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wölbte Schutzkappe, die schwingbar in einer nach rückwärts aus gebogenen Platte oberhalb des Gießrades angebracht wird und durch eine einfache mechanische Einrichtung die Öffnung im ersten Ele vator verschließt. Ein etwa erfolgender Spritzer wird von der Schutzkappe aufgefangen, ein Herausspritzen des Metalls ist nicht mehr möglich. Es wird daher sowohl der Setzer vor Verbrennungen geschützt wie die Maschine vor der bekannten »Versilberung« durch Bleiansatz bewahrt. Für die Verbreitung der Setzmaschine ist bemerkenswert, daß sich nach der Statistik der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossen schaft die Zahl der Setzmaschinen in den Betrieben von 1913 (4761) bis 1928 (8888) ungefähr verdoppelt hat. In dieser Zeit stieg die Zahl der Betriebe von 8494 in 2568 Druckorten auf 9487 in 2580 Druckorten. Druckhcrstcllung. Zu der Krage des Primat des Buch drucks (Hochdruck) bedeutet einen sehr beachtenswerten Beitrag das »Fahrbuch der Schriftgießerei und Messinglinienfabrik D. S t e m p e l Akt. - Ges., Frankfurt a. M., 1930«. Im Anschluß an eine Abhandlung »Buchgestaltung und Schrift« von vr. Rudolf Wolf, von anerkennenswerter Objektivität in Len Sbilfragen, wird hier eine Auswahl von Buchschriften in Anwendungen im Titel-, Werk-, Dramen- und Gedichtsatz geboten, 'die als Beispiel guter Buchgestal tung jedem um die Gestaltung besorgten Verleger beachtenswerte Anregungen dringt. Das Jahrbuch bedeutet gleichzeitig aber auch eine Musterleistung des Handpressendrucks und bringt so die typo graphischen Möglichkeiten voll in die Erscheinung. In Wort und im Satzbeispiel und Druckmuster praktisch eine Verkörperung des Buches als ästhetisches Erzeugnis zeigt das Stempel-Jahrbuch gleich zeitig, wie geschmackvolle Propaganda gemacht werden kann. Eine Stellungnahme zur Buchdruckfrage bedeutet auch eine Aus lassung des Vorsitzenden des »Bundes der chemigraphischen Anstal ten, Kupfer- und Ticsdruckereien Deutschlands E. V.«, Albert Frisch. Der in dieser Sache gewiß zuständige Fachmann sagt in seinem Anfsatz in der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« Nr. 2 vom 7. Januar 1939: »Wir haben es bei der Einführung des Offsetdrucks erlebt, daß er als ,das* Neproduktionsverfahren gepriesen wurde, in dem jede Wiedergabe möglich sei. Die Praxis hat dann gezeigt, daß das durchaus nicht der Fall ist und daß man, ohne dem'Verfahren Zwang anzutun, auf eine bestimmte Art von Originalen angewiesen ist, um das Optimum in der Wiedergabe und im Druck zu erzielen. Ganz ähnlich liegt es auch beim Tiefdruck, auch er kann nicht restlos alle Wünsche befriedigen. Es gibt ein bestimmtes Gebiet, auf dem er besonders viel leistet, aber so universell, wie seine Propheten es behaupten, ist auch der Tiefdruck nicht«. Der Tiefdruck wird auch nur rentabel, wenn Druck auf der Notationsmaschine, also Durchschnittsauftagen von über 39 099, In Betracht kommen. In diesem Falle sinkt der Preis er heblich, und der Tiefdruck wird wirtschaftlicher als der Buchdruck. Auch Herr Frisch unterschreibt, was wir in einem anderen Zitat über die Druckschärfe der Verfahren zu beachten gegeben haben: »Mit dem Offsetdruck hat der Tiefdruck eine Schwäche gemeinsam. Die Wiedergabe der Schrift ist nicht immer befriedigend. Das Exakte und Scharfe, das der Buchdruckschrist eigen ist, findet sich beim Tief druck und Offsetdruck nicht, weil das Prägen des Buchstabens in das Papier fortfällt, die Kontur der Schriftzeichen niemals ganz scharf begrenzt ist und auch die Reliefbildung, die bei der Buchdruckschrift eintritt, auch wenn man ohne Schattierung druckt, nicht in Frage kommt. Der Tiefdruck- und Offsetschrift haftet immer etwas Schwam miges und Ungenaues au, selbst wenn sie noch so gut und sauber geätzt ist«. Eine Hauptunvollkommenheit in der Erscheinung des Rota- tions - Kupfertiefdrucks ist übrigens technisch-prinzipieller Natur und gründet sich auf die Anwendung der Rakel — daher auch der Name »Rakel-Tiefdruck« — zum mechanischen Wischen des eingefärbten Plattengylin'ders, bei dessen Drehung all« Farbe von der Fläche abgenommen werden soll. Das wird aus naheliegenden Gründen natürlich nur unvollkommen erreicht, und daher stammt die Tonung der Kupfertiefdrücke, die erträglich bleibt, wenn sie di« ganze Bildfläche nicht zn tief abschattiert, die aber auch in den un angenehmen R a k e l st re i f e n in die Erscheinung tritt. Mit dem Nakelmesser, auf dessen richtigen Schliff es besonders ankommt, wird deshalb auch noch viel experimentiert. Neue Methoden sollen zu einer vollständigen Aufgabe der Rakel führen. Unter den Flachdruckverfahren hat auch der Lichtdruck ein« ge wiss« Stellung behauptet, die neuerdings durch den Filmlicht druck ein« Stärkung gefunden hat, da die Filmplatte, di« unter Verwendung einer mit einer Spezialgelatine überzogenen Zelluloid folie gewonnen wird, den Druck ziemlich hoher Auflagen aushalt«», soll. Sogar für den Druck in Buchdruckpressen geeignete Formen sotten mit dem neuen Verfahren hergestellt werden können. Zum Trocknen von Drucken kommen außer dem Durch schießen der ausgelegten Bogenstapel mit Makulatur verschiedene Hilfsverfahren in Betracht, von denen wir jüngst das Paraffinier verfahren erwähnt haben. Eine andere Möglichkeit ergibt sich aus Erfahrungen in der Lacklederfabrikation, die auch mit Leinöl an- geriebene Farben verwendet. Hier hat man schon seit längerer Zeit die künstliche Bestrahlung zur Trocknung herangezogen, und zwar mittels der Quarzlampe als Lichtquelle, die ein an kurzwelligen Strahlen reiches Licht ergibt, unter dessen Einwirkung Leinöl rasch trocknet. Auf das Verfahren ist dein Wiener Fachmann K. H. Schwim mer das Schweizer Patent Nr. 129 022 erteilt worden. Der Einheitsschnellpresse, deren Schaffung in fünf Maschinenklassen der »Normenausschuß für das Graphische Gewerbe« durch seinen bekannten Beschluß empfohlen hat, wird in dem ange sehenen Fachblatt »Der Graphische Betrieb«, Dezember 1629 eine ziemlich ungünstige Prognose gestellt. Statt Fortschritten in der »Maschinenformatnormung« ergeben sich mehr und mehr grundsätz liche Bedenken. Der offenbar sehr kundige Mitarbeiter des genannten Fachblattes bezeichnet genormte Schnellpressen überhaupt als un wirtschaftlich und gibt seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß die Beschlüsse der »Nagra« überhaupt zustande kommen konnten, obwohl neben den Schnellpressenfabrikanten auch Vertreter des Druck- gewerbes bei ihrer Fassung zugegen waren. Die Festlegung der fünf Formate wird als übereilt bezeichnet, da es auch noch nicht einmal feststehe, daß das verbreitetste Dinformat 610:869 mm in der Folgezeit bestehen bleibe. Sämtliche Formate außer Klasse 1, Rahmenweite 605:760, werden als zu klein abgelehnt; bei den Maschinenklassen 2>—5 müßten je 40 bis 50 mm zugelegt werden, wenn ein Maschinentyp in die Erscheinung treten sollte, der ein freies, hemmungsloses Schaffen fördert, wie es das Gewerbe braucht. In einem Aufsatz »Wie wird die Einheitsschnellprefse aussehen?« hat der »Graphische Betrieb« gleichzeitig eine vergleichende Betrach tung aller Neukonstruktionen deutscher Schnellprefsenfabriken aus genommen, um die gesamten in Betracht kommenden Fragen einer Klärung zuzufllhren. Ungefähr der Normalformatklasse 1 entspricht der neue Schnelläufer »Berthold - Frontal« der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei A.G. in Berlin SW 61, der mit schwingendem Zylinder und bänderlosem Frontbogenaus gang gebaut wird. Der Zylinder dreht sich beim Hingang des Karrens (Druckgang) von der Anlegeseite der Maschine aus gesehen links herum, beim Rückgang des Karrens entgegengesetzt, also rechts herum. Beim Rückgang wird er gehoben, damit er die Form nicht berührt. Durch diese Anordnung wird der Zylinderdurchmesser er heblich kleiner als bei Haltzylindermaschinen gleichen Formats. Ungefähr in Klasse 2 fällt der Schnelläufer N 2 »No vum« der Firma I. G. Mailänder, Schnellpressenfabrik in Cann statt-Stuttgart. Bei dieser für schnelles und rationelles Arbeiten bestimmten Maschine im Nettogewicht von 5400 kg ist besonderer Wert auf allergrößte Stabilität des Baus gelegt. Die Maschine hat ruhigen Gang auch bei schwersten Formen und hartem Aufzug. Ihre Leistung wird mit 2400 Druck stündlich angegeben. Daß auch in der Konstruktion der Schnellpresse noch grund sätzliche Verbesserungen möglich sind, beweist die Einrichtung des federnden Schwungrads an der Schnellpresse Record der Firma Bohn L Herber in Würzburg. Hier ist das Schwungrad nicht mehr starr mit der Maschine verbunden, sondern durch zwei Schichtfederpaare. Fällt nun ein Fremdkörper in die Maschine, so- daß sie in ihrem Weiterlauf behindert wird, so springen die Federn heraus, und das Schwungrad läuft infolge seiner großen Massen trägheit allein weiter. Die Maschine selbst hingegen, die keine großen, schnellrotierenden Massen aufweist, bleibt stehen, ohne daß etwas bricht. Dies« Anordnung bietet «ine weitgehende Bruchsicherung, denn erfahrungsgemäß verursacht immer das Schwungrad, das sich in seiner Bewegung nicht sofort aufhalten läßt, die schweren Brüche. Di« vertikale Zylinderprefse mit Frontbogenausgang »E l k a«, die zuerst für «in Papierformat von 28:39 em als Schnelläufer herausgebrächt wurde, ist jetzt in einem schwereren Modell b 1 erschienen, das als höchst zulässige Bogengröße 36: 52 em verdruckt. Auch diese Maschine der »Ariston-Elka Maschinenfabrik A.G., Dres den A. 24« ist eine, senkrecht aufgestellte, Haltzylindermaschine, deren Gehäuse im Rücken die Schienen für die Karrenräder trägt. Durch schwere Laufgewichte ausbalanziert bewegt sich der aus- und niedergehende Karren in stoßfreiem Gang. Ein Anlegeapparat von Klein L Ungerer besorgt die Bogenanlage auch beiiü Schnellaus der Maschine exakt, das gut durchkonstruierte Farbwerk sorgt für gut« Deckung auch bei schwer einzufärbenden Formen. Die Maschine kommt namentlich für die kleineren Bilderformen des Akzidenzdruckers in Betracht.