Volltext Seite (XML)
9732 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 214, 14. September 1908. Nichtamtlicher Teil. worben, dann aber, nachdem es gereinigt worden war, als ein ausgezeichnetes Werk des Meisters erkannt wurde, das dann auch bald darauf in Berlin um etwa 8000 Pfund St. zum Verkauf gelangte. Anderseits war ein auffallender Preissturz bei einem unzweifelhaft echten Hobbema aus der Sammlung Holland zu verzeichnen; er vermochte nur 276 Guineen zu erzielen, während er 1878 um 700 Guineen erworben worden war. Unter den wichtigsten Verkäufen waren hier zu nennen: ein Van Dyk («Männliches Bildnis«), 2100 Guineen; — ein angeb licher Rcmbrandt (»Männliches Bildnis») 2000 Guineen; — Le Nain (»Kinderkonzert»), 1270 Guineen; — Velasquez (»Bauern beim Mahle) 1000 Guineen; — Ruysdael (»Der Bleichplatz-) 920 Guineen; — Fragonard (»Parkcingang») 660 Pfund St.; — Claude Lorrain (»Fischer und Angler») 630 Pfund St.; — Herrymet de Ales (»Die heilige Katharina und die heilige Barbara») 700 Guineen; — A. van der Neer (»Szene am Waldbach-) 640 Guineen; — Rogier van der Weyden (»Madonna mit dem Jesuskind») 600 Guineen; — D. Teniers (»Küchenszene») 200 Guineen. Von den übrigen Kllnstlergruppen erzielte namentlich die Schule von Barbizon sehr gute Preise, so Corot (»Flußlandschaft») 3000 Guineen; — Daubigny (»Morgen an der Oise», 1872) 3500 Guineen; — Diaz (»Die Badenden») 2950 Guineen; — Harpignies (»Herbstmorgen») 1600 Guineen; — Jacques (»Die Herde») 2500 Guineen; — L'Hermitte (»Die Ährenleserinnen-, 1890) 2500 Guineen; — Mauve (»Rückkehr von der Arbeit») 1550 Guineen; — Troyoe (»Die Fähre») 3100 Guineen; — Van Marcke (»Rückkehr von der Weide») 1150 Guineen. Die hohen Preise, die für diese Künstler erzielt wurden, sind namentlich insofern von Interesse, als die Künstler bis in eine noch junge Vergangenheit, etwa 1886, auf dem eng lischen Bildermarkt fast gar nicht vertreten waren und erst seit 1890 von einer immer stärker werden Vorliebe für sie dis Rede sein kann. K. Schneider. *8ocl6te lies l^bralres et ^ckiteurs cke lu 8uisse romsncke. — Die Buchhändler der französischen Schweiz werden am Sonn abend den 26. September 1908, 10 Uhr vormittags in Lausanne, im »kssts.urg.nt ckss Osux-Karss« (gegenüber dem Bahnhof) zur diesjährigen ordentlichen Generalversammlung der Mitglieder der Loeiets ckss Inbrsärss st Ilckitsurs äs Is. 8uisss romanäs zusammen- tretcn. Den Beratungen wird ein Mittagessen in demselben Restaurant und darauf eine Dampferfahrt nach Evian folgen. * P. Sl. Braruttgam in Charkow. — Im Börsenblatt Nr. 285 vom 7. Dezember 1907 haben wir mitgeteilt, daß die Sortimentsabteilung der Buchhandlung Paul A. Braeutigam in Charkow (Rußland) sich bereits seit Mitte 1905 im Besitz des Herrn Paul A. Kleinenberg befand und von diesem für eigene Rechnung geführt wurde. Wie uns nun weiter aus Charkow (unterm 7. September d. I.) mitgeteilt wird, hat Herr Kleincn- berg in diesen Tagen die Buchhandlung mit der Firma an den Inhaber einer Zeitungsagentur »Expreß-, einen Russen, verkauft. Red. Personalnachrichten. * Hermann Tchönlein — Mit tiefem Bedauern empfingen ivir die Nachricht von dem am 11. September erfolgten Tode des hervorragenden früheren Verlagsbuchhändlers Herrn Hermann Schönlein in Stuttgart, Gründers und langjährigen In habers des bedeutenden Zeitschriften- und Buchverlages seines Namens. Der verstorbene Kollege hat ein Alter von beinahe 75 Jahren erreicht; seit 20 Jahren stand er dem buchhändlerischen Geschäfts leben fern, nicht aber der Kollegenwelt, mit der ihn manches Freundschaftsband persönlich verknüpfte und an deren Freud und Leid er warmen Anteil nahm. Hermann Schönlein war am 2. Dezember 1833 in Leipzig geboren. Den Buchhandel erlernte er in seiner Vaterstadt unter Friedrich Wilhelm Grunow im Hause Friedr. Ludw. Herbig, in dem er auch nach bestandenen Lehrjahren bis 1856 als Gehilfe tätig blieb. Das Jahr 1857 führte ihn nach Stuttgart, der Stadt seines dauernden buchhändlerischen Wirkens und seiner großen verlegerischen Erfolge. Dort von 1857 bis 1865 bei Eduard Hall berger tätig und bald von gewichtigem Einfluß auf die Ent schließungen dieses bedeutenden Verlegers hat er wesentlichen Anteil an dem damaligen bedeutenden Aufblühen dieses von großen Gesichtspunkten geleiteten Verlages gehabt. Dieselben Ziele: die Herstellung von gutem Unterhaltungs und Lehrstoff zu wohlfeilem Preise, die Heranziehung der weitesten Volkskreise als Leser, die Massenverbreitung seiner Verlagswerke, verfolgte er mit unverkennbarem Geschick und glücklicher Hand auch in seinem eignen Geschäft, das er am 21. September 1865 in Stuttgart unter der Firma Hermann Schönlein eröfsnete. Er begann mit der bekannten, heute noch größter Beliebtheit und Verbreitung sich erfreuenden Zeitschrift »Buch für Alle«, deren glänzender Erfolg die Richtigkeit seines verlegerischen Empfindens für die Bedürfnisse der Leser bestätigte. Fast das gesamte deutsche Sortiment, insbesondere der Kolportagebuchhandel, der damals noch im Werden war, trat mit beständig wachsendem Eifer für das neue vielbegehrte Familienblatt ein. Dessen Auf lagen wuchsen von Jahr zu Jahr und erreichten ungewöhnlich hohe Ziffern. Ähnliche Erfolge brachte die 1871 begonnene »Chronik der Zeit«. 1873 folgte »Das Illustrierte Unterhaltungsblatt«, 1874 »Das Illustrierte Sonntagsblatt«; zwei Verlagsunternchmen, die als Unterhaltungsbeilagen für Tageszeitungen die beste Aufnahme und größte Verbreitung fanden. Ein weiteres sehr erfolgreiches Verlagsunternehmen war die in Buchform erscheinende, 1876 be gonnene wohlfeile Bändereihe: »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«. Für seine Verlagswerke hatte Schönlein eine eigene Druckerei eingerichtet, die im Jllustrations- und Textdruck Vorzügliches leistete und, beständig erweitert, schließlich 24 Schnellpressen be schäftigte. Aber sein großer Erfolg lag nicht allein in dem richtigen Verlagsgedankcn und der Organisation der Ausführung, nicht zum wenigsten vielmehr auch in seiner unablässigen verständnis vollen und hingebenden persönlichen Mitarbeit in den Einzelheiten des großen Geschäftsbetriebs. Diese beständige Anspannung der geistigen und körperlichen Kräfte bedrohte schließlich seine Gesund heit und legte ihm das Verlangen nach Ruhe nahe. Am 1. Mai 1888 übertrug er sein großes Geschäft an die Herren Gebrüder Kröner in Stuttgart, die es zunächst, gesondert von ihrem anderen großen Verlage, unter der Firma »Hermann Schönleins Nachfolger« weiterführten, später mit ihrer Firma »Union Deutsche Verlagsgesellschaft« vereinigten. Hermann Schönlein war ein weitblickender, ungewöhnlich tüchtiger und tatkräftiger Geschäftsmann, ein Verleger von hohen Zielen, kühl erwägend, sorgsam vorbereitend, planvoll und energisch ausführend. Seinen Mitarbeitern war er ein gütiger Vorgesetzter vielen ein Freund, allen ein Vorbild. Im Wohltun hat er sich viel Dank verdient. Unvergessen sei seine hochherzige Stiftung zum Wohle der Buchhandlungsgehilfeu beim Abschiede vom Buch handel. Ein langer, gesegneter Ruhestand nach einem von aufreibender Berufsarbeit erfüllten Leben ist dem Verstorbenen beschielten ge wesen. — Ehre seinem Andenken! * Leo Tolstoi. — Über Graf Leo Tolstoi, der, eben von schwerer Krankheit erstanden, am 9. d. M. (28. August a. St.) auf seinem Besitztum Jasnaja Poljana im Gouvernement Tula seinen 80. Geburtstag beging, wird den Zeitungen aus St. Petersburg vom 10. September gemeldet: Das Befinden Tolstois ist heute gut. Der Dichter verlebte den Tag im Kreise seiner Familie und widmete sich literarischen Arbeiten. Aus allen Teilen der Welt treffen zahllose Huldigungs telegramme in Jasnaja Poljana ein, von denen der Jubilar tief gerührt ist. Die aus ganz Rußland, selbst aus den entferntesten Gegenden Sibiriens hier vorliegenden Meldungen bekunden, daß der Tolstoitag die gebildete Welt des Reiches in der Huldigung des Dichters vereint. Infolge der polizeilichen Maßregeln be schränkt sich der äußere Ausdruck der Feier auf Abhaltung geschloffener Festsitzungen, auf Begründung literarischer Stiftungen und die Absendung von Gratulationsdepeschen. Vor allem sind Sladtbehörden, Universitäten, wissenschaftliche Institute und lite rarische Vereine an der Ehrung des Dichters beteiligt. Die ersten Schriftsteller Rußlands veröffentlichten in den Blättern Festartikel. Die Haltung der Behörden ist in den einzelnen Gouvernements verschieden.