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N die Seils pers^nöt. In dem illustrierten Te l: tllr Ll^/- ^ Nr. 28S <R. 135). Leipzig, Dienstag den 10. Dezember 1918. 8b. Jahrgang. Redaktioneller Teil. An alle buchhändlerischen Arbeitgeber! In einer Versammlung aller Berufsvereinigungen unter Zuziehung der Kreis- und OrtSbereine im Deutschen Buch handel wurde nach eingehender Beratung am 6. d. M. in Berlin der Arbeitgeber-Verband der Deutschen Buchhändler (Sitz Leipzig) gegründet, der den Zweck hat, die Arbeltsverhältnisse im Buchhandel zu regeln. Ortsgruppen werden in Berlin, Leipzig, München und Stuttgart gebildet. Die Vorarbeiten hat der Unterzeichnete Vorstand übernommen. Leipzig, den 9. Dezember 1918. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Arthur Meiner. Paul Schumann. Hans Volckmar. Karl Siegtsmund. Otto Paetsch. Max Röder. Geistige Organisation auf gewerkschaftlicher Grundlage? Wir haben uns bereits unter der Überschrift »Nach berühm ten Mustern« vor kurzem (vgl. Bbl. Nr. 270) mit einer Aus lassung des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller beschäftigt und auf einen »Beschluß« dieser Vereinigung hingewiescn, demzufolge den Buchvcrlcgcrn künftig »Arbcitsräte« beige- geben werden sollen. Wie diese, anscheinend den durch die Re volution ins Leben gerufenen Arbeiter- und Soldatenrätcn uachgcbitdetc Einrichtung auf das Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern angewendet werden soll, entzieht sich unserer Kenntnis. Viel Sympathie wird der Vorschlag in Verlegcr- kreisen schon deswegen nicht finden, weil es den Vätern des Gedankens Wohl mehr darauf ankommt, auf dein jetzt üblichen Wege der Diktatur gewisse Forderungen durchzusetzen, als sich mit den Verlegern zu verständigen. Neuerdings geht nun durch die Tagespresse die nachstehende Auslassung i Die Mitglieder des Schnbvcrbandcs Deutscher Schriftsteller, der seit Jahren die wirtschaftlichen Interessen der deutschen Schrift steller vertritt, haben in einer öffentlichen Versammlung in Ber lin, die durch umfassende Ausführungen des neuen Kultusministers Kvnrad Hänisch über die Absichten des Kultusministern,INS einen besonders wichtigen Charakter bekam, den Vorstand beauflWst, alte erforderlichen Schritte zu tun, um den Schriftsteller» gegenüber den Verlegern nach dem Vorbild der Gewerkschaften zu glö st c r e n Rechten zu verhelfen. Die Versammlung liest keinen Zweifel darüber, daß erhebliche Eingriffe erforderlich sind, um der geistigen Arbeit gegenüber dem Kapital die gewünschte Freiheit und berechtigten Gcwinnansprnch zu sichern. Die Verleger und Thcatcr- direttoren wurden ferner aufgcfordcrt, nunmehr, nachdem die Zen sur gefallen ist, die verboten gewesenen Bücher und Stücke der Öffentlichkeit nicht länger vorzncnthaltcn. Ais Delegierte für den Arbeiter- und Soldatcnrat wurden Julius Bab und Robert Ureuer gewählt Der Hinweis aus das Vorbild der Gewerkschaften ist be zeichnend für den Geist, von dem diese Forderungen beherrscht sind, bezeichnend aber auch für die Einschätzung und Auffassung des schriftstellerischen Berufs, wenn man sich der Forderungen und Machtmittel der Gewerkschaften: Boykott, Streik, Mindest- lohne, Achtstundcnarbeitstag usw. erinnert und die Nutzanwen dung auf einen freien Beruf, wie es der des Schriftstellers bis her war, daraus zieht. Nur schrecken alle diese mit dem lockenden Ruf nach gewerkschaftlicher Organisation auftretendcn Forde rungen nicht, sonder» rufen im Gegenteil ein Gefühl der Erleich terung besonders in den Kreisen hervor, die für den Niedergang unseres Schrifttums in erster Linie eine Produktionsweise ver antwortlich machen, deren Handwerksmätzigkcit mit einer Wer tung der schriftstellerischen Leistungen nach gewerkschaftlichen Grundsätzen durchaus verträglich wäre. Freilich würden bei einer Neuordnung nach gewerkschaftlichen Grundsätzen gerade die- jenigcn leer ausgehcn, auf deren Förderung der Verlag im Interesse der Literatur mehr Gewicht legen müßte als auf die Begünstigung der Mittelmäßigkeit, die ohnehin in unserem Schrifttum Raum genug einuimmt. Wenn diese eine Ein schränkung erführe und damit den Ltteraturmarkt von einer Unzahl von Büchern entlastete, die weit mehr eine Bereicherung des Marktes als der Literatur darstellen, so würde diese Wen dung sowohl im Interesse des Publikums als auch in dem des Buchhandels - Verlags wie Sortiments — nur zu begrüßen sein. Gegen eine wirtschaftliche Besserstellung des Schriftstellers wäre gewiß nichts einzuwcnden, wenn sie denjenigen zugute käme, die wirklich künstlerische oder kulturelle Werte schaffen. Das trifft indessen nur in wenigen Fällen zu, obwohl nicht ver- schwiegen werden darf, daß daran auch der Verlag nicht ganz schuldlos ist, da viele Verleger nur für gangbare Marktware empfänglich und oft auch gar nicht 741