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Redaktioneller Teil. ük 202, 31. August 1916. Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Bericht über die außerordentliche Hauptversammlung am 16. August 1916. erstattet von vr. F. Pickardt. Tagesordnung: A n t l a g d c s B e r l i n e r S o r t i m e n t e r v e r e t n s: Die Versammlung wolle beschließen: Der bisher den: Publikum gewährte Rabatt von S °/> kommt am 1. Oktober 191k tu Fortfall. An seine Stelle tritt ein kauf männischer Skonto von 2 hi,, der bei allen Barverkäufen von Mark ZV.— au in Abzug gebracht werben darf, ebenso bei solchen Lieferungen von Mark 2V.— an, für die längstens vier Wochen nach Schluß des Biertelsahrs, in dem sie ausgeführt sind, Zahlung erfolgt. Jedes öffentliche Anbiete» von Skonto sowie sein Abzug auf Rechnungen, Ansichts- und Bcgleitfakturen vor deren Bezahlung ist unzulässig. Die Berliner Verkaufsbcftimmnngen über den Verkehr mit Be hörden und Bibliotheken sowie über Artikel, die von jeder Rabattie rung ausgeschlossen sind, bleiben unverändert bestehen. Der Vorsitzende, Herr Ko ebner, eröffnet die Versamm lung um 81< Uhr und stellt fest, daß die Einberufung, auf Antrag des Berliner Sortimenter-Vereins mit Unterstützung von 26 Mit gliedern der Vereinigung, nach den Satzungen und ordnungs gemäß erfolgt ist. Nachdem er kurz auf den Zweck und die Be deutung der heutigen Tagesordnung hingewiesen, sowie drei Briefe des Herrn Geheimrat Siegismund, des Vorstandes des Buchhändlerverbandes für das Königreich Sachsen und des Herrn G. Ernst verlesen hat, die ihm zum Gegenstand zuge- gangcn sind, erteilt er .Herrn Nitschmann das Wort zur Begrün dung des Antrags. Herr Nitschmann bemerkt, daß der vorliegende Antrag das Ergebnis vielfacher Besprechungen und dreier eingehender Sitzungen des Berliner Sortimenter-Vereins ist. Die jetzige Kriegslage sei der gegebene Augenblick, um endlich mit dem ge samten Rabatt im Buchhandel Schluß zu machen; denn jetzt würde sich das Publikum am ehesten darein finden. Zweckmäßig sei cs dagegen, einen Skonto bei Barzahlung aufrechtzuerhalten: er wäre im kaufmännischen Leben allgemein üblich und böte auch einen Anreiz zur schnelleren Begleichung der Rechnungen. Auch die Bezieher von Abzahlungsgeschäften könnten durch Skontogewührung dem Sortiment erhalten werden. Es frage sich, ob auch den guten Kunden, die aber vierteljährlich ihre Rechnungen beglichen, dieser Skontoabzug zu gewähren sei. Da es sich bei diesen um die besten und treuesten Kunden des Sorti ments handle, sei mau im Sortimenter-Verein zu der Überzeu gung gekommen, daß auch ihnen der Skonto zugcbilligt werden müßte. Als weiteren wichtigen Grund für die Skontogewährung führt Redner außerdem an, daß die Vertreter der Leipziger Ver eine, die in der letzten Versammlung des Sortimentervereins zugegen waren, erklärt hätten, daß ohne Beibehaltung der 2"/« Skonto Leipzig wahrscheinlich nicht sich dem Berliner Vorgehen anschlietzen könne. Es sei auch zu beachten, daß ein großes Handelszentrum wie Hamburg nicht von dem Skonto abgehen wolle. Er betont nochmals, daß das wissenschaftliche Sorti ment in Anbetracht seiner besonders gearteten Kundschaft den Skonto unbedingt benötige, und bittet um Annahme des vor liegenden Antrags. Herr Staar erklärt sich als Gegner des Skontos; dieser sei zwar zwischen Kaufleuteu untereinander, aber nicht zwischen Kaufleuten und Publikum üblich. Mit allen Zahlungsvergün stigungen aufzuräumen, seien die Verhältnisse so günstig wie nie bisher und würden es vielleicht nie wieder. Angesichts der bedeutenden Steigerung der Unkosten fei diese Aushebung auch eine zwingende Notwendigkeit. Wenn aber der Skonto beschlossen werde, würden nur Schwierigkeiten entstehen. Kein Pabatt! Kein Skonto! Das sei die Losung. Er bittet um ein mütigen Beschluß in diesem Sinne. Herr Prager meint, daß ja der Rabatt in Berlin eigent lich schon ,o,bgeschasfi sei, da er angesichts der 6 Mk.-Grenze kaum noch in Frage komme. Dagegen halte er die Skontogewährung 1134 für durchaus wünschenswert; denn das Buch sei heute noch kein dringender Bedarfsartikel, so daß derartige Anreize zum Ankauf von Nutzen wären. Man solle auch das ständige Publi kum nicht schlechter, sondern mindestens ebenso gut behandeln wie die Laufkundschaft und daher für diese auch die Skonto gewährung bei vierteljährlicher Zahlung beschließen. Der Skonto erziehe außerdem zu pünktlicher Zahlung, darum rate er, ihn aufrecht zu erhalten. Herr A. Weber ist der Ansicht, daß Bedenken gegen die völlige Abschaffung von Rabatt und Skonto unter den heu tigen Verhältnissen nicht vorlicgen; das Publikum ist augen blicklich nicht nur au die Aufrechterhaltung der Preise, sondern sogar an eine wesentliche Verteuerung aller Artikel gewöhnt worden. Auch Herr Sehdelist entschiedener Gegner der Gewährung des Skontos. Die Lasten des Sortimenters bei der Besorgung der Bücher seien viel zu groß, als daß er sich auch noch Abzüge irgendwelcher Art gefallen lassen könne. Diesen Ansichten schließen sich die Herren Perl und Küstenmacher an, letzterer besonders im Interesse der Auf rechterhaltung des Ladenpreises. Nachdem Herr Staar nochmals um einheitlichen Beschluß gebeten hak, schließt der Vorsitzende die Besprechung und schrei tet, nach verschiedenen Bemerkungen zur Geschäftsordnung, zur Abstimmung. Der Unterantrag Staar, der vom 1. Absatz des vorlie genden Antrags nur de» 1. Satz bestehen lassen will, so daß weder Rabatt noch Skonto gewährt werden darf, wird — mit einer kleinen redaktionellen Änderung — mit 42 Stimmen, bei einigen Stimmenthaltungen, angenommen. Dagegen stimmt niemand. Der 2. Absatz fällt dementsprechend fort. Der 3. Absatz betref fend den Rabatt an Behörden und Bibliotheken wird einstimmig angenommen. Das Ergebnis der Abstimmung wird mit leb haftem Beifall begrüßt. Der Vorsitzende, Herr Ko ebner, erbittet und erhält für den Vorstand die Ermächtigung, die »Verkaufsbestimmungen für den Berliner Buchhandel« nunmehr sinnentsprechend umzu ändern. Auf Antrag des Herrn Sehdel, dem sich die Herren Weber, Spielmeher und andere anschlietzen, wird der Vorstand ersucht, ein Rundschreiben Herstellen zu lassen, das die Aufhebung des Rabatts und die Gründe dieses Schrittes dem Berliner Publikum auseinandersetzen und den einzelnen Sortimentern zur Verteilung in gewünschter Anzahl von der Vereinigung geliefert werden soll. Der Vorsitzende schließt die Versammlung um 9 Uhr 40 Mi nuten. Die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei. Kriegs-Doktordlplome. In der Kriegssammlung der Deutschen Bücherei, die mit Recht das wachsende Interesse weiter Kreise in Anspruch nimmt, bilden sich nach und nach bestimmte Gruppen von Sammelgegcu- ständen heraus, die ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen. Es ist bekannt, in wie hohem Maße die Freude und das Ver gnügen des Bücherfreundes durch die Feldzcituugen angeregt worden sind. Wir haben an dieser Stelle häufig Gelegenheit gehabt, neue Feldzeitungen erstmalig zu erwähnen und von dem Wachsen unserer Sammlung, gerade auf diesem Gebiete erfreu liche Kunde zu geben. Jetzt jedoch sind die Feldzeitungen bereits recht bekannt, da die Neuerscheinungen auf dem direkten Wege, also durch Veröffentlichung des Titels im bibliographischen Teil des Börsenblatts bekannt gemacht werden. Es sind ferner für jede bekannte und bedeutende Feldzeitung die Möglichkeiten, sie zu abonnieren, in reicher Fülle geboten. Damit also, daß die Feld- Mid Schützeugrabenzeitungen Handelsobjekte im wahren Sinne des Wortes geworden sind, verlieren sie die Sonderstellung, die sie für den Raritätensammler besonders begehrenswert ge macht Hai. Es soll damit keineswegs der Wert der Feld- und i Schützengrabcnzeitungen heruntergesetzt werden. Wohl aber darf i darauf hingewicsen werden, daß sie als Handelsobjektc für jeder«