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Redaktioneller Teil. ^ 63. 10. April 1916. Die diesjährige Hauptversammlung der ComeniuS-Gesellschaft findet am 5. Mai im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht zu Berlin statt. Prof. Ferdinand Jakob Schmidt, der jetzige Leiter der Gesellschaft, wird über die weltgeschichtliche Mission der deutschen Humanitätsbewcgung sprechen. Hebräische Gebetbücher verboten. — Die »Wiener Zeitung« bringt folgende Erkenntnisse des Landgerichtes Lemberg. Mit Erkenntnis vom 1. März 1916 wurde die Weitervcrbreitung des im Jahre 1904 in Lemberg herausgegcbencn hebräischen Gebetbuches u. d. T. »Sider Beis Jakob« (Druck und Verlag von David Balaban) nach 88 58 e und 305 St.-G. (Hochverrat und Aufforderung zu strafbaren Hand lungen), sowie der im Jahre 1907 in Lemberg herausgegebenen hebrä ischen Gebetbücher in zwei, bzw. fünf Bänden u. d. T. »Machsor« (Druck und Verlag von David Balaban) nach 88 58 o und 305 St.-G. verboten. Der Gcsamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten in Berlin versendet nachstehende Mitteilung an die Presse: 260 000 Bücher sind neuerdings von 205 Truppenteilen, darunter 3 Armeen, 7 Armeekorps, 4 Divisionen, 9 Regimentern und von 57 Feld- und Lazarettgeistlichen, 11 Kriegsgefangenen, 149 ein zelnen Soldaten u. v. a. bei dem Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten (Geschäftsstelle Berlin, Reichstagsgebäude) angefordert worden. Diese Wünsche sollen jetzt befriedigt werden. Das Zentral-Komitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz hat einen größeren Zuschuß zu den durch Sammlung zusammengebrachten Beträgen bewilligt. Die fortgesetzt eingehenden weiteren Gesuche können aber erst aus dem Ertrage der Reichsbuch- woche erledigt werden» die in der Zeit vom 28. Mai bis 3. Juni 'unter Mitwirkung der höheren und mittleren Schulen, des Buchhandels und anderer Stellen stattfinden und hoffentlich die Unterstützung der weitesten Kreise der Bevölkerung finden wird. Die Eröffnung des Sommerhalbjahrs an der Warschauer Uni versität erfolgte unter großer Feierlichkeit. Das akademische Orchester konzertierte zunächst, und dann hielt der Rektor Dr. Brudzinski eine längere Ansprache an die versammelte akademische Jugend. Imma trikuliert wurden 44 Studenten und Studentinnen. Zum Schlüsse sang der akademische Chor »Gaudeamus igitur«. Die Inschrift am Neichstagsgcbäudc. — Der alte Streit, ob die Inschrift am Hauptportal des Reichstags in deutschen oder lateinischen Buchstaben ausgeführt werden soll, ist jetzt endgültig gelöst. Der Ausschuß für die Ausschmückung des Neichstagsgebäudes hat der Deutschen Tagesztg.« zufolge in seiner letzten Sitzung endgültig be schlossen, für die Inschrift nicht die lateinische Antiquaschrift, sondern eine Schrift zu wählen, die deutsches Gepräge trägt. Tie Schrift kann wohl am besten als Unzial-(Fraktur-)Schrift bezeichnet werden und weist bestimmte friihgotische Zeichen auf. Damit ist dem ersten Beschluß des Ausschusses Rechnung getragen, vor allem aber ist damit erreicht worden, daß die Inschrift am Hause des Deutschen Reiches und Volkes als deutsch empfunden wird. Die Herstellung der Inschrift wird einem in Schriftsachen besonders bewanderten und allgemein anerkannten Künstler übertragen. Vor der endgültigen Ausführung wird dem Aus schuß Gelegenheit gegeben werden, die Wirkung der Inschrift an, Ge bäude selbst zu prüfen. Für die BildnngSintercssen der Kriegsgefangenen. Professoren holländischer Universitäten und Hochschulen haben einen Ausschuß ge bildet, der sich die Aufgabe stellt, in Verbindung mit gleichartigen Organisationen anderer neutraler Länder für die geistigen Inter essen kriegsgefangener Studierender und Gelehrter zu sorgen, sie mit Büchern und Lehrmitteln zu versehen nsw. Der in Holland gebildete Ausschuß will in erster Linie für die Belgier und Engländer in Deutschland und für die Deutschen in England tätig sein. Gegen die Kricgsfchundliteratur. In der letzten Wochenversamm lung des Leipziger Lchrervereins wurde mitgeteilt, daß der Verein ans seine an das Stellvertretende Generalkommando des XIX. Armee korps gerichtete Eingabe, die Kriegsschundliteratur betreffend, die Ant wort erhalten habe, daß das Stellvertretende Generalkommando auch seinerseits die Unterdrückung der Kriegsschundliteratur für dringend geboten halte und sich dieserhalb bereits mit dem Stellvertretenden Generalkommando des XII. Armeekorps und dem Königlichen Mini sterium des Innern in Verbindung gesetzt habe. Postvcriehr der Generalgouvernements Warschau und Lublin. — Außer dem Bricfverkehr zwischen Deutschland und dem General gouvernement Lublin ist auch der Brief- und Postanweisungsverkehr zwischen Österreich-Ungarn nebst Bosnien-Herzegowina einerseits und dem Generalgouvernement Warschau anderseits sowie der Briefverkehr zwischen den beiden Generalgouvernements Warschau und Lublin unter einander zugelassen. In allen diesen Verkehrsbeziehungen sowie auch im Verkehr zwischen Deutschland und dem Generalgouvernement Lublin ist nur die deutsche Sprache zulässig. Portocrhöhungcn in Ungarn. — Anläßlich der Erneuerung des am 1. Juni ablaufenden Postvertrages zwischen Deutschland, Ungarn und Österreich soll auch der Posttarif in Ungarn nach dem Muster Deutsch lands erhöht werden. Es ist die Erhöhung des Preises der Postkarte von 5 auf 8 Heller, des 10-Heller-Briefes auf 15 Heller und des Tele- grammwvrtes um zwei Heller in Aussicht genommen. In Österreich verboten: Internationale marxistische Rundschau. 1916, Nr. 1. Bern, Unionsdruckcrei. — Informa tionsblatt der ausländischen Organisation »Bund«. 1915, Nr. 9 u. 10. Druck: Impriwerie Israslite in Genf. — C. S t u r z e n e g g e r, Serbien im europäischen Krieg 1914—1915. Zürich Hebräisches Gebetbuch. Lemberg 1914. Jakob Meschnlim Nick. Personaluachrichten. Jubiläum. Am 1. April konnte der Prokurist der Verlagsfirma Moritz Schäfer in Leipzig, Herr Otto Thierbach, auf eine 50jäh- rige Tätigkeit in dieser angesehenen Verlagsbuchhandlung zurück- blicken. Als Lehrling eingetreten, hat er sich allmählich durch Fleiß und Tüchtigkeit emporgearbeitet, so daß ihm nach Austritt des lang jährigen Prokuristen Hornickel in Gemeinschaft mit Herrn K. W. Kunis Prokura erteilt wurde. Mit diesem zusammen leitet er seitdem das VcrlagSgeschäft und vertritt die Firma im Verlegcr- verein und Börscnverein. In dem Hauptverlagsartikel, der Zeit schrift »Die Mühle« zeichnet er verantwortlich für den Anzeigenteil. An seinem Jubeltage wurden Herrn Thierbach nicht nur von den Angehörigen des Geschäfts Aufmerksamkeiten erwiesen, sondern auch die Geschäftsfreunde der Firma ließen sich die Gelegenheit nicht ent gehen, dem bewährten Manne ihre Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Eine Ehrung für Georg Hirth f. - Die Sitzung des Magistrats der Stadt München vom 4. April begann mit einer eindrucksvollen Ge denkfeier für l)r. Georg Hirth. Oberbürgermeister von Borscht widmete dem Verstorbenen einen warm empfundenen Nachruf, in dem er auf die universelle Bedeutung dieser Persönlichkeit hinwies. In ihm habe das deutsche Schrifttum einen seiner verdienstvollsten Vertreter, die Münchener Kunst einen tatkräftigen Förderer, die Menschenliebe einen ihrer edelsten Wortführer und das deutsche Vaterland einen glühenden Patrioten verloren. Der Magistrat beschloß, zu Ehren I)r. Hirths eine Straße nach seinem Namen zu benennen. Gefallen: am 13. März auf dem westlichen Kriegsschauplätze Herr Fritz Struhalla, ein langjähriger geschätzter Mitarbeiter der Firma Maruschke L Bercndt in Breslau. Der Verstorbene, dessen Hinscheiden von allen, die ihn kannten, aufrichtig be trauert wird, war bereits im Sommer 1914 mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. OLkar Beyer 'f. — Der Direktor der Kunstgewcrbeschule des K. K. österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien Hofrat Oskar Beyer ist kürzlich in Baden bei Wien im 68. Lebens jahre gestorben. Er war an der Herausgabe der »Waldheimschen Blätter für Knnstgcwerbe« beteiligt und auch sonst vielfach literarisch tätig.