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738 Mrs.-Nilalt s, d. Mich». BE-Nd-I. Nichtamtlicher Teil. 14, 18. Januar 1912. sie als das Urbild der Romane vom »idealen Herrscher entschieden in der Bibliothek ihren Platz finden muß; die -Märchen der Tausend und einen Nacht«, die soviel Ver wandtes bieten und doch nicht vertreten sind, u. a. m. In anderen Fällen aber, wo es sich darum handeln würde, von den Hauptwerken die ersten, oder jedensalls die maßgebenden Ausgaben nachzubeschaffen, dürsten sich nicht unwesentliche Schwierigkeiten einstellen. Man muß sich also zunächst mit dem begnügen, was da ist, und das ist nicht wenig. Wir erwähnen: Uorns: Os oxtimo rsipndl. statu äsqns UVV» iusula Ltoxios libollus. Lasel: Groben 1518. 4", die zweite Ausgabe, der sich ein anderer Druck (Hanoviae 1813), die Ausgabe von Michels und Ziegler (Berlin 1895), mehrere deutsche Übersetzungen (Leipzig: Henning Große, 1612; Frankfurt a. M. 1704), einige französische (Leiden 1715; Amsterdam 1730) und eine Anzahl von Büchern über Th. More, darunter auch das Werk von Kautsky (Stuttgart 1888), anschließen. — Campanella: Livitas solis, zuerst 1620 erschienen, ist vor handen, aber nur zusammengedruckt mit Jos. Halls blvr- ourius Britanniens (Ultrajecti 1643), ein Buch, in dem außer dem noch die »ktova Atlantis« des Francis Bacon ent halten ist, das Bruchstück eines utopistischen Romans, das sonst wohl nur in den Werken des gelehrten Verfassers zu finden ist, in Einzelausgaben aber erst neuerdings erschien. Ganz fehlt des Joh. Val. Andreae: Roipnblioas ebristirnopolitanas äosoriptio, 1619; dagegen ist Barclays Argsnis (Leiden 1684—69) zu nennen; Harringtons Oesana (1656 u. öfter erschienen) in einem Londoner Druck vom Jahre 1771; desVairasse: Bistoirs äss Ssvarambss (1677), allerdings nur in der Übersetzung »vom Versasser des Siegfried von Lindenberg« (Joh.G. Müller), Göttingen 1783; ferner eine Reihe schöner Ausgaben und Übersetzungen von Fönelons I-ss »vsvtnrss äo Tölömaqns; Morelly: klankrags äss klos üottantss, ou Basiliaäs äu cölsbrs Lilpa! (1753), während desselben -6oäs äs Io Notars« (1755 u. öfter) fehlt. Auch das seltene Buch von Rötif de la Bretonne: I-» äöeonvsrts »nstralo, pur UL bommo Volant, ou Ilsäals kranxais (1781) ist vorhanden; ebenso Merciers I/an 2440 (1772 u. öfter) in der ersten und mehreren folgenden Ausgaben und Übersetzungen; auch »Die glückliche Nation, oder der Staat von Felizien- (Leipzig 1794) und Cabets Vo^ags SN learis (1842) im Original und deutscher Übersetzung (1847). Das wären in ganz großen Zügen die hauptsächlichsten Werke utopistischer Literatur im engeren Sinne; ihnen schließt sich natürlich noch eine große Reihe kleinerer und an sich wohl weniger bedeutender Nachahmungen an, die aber gerade darum vielleicht auch viel seltener zu finden sind. Sehr interessant ist die Abteilung vom Mond und vom Mars, in der auch nicht unbedeutende Seltenheiten vertreten sind; besonders aber möchten wir noch auf die imaginären, wunderbaren und abenteuerlichen Reisen, auf die zahlreichen Robinsonaden, auf Swifts Gulliver, der in englischen, deutschen, französischen und tschechischen Ausgaben vorhanden ist (Dublin 1743; Hamburg 1727—28, die erste deutsche Ausgabe; La Hape 1727 usw.), und auf Holbergs Hieolai Xlimii itsr snbtvrransnm (Kopenhagen 1741 und deutsch 1753) Hinweisen. Mögen die Bücher, die hier in glücklicher Vereinigung beisammen sind, sich nun mit dem vollkommenen Staate be schäftigen, mit dem untadelhasten Herrscher, mit Ländern, in denen Milch und Honig fließt, oder mit »glückseligen Inseln», mögen sie technische Erfolge erträumen, oder inzwischen zur Wirklichkeit gewordene in ihrer Zeit vorausgeahnt und ge schildert haben, mögen sie sich in Phantasten über die Be- ivohntheit und Erreichbarkeit entfernter Weltkörper ergehen, sie alle spiegeln die unauslöschliche Sehnsucht des Menschen nach immer größerer Vollkommenheit, nach ungehinderter Glückseligkeit wider und sind, wenn sie dies Ziel auch manchmal auf gar närrischen Wegen verfolgt haben, in ihrer Gesamtheit als Dokumente des ewig strebenden Menschen geistes in ungemeinem Grade wertvoll und anziehend. Eine solche Sammlung sollte man, auch wenn sie erst in den Anfängen steckt, nicht zersplittern lasten, sondern auf jeden Fall fortsetzen. In ähnlicher Ausdehnung aber, wie die vorliegende, scheint keine zweite bis jetzt zu existieren. In dem vergangenen Vierteljahre sind sehr viele Antiquar kataloge erschienen und darunter auch manche, die über ein augenblickliches Interests hinaus bleibenderen und höheren Wert besitzen. Sie werden dies Ansehen in Rücksicht auf ihren Inhalt, ihre sorgfältige Bearbeitung und ihre Aus stattung in den Kreisen von Bücherfreunden und Antiquaren in gewisser Zahl auch behalten; für den Berichterstatter aber ist es nicht leicht, in einer Katalogschau daraus die rechte Auswahl zu treffen, wenn er nicht Reklamationen von seiten der vermeintlich Übergangenen ausgesetzt sein will. Man möge also bedenken, daß er zunächst nur das erwähnen kann, was ihm auch selbst zu Gesicht gekomnien ist, und ferner, daß er aus seinen eigenen Liebhabereien und Interessen heraus natürlich auch nur subjektiv urteilen kann. Das wolle man ihm zu gute halten. Eine alphabetische An ordnung nach den herausgebenden Firmen ist dabei mit guter Absicht gewählt worden. Joseph Baer L Co. in Frankfurt a/M. haben eine neue Nummer ihres »Frankfurter Bücherfreundes- (Jahrg. 9, Nr. 3) veröffentlicht, zu der Moritz Sondheim einen Artikel über Thomas Murner als Illustrator bei gesteuert hat. Auf Grundlage einer Handschrift Murners, die eine Übersetzung der Enneaden des Sabellicus enthält und mit Handzeichnungen geschmückt ist, verspricht er, demnächst den stilkritischen Beweis zu führen, daß auch den Holzschnittillustrationen zur »Schelmenzunft» (um 1512), zur »Badenfahrt« (1514), zur -Mühle von Schwindelsheim» (1515) und zum »Lutherischen Narren- (1522) eigene Zeichnungen Murners als Grundlage gedient haben. Ein Exemplar der Schelmenzunft (Straßburg 1512) ist in dem Kataloge zum Preise von 2000 angezeigt. Im übrigen bietet dieser Katalog Veranlassung, auf einen früheren Artikel des Börsenblattes zurückzukommen. In Nummer 92 vom 22. April 1911 wurde bei Gelegenheit der Versteigerung »van den Corput« erwähnt, daß in dem Auktionskataloge der »Traetstnlns msäisinalis qnsm Ooetorss Larisisnsss missrrmt ltsgi Anglis. Argsntins, psr ms Uatlnam Hixkrrk ox IX !vr« fälschlich unter die Inkunabeln eingereiht worden wäre; er gehöre vielmehr in das Jahr 1519, dem er auch von der bekannten Autorität in Sachen des Straß burger Buchdruckes, von CH. Schmidt, zugewiesen wird. Das Exemplar wird jetzt von Baer L Co. angezeigt (für 450 ^O), und diese halten die Datierung aus dem Jahre 1499 auf Grund der verwendeten Typen ausrecht. Das wäre ausschlag gebend. Aber es ist wohl etwas zuweit gegangen, wenn daraus, daß Schreiber, Sudhoff, Proctor, Copinger und noch eine Reihe anderer Bibliographen das Buch nicht erwähnen, der Schluß* gezogen wird, das vorliegende Exemplar sei »wohl das einzige erhaltene vollständige Exemplar«. Viel näher liegt die Annahme, daß sie alle es nach Schmidts Vorgang eben auch nicht für eine Inkunabel gehalten haben. Schreiber hätte sonst mindestens das defekte Straßburger Exemplar beschrieben, wenn diesem nicht etwa das Titelblatt mit den zwei Holzschnitten fehlt. — Es ist übrigens noch ein zweites, bei Gelegenheit dieser holländischen Auktion erwähntes Buch: »Steinhöwel, H.: Büchlein der Ordnung, wie sich der Mensch halten soll zu den Zyten der