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139, 20, Juni 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7309 wesen. Diese Literatur hat in den letzten Jahrzehnten einen solchen Umfang erreicht, daß auch dem Fachmann eine solche Bibliographie erwünscht sein muß, um sich darüber zu orientieren. Der erste Teil ist das Schlagwortregister; es verzeichnet bei jedem Schlagwort die Namen der Autoren, die über das betreffende Thema geschrieben haben. Der zweite Teil enthält das Ver zeichnis der einschlägigen Werke in alphabetischer Reihen folge der Autorennamen. Bei jedem Werk sind angegeben: Autorname, Vorname (fehlt aber häufig), Titel, Auflage, Zahl der Bände oder Hefte, Jahr des Erscheinens und Preis. Da das Verzeichnis anscheinend in erster Linie für die Kunden des Herausgebers bestimmt ist, ist die Angabe des Verlages fortgelassen. Andere Benutzer müssen also die Jahres zahl als Anhaltspunkt benutzen, um aus den Hinrichsschen Ver zeichnissen den Verlag zu ermitteln. Der dritte Teil verzeichnet die Zeitschriften, und zwar sind dabei auch volkswirtschaftliche und ähnliche Blätter berücksichtigt (übersehen ist dabei die Deutsche Bergwerkszeitung, Essen). Der vierte Teil enthält die Jahrbücher und Kalender, der fünfte die gebräuchlichsten Code-Wörterbücher und Telegraphenschlüssel in deutscher Sprache. Hierin ist ein englischer Code verzeichnet, im übrigen enthält das Werk nur deutsche Originalwerke oder deutsche Übersetzungen englischer Werke. Vielleicht würde es sich doch wohl empfehlen, bei einer neuen Auflage auch die wichtigsten ausländischen Werke zu be rücksichtigen, jedoch nur die Spezialwerke und die Nachschlage werke, die für Bankgeschäfte von Wert sind. Im übrigen ist das Verzeichnis so reichhaltig und auch auf die verwandten Gebiete der Volkswirtschaft so weit ausgedehnt, daß es den Benutzer wohl kaum im Stich lassen wird. Es wird deshalb nicht bloß den Interessenten, sondern auch den Sortimentern in vielen Fällen recht gute Dienste leisten. Bredeney/Ruhr. Tony Kellen. Monuments pslseoxrapliics Vinöobonen8is. veni- Ilisrsemann in I^siprig. 1910. Das Werk ist auf 16 Lieferungen, die in 2 Serien L 8 Lieferungen zur Ausgabe gelangen sollen, berech net. Der Subskriptionspreis pro Lieferung beträgt .k 100.— netto. Innerhalb von 6 Jahren soll die erste Serie, innerhalb von weiteren 6 Jahren die zweite Serie komplett vorliegen. Man schreibt uns aus Wien: Soeben ist die erste Lieferung eines monumentalen Prachtwerkes erschienen, das den ersten Schritt auf einem Wege bedeutet, der längst hätte beschritten werden sollen. Durch die noch vor einigen Jahren ungeahnte Vervollkommnung der modernen Vervielfältigungskunst ist es ge lungen, größeren Kreisen die in den verschiedenen Bibliotheken gehüteten Schätze der Schreib- und Malkunst zugänglich zu machen. Das eben erschienene erste Heft der Denkmäler der Schreibkunst ist in seiner Schönheit auch ein Denkmal österreichi scher Graphik. Der Druck stammt von Adolf Holzhausen in Wien, das Papier von einer österreichischen Firma, die Farbenlichtdrucke der Tafeln und die Autotypie-Klichees von der Unie in Prag. Das große Verdienst der Firma Karl W. Hiersemann in Leipzig als Verlegerin soll keineswegs durch die bedauernde Bemerkung geschmälert werden, daß kein österreichischer Verleger den Mut ge funden hat, dieses Werk zu übernehmen. Das gleiche schmerzliche Gefühl drängt sich uns auf, wenn wir an die Herrlichkeiten des Wiener 3oit.u1u8 Animus denken, dessen getreue Reproduktion ebenfalls in Österreich erfolgte und der auch im Auslande einen Verleger suchen mußte. Der Grundplan des jetzt zu besprechenden Werkes beabsichtigt eine technisch vollendete Reproduktion der wertvollsten Manu skripte der Hofbibliothek mit wissenschaftlicher Erläuterung. Hat sich Hofrat von Karabacek schon durch die bauliche Erweiterung und die Schaffung von würdigen Arbeitsräumen unvergängliche Verdienste um das seiner Leitung unterstehende Institut erworben und muß unter seinen Ruhmestiteln auch die Veranstaltung der unvergeßlich schönen Ausstellungen in der Hofbibliothek angeführt werden, so sehen wir in der Erschließung des inneren Wertes der in der Hofbibliothek aufbewahrten Kostbarkeiten durch das vor- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. liegende Werk einen weiteren Schritt, der reichen Tradition der Hofbibliothek gerecht zu werden, der Tradition eines Instituts, dessen heilige Aufgabe es ist, den wissenschaftlichen Betrieb un versehrt zu erhalten. Es muß immer wieder betont werden, daß die Hofbibliothek nicht im entferntesten mit modernen, selbst sehr großen Büchereien verglichen werden darf, da sie ja schon durch die Sammeltätigkeit eines und desselben Herrschergeschlechts seit einem halben Jahrtausend eine einzigartige Stellung in der Welt einnimmt; es sei nur an die Cimelien-Ausstellung des vergangenen Jahres erinnert, welche dieseTatsache überzeugend vor Augen führte. Die Denkmäler der Schreibkunst, deren Herausgabe der Kustos der Hofbibliothek vr. Rudolf Beer übernommen hat, schließen sich würdig den großartigen Leistungen der Lambeck, Kollar u. a. an. Eine Serie künstlerisch vollendeter, wissenschaftlich kommentierter Nachbildungen der mittelalterlichen Handschriften der Hofbibliothek ist bisher noch nicht geboten worden. Die ein zelnen Handschriften vollständig zu reproduzieren, war schon aus finanziellen Gründen unmöglich. Der Herausgeber beschränkt sich daher darauf, nur die charakteristischen Blätter, diese aber in getreuester Nachbildung vorzulegen. Es ist entschieden hier der richtige Mittelweg gewählt worden. Das eben erschienene erste Heft enthält Nachbildungen aus dem Hilarius-Papyrus (Cod. 2160*) und dem Psalter Karls des Großen (Cod. 1861), Reproduktionen von Blättern aus dem Papyrus sind bisher in Rom, in München und London, aber noch nie in Wien erschienen. Die vorliegenden Proben geben ein überraschend getreues Bild dieses wichtigen Denkmals ^aus der Übergangszeit, in der die klassische Literatur durch das mittelalterliche Schrifttum abgelöst wird. Be sonders hervorzuheben sind in dem Papyrus die merkwürdigen diakritischen Zeichen; in der dazu gehörigen wissenschaftlichen Er läuterung weist Beer aus dem Papyrus unter anderem den Ursprung unseres Anführungszeichens und anderer modernen Jnterpunktionsbehelfe nach. Überhaupt ist in dem erläuternden Text die Tendenz zu erkennen, die Handschriften als Kultur denkmäler zu erfassen und ihre ^Entstehung nicht nur schrift geschichtlich, sondern auch innerhalb ihres literarischen Milieus zu würdigen. Der Psalter Karls des Großen, dessen Wiedergabe womöglich noch vollendeter gelang — es sei nur auf die trefflich reprodu zierten zarten Gold- und Silbertöne verwiesen —, ist ein Geschenk Karls des Großen an Papst Hadrian I.; dieser Ursprung ist seitens des Herausgebers unzweifelhaft festgestellt worden. Ein Ver gleich der Widmungsgedichte des Psalters mit den Poesien Alcuins, sowie der die Psalmen im Wiener Kodex einleitenden Stücke mit den bekannten liturgischen Studien Alcuins hat diesen Beweis nach einer Richtung noch schärfer fassen lassen: Das in der Wiener Hofbibliothek aufbewahrte herrliche Denkmal ist auf Alcuin, den Meister und Lehrer der Aachener Hofschule, zurück zuführen, der durch Karl den Großen aus England an seinen Hof berufen wurde. Mögen Herausgeber und Verlag der Denkmäler der Schreib kunst in ihrem Bemühen unverdrossen fortfahren, die Schätze, die in den ehrwürdigen, stillen Sälen am Josefsplatz aufbewahrt sind, der gelehrten Welt zugänglich zu machen! Diese lübrar^- Lxdeosion, die glücklichste Ergänzung der UniveiZit^-Lxtension, sichert ihnen den Dank aller, denen die Erschließung bedeutsamer Quellen wissenschaftlicher Erkenntnisse am Herzen liegt. —r— Übersetzungen aus dem Deutschen in die slawischen, die magyarische und andere osteuropäische Sprachen. (Mitgeteilt von T. Pech.) 1910, II.*) (Schluß zu Nr. 138 d. Bl.) 80 8. mit. ^dbilä^ll. 1000 Lx. ti. 2.—. Olüelr. (ösrlio, 8. k'isedsr.) ^3* 8* °600^Lx. 0^. "l^—O^ocxaro. 8 . Nosirau. IX. *) 1910, I siehe Börsenblatt 1910, Nr. 69. 947