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ll? 8, 12. Januar. Nichtamtlicher Theil. NS Werden." Und später — Wohl in bcrcgter Herbstmesse — schreibt er darunter- „Ist bczalt." Man möchte hiernach annchmen, daß Harder durch ausgestellte Schuldscheine sich sicherte und hätte also Georg Müller das von ihm gegebene Papier s. Z. durch Zahlung wieder ausgelöst. In der Regel wird jedoch der Abschluß des Harder'schen Hauptbuchs in jeder Messe erfolgt und das, was man >n voriger Messe bezog, entweder ganz oder doch theilwcise bezahlt worden sein. Und Michel Harder versäumte es dann nicht oft, die geleistete Zah lung auch im Register der vorigen Messe einzutragen. So finden sich in unscrm Memorial verschiedene Zahlungen der „Hcrbstmeß" 1S8S, wobei sich dann, wie vorher erwähnt, von Harder aber gewiß nicht gern bemerkt, zeitweise noch ein in einer spätern Zeit zu erle digender Schuldrcst ergab. Harder sparte sich, darüber den Haupt nachweis zu bringen, für sein Hauptbuch auf, was ihn nicht abhielt, in seinem Meßregistcr etwa zu schreiben: „Rest er noch" und dann folgt der Betrag. Solches haben die lithographirten Blätter dem buchhänd- lerischen Berichterstatter erzählt. Möglich, daß diesen sein mensch liches Ohr täuschte und er Einzelnes nicht richtig verstand. Dann sei es dem Kundige» unbenommen, ihn zu corrigiren. Die Herausgeber selbst haben ihre Aufgabe nicht vom buch händlerischen, sondern voni bibliographisch-literarischen Standpunkt ans ausgefaßt. In ihrer kurzen Einleitung geben sie außer einer Notiz über Michel Harder nach dem Frankfurter Bürgerbuche, einer Hinweisung darauf, daß Harder einige der von ihm verkauften Bü cher als aus Druckereien dritter Orte stammend in seinem Register nennt, daß er also „nicht alle, vielleicht sogar kein einziges der hier angeführten Bücher selbst gedruckt hat", interessante Nachweise über den Absatz einzelner Bücher. Hieran schließt sich eine „Uebersicht der zur Zeit Michel Harder's im Handel gewesenen und von ihm verlausten Druckschriften, nebst Angabe der Druckorte und Verleger". Diese Uebersicht ist sehr dankcnswerth, denn sie gibt für den Nicht fachmann in den meist sehr ausführlichen Titeln jener Zeit einen guten Anhalt für die buchhändlcrische Thätigkeit Harder's. Und nicht weniger, wie wir glauben möchten, für seine Thätigkeit als Buchdrucker. Denn dafür, daß Harder die Artikel, die er nicht aus drücklich als in Pforzheim oder sonstwo gedruckt auffnhrt, nicht selbst gedruckt haben sollte, ist kein vernünftiger Grund zu finden. Bücher, wie die von Harder verkauften, waren in vielen Ausgaben am Markt, wie ein Blick in Goedeke's Grundriß dies noch heute zeigt, und frei zu haben für Jeden, der sie drucken wollte. Es war wohl der Kritiker des Liter. Centralblatts, der u. a. meinte, die lithographirten Tafeln seien ein zwar erwünschter, aber nicht gerade nothwendigcr Bestandthcil des Heftes. Wir dagegen erlauben uns vom buchhändlcrischen Standpunkt aus die Ansicht zu haben, daß, wie die ganze Publikation eine wesentlich für die Ge schichte des Buchhandels wichtige ist, sie auch nur durch die genaue Wiedergabe des Memorials mittelst Steindrucks ihren vollen Werth erhalten hat. Dadurch tritt der Vorgang, der uns auf gedruckten Seiten kalt und theilnahmlos ließe, handgreiflich an uns heran und wir vertiefen uns gern in die Aufzeichnungen des alten Frankfurter Buch händlers, der auch seine Sorgen und Freuden hatte, wie wir heutigen. Den Männern aber, die ihn wieder auserstehen machten nach dreihundertjähriger Ruhe, sei für solche That aufrichtiger Dank ge sagt. —c— Misrellen. „An die deutschen Schriftsteller" ist in diesen Tagen von Ferd. Freiligrath, Em. Geibcl und Edm. Hocfcr folgende Aufforderung erschienen: „Während deutsches literarisches Eigenthum gegen über der Schweiz und anderen Nachbarländern längst des Schutzes internationaler Verträge sich erfreut, besteht bis zur Stunde kein der artiger Vertrag zwischcnDcutschlandund dcmKönigreich der Nieder lande. Die Folge ist, daß der Nachdruck deutscher Werke, insonder heit solcher schönwissenschastlichcn Inhalts, mehr und mehr in Hol land um sich greift. So ist kürzlich Heine, so sind in jüngster Zeit Geibel und Freiligrath in holländischem Nachdruck erschienen. Was diesen heute begegnet ist, kann jedem unserer College» morgen begeg nen. Dazu kommt, für die Novellisten und dramatischen Dichter unter uns, noch eine andere wichtige Frage: die des Uebersetzungsrechts. Unsere Erzähler haben es sich bereits seit Jahren, ungefragt und unbelohnt, gefallen lassen müssen, den Holländern auf Holländisch die Zeit zu vertreiben. Wir sind der Meinung, daß Deutschlands Schriftsteller diesem Unwesen nicht länger zusehen, daß sie, zur Wah rung ihrer gemeinsamen Interessen, im Verein mit ihren rechtmäßi gen Verlegern energisch darauf hinarbciten sollen, daß ein Vertrag zum Schutze des literarischen Eigenthums zwischen Hol land und dem Reich geschlossen werde. Wir ersuchen darum unsere Kollegen nah und fern, sich uns behuss einer in diesem Sinne an den nächsten deutschen Reichstag zu richtenden Petition in Masse anzu- schließen. Von ihrem eventuellen Beitritt bitten wir sie den mitunter zeichneten F. Freiligrath in Stuttgart bis spätestens Ende Januar 1874 in Kenntniß setzen zu wollen." Der Verein jüngerer Buchhändler Hamburg-Altonas „Sphynx" feierte am 29. v. Mts. das Weihnachtsfest. Um 9 Uhr Abends versammelten sich die College» zu einem solennen Souper im festlich geschmückten Saale des London Tavern. Der Präses be grüßte in einer schwungvollen Festrede die zahlreich erschienenen Ehrenmitglieder und Gäste. Er machte darauf die Mittheilung, daß für den besten Redner ein anonymes Geschenk angckommen sei, und wurden die Ehrenmitglieder zu Preisrichtern eingesetzt. Es entspann sich nun ein Wettkampf, indem Jeder durch die beste Rede den ausge- setztcn Preis gewinnen wollte. Dazwischen wechselten Rundgesänge mit komischen Vorträgen, bis die Mitternacht herangckommen war und die Preisrichter sich zur geheimen Bcrathung zurückzogen. Der Präses ging als Sieger hervor und gab in der nun folgenden Dankes rede eine neue Probe von seinem bencidenswerthen Talente. Man schritt jetzt zur Verloosung der zahlreich eingegangenen Geschenke, welche von den glücklichen Gewinnern unter allgemeinem Jubel aus gepackt wurden. Noch lange beleuchtete der brennende Tannenbaum Gruppen gemüthlich Plaudernder Kollegen und wurde unter seinen Zweige» so mancher Frcundschaftsbund geschlossen. Der »atzende ^ Morgen mahnte endlich zum Ausbruche und »ahn, ein Jeder die feste Ueberzeugung mit, daß ihm die frohe Feier noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben werde. —. In England sind im Jahre 1873 insgesammt 4991 Schrif ten erschienen, worunter sich 1528 neuaufgelegte befinden. Nach den verschiedenen Wisscnschastssächcrn kommen aus Theologie, Predigten u. s. w. 770, Jurisprudenz 142, Medicin 172, Geschichte und Bio graphie 428, Philologie und Pädagogik 413, Nationalökonomie und Handel 159. Romane und Erzählungen 831, Poesie und Drama 328 Werke u. s. w. Die Leipziger Bank hat unterm 6. Januar den Wechseldis kont auf 5 Proc. und den Lombardzinssuß auf 6'ch Proc. ermäßigt. Pcrjonalnuchrichte». Die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen hat den Herren Denkert L Groos in Koblenz das Prädikat „Hofbuch händler" verliehen. Herr Edmund Rodrian in Wiesbaden hat von dem Kron prinzen des Deutschen Reichs und von Preußen das Prädicat „Hof-- buchhändler" bekommen.