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240, 15. October. NichtamtlicherUTHeil. 4571 Nichtamtlicher Theil. Louis Bröton. Am IS. August d. I. starb nach kurzer Krankheit zu Paris Herr Louis Bröton, seit dem im Jahre 1864 erfolgten Ableben Louis Hachette's, ältester Chef der Weltfirma L. Hachette L Co. Das Haus Hachette verliert in dem Dahingeschiedenen einen seiner eifrigsten und thatkräftigsten Förderer, der französische Buch handel einen seiner berufensten Vertreter, die gebildete Welt Frankreichs den feinen Kenner der elastischen Literatur, den Praktiker im Fache des pädagogischen Schriftwesens, den un ermüdlichen Schöpfer und Verbreiter unübertroffener, schöner, correcter Ausgaben der Classiker und ganzer Serien anerkannt nützlichster Bücher für die Jugend und die Schule. Auch der deutsche Buchhandel, mit welchem den Verstorbenen mancherlei intime Beziehungen des geistigen Lebens verbanden, hat um den Verlust eines hervorragenden Berufsgenossen zu trauern, und es ziemt ihm wohl, das Andenken des Mannes zu ehren, dessen große Verdienste um den Beruf und die Wissenschaft auch ihm vielfältig zu Gute kommen. Louis Brston, geboren am 17. Novbr. 1817 als Sohn eines Notars und Deputirten der Stadt Paris zur Zeit der Restauration, gehörte einer hochangesehenen Familie der alten Pariser Bourgeoisie an, in deren Ueberlieferungen es liegt, echten Bürgersinn und die Tugend der Einfachheit bei aller äußeren Freigebigkeit und ausgedehntesten Gastfreundschaft zu üben. Sein Vater war ein treuer Freund und Berather Louis Hachette's und dessen festeste Stütze in den schwierigen Anfängen seiner weitgreifenden Unternehmungen. So war es nur natürlich, daß, als im Jahre 1841 eine schwere Krankheit Louis Hachette an die Unzulänglichkeit der menschlichen Kräfte ernstlich gemahnt hatte, er den jungen, als tüchtig erkannten Brdton als seinen Socius in das Geschäft nahm, in welches derselbe zwei Jahre früher als Gehilfe eingctreten war. Bald verbanden sich die beiden Männer noch inniger, indem im Jahre 1844 Brdton sich mit der Stieftocher Hachette's vermählte. Durch seine hervorragende Intelligenz, mit welcher er eine enorme Thätigkeit verband, hat er, nächst dem rastlosen Hachette, sein redliches Theil zu dem gewaltigen Wachsthum des Geschäftes beigetragen. Das besondere Arbeitsfeld Brötons war die sorg fältige Pflege der Classiker-Ausgaben, welche zur Zeit seines Eintrittes den Haupttheil des Hachette'schen Verlages bildeten. Diesem Zweige und dem bald sich großartig entwickelnden Schul bücher-Verlage hat Louis Brdton fortwährend seine liebevolle Sorgfalt und unermüdliche Thätigkeit gewidmet. Sie blieben während der 25 jährigen Periode seines Zusammenwirkens mit Hachette die Lieblinge seines intelligenten und treu besorgten Wirkens, und nach Hachette's Tode im Jahre 1864 übernahm er auch förmlich die alleinige Leitung dieser wichtigen und um fangreichen Verlagsrichtungen. Sein nie fehlender praktischer Blick und sein durch eine feine Bildung geläuterter Geschmack ließen ihn in der Wahl und Herstellung der großartigen Menge seiner Ausgaben stets das Richtige treffen, und es darf wohl gesagt werden, daß er durch seine reformatorische Thätigkeit auf diesen Gebieten recht erheblich zur Entwickelung und zeitgemäßen Umgestaltung des Unterrichtswesens in Frankreich beigetragen hat. Im Jahre 1864 an seines Freundes Hachette Stelle durch das Vertrauen seiner Collegen zum Präsidenten des „vsrels cks In librniris, cks l'unprirnsris st cks ln pnpötsris" ernannt, that er sich auch in diesem wichtigen Amte durch besondere Einsicht und erfolgreiche Arbeit hervor. Aus jener Zeit datirt der wich tige organisatorische Beschluß, den Beitritt sogenannter corre- spondirender Mitglieder zu gestatten, durch welchen die Buch händler der Provinz, welche bis dahin, ohne die Möglichkeit eigener Willensbethätigung, vollkommen außerhalb der Action ge standen hatten, mit ihren Pariser College» verbunden wurden und in dem „Osrols" nun auch ihrerseits den gemeinsamen Mittel punkt fanden. Weder Hachette noch Bröton hatte es während ihrer Prä sidentschaft gelingen wollen, den von ihnen entworfenen und eifrigst betriebenen Plan, ein eigenes Gebäude als Eigcnthum des „Osrels" zu errichten, zur Ausführung zu bringen; doch hatte Bröton Dank seiner unermüdlichen Ausdauer und der Unterstützung, die ihm schließlich von anderer Seite wurde, endlich die Genugthuuug, am 12. Juni 1878 durch seinen Schwager Georges Hachette den Grundstein des so lange erstrebten Hauses feierlich legen zu sehen, welches sich heute stolz auf dem Boulevard Saint-Germain erhebt. Noch bei anderen wichtigen Veranlassungen bethätigte Bröton seine Fürsorge für das Interesse der Allgemeinheit. Im Jahre 1867 bei Gelegenheit der Weltausstellung zum Mitglied des 6omitö ä'g.ckmi88ion ernannt, ist es Brstons Bemühungen zu verdanken, daß der Verlagsbuchhandel in der Concurrenz als gleichberechtigt mit den übrigen Industriezweigen anerkannt wurde. Als ferner im Jahre 1872 der hohe Zoll auf Papier den fran zösischen Buchhandel zu schädigen drohte, berief er eine Ver sammlung der hervorragenden Verleger, und das aus dieser her vorgegangene Syndicat hat unter seinem Vorsitze nicht verfehlt, eine wesentliche Besserung der Lage herbeizuführen. An sichtbarer äußerer Auszeichnung schmückte den Dahin- geschiedenen das im Jahre 1866 erworbene Kreuz der Ehren legion. Sein unerwartetes Ableben ist für den Buchhandel und das ganze Unterrichtswesen Frankreichs ein herber Verlust. Am schwersten empfindet das Haus Hachette den Hintritt eines Mannes, welcher während mehr als 40 Jahren, als einer der Lenker desselben, unermüdlich und mit scharfem Verstände thätig gewesen ist, Größe und Ruhm des Welthauses zu begründen und zu er halten. Möchte es unter den Mitarbeitern und Nachfolgern des trefflichen Mannes rüstig weiterschreiten in seiner großartigen Entwickelung und seinen alten Glanz für Jahrhunderte bewahren, ein Zeugniß der Energie seiner Gründer, eine Zierde unseres gesammten Standes! Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens des Buchhandlungs- Gchilfen-Bercins zu Leipzig am 6. u. 7. October 1883. (Schluß aus Nr. 236.) II. Der Fest-Act. Die eigentliche offizielle Feier des goldenen Jubiläums hatte am Sonntag den 7. d. eine zahlreiche und festliche Versammlung im würdig geschmückten großen Saale der Bnchhändlerbörse vereinigt. > Außer den vollständig erschienenen Vereinsmitgliedern mit ihren Angehörigen waren auch zahlreiche Deputationen auswärtiger 1 Vereine, sowie eine große Anzahl von Ehrengästen aus den s Kreisen der Stadt, der Universität, der Schule und des Buch handels erschienen. Wir bemerkten unter letzteren die Herren Rsetor mnAmLous Prof. vr. His, Bürgermeister Justizrath Tröndlin, Stadtrath Wagner, Stadtverordneten - Vorsteher ^ vr. Schill, Oberschulrath vr. Möbius aus Gotha, Bezirks- I schulinspector vr. Bräutigam aus Marienberg u. A. 644*