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lieber unverlangte Nova. Ein freundliches Wort an die Herren Verleger. Die Zeit der Novitätenfluth nahet, und schon finden sich die Fourierschützen ein. Der Sortimenter sieht dieser Zeit mit Schrecken entgegen; was soll man thun, um der Fluth einen Damm entgegen zusetzen? Rathlos steht man da. Die Retoursendungen unter Porto berechnung führen am Schluß der Jahresabrechnung zu heillosen Rechnungsdifferenzen und endlosen Schreibereien; die Portonach nahme ist eine Belästigung der schon durch die Baarpackete ohnehin genug geplagten Commissionäre. Da sei denn nun einmal ein freundliches Wort an die Ver leger im eigenen Interesse wie in dem meiner Sortimentercollegen gerichtet. Glauben Sie, meine Herren Verleger, daß der Sortimen ter für Alles und Jedes, was Sie verlegen, Absatz hat? Ja, Sie glauben es allerdings, aber es ist thatsächlich nicht der Fall, jeder Sortimenter hat einen von den andern abweichenden Kundenkreis, jeder ein anderes Publicum. Was soll er nun mit Sachen machen, die absolut unabsetzbar für ihn sind? Hinstellen und abwarten, bis etwa Jemand darnach fragt, ist doch bei der Ueberproduction eine Sache, die bei der Kürze der Zeit, wo er sie auf Lager hat, vom October bis Februar, sehr unsicher ist; sie zur Ansicht aussenden, wenn man von vornherein die Gewißheit hat, keinen Absatz zu er zielen, ist widersinnig; also die Sachen werden ansgepackt, hin gestellt und nach so und so viel Wochen wieder eingepackt. Prüfen wir, welche nutzlose Arbeit dadurch erwächst! Sie haben die Arbeit des Eintragens, des Ausschreibens der Fakturen, die Anfertigung der Avis an Ihren Herrn Commissionär, dieser dessen Prüfung und das Austragen; dann hat der des Sortimenters die Ausnahme des Beischlusses in das Avisbuch und die Ausfüllung des Avis an den Kommittenten. Der Sortimenter empfängt den Ballen und hat nun die Arbeit des Conserirens (dabei steigen viel Seufzer zum Himmel über das Eingehen von so viel Unnützem), des Auspackens, Auszeichnens, des Hinstellens oder des Ansicht- versendens (obschon er keine Aussicht aus Erfolg desselben hat), des Eintragens der Posten auf die Conti der Verleger, des Ordnens behuss des Remittirens, des Eintragens in die Remittendenstrazze, des Ausschreibens der Factur, des Einpackens und des Avisirens an den Commissionär; dieser hat nun die Arbeit des Prüfens des Avis, des Austragens der Packele, der Commissionär des Verlegers des Avisirens an Sie; Sie haben dann den Aerger des Anblicks der Krebse, das Conseriren der Remittenden und die Buchung, Neben so vielen Arbeiten lausen die weggeworsenen Frachten und Emballagcberech- nungen! Uebcrsieht man dies Alles, so liegt des Unsinnigen so viel in diesem Verjähren, daß der Kaufmann, der mit Arbeit und Spesen rechnet, dasselbe gewiß nicht begreifen kann. Jeder mit Einsicht arbeitende Sortimenter wird sich von einzelnen Handlungen sür deren Verlag, namentlich wenn er eine besondere Richtung hat, unverlangte Novitäten erbitten oder er wird die so Massenhast einlaufenden Novitätenwahl-Circulare und Wahlzettel gewissenhaft prüfen und ausfüllen, wenn er Absatz von den offerirten Sachen zu erwarten hat, sich aber trotzdem sehr viel fach auch noch täuschen; wenn dies nicht der Fall wäre, gäbe es ja keine Remittenden, der Aerger des Sortimenters, Manche Verleger scheinen aber wirklich des süßen Glaubens zu leben, ihr Verlag müsse allerwärts gehen, und wer das Buch zur Ansicht erhält, müsse es auch behalten, es bedürfe nur der energischen Verwendung des Sortimenters, der sein Glück mit Füßen trete, wenn er ihm dieselbe nicht angedeihen ließe. Die energische Verwendung ist eine der landläufigen hohlen Phrasen im Buchhandel. Wenn früher das allgemeine Versenden von Novitäten üblich war, so ließ es sich noch ertragen, weil keine solche Ucberflnthung damit stattsand. Die jenigen Herren Verleger, welche ihren Verlag nur nach Wahl ver senden, können wenigstens zur Ostermesse die Freude haben, daß Saldo und Remittenden in Berhältniß stehen. Nun tritt mitunter aber noch der unangenehme Umstand ein, daß die Expedienten die ausgesüllten Verlangzettel ruhig unbeachtet lassen und nach Gut dünken expediren, oder das Verlangte richtig senden, jedoch Unver langtes beilegen. Dies muß ebenfalls unterbleiben. Die Auflage ist dadurch häufig ganz nutzlos in die Welt Hinausgetrieben, und dann sehlt es an Exemplaren sür die Nachbestellungen, die sich ja zuweilen einstellen, wenn der Sortimenter bemerkt, daß dieser oder jener Artikel für seinen Wirkungskreis einen besonder» Absatz hoffen läßt; nun werden die nutzlos lagernden Exemplare znrückverlangt, mitunter gar mit gestellten Terminen der Rücknahme, das gehört auch noch zu den kleinen Leiden des Sortimenters. Ist dieser über die Novitätenfluth ärgerlich und wirft die Pallete bei Seite und läßt sie weder pro noch oontrn notirt retour gehen, so bleiben an zügliche Bemerkungen von des Verlegers Seite auch nicht aus, und doch, sollte man meinen, wäre dies Verfahren das naturgemäße; wozu denn die vielen Schreibereien, die uns Sortimentern obliegen, nicht möglichst abkürzen! So liegt mir jetzt gerade ein Abschnitt von einer solchen Factur vor: „Wir haben Sie von Liste gestrichen, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, Ihnen ä cond. zu senden, da wir außerdem nur mit Handlungen in Rechnung stehen, die unsere Nova annehmen." Die Namensunterschrift ist so undeutlich, daß sie nicht zu entziffern ist. Da muß man sich einfach trösten. Man strebt jetzt so viel nach Reformen im Buchhandel und bringt ganz absonderliche Ideen zum Vorschein. Zu den erwünsch testen sür den Sortimenter dürste die gehören, wenn alle Verleger es sich zur Gewissenssache machten, die Nothschreie der Sortimenter, die sich ein- für allemal unverlangte Nova verbitten, zu beachten, überhaupt das Schulzische Adreßbuch mit seinen Notizen und mit dem v bei ihren Versendungen zu Rathc zu ziehen. Wozu alle die Notizen, wenn man ihnen keine Beachtung schenken will! Doch nun genug über dies Thema, aber zum Schluß noch die Bitte an alle die Herren Verleger, sie mögen viel oder wenig zu Markte bringen, im Namen aller der Sortimenter, die nach Schulz' Adreßbuch ihre Nova wählen wollen, zur Besserung der Zustände im deutschen Buchhandel von nun ab alle unverlangten Novasendungen einzustellen und sich stricte an die eingehenden ausgesüllten Wahlzettel zu halten. Lassen Sie sich diese Bitte, die im wohlmeinendsten Sinn ge schrieben ist, recht ans Herz gelegt sein! Sollte diese Bitte ohne Erfolg bleiben, wie beinahe zu erwar ten, so wäre cs doch sehr wünschenswerth, wenn ein Jurist, etwa Hr. vr. Volkmann, sich un Börsenblatt über Behandlung unver langter Novasendungen und über Haftpflicht derselben äußerte. Guben. Eduard Berger. Pcrsonalnachrichtcn. Der Langenscheidt'schen Verlags-Buchhandlung (Prof. G. Langenscheidt) in Berlin ist von der Preisrichter-Commission der Allgemeinen Ausstellung von sür die Jugend bestimmten Erzeug nissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden wegen ihrer Leistungen auf dem Gebiete des Berlages von Hilfsmitteln sür das Studium der neueren Sprachen und Literaturen der erste Preis, die silberne Medaille, zuerkannt worden. Der Deutschen Industrie-Zeitung (Comm.-Verlag der Carl Brunner'schen Buchh. (Martin Bülzj) in Chemnitz wurde auf der Teplitzer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung von 1879 der erste Preis, die goldene Medaille, zuerkannt.