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hat mehrere neue Kunstblätter in Form von Original lithographien und Radierungen ausgestellt. Zn der elfteren Gruppe zählen in stimmungsvoller Mondnachttönung der »Marienturm in Krakau«, der sich als dunkle Silhouette von dem silberglänzenden, von leichten Wolken durchzogenen Nachthimmel abhebt und mit wenigen Mitteln von Josef von Rapacki zu wirksamer Erscheinung gebracht ist, ferner der vortreffliche, charaktervolle Studienkopf einer »Arbeiter frau«, in breiten Tonflächen und temperamentvoller Zeichnung von Käthe Kollwitz dargestellt, und die fein- tonigen »Ziegelöfen bei Heiligenstadt« von Josef Danilowatz. Ein geistvoll radiertes Blatt bietet Gustave Leheutre mit dem »6uuul ci'Lu«, das in seiner reizvollen Behand lungsweise an Whistler gemahnt und trotz seiner leichten, andeutenden Manier doch durch ungemeine Farbigkeit des malerischen Eindrucks wirkt. Ein äußerst belebtes Straßen bild der Großstadt schildert Eugdne Bsjot in seinem mit kraftvollen Strichen dargestellten Motiv des »Lont 8uint llouis« in Paris. Geben die beiden Franzosen in ihren Radierungen geistreiche Umschreibungen der Landschaft und des Lebens wieder, so geht der Deutsche Rudolf Jettmar darauf aus, in der von ihm vorgeführten »Felsschlucht« allen Tonwerten gerecht zu werden. Neben dieser reichen Tonentfaltung zeichnet sich Jettmars kühne Felsbildung auch durch großzügige Naturauffassuug aus. Weiter enthält die Ausstellung noch eine Reihe vortreff lich gelungener Plakate von deutschen Künstlern, die die Fortschritte in diesem Zweig der Tätigkeit unsrer Künstler schaft in bestem Licht erscheinen lassen. Adolf Münzer hat ein in lebensgroßen Figuren gehaltenes Plakat für das Deutsche Theater in einer Szene aus der Lebewelt und ein solches für die Künstlervereinigung »Scholle«, in dem eine Sphinx besonders heroortritt, ausgeführt. Hans Unger hat eine ideale Frauenfigur für die Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903 gewählt, die vorzüglich gezeichnet ist; für die Sezession und Kunstausstellung der Vereinigung der bildenden Künstler Österreichs hat Kolo Moser den Farbengegensatz von Braun und Gold äußerst wirksam zu verwenden ge wußt; den Wintersport in Bayern charakterisiert O. Erler in einem Schlittenfahrer, der sich kräftig von Heller Schneefläche abhebt, während Ludwig Hohlwein verschiedene interessante Lösungen für bildliche Hinweise auf Jagd- und Sportaus stellungen beigesteuert hat. Ernst Kiesling. 21. Bericht der Papierprüfungsanstalt von Winkler in Leipzig. Die deutschen Papierfabrikanten hatten im Jahre 1906 fast durchweg reichlich Aufträge, so daß oft lange Lieferfristen verlangt und bewilligt wurden. Da die Papieroerbraucher auf das Entgegenkommen der Lieferanten mehr als je an gewiesen waren, zeigte es sich, daß weniger Streitfälle als sonst durch Mrtwirkung der Anstalt entschieden oder beige legt zu werden brauchten. Im übrigen blieb die Inanspruchnahme der Anstalt gegenüber den Vorjahren auf gleicher Höhe. Viele der eingelieferten Prüfungsanträge erforderten sehr umfangreiche Arbeiten und größeren Zeitaufwand. Die einfacheren Gutachten und Auskünfte werden meist ohne Verzögerung sofort erledigt. Besonders wichtig ist derartige ungesäumte Erledigung bei den Nachfragen nach der mikroskopischen Untersuchung der Faserarten, des Mischungs verhältnisses und der Vermahlung des Faserstoffes. Auch in diesem Jahre war Faserstoffbestimmung die am meisten ver langte Prüfungsart (327 Faserstoffbestimmungen). Neben den Auskünften über Reißlänge und Dehnung, Widerstand gegen Reiben, Knittern und Falzen (252) wurden Trockengehaltsbestimmungen an Faserstoffen oft so viel ver langt, daß sämtliche große Trockenschränke zeitweilig vollbesetzr waren. Die Konditionierung von Faserstoffen wurde meist von deutschen Fabrikanten, z. T. auch von Importeuren aus ländischer Halbstoffe gefordert. In mehr als 120 Fällen wurden vergleichende Gut achten über Probemäßigkeit gelieferter Papiere oder über deren Brauchbarkeit für gewisse Verwendungszwecke verlangt. Chemische Untersuchungen von Harzleim, Dextrin, Gummi und Tierleim, Wasseranalysen, Aschengehaltsprüfung und Qualitätsnachweis von Kaolin und andern Füllstoffen, sowie Prüfung der Leimfestigkeitsgrade am fertigen Papier kamen vielfach zur Erledigung. Hohes Interesse erregten die Untersuchungsergebnisse von Papieren für Seekarten und Marinezwecke, ebenso die Fest stellung der hygroskopischen Eigenschaften von Kabelpapier und elektrischem Jsoliermaterial. Die eingehendere Beschäftigung mit dem Bedürfnis der Dachpappeuindustrie hat zu wertvollen Erfahrungen ge führt, so daß es der Anstalt möglich wird, auf Grund reichhaltiger Versuche für die Lieferung von Rohdachpappe klare Mindestforderungen anfzustellen, wozu sie vom Verband deutscher Dachpappenfabrikanten aufgefordert wurde. Die mehrfach beantragte Prüfung von Kartons und Chromopapier, wie sie für Luxus- und Glückwunsch- karten gebraucht werden, auf Freisein von Bestandteilen, die dem aufgedruckten Metallgold oder der Bronze nachteilig sind (Säuren und Chlorverbindungen), zeigte sehr oft, daß die eingetretene Farbveränderung (Oxydation oder Korrosion) nicht durch das Papier, sondern durch ungünstige Lagerung überhitzter Platten bei Goldprägung, z. T. allerdings auch von den Kartenumschlägen (Kuverts) veranlaßt war. Seit einigen Jahren wird durch die Anstalt im hiesigen Technikum für Buchdrucker alljährlich ein Lehrkursus über Papier abgehalten, an dem im Berichtsjahre über 40 Hörer teilnahmen. Ferner nahmen im Laufe des Jahres wieder einige erfahrene Papiermacher (Chemiker, Ingenieure und Techniker) in der Anstalt Gelegenheit, die Prüfungsmethoden derselben zu erlernen. Papierprüfungsiustrumente und Chemikalien, namentlich die von der Anstalt nach eignem System erbauten Trocken schränke wurden auch vom Ausland mehrfach bezogen. (Tarif der Anstalt sowie Antragsformulare sind kosten los zu haben.) Leipzig im August 1907. Otto Winkler. Kleine Mitteilungen. * Neff L Koehler, Kommissionsgeschäft und Bar- sortiment in Stuttgart. — Die vielfach an die Firma K. F. Koehler, Buchhandlung, Leipzig, gerichteten Aufforderungen ihrer Geschäftsfreunde in Süddeutschland und der Schweiz, sowie andrer über Stuttgart verkehrender Firmen haben in den Leitern der Firma den Entschluß reifen lassen, einen Teil dieser geschäft lichen Tätigkeit nach Süddeutschland zu verlegen. Die Firma erwarb zu diesem Zweck die Firma Paul Neff, Kommissions geschäft, in Stuttgart, der sie ein Varsortiment hinzufügt. Für beide Stuttgarter Geschäfte wird firmiert Neff L Koehler. Das Barsortiment wird Anfang Oktober eröffnet. Die vereinigten Geschäfte werden in den neuerbauten, mit allen technischen Hilfs mitteln ausgestatteten Häusern der Eberhardstraße 46 und 50 und Gaisstraße 17 und 19 in Stuttgart untergebracht und nach den altbewährten Prinzipien des Leipziger Stammhauses und der Firma Paul Neff geleitet werden. Vergehe» gegen das Postgesetz. — Vor der ersten Ferien- straskammer des hiesigen Landgerichts II hatten sich der Verlags buchhändler Or. Quefalsch-Richter, der Schriftsteller Or. Schulz- Engelhardt und der Kaufmann Eduard Barber wegen Ver gehens gegen den Z 1 des Reichsgesetzes über das Deutsche Reichs-