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6120 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 115. 19. Mai 1S1! und Geistesleben so bedeutungsvollen Buchhändlerstand heran zubilden habe, sich dieser Aufgabe in vorbildlicher Weise ent- ledigt, so daß man ihr mit vollem Vertrauen begegne und auch im neuen Heime Glück und Segen wünsche. Klang aus diesen Worten aufrichtige warme Sympathie für das Gedeihen der Schule, so war der Glückwunsch des Herrn Oberbürgermeisters Vr. Dittrich, Vertreters des Rates der Stadt Leipzig, dem die unmittelbare Aufsicht über die Anstalt zusteht, nicht minder herzlich. Redner wies auf die nahen Be ziehungen zwischen der Stadt und dem Buchhandel hin und dankte insonderheit dem Börsenverein, daß die städtische Ver waltung durch sein Eingreifen der sonst gern und freudig über nommenen Pflicht, für die Unterbringung der Anstalt zu sorgen, enthoben sei. In der Erziehung zu guten Staatsbürgern und eines leistungsfähigen Nachwuchses sehe auch er eine der Haupt aufgaben der Schule, die in ihrem neuen Heime sich wie bisher ihrer Pflichten gegenüber dem Buchhandel und dem Staate zum Segen der Allgemeinheit bewußt bleiben möge. Im Namen der Öffentlichen Handelslehranstalt übermittelte Herr Studiendirektor Hofrat Prof. vr. Nay dt der Schwester anstalt seine Glückwünsche, indem er darauf hinwies, daß zwar die rein kaufmännischen Wissenschaften, mit denen es im Buch handel oft nicht zum besten bestellt sei, das Fundament des Handels bildeten, die spezielle Artung des Buchhandels aber die Berücksichtigung besonderer Lehrfächer nötig mache, so daß beide Anstalten in einen friedlichen Wettbewerb zu einander treten könnten. Ihm folgte Herr Arthur Meiner, I. Vorsteher des Deutschen Verlegervereins, um aufs neue durch seine Rede zu erweisen, daß ein gutes Wort einen guten Ort findet und die so oft angezweifelte Gebesreudigkeit der Verleger noch nicht erloschen ist. Der metal lische Beiklang seiner nachstehend wiedergegebenen Worte löste denn auch den lebhaften Beifall der Versammlung aus: »Hochgeehrte Herren, Ebenso wie der Börsenverein hat auch der Deutsche Verlegerverein, der mehr als 700 Firmen umschließt und als dessen Vorsitzender ich hier zu Ihnen spreche, ein lebhaftes Interesse an der Buchhändlerlehranstalt, denn auch die Verleger brauchen gut vorgebildete Gehilfen. Der Verlag, namentlich aber der wissenschaftliche Verlag Deutschlands, ist an gewiesen auf das Ausland, denn nach einer in meinem Betriebe aufgestellten Statistik geht ungefähr ein Drittel sämtlicher Werke und Zeitschriften ins Ausland, wobei ich Österreich, als in der Hauptsache deutsches Land, als Inland gezählt habe. Es ist da her erwünscht, daß die jüngeren Mitarbeiter einen weiteren Blick haben und daß sie auch einige Sprachkenntnisse besitzen. Der er weiterte Lehrplan wird, wie ich hoffe, dazu beitragen, diese Wünsche der Erfüllung zu nähern. Aber noch in einer zweiten Eigenschaft, als Leipziger Buch händler, bitte ich um Gehör. In dem letzten Bericht der Buch händlerlehranstalt ist davon gesprochen worden, daß »in früheren Zeiten wiederholt edle Menschenfreunde sich der Lehranstalt er innert und ihr Stiftungen und Vermächtnisse zugebracht« hätten, während jetzt seit Jahren keine weitere Zuwendung erfolgt sei. Dieser freundlichen Mahnung eingedenk und um ihrer Freude Ausdruck zu geben, eine solche Anstalt in unserer Stadt zu be sitzen, haben zehn Leipziger Buchhändler bzw. Buchhandlungs- sirmen, jeder für sich, aber doch zu einem gemeinschaftlichen Zweck, beschlossen, am heutigen Tage eine Stiftung zu machen. Es sind die nachfolgenden Herren bzw. Firmen. Jeder der Genannten hat die Summe von 1000 ^ zur Verfügung gestellt, zusammen also 10 000 Carl St. A. Geibel, i/Fa. Duncker L Humblot, Karl W. Hiersemann, i/F. Karl W. Hiersemann, Firma K. F. Koehler, Alfred Kröner, i/Fa. Alfred Kröner, Arthur Meiner, i/Fa. Johann Ambrosius Barth, Kommerzienrat H. H. Reclam, i/Fa. Philipp Reclam jun., A. Seemann und G. Kirstein, i/Fa. E. A. Seemann, Georg Thieme, i/Fa Georg Thieme, Firma F. Volckmar. Die gewährten Beträge sollen zinstragend angelegt werden, und die Zinsen sollen alljährlich zum Besten der jüngeren Berufs genossen in Form von Stipendien verwendet werden, etkba in der Weise, daß den abgehenden Schülern, die für ihr sittliches Verhalten und ihre Leistungen gute Zensuren erhielten, für ihre weitere Fortbildung Unterstützungen in bar oder in anderer Fornr gewährt werden. Die Entscheidung überlassen wir gern der Leitung der Lehranstalt und dem Vorstand des Vereins der Buch händler zu Leipzig. Indem ich mich des Auftrages der Stifter entledige und diese Stiftung hier verkünde, hoffe ich, daß sie dazu beitragen wird, dem deutschen Buchhandel tüchtige, brauchbare Mitarbeiter heranzubilden, zu zeigen, daß die Prinzipale an das Wohl ihrer jüngeren Mitarbeiter denken, und daß wir unfern bescheidenen Teil dazu beitragen wollen, Leipzig als Mittelpunkt des Deutschen Buchhandels weiterhin zu erhalten und zu stärken.« Auf die freundnachbarlichen Beziehungen zwischen Buch gewerbeverein und Börsenverein wies Herr vr. Ludwig Volk mann in launiger Rede hin, während Herr Münz als Vertreter des Leipziger Buchhandlungsgehilfenvereins das Interesse be tonte, das die Gehilfenschaft an den auf eine bessere Vorbildung des jungen Nachwuchses gerichteten Bestrebungen habe und als äußeres Zeichen das bekannte die Kaiserkrönung in Versailles dar stellende Bild überreichte. Allen Rednern dankte Herr Lomnitz für ihre Glückwünsche und die der Anstalt gezollte Anerkennung, die auch ihren Ausdruck durch die von Herrn Hirschfeld bekanntgegebene Ernennung des langjährigen Lehrers an der Buchhändlerschule Herrn Tittel zum Oberlehrer fand. über die Aufgabe der Schule verbreitete sich in längerer Rede der derzeitige Direktor der Buchhändler lehranstalt Herr vr. Frenzel, um am Schlüsse derselben allen Freunden der Schule für das ihm bewiesene Interesse zu danken. Diesem Danke, insbesondere gegenüber dem verdienten Vorsitzenden des Schulausschusses, Herrn Hirschfeld, einen sichtbaren Ausdruck zu geben, erbat er sich die Erlaubnis, das Bild desselben im Direktorialzimmer aufhängen zu lassen. Nach einem von Herrn Kommerzienrat Karl Siegismund aus gebrachten dreifachen Hoch auf Kaiser und König, als die Vor bilder treuer Pflichterfüllung, denen wir alle nachleben sollen, und dem Gesänge: »Unfern Ausgang segne Gott« folgte ein Nundgang durch das neue von den Leipziger Architekten Schmidt und Johlige errichtete Schulgebäude, an den sich ein Frühstück im Garten des Buchhändlerhauses schloß, das die Festgäste noch längere Zeit vereinigte. Der Verlauf der Feier hat gezeigt, welcher Wert im Buchhandel trotz der immer stärker hervortretenden Tendenz, die Lehrzeit herabzusetzen, auf eine tüchtige Ausbildung des buchhändlerischen Nachwuchses gelegt wird, und wenn wir einem Wunsche Ausdruck geben dürfen, so wäre es der, daß der Schule in Zukunft durch eine sorgfältige Auswahl der sich dem Buchhandel zuwendenden jungen Leute ein Schülermaterial überwiesen wird, das das ihm jetzt in so reicher Fülle dort Gebotene auch verständnisvoll ent gegennimmt und im späteren Leben weiterentwickelt. Neuigkeiten des russischen Buchhandels.*) Pg. — Petersburg, M. --- Moskau, P. f. -- Preis fehlt. lVgl. Börsenblatt 1911, Nr. 79 u. 80.) (Schluß zu Nr. 113- 114 d. Bl.) Paschkewitsch, W. W. Der Obstbau in Rußland. Lief. 13. Der Obstbau im Gouv. Astrachan. Pg. 8°. 384 S. mit Abbdgn. u. Karte. P. f. Pasuchin, A. Das Morgenrot eines neuen Lebens. Roman. M. 8°. 1 R. — Mein letzter Kuß im Moment des Glücks. M. 8°. 304 S. 1 R. Pawljuk, N. Tytjana mit den schwarzen Augenbrauen. Samm lung kleinruss. Lieder. Kiew. 8°. 106 S. P. f. (In klein russischer Sprache.) Petrashizkij, L. I. Aktien, Börsenspiel und die Theorie der ökonomischen Krisen. 1. Bd. Über das Aktienwesen und die typischen Fehler bei Abschätzung der Chancen eines unbekannten Gewinns. Pg. 8°. 307 S. 2 R. 26 K. *) Die angezeigten Schriften sind, wo nicht ausdrücklich eine andere Sprache angegeben ist, in russischer Sprache verfaßt.