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3562 Börs-Eatl s. d. Dtschn. «uchhand-l. Mchtamtlicher Teil. ^ 67. 23. März 1909. Jnterimsschutz für Werke in nichr-englischer Sprache sich erwerben, indem sie die in jenem Gesetz verlangte um ständliche Formel auf die Ausgaben drucken und innerhalb des ersten Monats vom Erscheinen im Auslande an das Werk in Amerika durch Hinterlegung von einem Exemplar ein tragen lassen ls- das Nähere in m. Schrift: Der interne u. der internationale Schutz des Urheberrechts. 2. Ausl.. S. l 15 u.! 16). sich schon heute den Schutz des neuen Gesetzes vom 4. März 1SÜS sichern können, ohne auf die Herstellung einer ameri kanischen Ausgabe Bedacht nehmen zu müssen. Bevor näm lich das Jnterimsschutzjahr abgelaufen sein wird, ist ja das neue Gesetz in Kraft getreten und damit auch auf die früher erschienenen Werke anwendbar erklärt. Wer also vom 4. März bis zum 1. Juli dieses JahreS ein deutsches Werk veröffentlicht, kann sich auf dem Umweg des Jnterimsschutzes des Gesetzes von 1905 faktisch durch Antizipation in den Genuß des neuen Gesetzes bringen; ein am 5. März erschienenes deutsches Werk muß dann aber spätestens bis zum S. April in Washington auf Grund des genannten Gesetzes von 1905 eingetragen sein. Freilich wird sich in der Folge die Notwendigkeit er- geben, kurz (growptlx) nach dem 1. Juli dieses Jahres noch eine neue Anmeldung des Werkes auf Grund des inzwischen in Kraft getretenen Gesetzes von 1999 in Washington vorzunehmen (s. o. Z. 5, 6). um aus diese Weise jedem Einsprüche gegen die Gültigkeit des auf neuer Grund lage aufgebauten Copyright zu begegnen. Allein für wich tige Verlagsunternehmen bildet diese doppelte Eintragung und doppelte Hinterlegung von je einem Exemplar eine geringe Mühe. Deshalb seien die deutschen Verleger ausdrücklich auf die Möglichkeit, schon jetzt für deutsche Bücher den er weiterten. von der Herstellungsklausel besreiten amerikanische» Schutz sich zu verschaffen, aufmerksam gemacht. Walter Ziegler und sein Werk. Zum fünfzigsten Geburtstage des Künstlers, 23. März 1909. Von Adalbert Noeper. Walter Ziegler ist der »Erfinder« unter den modernen Graphikern. Eine zum Grübeln und Probieren veranlagte Natur hat er sich mit der technischen Seite seines Berufes in besonders eingehender Weise beschäftigt. Es gibt wohl kaum eine in das graphische Gebiet einschlägige Technik, in der er sich nicht theo retisch und praktisch versucht hätte. Sein reiches und gründliches Wissen hat Ziegler in dem Schriftwerk »Die Techniken des Tiefdruckes« (Verlag Wilhelm Knapp in Halle) niedergelegt. Er ist Mitarbeiter verschiedener Fachorgane, z. B- der »Werkstatt der Kunst«, »Graphischen Künste München« von »Klimsch, Jahrbuch« und hat außerdem in vielen öffentlichen Vorträgen für die Hebung des allgemeinen Interesses an den Erzeugnissen der Graphik gewirkt. nannte Verfahren, wobei das farbige Bild durch Übereinander druck mehrerer auf neue Weise hergestellten Druckplatten entsteht. Bei der Zieglergraphie werden die Farbplatten nicht auf photo chemischem Wege durch Anwendung von Farbfiltern erzeugt, sondern der Künstler schafft eigenhändig nach seiner freien Wahl die farbigen Teilplatten der Reihe nach. Nach Herstellung der Konturen-Zeichnung auf einem rückseitig mit Pyramidenkorn ver sehenen Zeichenpapier erfolgt die Ausmalung mit Farbstiften, wobei sich jeder Strich in den besonderen Atz-Durchdrückgrund der unterlegten Kupferplatte eindrückt und so das Metall an den getroffenen Stellen zum Atzen freilegt. Für jede Farbe wird natürlich eine neue präparierte Kupferplatte genommen, aber das Zeichenpapier bleibt immer dasselbe, und der schaffende Künstler hat also die fortschreitende farbige Entwicklung des Bildes ständig vor Augen und kann beliebig viele Teilplatten zur Erzielung der gewollten malerischen Farbenwirkung Herstellen. Beim Druck wird dann jede einzelne Platte mit der für sie be stimmten Farbe behandelt und durch den llbereinanderdruck auf einem Kupferdruckbogen das fertige Batt erzeugt. Dem Verfahren müssen aber wohl noch technische Mängel anhaften; denn heute hört man nichts mehr von ihm und seiner Anwendung, obgleich sofort nach Bekanntwerden dieser neuen Technik eine Reihe von Künstlern sich darin versuchten und Zieglergraphien auf den Markt brachten, so u. a. Professor Jgn. Taschner, Rud. Schiestl, Rud. Sieck, Otto Trogy, Barlösius, Oenicke, Junghanns, Hans am Ende, Staffen, Otto H. Engel u. a. Auch mit der Buchausstattung, hauptsächlich mit der Her stellung von Vvrsatzpapieren hat Ziegler sich eingehend beschäftigt und neue Zierformen erfunden. Unter all diesen technischen Ver suchen hat natürlich die künstlerische Produktion sehr gelitten, und sein graphisches Werk ist nicht von besonderem Umfange. als Sohn kerndeutscher Eltern geboren, besuchte der junge Walter Ziegler das Untergymnasium und die Oberrealschule in Pilsen. Nachdem er 1879—1880 seiner Militärpflicht als Einjährig-Frei williger genügt hatte, bezog er die Akademie der bildenden Künste in Wien, um Maler zu werden. Seine Lehrer waren Griepen- kerl und L'Allemand. Das Studium wurde 18^2 durch den Bosnischen Feldzug unterbrochen, den der junge Akademiker als Reserveleutnant mitmachte. Im nächsten Jahre kam Ziegler in Konflikt mit der Art und Weise, wie an der Wiener Akademie die Kunst gepflegt wurde; insbesondere konnte er sich mit der allzustarken Anlehnung an die Antike nicht befreunden. Er ging nach München und studierte auf der dortigen Akademie vier Jahre in der Zeichenschule unter I. L. Raab und in der Mal schule unter Alexander von Liezen-Mayer. Seine künstlerische Begabung neigte sich mehr der in- Raab einigen Einblick in die Technik des Stechens und Radierens gewonnen, und so reifte der Entschluß in ihm, sich ganz der Graphik zu widmen. Er wurde nun zunächst Meister schüler des »alten« Raab; seine selbstgewählten Vorbilder waren Dürer und Stauffer-Bern. 1889 ging er nach Wien zu William Unger, um sich die malerische Art dieses Meisters der Radierkunst anzueignen. Während der drei Jahre, die er in Wien unter Unger arbeitete, entstanden neben mehreren kleineren Blättern die Radierung nach Rembrandts Selbstbildnis und die vier großen Platten nach den in Gouache ausgeführten Jahreszeiten seines Freundes Heinrich Lefler, die bei Rud. Schuster, Berlin, erschienen sind. Nach Vorlagen dieses im Rokokostil ausgezeich neten Künstlers radierte Ziegler noch verschiedene kleine Platten, Fächerentwürfe und ähnliche graziöse Sachen. Daneben ent standen Original - Arbeiten nach eigenen Entwürfen, meist kleinere Platten anspruchslosen Inhalts. Besondere Erwähnung verdient das Jmperialblatt »Motiv aus Burghausen«. Das stimmungsvolle Winterbild ist sauber und mit allem radistischen Raffinement außerordentlich fleißig durchgearbeitet. Diese wirk lich gute Leistung der Radiernadel läßt es bedauerlich erscheinen, daß der Künstler durch die nun bald einsetzenden Versuche auf rein technischen Gebieten und durch die literarischen Arbeiten ver hindert wurde, auf dem unter so glücklichen Auspizien betretenen Wege des künstlerischen Schaffens weiter fortzuschreiten. Erst in den letzten Jahren hat Ziegler sich wieder der Radierung zu gewandt. Gegenwärtig arbeitet der Künstler an einer Serie von acht Jagdbildern in großem Format, sämtlich mit je zwei Platten, Tonplatte und Zeichenplatte. Die Herstellung der Tonplatten ist wieder eine eigene Erfindung Zieglers, über die ein Urteil erst nach Erscheinen dieser jedenfalls interessanten Arbeiten zu fällen sein wird. I)it8 Weik rl68 Iiin»8tl6r8.