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pv 120, 25. Mai 1908. Nichtamtlicher Teil. vörlmdlatt >. d. Dtschn. «uchhandel. 5831 zweistündigen Arbeitszeit, die ungeteilt bleiben müssen und in die Zeit vor 1 Uhr mittags zu verlegen sind. 3. Beschränkung der Arbeitszeit in den Kontoren auf höchstens 9 Stunden täglich, Schluß 6 Uhr, längstens 7 Uhr abends, bei englischer Arbeitszeit 8 Stunden. 4. Eine ununterbrochene Nachtruhzeit von 12 Stunden. 5. Eine Mittagspause von zwei Stunden — bei englischer Arbeitszeit mindestens >/, Stunde. 6. Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde bei weiblichen und männlichen Angestellten unter 18 Jahren, ebenso Verbot der Überstunden. 7. Zulassung von Überstunden nach freier Wahl nur für 20 Tage im Jahre für besonders dringende geschäftliche Er ledigungen mit einer Höchstarbeitszeit von 12 Stunden. 8. Gewährung eines Sommerurlaubs.- Der nächstjährige Tagungsort soll Eisenach sein. « Di« EnIwiSluu« -es LladlbibliolhekwesenS i» England. — Die Errichtung städtischer und sonstiger öffentlicher Bibliotheken hat in den letzten Jahren in Deutschland unverkennbar einen be trächtlichen und erfreulichen Aufschwung genommen und wird mehr und mehr von den Körperschaften, denen die Pflege dieser Seite des öffentlichen Bildungswesens zufällt, als eine unumgäng liche Notwendigkeit und Pflicht für ein modernes städtisches Ge meinwesen anerkannt. Dennoch wäre es ein Irrtum, zu glauben, daß Deutschland in diesem Punkte des öffentlichen Bildungswesens heute schon unter den zivilisierten Ländern an erster Stelle stände; denn nicht nur Amerika, sondern auch England, dessen Fürsorge für die Volksbildung wir in Deutschland überhaupt gern ge neigt sind zu unterschätzen, steht ihm in dieser Hinsicht schon erheblich voran. In England wurde — so entnehmen wir einem Bericht der -Library- über diesen Gegenstand — bereits im Jahre 1850 die gesetzliche Grundlage für die Errich tung städtischer Bibliotheken geschaffen. In jenem Jahre wurden die Städte durch eine besondere Parlamentsakte ermächtigt, eigene Bibliotheken zu errichten und eine besondere Steuer zu deren Unterhaltung von ihren Bürgern zu erheben. Diese Steuer wird in der Regel auf einen Penny von jedem Pfund des Ein kommens der Stadt beschränkt, so daß also, wenn die Stadt eine jährliche Einnahme von 360 000 Pfund hat, die Regierung im Höchstfälle die Verwendung von 1500 Pfund für die Errichtung und den Unterhalt von Bibliotheken, Museen u. s. f. genehmigen kann. Die Zahl der Städte, die bis jetzt sich dieser -kublio Libraries Xot- unterworfen haben, beträgt 580, die Zahl derer, die auf Grund dieses Gesetzes Bibliotheken errichtet haben, 527; rechnet man Zwetgbibliotheken und kleine Lesezimmer — doch unter Aus schluß der bloßen Bücherabgabestellen — auch hinzu, so ergibt sich die Gesamtzahl von 906 besonderen städtischen Bibliotheksgebäuden. Die Zahl der Bände, die in diesen Bibliotheken vorhanden sind, beträgt über 4 000 000 Nachschlagcbücher — d. h. solche, die an Ort und Stelle gelesen werden müssen — und über 8000000 Bücher, die zum Entleihen nach Hause bestimmt sind. Diese Nachschlage- bücher werden jährlich in elf Millionen Fällen benutzt, abgesehen natürlich von der noch erheblicheren Zahl von Benutzungen, die sich an den offenen, dem Publikum zu freierem Gebrauch über lassenen Pulten vollziehen; die Bücher, die nach Hause entliehen werden, erreichen gar den riesigen Betrag von 60 Millionen Be nutzungen, von denen etwas über die Hälfte auf erzählende Literatur entfällt. Die Zahl der eingetragenen Entleiher betrug im Jahre 1907 nahezu 2 500 000 oder rund 5^ Prozent der ge samten Bevölkerung des Vereinigten Königreichs, ein Teilsatz, der um so mehr ins Gewicht fällt, als die Ausdehnung der öffent lichen Bibliotheken auf die ländlichen Gemeinden erst in den An fängen steht. Der wichtigste Teil der englischen Stadtbibliothek ist zweifellos, trotz der zahlenmäßig geringeren Benutzung, die Nachschlagebibliothek, da diese in noch höherem Maße als die zur häuslichen Lektüre bestimmten Bücher der Befriedigung der unmittelbaren, während der praktischen Arbeit und der Studien entstandenen Wissensbedürfnisse dient; namentlich ist darin der Teil beliebt, der als die -Schnell-Nachschlage-Sammlung- bekannt ist und zu dem die Benutzer ohne weitere Förmlich keiten zugelassen werden. Außer den eigentlichen Bücherlesehallen haben übrigens zahlreiche englische Städte noch eigene allgemeine Lesezimmer, in denen die jüngsten Nummern der Zeitungen und Zeitschriften aufgelegt werden und die ausgesprochenermaßen zur Entlastung der eigentlichen Bibliothcksräume dienen. Fast jcde Bibliothek hat auch eine besondere Abteilung für Kinder bücher, die außer Märchen und Erzählungen auch elementare Ein führungen in die Wissenschaften sowie Bücher über Spiel und Sport enthalten und die gewöhnlich im Zusammenwirken mit der Schule mit Büchern ausgestattet und benutzt werden. Für das erwachsene Publikum werden neuerdings in immer steigendem Umfang von den Bibliothekaren Vorträge über bibliothekarische Fragen gehalten, sowie Ausstellungen der vorhandenen Schätze und jeweils wichtigsten Neuanschaffungen veranstaltet; vielfach werden auch die Listen jener neuerworbenen Bücher, die sich auf schwebende Tagesfragen und Tagesereignisse beziehen, durch An schlag veröffentlicht, was allgemeinen Beifall findet und als starker Hebel zur Erregung des Interesses an den Bibliotheken wirkt. So stellen die Ausdehnung und die Einrichtung der städischen Bibliotheken in England eine Leistung dar, auf die diese Gemein wesen berechtigt sind mit rühmendem Stolz zu blicken, und die auch wir in Deutschland als vorbildlich in vieler Hinsicht be trachten dürfen. Nach: IRs Library. * Ausstellung in Karlsbad. — Im Sommer d. I. soll in Karlsbad eine -Internationale Ausstellung für Handel, Gewerbe und soziale Hygiene- stattfinden, für die zurzeit auch in Deutschland geworben wird. Wie die -Ständige Aus stellungskommission für die deutsche Industrie- mitteilt, sieht sie sich nicht in der Lage, dem deutschen Handel eine Beteiligung zu empfehlen. * ««schenk an dt« Pariser Nattoualbi-iiothek. — Ein Fräulein Guibout hat unlängst der Pariser Nationalbibliothek neunzehn in rotem Saffian gebundene, aus dem 18. Jahr hundert stammende Bücher vermacht, die mit den Wappen Frank reichs und Sachsens geschmückt sind. Sie gehörten einst in die Bibliothek der Prinzessin Marie, Tochter des Kurfürsten August III. von Sachsen und der Erzherzogin Marie Josephe von Österreich. Prinzessin Marte war Dauphine (Gemahlin des Thronfolgers) von Frankreich und die zweite Gattin des Dauphins Ludwig, Sohnes Ludwigs XV., dem sie acht Kinder gebar. Die Bücher sind ein Pariser Missale in 8 Bänden, ein Vesperbuch in 2 Bänden, ein Nachtgebetbuch in 8 Bänden und ein Ostergebetbuch, sämtlich von großem Wert. - Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg. — Mit einer wertvollen und hochwillkommenen Stiftung ist die Bibliothek des Museums durch die sechs Söhne des 1886 verstorbenen Or. Hermann Beckh, Gutsbesitzers auf Rathsberg bei Erlangen: Justizrat Hermann Beckh und Hofrat vr. Wilhelm Beckh in Nürn berg, Privatier Franz Beckh und Gutsbesitzer und Landtags abgeordneter Friedrich Beckh in Rathsberg, Regierungsrat Rudolf Beckh in Bayreuth und Gymnasialprofessor Or. Heinrich Beckh in Erlangen bedacht worden. Zum Andenken an ihren Vater, der von 1859 an bis zu seinem Tode Mitglied des Verwaltungs- wie auch des Lokalausschusses des Germanischen Museums und mit dem ehemaligen II. Direktor unserer Anstalt, vr. 0. Georg Karl Frommann in treuer Freundschaft verbunden war, haben sie ausgewählte Bestände der wesentlich durch vr. Hermann Beckh zusammengebrachten Rathsberger Bibliothek, im ganzen an 1600 Bände, dem Germanischen Museum geschenkweise überwiesen. Namentlich die Abteilungen Literaturgeschichte, zumal von ca. 1775—1850, Philosophie, Staatswissenschaften und die Norica- Sammlung der Bibliothek des Museums haben dadurch ansehn liche Ergänzungen erfahren. GrattSfahrplün« ln EonpsS der österreichischen LtaatS- bahne«. — Mit Beginn der diesjährigen Sommerfahrplan-Periode werden, wie die -Wiener Zeitung- meldet, bei 50 nach den ver schiedensten Richtungen verkehrenden direkten Wagen von Wien und nach Wien, so beispielsweise Wien —Paris, Basel —Wien, Wien— Venedig — Rom, Karlsbad — Aussee, Lemberg — Wien usw., täglich auf den einzelnen Sitzplätzen Fahrplanblätter zur freien Benutzung des reisenden Publikums aufgelegt, die sämtliche Daten über Ankunft, Aufenthalt und Abfahrt von allen Halte punkten des betreffenden Zuges, beziehungsweise Wagens für die 758»