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.Ta 202, 8. September 1920. Redaktioneller Teil. setzungen nur sachlich Verfahren und nur das Haupt- und End ziel Im Auge behalten wird, nämlich das Fördern und Heben des Bücherabsatzes. Ich btn prinzipiell Gegirer eines SortimArter-Teuerungs- zuschlags. Als wir seinerzeit, bevor der Börsenverein die Not stands-Ordnung geschaffen hat und in verschiedenen Städten ein sogenannter »wilder« Teuerungszuschlag erhoben wurde, bet uns in Rostock und Mecklenburg dazu Stellung nahmen, haben wir dieses eigenmächtige Verfahren für unsere Stadt und unseren Bezirk abgelehnt. Wir waren der Meinung, daß der Sortimenter bei dem erhöhten Büchereinkauf des Publikums nicht dazu bei tragen sollte, unnötig seinerseits die Bücher zu verteuern, und daß die erhöhten Spesen durch den erhöhten Einnahmeverdienst auszugleichen wären. Die wirtschaftlichen Verhältnisse wurden jedoch derartig, datz der Börscnvcrcin gezwungen war, einen Soriimenterzuschlag von 107» vorzuschreiben. Es war zu der Zeit ein Gebot der Stunde. Als jedoch die Frage der Erhöhung des Sortimenter-Teuerungszuschlags durch das dauernd« Wach sen der Geschäftsspesen, Steuern, Gehälter und sonstigen Abgaben akut wurde und wir im vergangenen Jahre in der Hauptversamm lung des Kreisvereins in Güstrow darüber berieten, habe ich mich auf einen entschieden ablehnenden Standpunkt der Er höhung gestellt. Ich habe eingehend ausgeführt, dah es unaus bleiblich sein würde, datz, sobald der Handelsverkehr mit den neu tralen und ehemals feindlichen Ländern ausgenommen wüxde, der Bücherabsatz erheblich zurückgehen würde. Das Publikum, das sich während des Krieges daran gewöhnt hatte, Bücher zu kaufen, weil es durch den fast vollständigen Warenmangel in anderen Branchen diese nur aus Not und nicht aus innerem Triebe erwarb, würde sich, sobald die Waren wieder, wenn vor erst noch teuer, zu haben wären, allmählich wieder von den Bü chern abwenden. Es wäre also nicht im Interesse des Sorti menters, durch eine nochmalige Erhöhung des Zuschlags, wo die Warenzuflut auf anderem Gebiete bereits in nächste Nähe gerückt war, die Bücher ihrerseits unnötig zu verteuern und dadurch den Absatz vorsätzlich zu hemmen. Obwohl auch einige der anderen Herren in der Versammlung meine Meinung teilten, drang ich damals nicht durch. Die Ereignisse in diesem Jahre haben mir vollständig rechtgegeben. Mit der Wiederkehr der Waren aus anderen Gebieten hat der Absatz von Büchern erheblich nachge lassen und wird noch mehr zurückgehen, je mehr Waren auf den Markt geworfen werden und je wohlfeiler diese sind. Die Zeit wird dann auch bald wieder kommen, datz man für Ge- schcnkzwecke das Buch wieder an den allerletzten Platz stellen wird. Zwar ist der Umsatz noch immer steigend, der Absatz jedoch dauernd zurückgehend ; und dies ist das Bedauerlich«; denn jedem Sortimenter muß es angenehmer sein, zehn Bücher zu je 12 .11 zu verkaufen als 4 zu je 35 ^kl, den im elfteren Falle hat er sein Lager um zehn Büchs verringert, hat durch weg mit zehn Käufern Fühlung gehabt im letzteren Falle nur mit vier. Es muß daher versucht werden, durch Preisabbau den Absatz wieder zu heben. II. Der Verleger (Bücherfabrikant) gibt seine Bücher heraus und bestimmt den Verkaufspreis für das Publikum. Das Buch ist also ein Artikel, den man in anderen Branchen »Markenartikel« nennt. Der Sortimenter (Bücherdetaillist) vertreibt die Bücher für eigene Rechnung oder in Kommission zu dem angegebenen Verkaufs preise. Zu diesen Preisen wird er nur verkaufen können, wenn der Fabrikant ihm die Waren genügend rabattiert. Nun wer den diese sogenannten »Markenartikel» in anderen Branchen durchweg mit einem Ncttorabatt von 33tzst7° rabattiert, wie jedermann bei einer Umfrage bei anderen Kaufleuten genau feststellen kann. Unter Nettorabatt ist zu verstehen, daß der Fa brikant die Waren franko ohne jede Porto- und Vcrpackungsbe- rechnung liefert. (Etwaige Kisten werden stets zum Selbstkosten preise oder gegen 7^ davon zurückgenommen.) Er, der Fabri kant, liefert, und es soll hier ganz besonders hervorgehoben werden, die Kommissionswaren zu demselben Preise wie die fest bestellten Waren und verspricht außerdem dem Detaillisten bei der Abrechnung der Kommissionswaren bei einer bestimmten Vcr- kausszahl noch einen besonderen Skontoabzug. Der Fabrikant verkehrt nur mit den Grossisten oder Detaillisten, niemals jedoch mit dem Publikum. Wenn ich heute einer Schokoladenfabrik oder einer Odolfabrik schreibe, sie möchte mir umgehend per Post und unter Nachnahme ein Postpaket ihrer Artikel zusenden, so erhalte ich die Nachricht, daß die Fabrik mir nicht direkt liefern kann, sondern datz ich ihre Waren in meinem Wohnort bet der oder der Firma erhalten kann. Die Folge davon ist, datz der Absatz der Waren an das Publikum restlos durch Vermittlung des Detaillisten geht. Wie anders ist dies beim Buchhandel! Mit einigen Ausnahmen (als lobendes Beispiel soll hier an erster Stelle die Weidmannsche Buchhandlung in Berlin genannt werden) wird das Buch von den Verlagsbuchhandlungen direkt ^ an das Publikum geliefert. Nicht daß die Verlagsbuchhandlun gen eine richtige Sortimentsbuchhandlung unterhielten, sondern es werden vielmehr die bet ihnen eingehenden Bestel lungen, wozu sie entweder durch direkte oder in direkte Aufforderung oder auch sogar ganz ohne ihr Ver schulden gelangten, selbst ausgeführt. Es ist nicht zuviel gesagt, datz dem Gesamtsortiment in jedem Jahr Millionen da durch verloren gehen, datz der Büchcrfabrikant sich nicht auf den selben reellen Standpunkt stellt wie der andere Warenfabrikant. Wenn sämtliche von dem Publikum benötigten Bücher durch den Detailliste» geliefert werden sollten, so wäre bereits die Verbesserung der allgemeinen Lage des Sortiments etwas ge hoben. Man vergleiche nun die Rabattsätze, welche der Bücher detaillist erhält, mit denjenigen der anderen Warendetaillisten. Der Bücherrabatt beträgt durchschnittlich bis jetzt 30 oder höch stens durchschnittlich 33^7» brutto. Die Spesen der Sortimenter sind mit 207» nicht zu hoch bemessen. Als Beweis nehme ich einen beliebigen Auszug meines Kommissionärs über einen Zeit raum von zwei Wochen. Dabei muß erwähnt werden, daß ein« große Zahl Zeitschriften bei der Post bestellt ist; datz feste Be stellungen von nicht in Leipzig ansässigen Verlegern möglichst direkt bestellt werden, datz also über Leipzig nur das unbedingt Notwendige gesandt wird, größtenteils Kommisstonssendungen und Zeitschriften, wovon der Verleger entweder überhaupt keine Provision zahlt, oder fast ein halbes Jahr nach Einsendung der Postquittung, sodaß ich im letzteren Falle wieder über Leipzig beziehen muß. Eilballen 39/44; Gewicht 105 Kilo. Berpackungsspesen 40.64 .« Rollgeld Leipzig 14.80 .11 Frachtspesen 56.S0 .11 Frachtstempel —.9« .11 Kontenführung 6.35 .tk Barinkassospesen 1S.8V.11 Rollgeld Rostock 12.— .11 Kommisslonsgebllhren für 2 Wochen 6.— .11 156.39 ^1 Die drei Batten brachten ein: 567.94 .71 netto Barpakete 125.21 ./I netto feste Pakete. also rund 700 — .11 Einkauf mit rund 150.- ^1 Spesen, ist etwa 207» des Einkaufspreises. Dieser Prozentsatz gestaltet sich natürlich dann und wann günstiger oder ungünstiger, je nach dem, was die Ballen enthalten. Dabei mutz hier betont werden, daß, durch die Einigkeit der Kom missionäre, jeder andere Sortimenter, der nicht seinen Wohnsitz in Leipzig hat, ungefähr dieselben Spesen zahlen muß, und daß ein Herumreiten und ein Herumtrampcln auf den Kommissio nären vollständig zwecklos, wertlos und unangebracht ist; denn die Kommissionäre wissen, daß, je höher die Leipziger Spesen sind, desto größer die Abwanderung von Leipzig, und sie haben es auch jetzt wieder durch ihre letzte Bekanntmachung, wobei sie die Verpackungsgebühren, wenn auch nur gering, herabsetzten, be wiesen, daß nicht sie es sind, die den Buchhandel unnötig ver teuern, und datz sie, wenn möglich, ihrerseits einen Preisabbau vornehmen. Bleiben also dem Sortimenter bei einem Durch schnittsrabatt von 33ich7» nur etwa 137° seines Umsatzes, um Miete, Gehälter, Steuern, Feuerung usw. und seinen eigenen Le- I08Z