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122, 2S. Mai 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt I. b. Dtschn. Buchhandel. 6563 der Unsrigen gemacht, so datz sich zu der Trauer um den Dichter auch die um einen sympathischen Berufsgenossen gesellt. Hier ist jetzt auch mit dem Rohrpostbetriebe im Weichbild der Stadt der Anfang gemacht worden. Zwischen dem Haupt telegraphenamt am Augustusplatz einerseits und dem Post amt 17 im neuen Hauptbahnhof, sowie dem Börsenpostamt andererseits sind die Linien bereits im Betrieb. Allerdings dienen diese zunächst nur zur Beförderung von Telegrammen und nicht wie in Berlin auch von sogenannten Rohrpostkarten und Rohrpostbriefen. Die Zeilen sind also noch fern, in denen unsere Kommissionäre die Probe machen können, ob die Rohr post mit der Schnelligkeit der Markthelfer in Konkurrenz treten kann. Unser neuer Hauptbahnhof, dessen erste, preußische Hälfte am l. Mai dem Betriebe übergeben worden ist, bleibt fortge setzt das Wanderziel vieler Schaulustiger. Man staunt über die riesigen Raumberhältnisse, und über die einfache, künstle risch-architektonische Wirkung des Ganzen herrscht nur eine Stimme des Lobes. Namentlich die imposanten Wartesäle mit ihrem großen Komfort und ihrem bemerkenswerten Wirt schaftsbetrieb erfreuen sich eines starken Zuspruches. Ich be wunderte die vielen großen Uhren, die, wohin man auch blickt, den Menschen an die Zeit gemahnen. Mancher unserer Kollegen kann da künftig die Stunde Preisen, die ihn in unsere Mauern geführt, und wenn er scheidet, so gemahnen ihn die großen Zeiger, daß der Abschied gekommen; und will er diese Sprache der Uhren noch weiter vernehmen, so erinnern sie ihn Wohl auch daran, datz das Wort »Zeit ist Geld« heute immer mehr an Bedeutung gewinnt, namentlich im Leben des Han dels, auch des Buchhandels. Er Wird dann um so eiliger den Koster in die Hand nehmen und heimfahren, um vielleicht Versäumtes nachzuholen. Der beginnende Kampf gegen die Schundliteratur in der Musik hat zu der Veranstaltung der am 19. Mai hier im Feurichsaale eröffneten Musikpädagogischen Ausstellung ge führt. Sie imponiert weniger durch die Anzahl der ausge stellten Objekte (nur 12 Firmen haben sich beteiligt), sondern durch ihre besondere Eigenart, die erstmalig Hören und Sehen vereinigt. Ein großer Teil der ausgestellten Musikstücke wird während der Dauer der Ausstellung von besonders dazu enga gierten Kräften im Spiele borgeführt. Wir wünschen, daß die Ausstellung ihren Zweck, den Geschmack in der Musik läu tern zu helfen, erfülle. Diese Läuterung ist ja gerade in der Stadt Sebastian Bachs und Richard Wagners am Platze, die sicherlich auch Wert darauf legt, ihre alte Berühmtheit auf dem Gebiete der Musikpslege zu erhalten. Unseres Königs Geburtstag wurde in der Universität durch eine akademische Feier am 24. Mai in einer besonders bedeutsamen Weise begangen. Der Schwerpunkt lag in der Festrede des Herrn Geh. Hofrats Professor vr. Lamprecht. Er entwickelte in großzügiger und weitschauender Weise eine Anzahl Reformgedanken über die Universität Leipzig. Diese betrascn die Studentenverfassung, die Studentenschaft und die bereits oben erwähnten neuen Institute. Der Redner zog einen eventuellen Ausbau unserer Universität in den Bereich seiner Betrachtung angesichts eines großen Landankaufes sei tens der Universität im Süden unserer Stadt links des Parkes Meusdorf zwischen Probstheida und Zuckelhausen. Das Ter rain umfaßt 63 tm — 250 preußische Morgen und hat den Umfang eines kleinen Rittergutes. Dort sollen einmal künftig alle Gebäude, soweit ihr Zweck den Geisteswissenschaften dient, untergebracht werden. Nach allem, was wir aus dem Munde unseres großen Historikers vernahmen, wird vielleicht einstmals draußen vor unseren Toren eine Hochschule entstehen, wie sie in Deutschland nicht ihresgleichen haben wird. Leipzig in der Welt voran I Discutor. Vom Antiquariatshandel. VII. Die zweite Versteigerung der Henry Huth-Sammlung. Der Katalog des zweiten Teiles der Büchersammlung von Henry Huth liegt jetzt vor. Er umfaßt wieder nur zwei Buchstaben des Alphabets (6 und D) und ist noch etwas umfangreicher als sein Vorgänger. 1368 Werke sind auf 381 Seiten beschrieben. Die Auktion findet unter der Leitung von Sotheby, Wilkinson L Hodge in London vom 5. bis zum 14. Juni statt. Wieder sind es ganz hervorragende Schätze, die unter den Hammer kommen: Handschriften, kostbare Inkunabeln, seltene Americana und Reisewerke von außergewöhnlicher Bedeutung, stütze englische, italienische, spanische, französische und deutsche Literatur. Die Handschriften. Die Handschriften sind nicht so zahlreich vertreten wie im ersten Teile des Katalogs. Es ragt unter ihnen aber ein Pergamentmanuskript der »Oürouiguos äs Dianes, äitss Odrouiguss äs 8t. Denis», geschrieben und illu miniert im Kloster St.-Denis in d. I. 1383—84, sowohl durch sein Alter wie seinen Schmuck hervor. Es enthält 50 Miniaturen mit dem üblichen Beiwerk illuminierter Initialen, Bordüren usw. Dem folgt eine deutsche Hand schrift des ausgehenden vierzehnten oder des beginnenden fünfzehnten Jahrhunderts, biblische und Prosangsschichte in bunter Mischung: »erst wie got hymel vnd erd ond allw dinck geschuf vnd darnach von allen haydenschen chunigen vnd chaysern . . . vnd auch von allen paebsten . . .», alles in gereimten Versen; ein Papiermanu skript in Troßfolio von 860 Seiten mit 204 höchst originellen bunten Zeichnungen. — Sonst ist noch ein Cornelius Nepos italienischen Ursprungs aus dem 15. Jahrhundert auf Pergament zu erwähnen, ein Dictxs Orotousis ebenso und eine französische Handschrift des 15. Jahrhunderts, die den »komaut Dsrtrauä Du Oussoliu« enthält, aus Perga ment geschrieben und bunt geziert. Die Inkunabeln. Etwas mehr als 50 Inkunabeln kommen diesmal unter den Hammer, darunter — an erster Stelle zu nennen — eine kleine Reihe von hervorragenden Drucken Caxtons, Englands Prototypographen, um deren Besitz ein heißer Kamps entstehen dürfte. Das Exemplar von Oüaucor's Oautorbur/ Talos (Westminster 1477—78) ist dem aus Hoes Besitz ungefähr gleichwertig; es hat 16 (gegen 17) faksimilierte Blätter. Es muß eine Vorlage von 5000 K (— rund 20 000 ^k) übertreffen. Es folgen: Tbs 6»mo auä Lla^ ok til« Oboss. (TVostmiustor:) Oaxtou sum 1481). 2^. Hiervon sind 10 Exemplare, wovon zwei vollständig sind, bekannt. Übrigens ist eS einer der wenigen Caxton- drucke, von dem auch in einer kontinentalen Bibliothek ein Exemplar vorhanden ist, in der Hofbibliothek in Wien. In dem Huthschen Exemplar ist ein Blatt ergänzt. Oicoro: Ok olä ^gs auä vk kUsuäsiüx, vitb tbo Doola- watiou (im Katalog: Declaration I) ok Xoblssso. (IVsst- miustsr:) Oaxtou 1481. 2st Das Exemplar, das vollständig und gut erhalten ist, wurde im Jahre 1857 von Henry Huth für 250 -k gelaust. Tbs Da^ts ok Lrms auä ok Obivair^. (tVostmiustor:) Oaxtou 1489. 2°. Das Exemplar stammt aus der Sammlung Libri, es ist vollständig, aber gewaschen und wurde von Huth im Jahre 1862 für 255 erworben. Tbs Doctriual ok 8apisuco. j^sstuüustsr:) Oaxtou (1489). 2°. 855»