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14432 Börsenblatt s. d. Dtschn. Suchhundes Fertige Bücher. ^ 2S7, 15. November 1912 ^Ugo vielter äc Oie. ^ien und 1^ eipng Vis „Neue fi'eie Presse" scheibt: Hr. 173VS IVisa, Liirrvobo tTsrr« ik^sls fL e b en s m a x i IN e n eines Arztcs.f Das schöne, oft ziücrle Wort Hermann Nothnagels: »Nur ein wahrhast guter Mensch vermag ein guter Arzt zu werden" wird durch die Erfahrung in einem noch gesteigerten Sinn bekräftigt: Hinter jedem, bedeutenden Arzt steck: auch eine bedeutende menschliche Persönlichkeit. Ln den Briefen'Villroths, die jo viel von Kunst, von LebcnSerkemrtnis und geistigem Lebens, genilst erzählen, kling: überall die Meinung durch: Das Latent des großen Arztes, zumal des Chirurgen mit seinem intuitiven Ahnen,. Erfassen und Entschließen, ist ohne plastisch, künstlerischen Sinn nicht zu denken. Auch zu philosophischer LcbcnSbelrachlung drängt dieser Berus, der so oft die Nacht- seilen des Doseins enthüllt, seine Meister unablässig hin. So :st gerade in der Wiener medizinischen Schule der Zusammen. Hang zwischen humanistisch-riinstlerischen Bestrebungen und ärztlicher ff ursch ring niemals völlig verloren gegangen. Unsere Wteuer großen Aerzle sind sehr oft Schriftsteller und Poeten von Rang gewesen. Unter diesen schöngeistig bestrebten Aerzlen unserer Tage und unserer Stadt ist Di. Robert Geltung, der Schöpser des RudotfinerhouscS, gewiss eine der scharf- nmrissensten Persönlichkeiten; er ist in dieser harmonischen Ausgeglichenheit seines Wesens der echte Billroth-Schüler, ein Operateur von weitestem Ruf und zugleich praktischer Lebens. Philosoph von zwingender Milde und Innigkeit, ein Denker von edelster, warmherzigster, menschlich reinster .Gesinnung. Will man die Resultate seiner reichen Lebenserfahrung, die segelnden Maximen kennen lernen, zu dpnen ihn die jahr. zchntelauge tiesgütige Betrachtung menschlicher Schicksale ge- sührt, so bietet sich gerade jetzt dazu die erfreulichste Gelegen heit. Gersuny hat soeben (im Verlage Hugo LellcrL^o.) die zweite Auslage seiner Aphorismensammlung erscheinen lassen, ein schmales Büchlein, das von Leben und Liebe, von: Jungsein,ugd tvom Altern» von Kunst und Frauen, von Äihiit uydRuhc,mehr, und Gewichtigeres erzählt als manches' dickleibigc-'KvikiMstmmf .Bodensatz, des'Lebens", so ist "diese Auslese seiner Lebcnsmaiimen sinnbildlich übcrschriebcusic trägt ein Motiv von selbstkritischer Bescheidenheit: .Aphorismen sind nur Fetzen der Wahrheit, geben sich aber sür die gpnze aus." Von vielen dieser Aphorismen darf man dagegen sagen: Sie geben sich nur als Wahrheitsspiilter und »enthalten sehr vk! die ganze Wahrheit. Wie bot sich dem Autor dieser Titel Bodensatz des Gebens" dar ? Er gibt uns in einem knappen Vorwort die Erklärung: .Wenn ein Fluß nach einer großen kiebcrschwemmung seine Richtung ändert, findet man in seinem p-rlchsenrn Bett Gerölle.non allerlei. Gestein, das er da und dort mitgerissen und rund geschlissen hat. Achnliche Um. Wälzungen kommen auch im Leben eines Menschen vor, und darum habaAch dieses kleine Buch .Bodensatz des Lebens" -enaiylt. Ob die Sprüche und Bemerkungen, die es enthält, irgendeinen Wert haben? Den einen möchte ich daKir in Anspruch nehmen: daß j» erlebt und nicht erklügelt sind." Durch diese Charakterisierupg ist zugleich der Wert dieser Aus sprüche gekennzeichnet: sie haben die Bedeutung nicht am Schreibtisch erklügelter, sondern im Kamps deS Tages erlebter, oft wohl erlittener Weishciien. Man beachte nur, was er über die Weisheit selbst und ihren Gegensatz zur Klugheit sagt: .Weisheit ist der Schatzbewahrer, hütet, was wir "einst gefunden, Klugheit ist der Ladendi'ener, handelt — und be schwatzt die Künden." Natürlich ziehen uns die .klugweisen' Urteile über das eigentliche, das ärztliche Arbeitsfeld GersunyS am unmittelbarsten in ihren Bann. .Ein Kranker," so schreibt dieser humane Arzt, .quält sich unter Schmerzen einem sicheren, vielleicht auch fernen Tod entgegen. Darf man da nicht — aus Erbarmen töten? La, man dürste wohl, gäbe es nur leinen Irrtum, kein Verbrechen; und könnte man auch beides verhüten, der arme Kranke hätte zu seinem Leiden noch das Mißtrauen und würde die Krankheit weniger fürchten als den Arzt.' Und er urteilt über das Wesen des. .guten Arztes" : .Verhärtet sich der Arzt mit der Zelt gegen den Anblick der leidenden Menschen? Was den Neuling er schreck!, sieht der Erschiene mit Ruhe; das nMcht den Harten noch härter, den Weichen aber weicher." Diese Fragen der ärztlichen Erziehung führen ihn zu Problemen der Erziehung im weitesten Sinne^- die er in das Wort zusammenfaßt: .Erziehen heißt, aus dem Menschen das Gute hervorlocken, das in ihm ruht." lieber Religion und Wiienickiait. über den Tod denkt er mit dem gleiche, milden, gelassenen Verstehen, das ihn auszeichnet, auch wenn er aktuellsten polnischen Fragen, etwa dem Problem der Lrauenemamn Nation oder der .freien Liebe" gegenüberstcht. Den künstlerischen Grundzug im Wesen GersunyS spürt'man aber am deutlichsten in den sym bolischen Gesprächen und Briefen, etwa in dem offenen Send schreiben an den reichen und armen Mann, in den Kinder- reimen oder in den allerliebsten Märchen. Läßt man diese kleinen Geschichten und Lebensmärlein an sich vorübcrziehen, so ist man überall einem Geist begegnet, der nach den Höhen der Erkenntnis ünd Zugleich nach den'Oknellen der Gesittung strebt. Wie EntbL-k"lung des DenkmaleL des LündeLpr^sikdenten von Kärnt»- " Frsiherrn Schm'"» - s.. soeben e^sciiienen! 100 Leiten Hiein-Yusr». Lieg. Zebettet 2.50, in Lesitucii zebrln. 4. -. In stecknunZ 30°/«, bar 35°/° un<1 9S- T"ei Ltück einmal rur Probe mit 40°/> (suck vom LinbsntI) Lin Lesckenkbuck für kehrte und Patienten!