Volltext Seite (XML)
Nichtamtlicher Theil Albert Knittel. Aus Karlsruhe. Albert Knittel, geboren zu Karlsruhe am 13. Februar 1811, war der Sohn des hier verstorbenen Kirchen raths Knittel. In früher Jugend, schon im 9. Jahre, verlor er seinen Vater und wurde nun bis zur Konfirmation bei einem Oheim mütterlicher Seits in Calw erzogen. Hierher zurückgekehrt, absolvirte er das hiesige Lyceum uud bezog im Jahre 1829 die Universität Tübingen, um Philologie und Theologie zu studiren. Allein bereits 2 Jahre später trat er, durch seinen Schwager, den damaligen Hof buchhändler Braun veranlaßt, in dessen Buchhandlung und Buch druckerei ein und übernahm nach dem im Jahre 1835 erfolgten Tode desselben die vollständige Leitung der G- Braun'schen Hofbuch handlung und Hofbuchdruckerei. kr hat diesen Geschäftszweigen in sehr bewegter Zeit unter oft schwierigen Verhältnissen glücklich vorgestanden und daneben bei seinem rastlosen, nie ermüdenden Geist zu jeder Zeit die Muße ge funden, einen großen Theil seiner Kräfte zum Wohle der Stadt, seiner Mitbürger und des Staates zu verwenden. Er war schon in früheren Jahren ein thätiges Mitglied des Gemeinderathes, später des Engeren Ausschusses, und war lange Jahre hindurch von dem Vertrauen seiner Mitbürger als Abgeordneter in die Zweite Kammer berufen, welcher er als Mitglied der Budgetcommission längere Zeit angehörte. Ebenso war er zeitweise Mitglied des Kirchengemeinde raths, des Ortsschulraths, des Lyceumsverwaltungsraths und ver schiedener wohlthätiger Vereine, Erst in den lebten Jahren hatte ihn zunehmende Kränklichkeit veranlaßt, sich mehr und mehr von der Oeffentlichkeit, und auch vom Geschäft zurückzuziehen, um die wohlverdiente Ruhe zu genießen, deren er, wie er wohl fühlte, bedürftig war, welche er sich aber erst mit Beginn des 60. Jahres vollständig gönnen Wollte. Leider sollte ihm die Erfüllung dieses Wunsches nicht mehr beschicken sein. Die großartigen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, welche seinem Geschäfte vorzugsweise eine Anhäufung der Arbeit bringen mußten, hatten seinen nie ruhenden Drang nach Thätigkeit derart aufgeregt und seine bereits geschwächten Kräfte so sehr in Anspruch genommen, daß die in ihm gelegenen Keime sich zu plötzlicher Krank heit entwickelten und nach kurzem, kaum 14 tägigen Krankenlager seinem Leben unerwartet rasch ein Ende machten. Er starb am 9. März Abends 7 Uhr in Folge eingetretener Lungenlähmung im Alter von 60 Jahren und 24 Tagen. Der Verstorbene verheiratete sich am 7. September 1837 mit Helene, geb. Nosenseldt, welche, seit bald 10 Jahren durch ein Gicht leiden an den Stuhl gefesselt, nach 34 jähriger glücklicher Ehe an ihm einen stets bereiten, aufopfernden Tröster verliert und seinen unersetzlichen Verlust mit zwei Söhnen, einer Tochter und fünf Enkeln betrauert. Der thcure Entschlafene wird seinen trauernden Kindern ein leuchtendes Vorbild bleiben, in seinem christlichen Sinn, seiner rastlosen, unermüdlichen Thätigkeit, in seinem Eifer für das Beste der Allgemeinheit zu wirken und zu streben, und in seiner treuen, ausharrenden Liebe zu seiner Familie. Miscellen. Die National-Zeitung schreibt: „Der Vorstand des Bör senvereins der deutschen Buchhändler hat sich, wie wir erfahren, an den Bundcsrath mit dem Anträge gewandt: die während des Kriegessuspendirten Conventionen der einzelnen deutsche n Staaten mit Frankreich zum gegenseitigen Schutze des literarischen Eigenthums in dem Friedensvertrage zwar zu nächst gleichfalls in Kraft treten zu lassen, aber demnächst in der kürzesten Frist zu kündigen, um dann, unter Hinzuziehung von Sach verständigen. einen neuen gemeinsamen internationalen Vertrag desDeutschen Reiches mitFrankreich auf wesent lich anderen Grundlagen abzuschließen, als die bis dahin abgeschlos senen EinzelvertrLge, welche schon wegen der Nichtübereinstimmung ihrer einzelnen Anordnungen für den Buchhandel von geringem Werthe sind. — Zugleich ist auch die Kündigung des zwischen Preu ßen und einigen wenigen deutschen Staaten mit England abge schlossenen internationalen Vertrages beantragt, um auch zu einem gemeinsamen Vertrage des ganzen Deutschen Reiches mit Großbritannien mit wesentlichen Veränderungen der derzeitigen Verträge zu gelangen." Aus Leipzig. Die General-Direction der sächsischen Staatsbah nen und das Directorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie beabsichtigen gewiß den Personenverkehr so lange als möglich im gegenwärtigen Umfange fortbestehen zu lassen; da aber die dermaligen Militair-Transporte nicht nach einem von vornherein festgestellten Plane verkehren, sondern von Tage zu Tage angemeldet werden, mithin im voraus der Umfang der an die Verwaltung gestellten Anforderungen nicht übersehen werden kann, so kann es in der nächsten Zeit leicht Vorkommen, daß einmal plötzlich, und ohne daß eine rechtzeitige Benachrichtigung des Publicums mög lich ist, einer oder der andere Zug ausfallen muß. Auf den Güter verkehr werden diese Verhältnisse ihren Einfluß zwar auch ausüben, doch ist zur Zeit eine Einstellung des Güterverkehrs noch nicht beab sichtigt, vielmehr wollen die genannten Eisenbahn-Verwaltungen alles aufbieten, diese äußerste Maßregel möglichst zu vermeiden. — Auf der Thüringer B ahn ist mit dem 19.März der durchgehende Verkehr für Frachtgüter ganz geschlossen worden und von nun an werden nur noch Güter für die Thüringer Bahn, Gotha-Leinefelder und Werrabahn angenommen und weiterbefördert. Der neuerschienene Jahrgang von Schulz' Adreßbuch für den deutschen Buchhandel re. zeichnet sich wieder in gewohnter Weise durch die fleißigste und sorgfältigste Bearbeitung aus und muß dem Herausgeber, Hrn- Herm. Schulz, aufs neue die dank bare Anerkennung des Buchhandels erwerben. Unter den ange brachten Verbesserungen verdient namentlich die wesentlich erweiterte Rubrik der Colportagehandlungen erwähnt zu werden; es sind da selbst nicht bloß die speciellen Colportagefirmen aufgeführt, sondern auch solche, deren Verlag sich nur theilwcise zur Kolportage eignet, und diejenigen Handlungen, welche sich mit Verlag oder mit Sorti ment und Verlag befassen, besonders bezeichnet. Im Ganzen um faßt diese Rubrik die stattliche Zahl von 580 Firmen (gegen bloß 273 im vorigen Jahr), worunter 443 Sortimenter und 175 Verleger. Eine besonders wohlthuende Erscheinung bildet die Abtheilung der „Buchhändler-Geographie", wo die Doppel- rubrikcn „Norddeutscher Bund" und „Süddeutsche Staaten" der einigen Ueberschrift „Das Deutsche Reich" weichen mußten, welches nun alle deutschen Länder in friedlicher und gemeinsamer Ordnung umschließt. Unmittelbar darauf folgt, ein getreues Spie gelbild der gegenwärtigen Verhältnisse, die Rubrik „Elsaß und Lo thringen", ihrer künftigen staatlichen Einordnung noch gewärtig. Nach der diesmal wieder beigegebenen zweijährigen „Statistischen Uebersicht" enthält das Adreßbuch im Ganzen 3838 Firmen, wovon sich 866 nur mit dem Verlags-Buchhandel, 120 mit dem Verlags- Kunsthandcl, 28 mit dem Verlags-Musikalienhandel, 90 mit dem Sortiments-Kunsthandel, 188 mildem Sortiments-Musikalienhandel, 79 mit dem Antiquariatshandel, und 2354, die sich insgesammt mit dem Sortiments-Buch-, Antiquar-, Kunst-, Musikalien-, Landkarten-,