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X- 13, 16. Januar 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschu Buchhandel. Aus den Vereinigten -Staaten. — Von ?ub1isder8' VVeek!)' wird eine neue Statistik ungezogen, und zwar über die Zusammen setzung des amerikanischen Völkergemisches. Der .^eltinA kot (Lchmelztopf), wie die Amerikaner selbst sagen, enthält 38 Millionen Menschen, die entweder fremdgeborene Weihe sind oder eingeborene Weiße von fremder oder gemischter Elternschaft. Das wäre unge fähr der dritte Teil der ganzen Bevölkerung der Vereinigten Staaten, und, sagt das Blatt, für diese Leute müsse man Bücher schaffen, die sic der Sprache oder dem Inhalt nach mehr berühren als die gewöhnlich in Amerika erscheinenden Bücher. Die größte Anzahl dieses fremden Drittels bilden mit 7 Millionen die Deutschen, dann kommen die Italiener, denen mit 4 Millionen die Irländer folgen. Ter Reihe nach kommen dann die Polen, Russen, Engländer, Ka nadier usw. Diese Zahlen sollen den Verlegern sagen, wie viel fältig die Bevölkerung ist und daß sie mehr Rücksicht auf diese Viel fältigkeit zu nehmen haben. Länder wie Polen und die Tschecho slowakei stellten viel mehr Bewohner der Staaten als z. B. Frank reich mit nur 471000 und Spanien mit 110 000 Leuten. Von fran zösischen und spanischen Büchern höre man aber viel mehr als von Büchern für die genannten, viel stärkeren Bevölkernngsteile. Ein Einsender in I'udUskers' beschwert sich darüber, daß bei Übersetzungen so oft das Ursprungsland weggelassen werde, sodaß der Buchhändler gar nicht erraten könne, woher das Buch eigentlich stamme. Dies wäre, sagt der Einsender, besonders bei den jüngeren Skandinaviern der Fall. Bei manchen Verlegern wäre es zu entschuldigen; wenn aber Verleger wie Knopf das Ursprungs land wegließen, so wäre das nur ein Versehen oder eine Nachlässig keit, denn solche Verleger müßten doch die Ursprungsländer ihrer Verlagswerke kennen. In Läden, in denen die Bücher nach den Ländern der Verfasser cingeteilt würden, wüßte man solche Bücher nicht einzureihen und dem Buchhändler entginge dadurch manches Geschäft. Der englische Dublwüer and IZook8eHer gibt Äußerungen aus einem Schreiben wieder, das von einem amerikanischen Buchhändler stammt und den amerikanischen Buchhandel beleuchtet. Er wendet sich dagegen, daß in ausländischen Bnchhandelszeitschriften verschie dentlich Berichte über den amerikanischen Buchhandel erschienen sind, die anscheinend von Verlegerseite stammten und große Zufrieden heit mit dem Stand des Buchgeschäftes ausdrückten. Jener Brief- schreiber sagt, daß das Geschäft äußerst flau sei und keine plötz lichen Besserungen erwartet würden, aber jeder sei der Meinung, daß ein langsamer Aufstieg kommen müsse. Fn der Art der Buch verteilung sei ein Wechsel >in Vorbereitung, dieser Wechsel werde aber ungünstig für den Einzelbuchhandel sein. Schuld daran seien verschiedene Umstände, zum Teil die Versandgeschäfte (^lail-order Uu8in688), mit denen der Verleger den Buchhändler schädige, andern- teils die Bnchclubs, die von den Verlegern Sonderbedingungen er halten; ferner das vorzeitige Verramschen von Restbeständen (?re- mature-IiemaindeiinA), wodurch der Verleger zum Schleuderer würde, was noch schlimmer sei als der Verkauf von Warenhans-Bnch- abteilungen. Die in früheren Jahren durch reiche Schenkungen ausgezeich nete Aale-Universität in New Haven ist durch Einnahmeanssälle ge zwungen, mit Beginn des neuen Semesters 18 Professoren und Lehr kräften am Leonomie8 Department zu kündigen; auch bei anderen Fakultäten sollen Streichungen erfolgen. Das laufende Geschäfts jahr soll mit einem Fehlbetrag von 500 000 Dollars abschließen. Um genügend Lehrkräfte weiterbeschäftigen zu können, wurde vorge- schlagcn, die Univcrsitätsneubauten zwecks Ersparnis an Heizung und Beleuchtung geschlossen zu halten. Sch. Herausgabe einer Geschichte der Buchdruckerkunst zur 500-Jahr- Feier Gutcnbergö. — Es ist bestimmt damit zu rechnen, daß das Jahr 1040 ein Festjahr zur Ehrung Gutenbergs werden wird. Schon jetzt beschäftigt sich der Deutsche Buchdrucker-Verein in Verbindung mit wissenschaftlichen Kreisen mit der Herausgabe einer allumfassenden Geschichte der Buchdruckerkunst. Die »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« berichtet in ihrer ersten Nummer des neuen Jahres über vorbereitende Maßnahmen, die in dieser Richtung getroffen wurden. Die erste Besprechung hat bereits im November 1030 statt- gesunden; an ihr haben Vertreter des Deutschen Buchdrucker-Vereins, der Gutenberg-Gesellschaft und mehrere hinzugezogene Gelehrte teil- genommcn. Aus dieser Zusammenkunft herrschte Einmütigkeit darüber, daß die Geschichte der Buchdruckerkunst in Angriff ge nommen werden solle. Nachdem von drei Beauftragten ein Arbeits plan für eine zweite Sitzung ausgearbeitet worden war, fand diese im Oktober 1031 statt. Nach Referaten der Herren Professor Dr. Luther (Greifswalds und Direktor Dr. Nuppel (Mainz), in denen die Dispositionen des Werkes aufgestellt wurden, bestand schon ein klares Bild über den Umfang der zu schaffenden Buch druckergeschichte. Die aufgestellten Pläne sehen etwa folgende Ein teilung vor: Bände, die für alle Länder gleich sind, enthaltend die Geschichte der Schrift, der Druckstoffe und der Trucktechniken; U. Trnckgeschichte, geordnet nach Sprachgebieten und Orten, enthaltend die Geschichte des Buchdrucks in den Ländern deutscher Sprache, chronologisch, und eine Trnckgeschichte der Orte, alphabetisch, sowie eine Geschichte der Organisationen des Druckgewerbes. Wie weit außer der deutschen Geschichte auch die Geschichte anderer Länder herangezogen werden soll, ist noch zu bestimmen. Der Buchhandel wirb in die Bearbeitung nur so weit einbezogen, als er mit dem Buchdruck verbunden ist. Im Frühjahr 1932 soll die dritte Sitzung der erweiterten Kommission stattfinden, der auch Herr Dr. Noden- berg von der Deutschen Bücherei in Leipzig angehört. Kg. Bibliotheksankaus. — Die Bibliothek des kürzlich verstorbenen Nestors der deutschen Juristen, Geh. Justizrat Professor Dr. Sieg fried Brie in Breslau, ging in den Besitz des Leipziger Antiquariats Hans Baske über. Sie enthält wertvolle Werke aus dem Gebiete des Staatsrechts und der deutschen Nechlsgeschichte. Goethe-Preisausschreiben der Carl Lelnirr Lleinorial kouu- «lativn. — In Verbindung mit den Gedenkfeiern aus Anlaß der 100. Wiederkehr von Goethes Todestag kündigt die Carl Lekurr Memorial Foundation, Ine., Philadelphia, die Ausschreibung eines nationalen Wettbewerbes für die besten Aussätze über Goethe an, an der sich Studenten aller Colleges und Universitäten von Amerika beteiligen können. Barpreise im Gesamtbeträge von beinahe 1000 Dollar sind ausgesetzt worden. Der erste Preis für einen englischen Aufsatz beträgt 200 Dollar, und die gleiche Summe ist für einen deutschen Aufsatz ausgesetzt. Das Alter der München-Augsburger Abendzeitung. Es wird uns geschrieben: Im Börsenblatt Nr. 298 vom 24. Dezember 1931 ist eine Schrift von Walther Heide: »Die älteste gedruckte Zeitung« besprochen. In der Besprechung heißt es u. a.: »Von der einen, einer Straßburger .Relation', hat sich der Jahrgang 1609 in der Heidelberger Universitätsbibliothek, von der andern, einem ,Aviso', der Jahrgang 1609 und 1610 in der Hannov. Provinzialbibliothek erhalten. Von letzterer wurde bisher angenommen, daß sie in Augsburg erschienen sei. Das hat sich inzwischen durch weitere Feststellungen als irrig erwiesen, und damit auch, daß die .Mün chen-Augsburger Abendzeitung' nicht die älteste jetzt noch erschei nende deutsche Zeitung ist; sie selber führt jetzt (Nr. 176 vom 25. Juni 1931) ihr Entstehen nur bis auf das Jahr 1696 zurück.« — Dieses Urteil läßt sich aus der oben erwähnten Schrift nicht ableiten. Im Gegenteil. Auf Seite 37 ist eine graphische Dar stellung gegeben: »Das K'orrcspondenznetz des Augsburger Aviso 1609«, mit Augsburg als Mittelpunkt. — Heide selbst sagt auf Seite 36: »Es ist versucht worden, den Aviso durch das 17. Jahr hundert hindurch im Vergleich mit späteren Jahrgängen zu ver folgen. So große Wahrscheinlichkeit die getroffenen Fest stellungen auch für sich in Anspruch nehmen dürfen, so wird erst eine genaue Untersuchung die wissenschaftliche Grundlage schaffen und den tatsächlichen Beweis dafür erbringen können, daß der Aviso im Zusammenhang mit der .Wöchentlich-Ordinari-Post- Zeitung' von 1696 steht, auf die die .München-Augsburger Abend zeitung' zurückgeht.« — Die von dem Rezensenten angeführte Nr. 176 der »München-Augsburger Abendzeitung« vom 25. Juni 1931 trägt am Kops den Aufdruck: »Begründet i. I. 1609«. Ernst Heuser, München. OerkekrSnackrickten. Wertbriefe nach dem Ausland und dem Laargebiet. — Auf Grund der Verordnungen über die Devisenbewirtschaftung werden die Auf lieferer von Wertbriefen nach dem Ausla n d und dem Saar gebiet durch die Annahmebcamten befragt, ob und in welcher Höhe Geld (Zahlungsmittel beliebiger Währungen) in dem Wert brief enthalten ist. Vom Auflieferer bezeichnet« Beträge über 10 NM lverden, wie bei der Einzahlung von Postanweisungen usw., in dem Reisepaß oder in dem besonderen Genehmigungsbescheid von dem Annahmebeamten vermerkt. Werden die nach den Devisenriorschrif- ten zulässigen Höchstbeträge überschritten oder lehnt der Auflieferer die Beantwortung der Frage ab, so muh die Annahme der Sendung verweigert werden. ?ersonalnackrickten. Gestorben: am 11. Januar nach kurzem schwerem Leiden Herr vr. N i ch a r d Böhme, pers. Haft. Gesellschafter der Firma Th. Kuaur- Hllbel de Denck in Leipzig. Herr vr. Böhme führte nach dem Tobe seines Schwiegervaters Otto Knaur, des Inhabers der Grobbuchbinderei Th. Knaur, seit 39