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740 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 14, 18. Januar 1912 läßt sich nicht sagen, wenn man sie nicht einzeln zählen will; denn die Titel sind nicht numeriert. Dafür findet man eine auf jeder Seite sich wiederholende Zeilenzählung von l—S3! Es ist schrecklich! Kein Mensch weiß, was er damit anfangen soll; man kann nur feststellen, daß mit Ausnahme der ersten und der letzten tatsächlich alle Seiten je 63 Zeilen aufweisen. Wertvoll und lehrreich sind zwei schmächtige Kataloge von Leo Liepmannssohn in Berlin, von denen Nr. 178 über Akustik, Psychologie und Physiologie der Musik und über die Geschichte und Theorie der Notenschrift und des Notendruckes handelt (564 Nrn.), während Nr. 17S sich mit primitiver Musik, mit Musik des Altertums und Mittelalters und mit orientalischer Musik beschäftigt (703 Nrn.). Sehr interessant ist in dem ersten Kataloge eine Sammlung von alten Manuskripten und Drucken, die in chronologischer Folge geordnet Belege zur Entwicklung der Notenschrift und des Notendrucks bringt, vom 11. Jahrhundert angefangen. Es versteht sich von selbst, daß sich hier manche Seltenheiten verzeichnet finden. Ein Druck von Ottaviano dei Petrucci, einem der vorzüglichsten Notendrucker, aus dem Jahre 1515 ist mit 2800 ^ angesetzt. Frederik Müller L Cie. in Amsterdam haben einen sehr vornehmen »Oatalogus »nnusl äs livrss st äs äoeumsnts sur 1a eartograpbis, la gsograpbis, iss vo^agss, 15« — IS« sidolss, veröffentlicht, der mit der Abbildung einer Marmorbüfte des Entdeckers James Cook geschmückt ist, die auch — für 1800 holländische Gulden — verkäuflich ist. Das Verzeichnis umfaßt die Nummern 5001 bis 6230 und ist namentlich in seiner ersten Abteilung, die in zeitlicher Anordnung große geographische Atlanten ver zeichnet, sehr wertvoll. Es beginnt mit einer in Deutschland erschienenen Ausgabe von »ktolomasus' 6sogrsxbia. Ulm: Johannes Reger I486- zum Preise von 1200 Gulden, neben der noch zwei Drucke aus Rom (1490: 1000 Gulden und 1507: 600 Gulden) besonders zu erwähnen find. Die Kataloge 79—80 von Leo S. Olschki in Florenz bilden den 14. und 15. Teil des bekannten Verzeichnisses, das unter dem Titel -Oboii äs livrss aueisns, rarss «t vurisux« nun schon seit einer Reihe von Jahren erscheint. Der vorliegende Abschnitt beschäftigt sich fast ausschließlich mit illustrierten Büchern des 15. und 16. Jahrhunderts, soweit sie von Künstlern aus deutscher Schule stammen; er ist mit 123 Faksimiles ausgestattet. Wenn der Katalog einmal fertig sein wird, wird er eins der köstlichsten Bilder bücher zur Geschichte der frühen Bücherillustration darstellen. Es ist unmöglich, Einzelheiten daraus zu erwähnen; man wüßte nicht, wo man aufhören könnte. »Lrs msäioa psr saseula- nennt der Bibliopola L. E. Rappaport in Rom seinen Katalog Nr. 20, der in nicht übler Bearbeitung 1174 ältere medizinische Bücher zum Kaufe anbietet, darunter auch ca. 10 Inkunabeln italienischen Ursprungs. Er ist mit einer ziemlichen Anzahl zum Teil recht »kuriöser» Abbildungen versehen, wie das der Stoff so mit sich bringt; ein Autorenregister am Schluß erleichtert die Benutzung. Jacques Rosenthal, Hosantiquar in München, bringt in seinem Kslvstiva überschriebensn Katalog 1280 Bücher, Ansichten, Kunstblätter und Porträts zur Anzeige. Erwähnenswert sind die Schriften von Bsza, Bullinger, Calvin, Gengenbach und Zwingli, von Paracelsus und Thurneyssen; ferner die Werke der Schweizer Künstler, besonders Jost Ammans und von Holbein, auch einige »schöne neue Liedchen« sind zu nennen. Von Thomas Murner wird die Schelmenzunst (Straßburg 1512, also dieselbe Ausgabe, die Baer L Co. besitzen, aber in einem leicht ausgebesserten Exemplare) für 1800 ^ angeboren. Ferdinand Schöningh in Osnabrück ^will allen Liebhabern, »den wissenschaftlichen wie den laienhaften«, etwas bringen und hat darum einen Auswahlkatalog »Seltene Bücher aus sechs Jahrhunderten» herausgegeben. Es ist nicht zu leugnen, daß sich unter den 1165 Nummern manch inter essantes and auch manch billiges Buch befindet, wie die Groß- Oktavausgabe von Goethes Werken (Ausgabe letzter Hand) in 61 Bänden für 120 Sonst wären noch von Geyler von Keysersberg »Das Buch Granatapfel« (Straßburg 1516) und »Die Emeis« (Straßburg 1517) zusammen mit noch 2 anderen Büchern für 400 ^ und die zwar immer noch nicht seltene, aber im Preise weiter steigende Schedelsche Chronik (Nürnberg: Koberger 1493), 700 besonders zu nennen. Mexiko, dem Lande, seiner Geschichte und seiner Sprache ist der Katalog 229 von I. A. Stargardt in Berlin ge widmet, der die Bibliothek des vr. Antonio Penafiel enthält, der besonders durch seine »dlouuwsutos äsl art« msrisano autiguo« (Berlin 1890) bekannt geworden ist. Ein in drei Ganzlederbänden kostbar gebundenes, für den Präsidenten Porfirio Diaz hergestelltes Exemplar wird für 500 ^ angezeigt. Die größten und darum auch am höchsten bewerteten Seltenheiten aber finden sich unter den frühen amerikanischen Drucken, die sich mit der Ursprache des interessanten Landes beschäftigen, z. B. Gilberti: Voeabulario su Isogua äs Nsebuaeäu (1559) 2500 dlolioa: Voeabulario sn la Isugua esstsllaua x msrieaua (Mexico 1555) 1200 dlolius: Öoukssiouario maxor SN lsugua msrieaua ^ eastsllau» (Mexico 1565), obwohl 14Blätter fehlen, doch 1800^, u.a.m. Ein sehr umfangreicher (3403 Nrn.), aber auch sehr unübersichtlicher Katalog ist das »Bulletin äs livrss aueisns Ko. 18» von R. W. P. de Vlies in Amster dam. Sein Inhalt ist unter vielleicht hundert Schlagworten alphabetisch angeordnet, weil aber die Seiten keine dement sprechend wechselnden Überschriften haben, so kann man nur sehr schwer etwas darin nachschlagen. In gewisser Hinsicht hätte dieser Mangel sich wenigstens durch ein Register der Schlagworte beseitigen lassen, aber auch das fehlt, von einer labls äss autsurs ganz zu schweigen. Dabei enthält der mit ansprechenden Reproduk tionen geschmückte Katalog sehr viele und interessante Bücher, darunter Manuskripte mit Miniaturen, Inkunabeln, viele Holzschnittwerke des 16. und der folgenden Jahrhunderte, bemerkenswerte Amerikana u. dgl. mehr, aber allerdings auch die kleinsten Kleinigkeiten, so daß die Preise zwischen den Extremen von 50 Cents und 3200 holl. Gulden schwanken. Emile Paul et Fils et Guillemin in Paris ver schicken einen > Oatalogus äss livrss rarss «t prseisui oomposant 1s oabiust äs ksu dl. Boujamiu Oslssssrt (1817—1868)», der sehr interessant ist. Die Versteigerung der kostbaren Sammlung soll im Hotel Drouot vom 22. bis 25. Januar stattfinden. Die nur wenig umfangreiche Bibliothek enthält besonders wertvolle illustrierte Bücher des 15. bis 18. Jahrhunderts und die Werke der großen franzö sischen Klassiker in ausgesuchten Ausgaben und in herrlichen wappengeschmückten Einbänden; so die dlsäitatiouss äoiumnis äs lurrsersmata (Rom 1473); Dante: Oiviua eommsäia (Florenz 1481); Molitor: Os lauiis «t xbitouieis mulisribns (1489); Schatzbehalter (Nürnberg 1491); Ochsenbrunner: Briseorum bsrouw stswmata (Rom 1494); Bassi» 8aneti Ns^ubaräi (Basel 1496); Bergomenfts: Os elaris mulisribns (Ferrara 1497) und viele andere; eine reiche Sammlung von frühen und seltenen Totentänzen, beginnend mit Hol beins Süuulaebrss (Lyon 1538); die ersten Gesamt- und Einzelausgaben von P. u. Th. Corneille (Nrs. 278—286); von Molidre (Nrs. 287—336, eine unschätzbare Folge); von Racine (Nrs. 337—347). Zum Schluffe kommen Radierungen