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9626 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Leit. ./G 224, 25. September 1807. gegen die Fremdwörter ist keineswegs bloß eine Spielerei, sondern ein beständiges Hinabsteigen in die Tiefen der Sprachentstehung. Man kann fast alles verdeutschen, ohne in Narreteien zu ver fallen. Insbesondre für die schriftstellerischen Entwickelungsjahre gibt es gar nichts Besseres als den selbsterwählten Zwang, kein Fremdwort ohne Nachprüfung durchzulafsen. — Es empfiehlt sich, von Zeit zu Zeit eine Arbeit daraufhin durchzugehen, welche Worte oder Sätze verkürzt oder gestrichen werden können, ohne daß der Eindruck leidet. Fast alle Schriftsteller arbeiten mit Material vergeudung. Wenn man gelernt hat, ohne alle Überflüssigkeiten zu schreiben, kann man anfangen, den Schmuck der Worte zu ge brauchen; es ist aber sehr gefährlich, seine Schriftstellerei mit Schnörkeln und Blumen zu beginnen. Das Bewußtsein dafür, was Konstruktion und was Dekoration ist, darf nicht verloren gehen. — Jede einzelne Arbeit hat ihren eigenen Ton, wie jedes Musik stück seine eigenen Vorzeichen hat. Es gibt Schriftsteller, die immer mit denselben Vorzeichen arbeiten, immer süß und weich, oder immer pathetisch, oder immer lehrhaft, oder immer sprung haft. Das kann darin begründet sein, daß ihre ganze Seele über haupt nur diesen einen Ton besitzt; aber es kann auch schlechte Gewohnheit sein. Im lctztern Falle sollen sie sich gelegentlich zwingen, eine ihnen ferner liegende Tonart zu verwenden, um wenigstens die Probe zu machen, ob sie sich ausweiten können. Hierbei sind Übersetzungen aus fremden Sprachen ein gutes Er ziehungsmittel. Es ist nicht zufällig, daß fast alle großen Schrift steller gelegentlich als Übersetzer gearbeitet haben. * Verlagsleichen. — Nebenstehendes Warenzeichen ist vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin auf Grund des Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894 gemäß der Anmeldung vom 25. April 1907 für die Verlagsfirma Grethlein L Co. in Leipzig am 11. September 1907 unter Nr. 100 751 in die Zeichenrolle eingetragen worden. Aktenzeichen Ol. 7598 — Klasse 28 — Geschäftsbetrieb, in dem das Zeichen verwendet werden soll: Ver lagsbuchhandel — Waren, für die das Zeichen bestimmt ist: Bücher, Zeitschriften, Prospekte, Zirkulare, Geschäftspapiere, Anzeigen. * Neue ReAtßfakulläten in der Türkei. — Aus Kon stantinopel meldet das Wiener k. u. k. Correspondenz-Bureau die Verlautbarung eines kaiserlichen Jrades, wonach angesichts der Unzulänglichkeit der Rechtsfakultät in Konstantinopel die Er richtung von drei neuen Rechtsfakultäten in der Provinz ange ordnet wird. Eine von diesen soll in Saloniki eröffnet werden. Die Fakultäten werden neben muselmanischen auch nichtmusel manische Schüler aufnehmcn. Ihre Diplome werden bei Be werbungen im Jastizdienst einen Vorzug genießen. Die Fakultät in Saloniki wird ihre Tätigkeit demnächst aufnehmen. Angeblicher Rückgang der französischen Sprache. — Der -Gtl Blas» klagt darüber, daß das französische Idiom überall vor den Sprachen der »Eroberervölker-, der Angelsachsen und Deutschen, zurückweiche. Im Elsaß werde es nach und nach auf gegeben, und das Deutsche erstrecke sich bis zum Gipfel der Vogesen. In der Schweiz sei die Sprachgrenze, die beim Murtener See lag, schon über zehn Kilometer zurückgedrängt worden. In Ober italien verstehe das Volk immer weniger Französisch, obwohl viele Auswanderer Arbeit in Frankreich suchten; aber sie brächten nur das französische Gold in die Heimat zurück, nicht auch die Sprache. Zu gleicher Zeit werde in den französischen Provinzen weniger die heimische Mundart gesprochen; die Bretagne vergesse das Keltische, die »>s.vgus ä'oc- verliere an Terrain, und das Baskische habe nur noch seinen Kanton. (Nach: Leipziger Tageblatt.) Statistik des englischen Postwesens. — Der soeben er schienene Bericht des englischen Generalpostmeisters zeigt mit seinen riesizen Ziffern die außerordentliche Ausdehnung des englischen Postwesens. Im Jahre 1906,07 sind in dem Vereinigten König reiche befördert worden: Briefe 2804400090, Postkarten 831400000, Zeitungen 189 100 000, Pakete (eingeschlossen die nach dem Aus lande) 104 820 000. Die Zahl der beförderten Postsachen ist gegen die des Vorjahrs außerordentlich gewachsen, am wenigsten die Ziffer der Postkarten, die nur 3,9 Proz. größer ist als im Vor jahre. Es hängt dies mit der Abnahme der Ansichtspostkarten- Mode zusammen, die sich deutlich bemerkbar macht. Die unbestell baren Postpakete und anderen ohne genügende Adresse eingeliefer ten Wertbriefe erreichten die Zahl von 423 085 und enthielten an barem Gelde und Banknoten 29 860 und an Schecks und andern Wertsachen 520 560 89 493 000 Telegramme wurden bestellt, 102 257 000 Postanweisungen im Werte von 817 560 000 -F wurden besorgt. (Wiener Zeitung.) * Neue Bücher, Kala oge re. für BuchhLudler. Lduard Orisebsob's litsrarisobs Tätigkeit. Din bibliogrs.pbisobgr Vsrsucb von Lottkrisd Nülisr. 8". 32 8. IVissbadev NOUVll, August Oskkver. 2 orä. Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literatursreunde. Herausgeber: Or. Josef Ettlinger. Verlag: Egon Fleische! L Co. in Berlin. 9. Jahr, Heft 24, 15. September 1907. 8°. Sp. 1787—1858. Mit 5 Porträts. Jnbalt: Paul Bekker, Dichterkomponisten. — Gustav Falke, Wilhelm Holzamer. — A. von Ende, Amerika und seine Erzähler. — Wilhelm Holzamer, Lyriker und Halblyrikcr. — Albert Geiger, Der Weg zur Form. — Otto Knapp, Die modernen Preziösen. — Echo der Zeitungen / Echo der Zeitschriften / Echo des Auslandes. — Kurze Anzeigen / Nachrichten / Zuschriften / Der Büchermarkt. Vsrrsiobvis von llewälden alter Kleister aas rbsivisobsm krivat- bssitri. Volio. 30 8. 178 kirn. u. 25 Takslu. — Auktion Novtag, dev 14. Oktober 1907 darob Hugo Holding in Nüvobsv. Spruchwörterbuch. Sammlung deutscher und fremder Sinn sprüche, Wahlsprüche, Inschriften an Haus und Gerät, Grab sprüche, Sprichwörter, Aphorismen, Epigramme, von Bibel stellen, Liederanfängen, von Zitaten aus älteren und neueren Klassikern, sowie aus den Werken moderner Schriftsteller von Schnaderhüpfln, Wetter- und Bauernregeln, Redensarten usw., nach den Leitworten, sowie geschichtlich geordnet und unter Mitwirkung deutscher Gelehrter und Schriftsteller, heraus gegeben von Franz Freiherrn von Lipperheide. Lex.-8°. VIll u. 1069 S. Berlin 1907, Franz Lipperheide. Geb. in Halbfranz 16 ^ ord. Allgemeine Bibliographie der Staats- und Rechtswissenschaften. Übersicht der auf diesen Gebieten im deutschen und aus ländischen Buchhandel neu erschienenen Literatur. Begründet von Otto Mühlbrecht, sortgeführt von Hermann Mühl brecht. Verlag von Puttkammer L Mühlbrecht in Berlin. Xd. Jahrg. 1907. Nr. 5. 6. Mai-Juni. 8°. S. 123 —180. Nr. 1794-2732. Xusvabl neuerer IVsrks auk dom Osbiets dsr dls.tbsws.tik, kls.turvi«ssvsobg.ktsn und Tsobvik nebst Orsvrgsbisten aus dem Verlags von 8. O. Tsubnsr in dsipeig. 8is Herbst 1907. 8°. 112 8. Pers onalnachrichten. * Absturz. — Aus Benediktbeuern wird der Allgemeinen Zeitung (München) unter dem 23. September gemeldet: Gestern nachmittag stürzte von der Nordseite der Benedikten- wand der 30 Jahre alte Buch- und Kunstdruckereibesitzer Max Bickel aus München ab und blieb 150 Meter unterhalb mit zerschmettertem Schädel tot liegen. Bickel hatte mit noch drei Touristen den Ausstieg unternommen, war bei der Haustattalm allein vom Wege abgewichen und verlor an einer Stelle, wo er weder vorwärts, noch rückwärts konnte, das Gleichgewicht. Er wollte sich an einem Büschel Gras festhalten, dieses riß jedoch aus und Bickel stürzte vor den Augen seiner Begleiter in die Tiefe. Die Leiche wurde unter großen Schwierigkeiten geborgen und nach Benediktbeuern gebracht. * Gestorben r am 23. September nach langem Leiden Herr Georg Schröter in Berlin, seit 18 Jahren ein trcubewährter Mitarbeiter im dortigen großen Verlags- und Druckhause Trowitzsch L Sohn.