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M 25, 1. Februar. Nichtamtlicher Theil. 37t eklen Gemisch von Lateinisch, Deutsch und Französisch in ein reines Deutsch umgcwandelt sein, was sich als ei» nicht unerheblicher Ge winn sür das geistige Lebe» des Volkes Herausstellen würde. Bei diesem Vorwärisstrebcn, wo cs sich zudem nicht um neue Eroberungen, sondern um Herausgabe unverwerthbarcn Fremd thums handelt, dars aber der deutsche Buchhandel, welcher sich stets als Vorkämpfer des Dcutschthums angesehen haben will, nicht Zurückbleiben. Es ist unnöthig, weiter daraus hinzuweiscn, wie sehr unsere Sprache, sowohl die des täglichen Lebens, wie die kaufmännische Geschästssprachc durch Fremdwortc verunziert wird, leider aber bedient sich vielleicht kein Geschäftszweig der Fremdworte in solcher Menge wie der deutsche Buchhandel. Ich will nicht von de» alltäglich von Jedem augewaudtcn Worten: Sortiment, Faetur, Remittenda, Disponenda, L cond., in Commiss., pro nov., reden, die uns so sehr in Fleisch und Blut über gegangen sind, daß es schwer werden möchte, in unserem Sprach schätze sofort Ersatz für dieselben zu finden, obwohl man dem ver pönten Worte „Krebs" statt „Uoinissu" recht tvohl das Bürgerrecht gewähren könnte, wie mau ja auch hier und da Rücksendung und zu rücksenden statt Remission und remittircn, als „Neuigkeit" statt „pro nov." angewandt findet. Schlage man aber nur eine beliebige Nummer des Börsen blattes auf und eine wie reiche Lese von Fremdworten bietet jede Seite; ich greise aufs Gcrathewohl heraus und finde aus dem Raum von vier Druckseiten sämmtliche in nachstehendem Satze angewandten undeutschcn Ausdrücke: „Zur Notiznahme! Stelle als Commis vacant! Reslectenteu, welche Engagement suchen und sich dauernd zu placircn wünschen, wollen, sofern sie mit dem Jn- sertionswescn bekannt und Continuations-Listen zu führen im Staude sind, ihre Offerten sub Chiffre X. V. im Jnscratcn- Bureau vis-L-vio der Börse hintcrlegen. Salär 1000 M. pro anno." Weshalb Ausdrücke wie complct statt vollständig, Debit statt Vertrieb, rcvidircn statt durchsetzen, Bestellungen efsec- tuiren statt aussühreu, Preis-Courant statt Preisliste, populär statt volksthümlich, in cluplo statt zweifach, Change statt Tausch, Rentabilität statt Ertragssähigkcit, AssociL statt Theilhabcr, Diskretion statt Verschwiegenheit, sich sür etwas interessiren statt verwenden u. s. w.! Räume mau doch mit diesen und unzäh ligen ander» fremden Eindringlinge», sür die uns unsere Sprache reichen Ersatz bietet, einmal gründlich auf und lasse auch unnöthige Flickworte fremden Gepräges wie eventualiter, respective u. s. w. das gleiche Schicksal theilen. Folgen wir den Wegen, die uns die Post zeigt; es gibt bei uns keine Behörde, die wie dort Aenderungen von oben herab be fehlen kann, thue daher JederdasSeine zur Vertreibung des Feindes. O., Januar 1875. L. «. Misecllc». Einein Preßsachen wichtige Entscheidung hat das Berliner Kammergcricht gefällt. Ein Hr. Z. fühlte sich durch ein im Monat October v. I. in einer dortigen Zeitung erschienenes Inserat be leidigt und belangte deswegen den verantwortlichen Rcdactcur des Blattes, der hierauf in erster Instanz auch wirklich wegen Injurien zu 50 Thaler Geldbuße verurtheilt wurde. In der Appellations instanz vor dem Kammergcricht führte derselbe aus, daß der erste Richter zu Unrecht entschieden habe, indem das fragliche Vergehen unter die Strafbestimmungen des Preßgesetzes falle, dann also nach- gcwiesen werden müßte, daß er von dem Inhalt des Inserats vor der Veröffentlichung Kenntniß gehabt. Das Kammer gericht erkannte diese Argumente als stichhaltig, und da die Ver nehmung der Verleger des Blattes nicht den Nachweis erbrachte, daß der verantwortliche Redacteur von dem Inserat vor der Ver öffentlichung Kenntniß gehabt, so erfolgte die Freisprechung desselben. Die Eröffnung des bekanntlich nach Paris ausgeschriebenen Internationalen Geographen-Congresses ist nun definitiv auf den 1. August, die von der damit zu verbindenden Ausstellung aus den 15. Juli vertagt, von welchem Zeitpunkt an letztere minde stens bis zuni 15. August dauern soll. Die Ausstellungsgegenstände müssen behufs Aufnahme in den zn fertigenden Katalog vor dem 15. Juni bei der „Rcdaction des Katalogcs" genau angegeben sei», während die vorläufige Anmeldung vor dem I.Mai zu erfolgen hat. Die Aufnahme der Gegenstände in die Ausstellungsräume soll vom 15. Mai bis 30. Juni stattfindcn. — Während nun soweit alles wieder geordnet ist, vermißt man aber leider noch immer die Bekannt machung des deutschen Commissars, durch dessen Vermittlung allein die deutschen Aussteller mit dem eingesetzten General - Commissariat in Paris Verkehren sollen. Wir dürfen hoffen, diesen sehr bedauer lichen Uebelstaud jetzt ehestens beseitigt zu sehen, zumal da die Sache sich lebhaften Interesses von Seiten des hiesige» französischen Con- sulates zu erfreuen hat. Zwei Wünsche. — I. Jetzt, wo die Berlagshandlungen fast gezwungen sind, neue Verlagskataloge zu ediren, sei an dieselben die Bitte gerichtet, denselben, wenn irgend möglich, im Interesse der Ge schichte des Buchhandels, als Vorwort eine, wenn auch nur kurze Geschichte der Firma bcizugcben. Für praktische Verwendung der Kataloge wäre es ferner noch erwünscht, in diesem Vorwort etwa vorgekommene Berlagsverändcrungcn durch Käufe und Verkäufe speciell zu erwähnen. Ein treffliches Muster dazu ist der eben aus- gegebene Berlagskatalog von E. Ulmer in Stuttgart. Bei den viel fachen Veränderungen in dieser Beziehung gewönnen die Kataloge erheblich an praktischem Werth, denn die großen Büchcrkataloge, ebenso das Volger'sche Verzeichniß, lassen den Sortimenter oft sehr im Stich. — II. Der Wunsch, die Facturen von Haus und von Leipzig nicht bloß mit dem Nettopreise, sondern auch mit dem Laden preise zu versehen, ist von Seiten der Sortimenter ein sehr dring licher, um alle Collisionen dem Publicum gegenüber zu vermeiden und die leidige Markrechnung etwas zu erleichtern. Ed. Berger. „Die einheitliche Bezeichnung der Mark" betitelt sich ein kleiner, mit Illustrationen versehener Aussatz in Nr. 1 von Henze's „Jllustr. Anzeiger über Papiergeld 1875". Wir empfehlen denselben besonders denjenigen Collegen, welche sich noch inimer auf fallender Weise eines anderen Zeichens bedienen, als des vom Bundesrathe amtlich vorgcschriebenen (Tbl.); es ist das einfachste und natürlichste Markzeichen, welches Jeder sogleich versteht und Jeder bequem schreiben kann. Hr. Henze weist mit Illustrationen nach, daß das Hamburger Markzeichcn ursprünglich ein M war, welches nach verschiedenen Wandlungen zuletzt in ,/ überging. Uni so peinlicher muß das allerneueste Markzeichen berühren, welches ein ununterrichteter Typograph kürzlich erfunden hat, und das leider schon manchen Verlagskatalog, ja sogar den Dicsterwegffche», so schön gedruckten „Unfehlbaren Rechner" verunstaltet. Dies Zeichen „Mi/" ist noch sonderbarer und schnörkelhafter, als das alte Ham burger /, welches aus dem Börsenblatte Gottlob! verschwunden ist; aber es ist zugleich auch unrichtig und komisch, da das vordere M das Hintere / bedeutet (und umgekehrt)! Möge daher dieser unnütze Schnörkel verschwinden, ebenso das TU, welches eine Leipziger Handlung kürzlich zum Besten gab, so daß Jeder cs zuerst für ein Thalerzeichen hält. Die Behörden beginnen die Sache ernst zu nehmen; eine ofsiciöse Notiz in einer süddeutschen Zeitung stellt 51»