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großem Beifall ausgenommen wird. Er als Bibliothekar giebt zu, daß die Lage des Sortimentsbuchhandels eine ungünstige ist, und ist der Meinung, die Bibliotheken sollten etwaige Schritte des Buch handels, sich von dem Rabatt zu befreien, durchaus bei den Behörden befürworten. Schließlich erwähnt Referent die Schützbarkeit gut gearbeiteter Verlagskataloge und lobt den Russellschen Gesamtkatalog, Er bemerkt noch, daß doch bezüglich der An wendung der Begriffe von Auflage, Ausgabe und Format etwas mehr Einheitlichkeit unter den Verlegern in den haupt sächlichsten Kulturländern wünschenswert wäre. Dann geht Referent zu seinem eigentlichen Thema über und saßt alles in zehn Hauptsätzen zusammen, die er an die deutsche Verlcgerkammer als berufene Vertreterin des Verlagsbuchhandels richtet, die aber doch auch zur Kenntnis des gesamten Buchhandels kommen sollten, Satz 1: Bei allen Büchern wissenschaftlichen Charakters, die voraussichtlich längere Zeit in öffentlichen Bibliotheken benutzt werden, möge dauerhaftes, der Bräunung und dem Bruche nicht ausgesetztes Papier verwendet werden. Hierzu ist wohl nichts Besonderes zu bemerken. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß wir von den Fehlern der sieb ziger Jahre, schlechtes Papier zu verwenden, zurückgekommen sind, besonders da wir ja die Folgen der falschen Sparsam keit am eigenen Leibe am meisten spüren, Satz 2: Ungebundene Bücher in Bänden und Lieferungen mögen nur unbeschnitten in den Handel kommen, die Zeitschriften in Heften auf Wunsch auch un beschnitten geliefert werden, Drahtheftung möge bei ungebundenen Büchern nicht angewendet werden. Dieser Wunsch ist entschieden berechtigt. Wissenschaft liche Zeitschriften und Journale, die zur längeren Auf bewahrung und Benutzung bestimmt sind, sollten nicht be schnitten ausgegebcn werden. Die Buchbinderlöhne für das spätere Einbinden ausgeschnittener Drucksachen sind außer ordentlich hoch, und außerdem besteht fortwährend die Gefahr, daß vor dem Binden Teile verloren gehen. Daß Draht heftung bei ungebundenen Büchern nicht angewendet werden soll, ist auch ein berechtigter Wunsch, und dem Schreiber dieses ist es unverständlich, warum eine Drahtheftung jetzt so oft bei Broschüren vorkommt, bei denen doch das so genannte Holländern vollkommen genügt, Satz 3: Bei Büchern, die nur gebunden in den Handel gebracht werden, möge thunlichst Fadenheftung verwendet und ein dauerhafter Einband geliefert werden mit zweckmäßig bedrucktem RUckentitel, wobei Name des Autors und Auslage anzugeben. Die Angehörigkeit an ein Sammelwerk, z, B, Klassiker der Philosophie, Historische Bibliothek, ist in einem unteren Felde zu bemerken. Der Titel ist thunlichst quer zu drucken; ist der Rücken dazu zu schmal, der Länge nach von oben nach unten, wobei jedoch oben und unten Platz für Signaturen zu lassen ist. Spätere Bände, sowie Nachträge sind gleichmäßig mit den früheren zu binden. Natürlich ist es stets besser, wenn Bücher mit Hand-Faden- hestung gebunden werden, obgleich bei gebundenen Büchern eine Heftung mit gut vernickeltem Draht in keiner Weise die Nachteile hat, die von den Gegnern der Drahtheftung behauptet werden. Aber woher sollen die Arbeiterinnen genommen werden, *) Vgl. Börsenblatt No. 216 vom 16. September 1901. AchUmds-chzW-r Jahrgang, die diese Heftung bei den Massen von Büchern mit der Hand durchführen, und um wieviel teurer würden die gebundenen Bücher werden, als sie schon sind? Eine Maschinensaden- heftung ist daher nötig, obwohl sie an Dauerhaftigkeit, vor läufig wenigstens, noch nicht vollendet ist und demzufolge gegenüber einer guten Drahtheftung sicher nicht als eine bessere zu bezeichnen ist Der Wunsch, daß auf dem Rücken der Name des Autors angegeben wird, ist gleichfalls annehmbar, aber der Forderung der Angabe der Auflage auf dem Bllcherrücken muß wider sprochen werden Wie oft ist der Verleger nur dadurch in der Lage, einen billigen Preis für den Einband, besonders bei Prachtwerken und sonstigen im Einband eleganter aus gestatteten Werken, zu erhalten, wenn er eine größere Auflage von Decken aus einmal anfertigen läßt. Der Verleger kann nun nie im voraus wissen, wieviel Exemplare er von der ersten Auslage gebunden und wieviel er broschiert verkauft; er muß also in vielen Fällen damit rechnen, die Ein banddecken einer früheren Auslage auch für die nächste ver wenden zu können. Die übrigen Wünsche in vorstehendem Satze sind ganz berechtigt; nur ist das eine bekanntlich ein streitiger Punkt, ob der Titel von oben nach unten oder von unten nach oben laufen soll, Satz 4: Supplemente, Beihefte, Extraheste bei Zeitschriften mögen nicht zu einzelnen Bänden oder Jahr gängen gegeben, sondern sollen zu Ergänzungs bänden bestimmt werden. Ich glaube dem Referenten gern, daß durch Supplemente, Beihefte oder Extrahefte den Bibliotheken bei der Registrierung und beim Verleihen viele Schwierigkeiten entstehen; aber ob alles das, was in Beiheften und Extraheftcn in haltlich geboten wird, ohne weiteres als »Ergän zungsband« bezeichnet werden kann, ist mir sehr fraglich, Satz 5: Anastatische Drucke sind aus dem Titel als solche zu bezeichnen. Ein sehr anerkennenswerter Wunsch und bei der Vor züglichkeit mancher anastatischen Drucke absolut nicht absatz gefährdend für den Verleger, Satz 6; Auf Lieferung von Titeln und Inhaltsverzeich nissen bei Zeitschriften und in Heften erscheinenden Werken ist besondere Sorgfalt anzuwenden, Defekt bogen sind reichlich zn bemessen. Ebenso gewiß vom Standpunkte des Bibliothekars be rechtigt, aber für viele, insbesondere größere und täglich er scheinende Zeitschriften — Referent führte die Münchner Allgemeine Zeitung an — auch bezüglich vollständiger In haltsverzeichnisse ein ziemlich kostspieliger Wunsch, Satz 7: Die Führung zweckmäßig geordneter Kataloge — Bibliotheks- und Buchhändler-Kataloge — und die Bearbeitung von Bibliographien erfordert un umgänglich, daß außer dem Familiennamen der Verfasser, Herausgeber, Uebersetzer, die Vornamen derselben unter Hervorhebung des Rufnamens, oder doch wenigstens dieser letztere, angegeben werden. Hier sollten sich Buchhändler und Bibliotheken besonders zusammenthün. Wie vielen meiner Kollegen vom Verlage wird es schon ähnlich gegangen sein wie mir, wenn sie einen Verlag hinzugekauft haben, oder selbst in ihrem eigenen Verlage auf die Zeit ihrer Vorgänger znrückgreisen müssen und da neben dem Mangel an ordentlichen Verlagskata logen auf BUchertiteln und Vorworten nichts anderes finden als Namen, wie: »Müller«, -Meyer» rc. Das liegt hier im beiderseitigen Interesse, daß an irgend einer Stelle im Buche, sei es auf dem Titel, sei es unter dein Vorwort, der vollständige Name, ausgedruckte Vornamen und 1188