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Nr. 26«. z Deutscher» Deiche zoblei: jLr jab?o Lxeurp^r 30^War» bez.»Z des DSrjenverelns die viergespaltene >petitzeile oder^deren 8 !3S Mar» jährlich, «ach berr, Nusland erfolgt Liessruug 5Z Dorla, 15-ps^»/« 6.13.50 M^'/r 6.2S M..'/. 6.50 M.; für-Nicht-Z ; über L^p^ig oder dur^ Kreuzband, an -Nichtmit^lieder in ^ mi^lieder 40 -Pf.. 32 M-. 60M.. 100 M. — Deilagen werden N Leioztg. Mittwoch den 15. November 1816. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Dem Buche eine Gaffe! Wie zahlreiche Berichte aus dem Felde erkennen lassen, er obert sich das Buch als Mittel zur Unterhaltung und Belehrung für die Feldgrauen immer weitere Kreise, sodatz heute Tausende zu Bücherlesern geworden sind, die früher weder Zeit noch Lust hatten, sich mit Büchern zu beschäftigen. Was gegenwärtig vielfach nur auf Langeweile zurückzuführen ist, kann nach dem Kriege Bedürfnis werden, sobald das Publikum in seiner Allge meinheit einmal erkannt hat, zu welcher Quelle des Genusses und der Freude ein gutes Buch werden kann. Da man das Eisen schmieden mutz, solange es warm ist, so wäre es unter Hervorhebung der besonderen Zeitumstände zweck mäßig, für das bevorstehende Weihnachtsfest in möglichst um fassender Weise auf das Buch als bestes und billigstes Weih nachtsgeschenk, sowohl für die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften als auch für ihre Angehörigen daheim, hinzuwei sen. Die Zeit ist diesem Vorgehen insofern besonders günstig, als die Konkurrenz, in der das Buch bisher zu anderen Geschenkar tikeln stand, sich in diesem Jahre wesentlich verringert hat, woran die Schwierigkeiten der Beschaffung von Nahrungs- und Genutz- mitteln ebenso tsilhaben wie die Einschränkung auf anderen Ge bieten materieller Lebensversorgung, die wir uns auferlegen müssen. Mancher, der seinen Angehörigen eine kleine Weih nachtsfreude machen möchte, wird in diesem Jahre nicht wissen, was er schenken soll. Wäre es da nicht geboten, mit allem Nach druck das Buch in den Vordergrund des Interesses zu rücken, dem doch, wenn ein verständiger Kopf die Auswahl vornimmt, alle Eigenschaften eines schönen Festgeschenkes zugesprochen wer- den müssen? Ist nicht auf diesem Gebiete jedem Lebensalter und Berus, jedem Geschmack und Geldbeutel Rechnung getragen, sodatz sowohl dem jungen, mehr auf Ansehen und Prunk ge richteten Reichtum neuzeitlicher Kriegslieferanten Genüge getan werden kann als auch den bescheidenen Wünschen des zu äußer ster Sparsamkeit gezwungenen großen Publikums? Auch wird die Welt der Bücher heute vielleicht manchen mehr locken als die Welt der Wirklichkeiten, in die ihn der Krieg hineingestellt hat, während den durch ihn über Nacht reich gewordenen Bevölke rungsschichten klargemacht werden muß, daß Reichtum auch Pflichten gegen sich und andere mit sich bringt und sich mit der Kultur Verbünden mutz, wenn er Frucht tragen soll. Das Presse-Bureau des Börsenvereins wird den Tageszeitun gen eine Reihe von Mitteilungen und Aufsätzen zugehen lassen, die sich in diesem Sinne aussprechen. Dabei darf es aber nicht bewenden. Jeder einzelne muß sich bewußt sein, daß es auf ihn und seine Arbeit mit ankommt, wenn sich ein Berufsstand mit dem, was er der Öffentlichkeit zu bieten hat, durchsetzen und Be achtung finden will. Um diesem Willen, dem Buche zum Siege über seine Mit bewerber auf dem Weihnachtsmarkte zu verhelfen, in diesem Jahre einen möglichst starken und vielseitigen Ausdruck zu geben, wenden wir uns an die Leser mit der Bitte um Mitteilung, was ihrerseits geschehen wird, um in ihrem Kreise eine wirk same Propaganda zugunsten des Buches oder ihres Geschäfts in die Wege zu leiten. Vielleicht läßt sich der eine oder der andere Vorschlag auch für einen größeren Kreis mit Erfolg durchführen oder durch die Tätigkeit des Presse-Bureaus unterstützen. Arbeiten wir uns gegenseitig in die Hände, so kommen die Früchte dem Buchhandel und damit jedem von uns zugute, während wir nur die Geschäfte der außerhalb des Buchhandels stehenden Mit bewerber aus dem Weihnachtsmarkte besorgen, wenn wir nicht einer für alle und alle für einen daraus hinwirken, daß das Buch allseitig als das beste und zeitgemätzeste Festgeschenk vom Publi kum anerkannt wird. Ob die Saat auch in Zukunft Früchte tragen und das Buch dauernd den ersten Platz auf dem Weihnachtsmarkte behaupten wird, hängt allerdings weniger von der Reklame als von der Ausfassung unseres Berufes ab. Deshalb wird der Sortimenter, seinem alten Namen getreu, von dem man jetzt anscheinend nicht mehr viel wissen will, sorgfältig wählen müssen, damit Menschen und Bücher auch das rechte Verhältnis zu einander gewinnen. Hierzu kann das Presse-Bureau gar nichts oder doch nur wenig, der Sortimenter dagegen alles tun, da nicht Worte, sondern Ta ten entscheiden. Notwendig aber ist es, sich klar darüber zu werden, daß jetzt die Zeit gekommen ist, in der mit weit mehr Aussicht aus Erfolg als vor dem Kriege für den Wert guter Bücher eingetreten werden kann. Lehrlingsausbildung. Von Philipp Rath in Berlin-Wilmersdorf. !II Vorschläge zur Änderung der bisherigen Methoden. Was ist nun - abgesehen von den kleineren, aber dabei doch wichtigen Erfahrungen, die in den vorhergehenden Berichten gleich an Ort und Stelle in eine gewisse Beleuchtung gerückt worden sind — aus der Gegenüberstellung der Leipziger Einrich tungen und der Berliner Versuche zu lernen? Zunächst, daß zu einem wirklichen Erfolge — wie in Leipzig - ein festgegründeter und festgefügter Bau gehört, der sich ent sprechend den Bedürfnissen erweitern läßt; daß eine ständige Einrichtung nötig ist, deren Unterhaltungskosten ein für allemal in dem Etat der betreffenden buchhändlerischen Vereinigungen fest liegen, die nicht gekürzt, Wohl aber, wenn die Notwendigkeit cintritt, erhöht werden können. Es geht nicht an, daß — wie in Berlin — die Veranstaltungen von Fall zu Fall, unter Umstän den also von Halb- zu Halbjahr, auf eine erneute Bewilligung von Mitteln warten müssen. Die Gefahr liegt zu nahe, daß die Bewilligung auch einmal ganz ausbleibt. Das kann an äußeren Verhältnissen, das kann auch an den Ansichten der im Vorstand wechselnden Persönlichkeiten liegen. Dann aber stürzt ein müh sam begonnener Aufbau alsbald wieder zusammen, und die vor her aufgewandtcn Kosten wären besser überhaupt gespart worden. Es entsteht so nnr eine Reihe von bald kürzere, bald längere Zeit unterbrochenen Versuchen, deren Ergebnis am Ende immer wie der gleich Null ist. Es ist ferner zu lernen, daß die Lehrkräfte — wie in Leipzig — ihre Tätigkeit als Beruf ausüben müssen, und daß man bei solchen Einrichtungen nicht — wie in Berlin — auf Leute, mei stens sind es dabei vielbeschäftigte Gehilfen, angewiesen bleiben darf, die aus Begeisterung zur Sache dieser ihre an sich knapp genug bemessene freie Zeit opfern. Bei dem einen verschwindet mit der Begeisterung auch die Lust, bei dem anderen infolge äußerer 1113