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68. 24. März 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3639 man nicht selten den uns allen bekannten aufgeklebten Papp figuren, deren auffallende Formen, womöglich überlebensgroß, von der Hauptsache ablenken und deren schreiende Farben unser ganz von der Bildfläche werden sie wohl niemals verschwinden. Im Gegensatz zu diesen unerfreulichen Machwerken wies der Redner z. B. auf die mustergültigen Packungen hin, denen wir bei der Bahlsenschen Cakes-Fabrik in Hannover begegnen, und auf die der Kaffee-Handels-Akt.-Ges. Bremen, deren Formen und Schmuck, besonders wenn wir sie reihenweise in der Auslage aufgestellt finden, wie ein fortlaufendes Ornament er scheinen und dadurch recht eindrucksvoll zu wirken geeignet sind. Bei dieser Gelegenheit sei auch ausdrücklich auf die geschmackvollen Arbeiten des bekannten Künstlers Max Hertwig hingewiesen. Besonders wichtig, betonte der Redner, sei es bei der künstlerischen Ausstattung die Höhen- und Breitenverhältnisse zu beachten, auch sei es durchaus nickt empfehlenswert Landschaften, oder ganze Familienszenen wiederzugeben, womöglich bis ins kleinste getreu der Natur nachgebildet; solche Darstellungen seien höchstens bei einem Plakat zulässig, vorausgesetzt, daß es ihm an reichlichen Kontrasten und kräftigen Farben nicht fehle. — Unter den vielen Musterbeispielen, die den Zuhörern durch Lichtbilder vorgeführt wurden, verdienen einige besonders genannt zu werden. Von der Malerfirma Beyer-Preußer L Glasemann stammend, wurde ein recht humorvolles Penkala-Bleistift-Plakat vorgeführt. Es stellte Chronos auf den Wolken sitzend dar, zu seinen Füßen Sense und Stundenglas und in der Hand einen riesigen Bleistift haltend. An seinemKopfesah man ein gewaltig großes Ohr um diesen unendlichen großen Stift dahinter unterzubringen, begleitet von einem niedlichen Berschen. Ausgezeichnete Arbeiten des Münchener Künstlers Ludwig Hohlwein, des Leipziger Erich Grüner, der Künstler Paul Scheurig und Gibckens, Ehmcke, Cissarz u. a. wurden gezeigt. Es würde zu weit führen, auf alle Einzelheiten einzu gehen, darum müssen wir uns darauf beschränken, einige der ersten und besten Namen zu nennen, die es sich eben angelegen sein lassen, dem deutschen Plakat zu Ehren und Ansehen zu verhelfen, so daß wir heute getrost behaupten können, den Franzosen gegenüber in diesem graphischen Zweige vollkommen gleichwertig dazustehen. Alle vier Vorträge, in denen das vielgestaltige und zum Teil recht schwierige Wesen der modernen Reklame behandelt wurde — so faßte der Redner noch einmal den gebotenen Stoff zusammen —, dazu die mit reichlichem Aufwands von Mühe und Fleiß zusammengebrachte Sammlung von Drucksachen aus allen Gebieten, die im Buchgewerbe ausgestellt sei und die einen so großen Kreis von ernsthaften Interessenten in diesen Räumen vereinigt habe, alle diese Veranstaltungen hätten ja nur den einen Zweck, die Freude an unserer Kunst zu fördern, den Ge schmack der Unkundigen zu bilden und dazu anzuregen, die ge wonnenen Erfahrungen bei Vergebung oder Ausführung von Auf trägen praktisch zu verwerten. Wenn dieses schöne Ziel bei einer möglichst großen Zahl der Zuhörerschaft erreicht sei, dann sei das Unternehmen vollauf gelungen und ein positiv erfreulicher Erfolg gesichert. Der Dank des Auditoriums gab sich in reichlichem Beifall zu erkennen. Mestern. * Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. — Jm^großen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses in Leipzig fand am Palm sonntag eine erhebende Feier statt: 87 Buchhandlungslehrlinge wurden nach Beendigung ihrer Ausbildung aus der Lehranstalt entlassen. In Gegenwart der Herren des Schulausschusses, des Vorstandes des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, des Lehrer kollegiums und der überaus zahlreich erschienenen Angehörigen und Freunde der Schüler nahm die Feier einen würdigen Ver lauf. — In der zu Herzen gehenden, von herrlichen Dichterworten praktischer Lebensweisheit durchwebten Festrede gab der Leiter der Anstalt, Herr Direktor I)r. Curt Frenzel, den Abgehenden ernste Mahnungen mit auf ihren ferneren Lebensweg, anschließend an die Worte: Wer seinem Stand gemäß in rechten Grenzen bleibet Und dem Gesetz gehorcht, das Gottes Weisheit schreibet, Wer Kopf und Herz verbessert und regiert, Ist auf dem Wege, der zum Glücke führt. Hierauf ergriff der Vorsitzende des Schulausschusses, Herr Johannes Hirschfeld, das Wort, hob rühmend hervor, daß auch im vergangenen Schuljahre von der großen Mehrzahl der Schüler fleißig gearbeitet worden sei, und überreichte als- dann hervorragend tüchtigen Schülern der einzelnen Klassen wertvolle Buchprämien. — Nunmehr verabfolgte der Direktor den Scheidenden die Abgangszeugnisse und erteilte einer größeren Anzahl sowohl abgehender als auch in der Anstalt noch fernerhin verweilender Schüler in Anerkennung treuer Pflichterfüllung eine öffentliche Belobigung. Darauf widmete er zweien die Anstalt verlassenden Lehrern warme Abschiedsworte. Namens seiner abgehenden Mitschüler verabschiedete sich am Schlüsse der Feier der Klassen-Erste von la, Rudolf Einenkel mit Worten innigsten Dankes von den Herren des Schulausschusses und des Lehrerkollegiums, während der Schüler Gotthold Rödel aus Klasse Ha. den Abgehenden einen dichterischen Scheide gruß widmete. — Eingeleitet und geschlossen wurde die weihevolle Feier durch erhebenden Gesang. Achtung! Gestohlene Bücher. — Gestohlen hier, in den letzten 5 Wochen: 7 Saldern, Margaretenbuch. Gebunden. 3 Kugler, Kreuzzüge. Gebunden. 3 Goethes Werke. Band 2. Gebunden. 1 Des Knaben Wunderhorn. Band 2. (Am Schluffe des Buches mit Nr. 293 numeriert.) 1 Winterfeld, Der rasende Roland. Gebunden. Es wird um sofortige Nachricht ersucht, falls diese Werke bereits angekauft sind oder noch angeboten werden sollten. Leipzig, den 21. März 1910. K. V. i 1187. Die Kriminalabteilung des Polizeiamts. Londoner Büchcrversteigerung. — Am Dienstag und Mittwoch, 1. und 2. März, fand bei Sotheby, Wilkinson L Hodge die Versteigerung des noch ausstehenden Restes der Bibliothek des verstorbenen Lord Sheffield statt, von der namentlich eine Anzahl von Stücken, die mit dem Geschichtschreiber Gibbon in Beziehung standen, Hervorhebung verdienen. Ein Stück des »veeling anä ot' tbs kowan Lwpire«, 1. Ausgabe, mit einer handschriftlichen Widmung des Verfassers an den Earl of Sheffield, brachte 60 Pfund (Bain); — eine Sammlung von Urkunden und Büchern aus dem Besitze Gibbons, darunter ein Stück von Pascals »1.68 krovioeia.168« mit einem Eintrag Lord Sheffields: »Dieses Buch war Gibbons beständiger Begleiter«, 26 Pfund (Bain); — Gibbons Taschen-Tagebuch vom Jahre 1776, mit zahlreichen Ein trägen von seiner Hand, 38 Pfund (Benson); — eine Anzahl von Rechnungen und ähnlichen Urkunden 9 Pfund lOSchilling (Benson); — eine Sammlung von Briefen und anderen Urkunden über Gibbons, 10 Pfund (Benson); — eine Sammlung von sechs Flug schriften über Amerika mit Anmerkungen von Gibbons Hand, 6 Pfund 6 Schilling (Pickering); — Gibbons kligeollaneoug ^Vork8, Handexemplar Lord Sheffields, der das Buch herausgab und mit vielen Zusätzen und Eintragungen versah, nebst einem Briefe Gibbons, 12 Pfund (Benson). — Unter den sonstigen Stücken brachten besonders bemerkenswerte Preise: ^radian llixbk, übei setzt von E. Förster, illustriert von Smirke, 1802,6 Pfund 17 Schilling 6 Pence (Parsons); — Fielding »Uigtor^ ok tbe ^llvsotureZ of 1o86pb ^närev-i«, 1. Ausl., 2 Bände, 1742, 9 Pfund 15 Schilling (Spencer); — Carew Hazlitts OoUootion of Olck knxliLb ?Ia^8, 4. Auflage, 15 Bände, 1874—76, 6 Pfund 2 Schilling 6 Pence (Hornstein); — Cooks berühmte »Drei Reisen um die Welt«, mit Karten und Tafeln, 9 Bände, 1773—84, 7 Pfund 6 Schilling (Ellis); — Kno/- olopaeäig. Urit-Lunica, 9. Ausl., 1875—1903, 7 Pfund 15 Schilling (Joseph); — Holtnsheds »6broniol63 of Ln^lanck, Leotlrrock s.nck lr«- lauä«, von I. Hooker fortgesetzt, 6 Bände, 1807, 6 Pfund (Edwards); — Journal ot tbe Llou86 ok Iwrcks, 65 Bände, 6 Pfund 10 Schilling (Harding); — lournai of tbs Llou86 of Oommon», 93 Bände, 9 Pfund (Sotheran); — Lodges »?ortrait8 of III,- 8triou8 ker^onaxes«, Band 1—3, 1821—28, 9 Pfund (Edwards); — Ibe lwnäon lournal, 1720—1725, 1 Band, 6 Pfund (Sotheran); — Walter Scott, 65 Bände, darunter viele Erstauflagen, 6 Pfund 10 Schilling (Sotheran); — Voltaire, Osuvi-68, 30 Bände, 1768— 1777, 7 Pfund 6 Schilling (Merton); — Viviens 8prmi8b 8een6r^; in üllacksirg. usw., 1838, 7 Pfund 16 Schilling (Spencer); 469»