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8026 Nichtamtlicher Theil. 130, S. Juni. gefälligen Besprechung." — Ein solches Buch paßt nicht mehr für die Bibliothek desjenigen Schriftstellers, der sich mit der Besprechung desselben wochenlang beschäftigt hat und es deshalb auch wohl besitzen möchte. Modern ist ferner geworden, die Namen der Recensenten der Zeitungen zu erforschen und die Novitäten dann nicht an die ver schiedenen Redactionen, für welche diese arbeiten, sondern an die Recensenten selbst zu senden. Es erwächst daraus dem Verleger der Vortheil, für mehrere Zeitungen nur ein Exemplar liefern zu müssen, und gehen somit einzelne Zeitungen, welche das Honorar für die Besprechung zahlen und den Raum dafür hergeben müssen, leer aus, zudeni erhält der Redacteur nicht einmal Kenntniß von dem Inhalt des besprochenen Buches. Diesem Verfahren sind die meisten Redactionen schon dadurch entgegengetreten, daß sic nur Bücher besprechen, welche ihnen direct zugehen. Wir müssen es als einen schätzenswerthen Beitrag für eine Zeitung anerkennen, wenn die Verleger hervorragender Werke den Journalen schon vor dem Erscheinen derselben davon Kenntniß geben und werden solche Mittheilungen stets dankbar entgegengenommen werden. Unpassend ist es aber, wie es in neuerer Zeit nicht selten geschieht, wenn Ankündigungen von unbedeutenden Erscheinungen zugleich mit warmen Empfehlungen versehen an die Zeitungen gesandt werden, obcnein mit der Bemerkung: „daß nach Abdruck dcr Reclame (anders ist solche Besprechung nicht zu bezeichnen) und Einsendung eines Belags-Exemplars umgehend, dasRecensions-Exemplar folgen werde"! Eine solche Zumuthung an die Zeitungen ist geradezu unver schämt zu nennen, denn sie involvirt eine mögliche Täuschung des Publikums und die Forderung: erst Leistung dreifach, dann Gegen leistung einfach. Dieser Unsitte sollte sich der deutsche Buchhandel nicht schuldig machen; dagegen ist cs als ganz praktisch zu bezeichnen, wenn gewissen Büchern zur Information des Recensenten Rösumes über de» Zweck und Inhalt de? Buches beigesiigt werden, welche die Arbeit des Kritikers erleichtern, der schließlich nicht alle Bücher lesen kann. Bei Lieserungswerken geschieht es nicht selten, daß die ersten Lieferungen prompt zur Besprechung eingesendet werden; sobald dann aber die Presse das Ihrige gethan und für die Verbreitung der Bücher gesorgt hat, werden die Fortsetzungen denjenigen Zeitungen entzogen, welche für überflüssig gehalten werden, und das unvoll ständige Werk wird zur Makulatur. Was sich endlich mehr und mehr als eine Last für die Presse herausstellt, das sind die Anforderungen, welche von Verlegern von Wochenschriften gestellt werden, indem sie gegen Lieferung eines Exemplars den Abdruck des Inhaltsverzeichnisses jeder Nummer beanspruchen. Wollten die Zeitungen diesem Ansinnen streng genügen, so könnten sie wöchentlich Spalten damit füllen, und wer trägt die Kosten? Es scheint nach diesen Thatsachen an der Zeit, daß der Buch handel bestimmte passende Normen für den Verkehr mit der Presse einführt und liebelstände, wie die obigen, beseitigt. Die Presse wird dann um so mehr die Pflicht fühlen, die Anstrengungen der Verleger und Schriftsteller durch gewissenhafte Berücksichtigung der ein gegangenen Novitäten zn unterstützen. Die Presse ist ein so wichtiger Hebel des Buchhandels und der Literatur, daß Mißbräuche, wie die geschilderten, nicht statthaben sollten; andererseits gibt der Buch handel den Zeitungen und deren Lesern so reichen Stoff der Belehrung und Unterhaltung, daß es wieder Pflicht derPresse ist, dieBeziehnngen ! zu den Verlegern in streng geregelte Bahnen zu leiten und die Ver-1 nachlässigungder eingegangenen Novitäten, wohl garVerschleudernng derselben, unter allen Umständen zn verhindern. 8.« j Altcrs-PcnsionSrassc für Buchhändler. II.*) Die Gründung einer Pensionsanstalt für Angehörige des Buch handels erscheint uns als ein so glückliches Vorhaben, daß wir uns nicht enthalten können, hier einige — wenn auch schon bekannte Gedanken auszusprcchen, deren erneute Erwägung doch daznangethan sein dürste, hier und dort in höherem Maße für ein solches Institut zu interessiren. Ohne uns aus den Vorgang einzelner Firmen, wie Masson in Paris, Th. Ackern,ann in München und so mancher anderen stützen zu wollen, welchen augenscheinlich bei Errichtung von Gratifications- nnd Pensionscassen für ihr Personal das Prinzip vorgeleuchtet hat, sich gute und eingearbeitete Gehilfen heranzuzichen und dauernd durch ein gemeinsames Interesse an sich zu fesseln, möchten wir aus den Hauptsactor zunächst Hinweisen, der für die Sache spricht,— auf die traurige Lage unserer Gehilfen im Allgemeinen und die aussichtslose Zukunst derselben insbesondere. Wen» immer lauter über die zunehmende Unbrauchbarkeit der Gehilfen geklagt wird, wenn mehr und mehr Klagelieder über den Verfall des Buchhandels erschallen: möchte nicht die traurige Lage der Gehilfen einen integrirenden Theil der Schuld an diesen mehr oder weniger begründeten Klagen tragen? Oder wäre es nicht wahr, daß sich von Jahr zu Jahr mehr befähigte Köpfe nach längerer oder kürzerer, oft schon recht lang jähriger Praxis in unserem Gewerbe anderen Geschäftszweigen zuwcnden, welche ihnen reichlichere Existenzen und damit die Aussicht bieten, an einen Sparpfennig für ihr Alter denken zu können? Oder träfe es nicht zu, daß immer lichter und durchsichtiger die Schaar der Gehilfen wird, die als einziges Vermögen für den Kampf mit dem Dasein eine gediegene Schulbildung besitzen und die der Wissenschaft, der Kunst halber zu unseren Fahnen schwören, deren beste und treueste Anhänger sie sind? Wer irgend welchen Zweifel hierüber hegt, erprobe die Richtigkeit selbst: es bedarf nur eines ein- sachen Gehilfengesuchs im Börsenblatte und die Blumenlcse von orthographischen, sthlistischen und logischenSchnitzern in den eingehen den Offerten wird Jedem die Augen öffnen. Soviel über die Corruption des Gehilfenstandes; soweit dieser aber den Stamm der künftigen Prinzipalität bildet, ist er ja auch für den Verfall des Gesammtbuchhandels mit verantwortlich. Nun, es ist notorisch auch in weiteren Kreisen bekannt, daß der Buchhandlungsgehilfe aus karge Einkünfte angewiesen ist, sowie daß durch diesen Uebelstand manche vielversprechende jüngere Kraft uns abgewendet wird: ob nun nicht ein segensreiches, kräftiges Wirken einer Pensionsanstalt geeignet wäre, uns diese Kräfte wieder zuzu führen und erprobte zu erhalten? Wir hoffen und wünschen es; deshalb schon wirke ein Jeder in seinem Kreise mit aller Hingabe für ein Vcrsorgungsinstitut unserer Invaliden. R — r. Pcrsonalnachrichten. Am 5. Juni feierte der Besitzer der G.Schwetschke'schen Verlags- Handlung in Halle, Herr vr. Gustav Schwetschke, das fünfzig jährige Jubiläum seiner geschäftlichen Thätigkeit. Wir erwähnen darüber vorerst nur, daß der hochverdiente Jubilar zu seinem Ehren tage von Sr. Majestät dem Kaiser den Königlichen Kronen-Orden IV. Classe erhielt, sowie unter anderem auch vom Vorstand des Börsenvcreins durch die Herren Böhlau und Haessel beglückwünscht wurde und behalten uns weitere Mittheilungen für einen aussühr- > licheren Artikel vor. ! ») I. S. Nr. ISS.