Geschäft begrüßen. Es han delt sich um eine farbige Reproduktion des Gemäldes: Der Winterabend, von Konstantin Krijitzky, das in der vorjähri gen Glaspalast-Ausstellung allgemeine Bewunderung erregte. Ungemein ansprechend im Motiv, von einem aufs höchste ge steigerten Stimmungsgehalt, der sich eindrucksvoll an das Ge- müt wendet, und rein künstlerisch in einwandfreier Weise wiedergegeben, wird dieses Bild wohl in den meisten Fällen besten Anklang finden. Die Reproduktion in der über aus schwierigen Technik des Farbenlichtdruckes ist vorzüglich gelungen und gibt die Feinheiten des Originals in vollkom mener Weife wieder. Ohne Weißen Rand gerahmt dürfte sie sich fast bis zur Täuschung dem Eindrücke des Originals nähern. Das Blatt hat eine Bildsläche von 67,5:50,5 cm und kostet 30 Züm Schluß sei noch auf Wetschs Allgemeinen Ausstel- lungskalender hingewiesen, der zum 34. Male rechtzeitig zu Beginn der Ausstellungssaison erscheint. Für die Künstler, die Kunsthändler und alle Kunstinteressenten längst zum un entbehrlichen Hilfs- und Orientierungsmittel geworden, em pfiehlt sich das Merkchen mit seinem reichen und praktisch ge ordneten Inhalt von selbst. Stuttgart. Arthur Dobsky.