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/Ik 246, 22. Oktober 1908 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Drschn. Buchhandel. 12589 k. OllsriUorS' in ?ari8. Usrtdero^, .1., lu. pa.88ion d'Ü6loi86 et d'^bslard. 18". 3 ki-. 50 e. klon-Iisourrit in karis. ksaurs^ard, Naicinis 6o8trr de, ka.A68 d'bi8toir6 et de Auerre. 16". 3 kr. 50 o. XVIb 8ie^. 8°. 3 t'r. 60 ^ ^ ^ I^ikrairis Ronouaicl L 6Ls. in karis. dullisn, Lrn68t kezktzr. 8". dr. 2 kr. 60 6. Nissan, 6., 168 ktrt3 du ti88u. 4" 10 kr. Zwei Vorschläge für unsere deutschen Bibliotheken. Von Bibliothekar Or. Chr. Ruepprecht.*) Die Einnahmen erhöhen und die Ausgaben verringern, diese beiden scheinbaren Gegensätze zu vereinen, gilt auch hier als oberste Aufgabe und Kunst. Aber die Ausgaben dürfen nicht auf Kosten der Leistungsfähigkeit verkleinert werden, die Leistungs fähigkeit muß vielmehr bis zum Äußersten gesteigert werden, und nur die dadurch erwachsenden stärkeren Ausgaben sollen durch Vereinfachung und Verbilligung der Arbeiten, durch organisatorische Maßnahmen soweit als möglich vermindert werden, weil die Einnahmen nicht bis ins Unendliche vermehrt werden können. Diese bestehen bei uns bis jetzt im allgemeinen nur aus dem von den staatlichen und städtischen Behörden im Einverständnis mit den gesetzgebenden Mächten bestimmten jährlichen Etat, der nach der Steuerkraft des Landes und den allgemeinen Bedürf nissen zu berechnen ist. Wenn derselbe zur Bestreitung der wünschenswerten Einrichtungen nicht hinreicht, was bleibt übrig, als diejenigen Kreise weiter heranzuziehen, welche zunächst dabei interessiert, den größten Nutzen davon haben — die Bibliothek benutzer'? Und was ist einfacher und sachgemäßer, als daß man für die Benutzung im Lesesaal oder durch Ausleihen und für beides Karten ausstellt, die je nach der Art und Größe der Bibliothek mit wenigstens 2, 4, 5 oder auch 4, 8, 10 ^ jährlich zu bezahlen sind, womit zugleich die in größeren Städten ohnehin nötige Legitimation oder Kontrolle ermöglicht wird? Was spricht gegen die Einführung einer solchen Gebühr? Ich glaube: nichts Wesentliches. Denn die Gewohnheit, daß wir bis jetzt für die Benutzung dieser Anstalten nichts Besonderes bei zusteuern brauchten, ist zwar eine Macht, ein Umstand, der in dieser Frage im Wege steht, aber gewiß sachlich nicht tiefer be gründet, als daß man sich eben bis jetzt ohne dies beholfen hat. Nunmehr verlangen aber die gänzlich veränderten Verhält nisse gebieterisch eine gründliche Aufbesserung der Einkünfte für Bücheranschaffung, für Personal- und Lokalverhältnisse, wenn wir anders unsere kostbaren deutschen Bibliotheken auf die zeitgemäße Höhe der Ausgestaltung bringen und auf dieser erhalten wollen. Der Staat und die Stadt verlangt ja beispielsweise auch für den Besuch der Mittelschulen einen Beitrag; etwas andres als ein kleiner Beitrag kann auch der oben vorgeschlagene Betrag nicht genannt werden. Denn der Nutzen, den ein fleißiger Bibliothek benutzer aus dieser zieht, wäre auch, soweit er überhaupt in Zahlen ausgedrückt werden kann, mit dem Zehn- und Zwanzig fachen nicht zu hoch bezahlt. Für ganz vereinzelte Besuche müßte wohl eine Ausnahmebestimmung getroffen werden. Und wenn mittlere oder mäßige Benutzer weniger von ihrem Gelde haben, so läßt sich dies nicht ändern; übrigens mag ihnen zur Genug tuung dienen, daß sie damit eines der wichtigsten gemeinnützigen Institute fördern helfen. Wie sehr das der Fall ist, läßt sich leicht ausrechnen. Um 5 bis 10 kann sich einer höchstens ein bis drei lich je 5 bis 10 so können um die 1000 bis 50 000 ^ eine Menge allgemein zugänglicher Werke oder Zeitschriften gekauft, Hilfspersonal angestellt und sonstige Verbesserungen geschaffen werden, was sonst nicht möglich wäre. Es könnte mit einer solchen kleinen Gebühr also den Bibliotheken wie den Benutzern geholfen *) Mit Erlaubnis des Herrn Verfassers abgedruckt aus »Deutsche Revue«, Hrsg, von Richard Fleischer (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt), September 1909. Red. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. 0°ukswl>css »ur I ^rctlitocturs st Is, xöioturs. 8 . o. Rou8la.il in kari8. R.-V. Ltoolc in Raris. ks^ron, Llie, 1s rsviismsnt ds Lara-ins. 8". 2 kr. werden. Für die ersteren kann das Jahreseinkommen dadurch leicht um ein Drittel oder die Hälfte verbessert werden, für die letzteren ist es die denkbar rentabelste Bücherausgabe. Was ist es überhaupt anders, als das bewährte System der Arbeits teilung auf ein anderes Gebiet übertragen? Eine Gefahr besteht allerdings, und die läßt es der Mühe wert erscheinen, daß alles zu ihrer Beseitigung Zweckdienliche geschieht, die Gefahr nämlich, daß sich gewisse Leute durch eine Gebühr von der Bibliothek benutzung abschrecken lassen. Es wäre deshalb nicht zu empfehlen, daß eine kleine Gebühr bei jeder einzelnen Benutzung erhoben würde oder ein zu hoher Jahresbetrag. Für den, der die Biblio thek fortwährend und stark benutzt, wäre auch das nicht imstande, die Benutzung einzuschränken, vielmehr ein großer Beitrag erst recht in seinem Sinne, weil so weit mehr für ihn herauskäme, wohl aber für den schwächeren Benutzer. Daß die auf diese Weise zusammengekommenen Gelder auch richtig verwaltet und gut ver wendet werden, ist eine bibliothek- und verwaltungstechnische Frage, die hier nicht erörtert werden soll. — Zu den Hilfsmitteln, die außer den nötigen Einkünften be sonders geeignet sind, die Leistungsfähigkeit unserer Bibliotheken bedeutend zu erweitern, gehört die Heranziehung der Technik auf allen Gebieten, die richtige Arbeitsteilung und Organisation und das praktisch organisierte Zusammenwirken der Anstalten des Ortes, des Landes und Reiches. An dieser Stelle möchten wir uns zu den bereits anderweitig veröffentlichten Arbeiten den zweiten Vor schlag gestatten und zur Besprechung anregen, ob es nicht tunlich und empfehlenswert wäre, die Berliner Königliche Bibliothek mit einem jährlichen Zuschuß von etwa 50000 bis 100000 für ganz bestimmte Dienstleistungen vom Reich aus zu bedenken. Während wir innerhalb der einzelnen Städte und der einzelnen Bundes staaten die Zentralisierung und Spezialisierung ihrer Büchersamm lungen in ausgedehntem Maße für gut halten, wollen wir, um ja nicht mißverstanden zu werden, eigens aussprechen, daß wir damit einer Zentralisierung unserer wissenschaftlichen Sammlungen und Institute im Deutschen Reiche in keiner Weise vorzuarbeiten oder das Wort zu reden beabsichtigen, weil der Reichtum der deutschen Kultur anerkanntermaßen ja gerade in der Eigenart und selb ständigen Entwicklung der verschiedenen Kulturstätten begründet ist. Allein das hindert nicht, all das wird durchaus nicht geschädigt, wenn der Königlichen Bibliothek in Berlin zur Anschaffung der selteneren*) fremdsprachlichen Literatur im weitesten Sinne des Wortes auch aus älterer Zeit und besonders der wichtigeren fremdsprachlichen Zeitschriften, woran es bei unfern Bibliotheken am meisten fehlt, eine eigne größere Summe von Reichs wegen über wiesen wird, daß diese Werke in Berlin wie durch Versendung in allen Bibliotheken Deutschlands zugänglich gemacht werden können. Freilich könnte diese Vermittlung auch durch eine andre große Bibliothek erfolgen. Aber keine ist zu diesem Zweck so ge schickt wie die Berliner, die ohnehin bereits die größte, mit ihrem Personal und ihrem Neubau bestausgestattete Bibliothek Deutsch lands ist, die ohnehin bereits in mancher Hinsicht tatsächlich die Rolle einer Reichsbibliothek ausübt und als preußische Zentral bibliothek ohnehin bereits die Führung im deutschen Bibliothek wesen übernommen hat. Eine Befürchtung, daß damit der Anfang zur Zentralisierung der deutschen Bibliotheken gemacht würde, daß dadurch die Selbständigkeit und Blüte unsrer andern großen deutschen Bibliotheken leiden könnte, ist gegenstandslos. Wie aber das Reich sich jedenfalls eine gewisse Einsicht und Auf sicht über die zweckmäßige Ausführung seines Auftrags wahren würde, so dürfen wir von der Umsicht und Großzügigkeit *) Die fortwährend gebrauchte sollte man in jeder größeren Landesbibliothek auch späterhin selbst haben. 1634