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176 Nichtamtlicher Teil. 6, 9. Januar 1899. jedesmal kleiner geworden, allmählich hätte sich der Besuch nicht mehr gelohnt. Nun habe er doch den Betrieb seiner Fabrik, da ihm em ähnlicher Ausfall in größerem oder kleinerem Maße auch auf anderen Plätzen geworden wäre, aufrechterhalten wollen und sich mit Waren häusern in Verbindung gesetzt. Größere Abschlüsse hätte er zu billigst berechneten Preisen erhalten. Als er im nächsten Jahre wieder um Abschlüsse ersucht hätte, wären ihm ganz andere Bedingungen gestellt worden, denn dazu liefere die Konkurrenz, und um nicht zurückzu bleiben, mußte er sinnen, wie er auf Kosten der Solidität der Fabrikate auf die Bedingungen eingehcn könnte. So spielen die Warenhäuser den einen Fabrikanten gegen den anderen aus. -Wie wird's weiter werden? Wenn diese Warenhäuser die an deren Geschäfte von Spezialbranchen zu Grunde gerichtet haben, dann werden zum Beispiel in Köln auf der Hohestraße nur etwa an den Ecken noch solche Waarenhäuser bestehen; die Hunderte Geschäfte aller möglichen Spezialbranchen sind vernichtet, die Ladenlokale leer, die Häuserwcrte vermindert, wie es thatsächlich heute z. B. schon in Berlin in der Umgebung solcher Warenhäuser ist. Soll das zum Nutzen des Vaterlandes sein? Soll da nicht lieber als das kleinere Hebel gegen die Thätigkeit dieser Masscnvertreiber von Ramschwaren, Schundwaren rc. energisch vorgegangen werden, als daß durch noch weiteres Umsichgreifen dieser Warenhäuser nicht allein tausende tüch tige, gelernte Existenzen vernichtet, das Kunstgewerbe zu Grunde ge richtet und gewissermaßen eine Prämie auf die Geschmacklosigkeit und Dummheit des großen Publikums gesetzt wird zu Gunsten einiger- raffinierter Geschäftsleute? — Ich bin gegen jegliche staatliche Umsatz steuer, weil sie ja für einen tüchtigen, rührigen Geschäftsmann eine Strafe für seine Tüchtigkeit werocn könnte; ich bin aber ebenso ent schieden dagegen, daß solche Warenhäuser alle Branchen durch un lautere Lockmittel an sich reißen, und bin dafür, daß dagegen seitens der Gemeinden im eigenen Interesse der Gemeinde vorgegnngcn wird. Der Wettbewerb in jedem Geschäftszweige ist heute so groß, um vor wärts zu kommen, bedarf es bereits solcher Anstrengungen und solcher persönlichen Tüchtigkeit, daß eine Notwendigkeit solcher Warenhäuser ein Unding ist.» Mißbrauch eines Porträts. — Wiener ärztliche Kreise be sprechen zur Zeit mit Entrüstung die Frage, ob ohne Wissen und Zustimmung von Personen deren Bilder auf Ansichtspostkarten ver wendet werden dürfen, besonders in Fällen, wo diese Personen sich da gegen wehren. Der von seinem wackeren Verhalten während der Wiener Pestgefahr und seinen Peststudien in Bombay bekannt gewordene junge Forscher vr. Rudolph Pöch ist in die unangenehme Lag«; geraten, sich gegen die Verwertung seines Bildnisses auf den Ansichtskarten, die mit solchen seines unglücklichen Kollegen Ur. Müller massenhaft abgesetzt werden, energisch zur Wehr zu setzen. Noch während er sich im Franz Josephs-SpitaleinQuarantaine befand, ersuchte er seinen Freund Dr. Richard Fröhlich, ersten Assistenten an der Augenklinik des Hofrates Prof. Ur. Schnabel, die Wiener Aerztekammer um Einschreiten in der ihn verletzenden Sache zu veranlassen. I)r. Fröhlich richtete daraufhin an die Wiener Aerztekammer eine Zuschrift, die in einer der letzten Sitzungen der Kammer von deren Präsidenten, Hofrat Professor Ur. Gussenbauer, zur Verlesung und Beschlußfassung gebracht wurde. Namens des vr. Pöch wird die Kammer gebeten, dahin zu wirken, daß der Weitervcrbreitung der ohne Zustimmung und Wissen des vr. Pöch in den Handel gebrachten Ansichtskarten mit seinem Porträt ein Ende gemacht werde. Die Kammer beschloß, dem Or. Pöch, bezw. dessen Vertreter zu empfehlen, bei der Polizei-Behörde, eventuell bei der niederösterreichischen Statthalterei das Verbot der Weiterverbreitung zu erwirken. Die bei der Polizei-Direktion unter nommenen Schritte waren erfolglos. Diese erklärte, sie sei in der Sache nicht kompetent und daher nicht in der Lage, mit einem Ver bote vorzuqehen. Die Angelegenheit soll nunmehr vor die höheren Instanzen gelangen. -Deutsch-asiatische Warte.» — Die erste Nummer der in Kiautschou erscheinenden deutschen Zeitung -Deutsch-Asiatische Warte», Amtlicher Anzeiger des Kiautschou-Gebietes, ist in diesen Tagen in Deutschland eingetroffen. Sie datiert vom 21. November 1898, trägt als Titelzeichen die Reichskriegsflagge und als Motto das Kaiserwort: -Wo der deutsche Aar seine Fänge in ein Land ge schlagen hat, das Land ist deutsch und wird deutsch bleiben». Die Zeitung erscheint wöchentlich im Verlag von Picker und Pickardt, als verantwortlicher Redakteur zeichnet Gustav Picker in Tsintau. Das Blatt sicht mit seinem chinesischen Papier und dem blassen Druck noch recht primitiv aus, giebt aber in seinem Inhalt ein interessantes Bild deutsch-chinesischen Lebens, lieber die Schwierigkeiten seiner Her stellung sagt das Blatt: -Was der technische Betrieb an Ma schinen und Materialien verlangt, mußte weit her, aus China, Japan und Deutschland herbeigeschafft werden. Hinzu kam die Schwierig keit, das nötige Setzer- und Druckerpersonal zu gewinnen. Es hat Opfer an Zert und Geld gekostet, aus Shanghai und aus dem Innern der Provinz Shantung in Ermangelung europäischer, zumal deutscher Arbeiter nur wenige chinesische Setzer und Drucker herzu führen, und auch dann noch, nach Gewinnung dieser wenigen Leute, wirre das Zustandekommen der Zeitung in Frage gestellt gewesen, wenn uns aus dem Seebataillon nicht mehrere brave Jünger der schwarzen Kunst unter freundlicher Genehmigung der Vorgesetzten hilfreich zur Seite gesprungen wären.» Der erste Artikel bringt die von einem anschaulichen Bilde begleitete Schilderung der -Ein weihung des Diedcrichs-Steines» zum Andenken an die vor einem Jahre erfolgte Besitznahme des Kiautschougebietes. Ein weiterer Artikel schildert ausführlich die Lage in Peking, ein dritter die Ver folgung des U. Stenz. Der amtliche Teil bringt eine Verordnung über Landerwerb in Kiautschou. Nach dem Wetterbericht herrschte am 21. November die angenehme mittlere höchste Temperatur von 31,8° Celsius, mittlere niedrigste Temperatur von 13,3°. Das idyllische Leben in Tsintau veranschaulichen einige Lokalnachrichten. Statistik des österreichisch-ungarischen Brich-, Kunst- und Muslkalien Handels, der Buchgewerbe und des Zei tung s Wesens. — Dem Perl es'sehen Adreßbuch des österreichisch- ungarischen Buch- rc. Handels und der verwandten Geschäftszweige, das in Nr. b d. Bl. kurz besprochen worden ist, ist folgende statistische llebersicht vorangeschickt: Das Adreßbuch enthält in zwei Abteilungen der Rubrik Buch-, Antiquar-, Kunst-, Musikalien-, Landkarten-, Schreibmaterialien- und Lehrmittel-Handlungen, sowie Leihbibliotheken in 554 Orten 1795 (I. Abt. 1302, II. Abt. 493) Firmen, worunter 61 Filialen. Hiervon beschäftigen sich mit dem Buchhandel 1615 s1308 Sortiments-, 241 Antiquar- und 274 reine Verlagshandlungcnj, mit dem Kunst- und Landkartenhandel 690 s50 Verlags-, 5 Antiquar-Handlungen), mit dem Musikalienhandel 669 j41 Verlagshandlungcn und 16 Antiquarhand- lungenj, mit dem Schreibmaterialienhandel 648; Leihbibliotheken zählen 261 und Mnsikalien-Leihanstalten 41, Annoncenbureaux 6. 92 Firmen lassen kolportieren. Die 274 Verlagshandlungen betreiben diesen Geschäftszweig allein; bei den übrigen sind Sortiments- und Verlagshandlungen, Kunst- und Musikalienhandlungen rc. vielfach vereinigt. Buchdruckereien (1505), lithographische Anstalten (459), Schrift gießereien (52) und xylographische Anstalten (47) sind möglichst voll ständig enthalten, außerdem 49 chemigraphische Anstalten, 26 Kupfer drucker, 15 Kupferstecher und Radierer, 70 Papierfabrik-Niederlagen und 68 Bezugsquellen für Buch- und Steindrucker. Eisenbahn-Buchhandlungen sind 19 ausgenommen. Lehrmittelhandlungen zählen 24. lieber Leipzig verkehren 792 Handlungen. In Wien haben 61 Kommissionäre 776 Kommittenten. In Budapest haben 17 Kommissionäre 237 Kommittenten. In Prag haben 11 Kommissionäre 179 Kommittenten. 493 Firmen haben aus diesen 3 Kommissionsplätzen keine Ver tretung. 50 Filialen rechnen nur durch ihre Hauptgeschäfte, 11 rechnen direkt ab. 150 Firmen nehmen Neuigkeiten an, 954 wählen ihren Bedarf. 73 inländische Firmen halten in Wien Lager ihres Verlages. 164 ausländische Firmen haben Kommissionäre in Wien, wovon 145 ihren Verlag auch auslicfern lassen. Außerdem liefern 25 ausländische Firmen franko Wien. Auf die verschiedenen Kronländer verteilen sich die Handlungen wie folgt: I. Böhmen an 124 Orten 341 (Prag 91). Bukowina an 12 Orten 22 (Czernomitz 8). Dalmatien an 4 Orten 12 (Zara 7). Galizien an 44 Orten 128 (Lemberg 32). Kärnthen an 7 Orten 11 (Klagenfurt 5). Kram an 3 Orten 9 (Laibach 6). Küstenland an 6 Orten 31 (Triest 19). Mähren an 36 Orten 92 (Brünn 17). Oesterreich u. d. Enns an 24 Orten 357 (Wien 339). Oesterreich o. d. Enns an 14 Orten 35 (Linz 15). Salzburg an 4 Orten 13 (Salzburg Stadt 10). Schlesien an 10 Orten 31 (Troppau 9). Steiermark an 21 Orten 62 (Graz 32). Tirol an 18 Orten 54 (Innsbruck 13). II. Ungarn an 203 Orten 536 (Budapest 110). Kroatien an 19 Orten 33 (Agram 6). III. Bosnien an 5 Orten 10 (Sarajewo 6). Im Zeitungs-Adreßbuche sind Nachweise enthalten über 2147 der hervorragendsten Journale, die in 15 Sprachen und an 304 Orten erscheinen (Wien 786, Budapest 117, Prag 197), davon 1290 i» deutscher, 349 .in czechischer, 201 in ungarischer, 111 in polnischer, 72 in kroatischer und 124 in anderen Sprachen. Berufs- und Gewerbezählung im Deutschen Reich. Die Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung vom 14. Juni 1895 im Deutschen Reich liegen, soiveit sie als Tabellenmerk dargestellt sind, nunmehr vollständig vor. Den letzten Band in