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582 Nichtamtlicher Teil. 22, 28. Januar 1891. dem anderen Kontrahenten gezahlten vollen Erwcrbsprciscs, seitens des einen Kontrahenten zu verstehen ist. Neue Bücher, Zeitschriften, Gclegenheitsschriften, Kata loge rc. für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers. Bidliotbsoa tbeoloxfteL. ^utig. Batalox k4o. 179 von dl. I, v m p s r tr' ^utiguariat (k. klavstsio) in Bonn. 8". 80 8. Bsntsebs Bittsratur. ,4ntig. Latalox- I4o. I5l vou Ulbert Bnklaä, 8ebn-sirsrisobss Antiquariat in 2urieb. (8uppl. ru BatalvA 134: Deutsebs 8pracbs u. lütt.) 8". 35 8. 1132 Ilro. Be äroit ä'Luteur. Organe okkeiel ciu bureau äs I'Bnion internationale zwar la protsetion äes »surre« littöraires st artistiquss. zkaraissavt ä Berns Is 15 äs ebaqns wois). 4. anves. kilo. 1. 15 lanvisr 1891. (Lern, lent L Rsinsrt.) 8omwairs: Bist« äes paz-s kaisant Partie äs I'llnion interna tionale pvur la protsetion äes osuvres litt, et artist., an Isr lav- vier 1891. — I,a llollanäe st la conveotion intsrnatiovals. — Lonvention sntrs Ifttalis st I'>utriclie-8on^rie (äu 8 lnillet 1890). — Bettes äs Bravos. — llouvslls ä'Xmörigus — äuris- pruäsves. — Baits äivsrs. — LiblivArapbis. Papyrus-Fund. — Das »British Llussum» in London hat vor kurzem drei in Aegypten aufgcfundcne Papyrusrollcn erworben, die eine Abhandlung des Aristoteles über die athenische Staatsvcrfassung enthalten. Englische Blätter melden darüber folgendes nähere: Die Abhandlung gehört der aus 158 Teilen bestehenden Sammlung von Bcrfassungsgcschichtcn an, welche Aristoteles entweder selbst nicder- schrieb oder niedcrschreiben ließ zur Grundlegung oder zur Erläuterung der Grundsätze seiner Politik. Viele Verfassungen sind ohne Zweifel mit wenigen Zeilen skizziert, während es anderseits natürlich erscheint, daß Aristoteles die Verfassung Athens am ausführlichsten behandelte. Die Abhandlung, wie sic im Druck hcrausgegebcn werden wird, enthält 63 Kapitel von der Größe wie bei Thukydides und Plutarch. Davon bieten 41 eine chronologische Skizze der Entwickelung der athenischen Verfassung, während die übrigen die Amtspflichten der verschiedenen Beamten und öffentlichen Körperschaften zu der Zeit des Verfassers schildern. Der Endtcil ist stark verstümmelt, aber auch weniger interessant, da er von den späteren griechischen Lexikographen stark ansgebeutet wurde und deshalb dem Hauptinhalt nach schon bekannt ist. Der erste Teil aber wirst manches interessante Streiflicht auf dunkle Punkte der athenischen Geschichte. Daß die neue Entdeckung nach den Fälschungen von SimonideS und Shapira von der Gclchrtenwelt mit einigem Mißtrauen ausge nommen werde, sei begreiflich. Dennoch erscheine eine Fälschung im vorliegenden Falle ziemlich ausgeschlossen, da eine solche bei einem Papyrus äußerst schwer halte und weder Käufer noch Verkäufer bei dem Erwerb der Rollen für das Britische Museum etwas von dem Inhalt der selben gewußt hätten. Ob die Abhandlung aber von Aristoteles selbst oder, wie Valentin Rose meint, von einem anderen Mitglied der peripatetischen Schule versaßt worden, sei eine von den Gelehrten zu entscheidende noch offene Streitfrage. Die ungarisch c Litteratur in Ungarn. — Ein Aufsatz des -Erdclyi Hirado» wirst, wie wir annehmen in wohl stark übertriebener Darstellung, ein grelles Licht auf die Ucbclstände, mit denen die ma gyarische Litteratur zu kämpfen hat. Nach einem Seitenblick auf den materiellen Wohlstand und die geachtete Stellung der Schriftsteller in Frankreich und England behauptet der Verfasser des Aufsatzes, daß das magyarische Publikum die Werke der magyarischen Schriftsteller weder lese noch kaufe, was die Litteratur wie die Schriftsteller gleichermaßen schädige. Einige zur Illustration gegebene Beispiele sind sehr lehrreich. Die ungarische Akademie gab 1888 Arnold Jpolyis wertvolles Werk über »die heilige Krone» heraus. In dem glänzend ausgcstattctcn Werk war auch das erste, in allen Einzelheiten treue und mit seltener Sorgfalt reproduzierte Farbcnbild der achthunderljährigcn nationalen Reliquie, der Krone, enthalten. Trotz aller Präuumcrations-Rcklame gingen nur - 53 Exemplare ab. Das Ergebnis des zweiten Ausrufes waren — zwei Pränumeranten. Ebenfalls im Jahre 1888 geschah cs, daß die natur wissenschaftliche Gesellschaft in ihrer Januarsitzung aussprach, daß sic zukünftig nur -Merkchen-- hcrausgcben werde, da die Herausgabe von größer angelegten Werken mit Defizit verbunden sei. Das prachtvolle Werk über die Meisterstücke der ungarischen Gold- schmicdckunst fand nicht 50 Abnehmer, und unter diesen gehörten nur 27 der aristokratischen Klasse an, obwohl das Werk gerade auch ihre Familicnschätzc behandelte. In einem Ausruf an die Stuhlrichter und Bürgermeister konstatierte 1887 der Pcster Viccgcspan Michaels Földvary mit dem Ausdruck des Schmerzes über den Mangel an idealer Ge sinnung, daß auf das epochale Werk »Magyarisches sprachgeschichtlichcs Wörterbuch-, an dem zwei berühmte Gelehrte 20 Jahre hindurch ge arbeitet hatten, innerhalb der Grenzen des Vaterlandes im ganzen 3 pränumcricrtcn Mit den Erzeugnissen der schönen Litteratur gehe cs nicht besser. Einer der besten Lyriker der Gegenwart, Alexander Endrödy, fand auf seinen Pränumerationsausruf nur 7 Besteller! Der Verfasser widerlegt nun die Stichhaltigkeit der Annahme, daß diese Gleichgiltigkeit des Publikums etwa in den zu hohen Preisen der Bücher begründet sein könnte, da die meisten litterarischen Erzeugnisse in Ungarn viel billiger seien als in manchen Staaten des Auslandes. Dagegen müsse zugegeben werden, daß das Uebcrwuchern der Tages- prcffe dem Büchcrverbrauch erheblich Eintrag thue. Eine kleine Besse rung für den ungarischen Büchermarkt verspricht sich der Verfasser von einer patriotischen Agitation, welche cs vielleicht bewirken könnte, daß die 400 bis 600 Kasino- und Leihbibliotheken Ungarns mit der Zeit ständige Abnehmer ernsterer littcrarischer Werke würden. Wenn man aber wolle, daß die magyarisch-nationale Kultur und Wissenschaft endlich auch im Auslände gekannt und geachtet werde, so müsse mau daran gehen, von der Akademie eine wissenschaftliche Littcra- turgcschichte in deutscher Sprache herausgeben zu lassen und diese in Deutschland zu verbreiten. Wichtiger sei noch die Uebersctzung der magyarischen wissenschaftlichen Werke in ausländische Sprachen, besonders ins Deutsche, damit so einerseits der magyarischen Kultur in den maß gebendsten Kreifin Anerkennung gesichert, anderseits der magyarischen wissenschaftlichen Litteratur ein neuer Aufschwung gegeben und sic aus der Isoliertheit ihres engen Leserkreises herausgerissen werde. Bibliographie und Buchgewerbe in Rußland. — Dem Hedcler'schen Export-Journal entnehmen wir folgende Äkittcilung: In Moskau fand unter Vorsitz des bekannten russischen Bibliophilen N. I. Nossow am l6. (4.) Oktober die erste Versammlung des vor kurzem gegründeten Moskauer Bibliographischen Vereins (UocuoiümiL 6n- Ü«oi-pa»»'ieoicii"l icp^ricou-i,) statt. Es ist das der erste Verein dieser Art in Rußland, und er bat sich die Pflege und den Ausbau der russi schen Bibliographie zum Ziele gesetzt. Zu diesem Zweck sammelt er nicht nur alle darauf bezüglichen Materialien, sondern will auch ein be sonderes Bibliogravhischcs Museum errichten, das eine Bibliothek speziell bibliographischen Charakters, sowie Bücher und Gegenstände in sich ver einigen soll, die mit dem Buchhandel, dem Buchdruck, der Lithographie, Buchbinderei u. s. w. in anschaulicher Weise bekannt machen. -Schundli tteratur.» — Gegen die Aufforderung des Pürochial- vereins St. Johannis zu Berlin an die Hausbesitzer, daß diese allen Kolporteuren den Eintritt in ihre Häuser verbieten und dies Verbot durch Anschlag für jedermann sichtbar, bekannt geben möchten, hat der Verein Berliner Kolportage-Buchhändler in einer am 21. November stattgefundenen öffentlichen Versammlung Protest erhoben, indem er einerseits den Hausbesitzern die Fähigkeit abspricht, zu beurteilen, was »Schundlitteratur« sei und was nicht, und anderseits meint, die Mieter würden sich nicht gefallen lassen, daß der Hauswirt Leuten, die zu ihnen kommen wollen, den Zutritt verwehre. Hierzu äußert sich die »Deutsche Städtczeitung- in folgender Weise: -Das empfohlene Gegenmittel wird bei den Mietern wohl nicht verfangen, denn die große Masse derselben wird in dieser Frage mit dem Hausbesitzer Hand in Hand gehen! — In jener Versammlung forderten aber zwei Buchhändler auf, etwas wählerischer in den Vertriebsartikeln zu sein und so den Kolportage-Buchhandel auf eine bessere Stufe zu bringen. Diesem Wunsche schließen wir uns an. Wenn erst die Schund litteratur aus den Kreisen des Kolportage-Buchhandels verbannt ist, wenn erst anständig gekleidete, sich anständig benehmende Kolporteure nur gute Werke fcilbieten, dann kann der Hausbesitzer diesen sein Haus wieder öffnen; aber so lange auf die Dummheit, Uncrfahrenheit, Sinnen kitzel der Leser spekuliert wird, soll der Hausbesitzer sein Hausrecht wahren! Dieses Hausrecht soll er wahren schon im Interesse seiner eigenen Fa milie, damit seine Töchter und erwachsenen Kinder nicht in Gefahr kom men, verdorben zu werden. Als Beleg hierfür führen wir ttur folgende Stelle aus dem Prospekt über einen in illustrierten Heften ä 10 ^ in Berlin erscheinenden Kolportageroman an: »Einen solchen Dämon, die Fackel der Vernichtung schwingend, lernen die Leser dieses farbenpräch tigen, lebenswahren Romans in dem Doktor Sylvia Ansclmi kennen, einem gcheimnisumgcbcncn Abenteurer, dessen Vergangenheit in tiefem Dunkel begraben liegt. Von einnehmendster Gestalt und mit blendenden Geistcsgaben ausgcstattet, schlagen ihm die Herzen vieler schönen Frauen leidenschaftlich in heißen Flammen entgegen, und gleich einem höheren Wesen opfern ihm die Bethörtcn aus der Liebe roscnumkränzten Altäre. In den Räumen des unheimlichen Hauses mit seinen Fallthüren, Jrr- gängen, geheimen Eingangspforten und furchtbaren Geheimnissen spielen sich zumeist die berauschenden Liebesträume der armen Verblendeten ab. An der cngclglcichen Tugend Hertha's, einer schönen ÄädchcNblumc, aber sind die teuflischen Künste des Verworfenen gescheitert und un menschliche Qualen brüten nun sein glühender Haß, seine höllische Rach sucht aus gegen die standhafte Jungfrau und deren edlen Verlobten.. .- Der Dichter Freiherr von Creuz. — Im Anschluß an unseren Hinweis in Nr. 14 d Bl. auf den nicht im Buchhandel erschienenen Druck: »Fricderich Carl Casimir Freiherr von Creuz und seine Dich tungen. Von Carl Hartmann- können wir heute berichtigend Mit teilen, daß das Buch inzwischen im Verlage von I. Hörning in Heidelberg erschienen ist.