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X: 218, 18. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d-Dtfchn.Buchhandel. des Adels, der seiner stolzen Tradition vergaß und zu einem Stand geworden war »ohne Kulturgewissen und Verantwortungs gefühl«, der lange Zeit das Volk geführt hatte und damals noch nicht wußte, daß ihm diese Führung aus den Händen geglitten, denn so stellte Hermann Löns fest, »nur wer die. Kultur eines Volkes hat, hat das Volk». Das Chaos, das er auf Deutschland Hereinbrechen sah, — be denken wir, daß die gesamte dichterische Tätigkeit von Hermann Löns in die Zeit vor dem Kriege fiel! — bereitete ihm oft tiefe Sorgen, und nicht selten machte er seinem Zorn Lust über die »Passivität der Regierung«, der jede große Initiative fehlte, und über die »Indolenz des Volkes«, das alles mit sich geschehen ließ. Mit klarem Blick für das unabänderlich Gegebene und mit einem feinen Spürsinn für die geheimen, ungeschriebenen Gesetze völki schen Lebens übersah Hermann Löns die Entwicklung, die Deutsch land im Zeichen des aussteigenden und gebieterisch seine Lebens rechte anmeldenden vierten Standes durchlaufen müßte. Er war der festen und keineswegs chauvinistischen Meinung, daß die bal digst erforderliche Lösung der sozialen Frage nur von Deutschland ausgehen könne — die Entwicklung hat ihm recht gegeben. Er hielt Deutschland für ein junges Volk, dem die Zukunft gehören müßte, wenn es nur selbst daran glauben wollte: »Wir sind das einzige Volk, das Zukunft hat. Die andern Völker fühlen das ganz genau, nur die Deutschen haben es noch nicht kapiert«. Tief über zeugt also von der Notwendigkeit, die soziale Frage zu lösen, und in dem festen Glauben, daß Deutschland sie einst im menschlichsten Sinne lösen werde, war Hermann Löns doch ein scharfer Gegner der einseitigen, klassenmäßigen, falschen Lösungsversuche des Mar xismus, dessen Schwindel, innere Hohlheit und Undeutschheit er wohl durchschaute. Den Internationalismus hielt er für »Quatsch« und »Utopie«, und gerade von den Arbeitern verlangte er, daß sie »fanatische Nationalisten« seien, denn nur ein mächtiges Deutschland könne die Arbeiterfrage in -einem für die Arbeiter schaft selbst würdigen und günstigen Sinne lösen! Hermann Löns bekämpfte darum die hirnlosen, nur der Aufputschung der Massen dienenden Parolen sogenannter sozialdemokratischer »Führer«, die, so meinte Löns mit allem Recht, »höchstens alles Proletarisieren können, um die Massen selbst, nach einer kurzen Zwischenperiode barbarischer Klassenherrschaft, zu Grunde zu richten«. Er geißelt die »blödsinnige Gleichmacherei«, die keine Ahnung habe von der Notwendigkeit einer natürlichen »Zuchtwahl«; und er war ein geschworener Feind jeder engstirnigen Parteipolitik: »Unsere Par- tcipolitik, unsere Kunst, unser Feuilleton: es ist wie der Asphalt; es sieht glatt und sauber aus, und besieht man es in der Sonne, dann klebt es und stinkt« (vor 1914!). Daß nur der »bedeutende Mensch, der alles benutzen, seinen Stempel allem aufdrücken könne«, Deutschland noch vor dem Chaos zu bewahren im Stande sein werde, dies war seine aus aufmerksamer und scharfer Beobachtung des öffentlichen und poli tischen Lebens gewordene unumstößliche Ansicht. Diesem kommen den Führer, an den Löns mit fester Gewißheit glaubte, diesem »bedeutenden Menschen« wollte Löns in einem großen politischen Roman ein Denkmal setzen. Der Roman, der leider nicht zur Ausführung gelangte, sollte die Schilderung eines Mannes geben, der, Diktator geworden, einem Mord zum Opfer fällt und sterbend seinen Mörder zu seinem Nachfolger bestellt, da er in diesem einen »ganzen Kerl« sah, der die Eigenschaften besaß, die notwendig seien, um das Chaos zu meistern. Es war immer wieder der Ge danke an die »bedeutenden Männer«, der Löns beschäftigte, da er nur in der Führung durch solche für das deutsche Volk eine Über windung des Zustandes erhoffte, in dem Deutschland sich vor dem Krieg befand, da es sich in falschem Glanze sonnte und behaglich auf alten Lorbeeren ausruhte, während andere Völker ihm die Schlinge um den Hals warfen und langsam zuzogen; »das einzig wirklich reale Vermögen eines Volkes sind seine bedeutenden Männer«. Von hier aus ist auch Löns' Ansicht über die jeweilige Staatsform zu verstehen, die er für eine »Angelegenheit zweiter Ordnung» hielt, wenn die Gewähr gegeben ist, daß auf alle Fälle die wirklich fähigen, mit Führereigenschaften bedachten Männer an der Spitze des Volkes stehen. Als Abwehr gegen die Verfälschung und Einengung des deut schen Lebens fordert Löns aus zu volklicher Kolonisation, zur Ausweitung des deutschen Lebensraums: »Wir müßten wieder nach Osten reiten, da können noch Millionen Deutscher leben«. Löns bekundete ein großes Interesse für die Ergebnisse der Rassen forschung, und er war besonders tief überzeugt von den hohen Werten des »Niedersachsentums«, in dem er eine »bestimmte Art nordischer Menschen« verkörpert sah. Viel dummes und gewissenloses Zeug wurde über den Helden tod des Dichters zusammengeredet und geschrieben. Nach den Zeugnissen seiner nächsten Freunde ist es längst eindeutig wider legt, daß Löns den Tod vor dem Feinde gesucht habe, um sich sozu sagen auf gute Art aus dem Leben zu stehlen. Löns hatte, als er als fast fünfzigjähriger Freiwilliger in den Krieg zog, noch eine Fülle literarischer Pläne, er wurde also durch seinen Tod aus reichem Schaffen herausgerissen. Er lehnte, als er im Felde stand, jede ihm gebotene Schonung ab, denn jo wenig er den Tod suchte, so wenig fürchtete er ihn, da er in jeglichem Kampf die Krönung und Erfüllung eines Manneslebens sah. «Er bejahte den Krieg restlos«, schreibt einer seiner nächsten Freunde über ihn, »nicht in romantischer Illusion, sondern mit vollem Bewußtsein so wie er ist, mit allem Furchtbaren, mit allen Möglichkeiten, auch der seines eigenen Todes«. Heute steht Hermann Löns in der Bei- spielhaftigkeit seines Lebens und Sterbens vor uns als einer unserer männlichsten Dichter, als ein Künder jenes Deutschland, dessen Aufbau wir unter der Führung Adolf Hitlers heute erleben. Zur Frage der Stempelsteuer bei Verlagsverträgen Von Or. jur. Alexander Elster, Berlin I. Über di« schwierigen und vielfach recht unklaren Rechtsverhält nisse bei der Vcrstempelung von Verträgen und Abtretungs-Rechts geschäften muß einmal gesprochen werden, zumal eine Resorm des Stempelsteuerrechts von Staatssekretär Reinhardt angekünbigt wor den ist. Es ist hiernach beabsichtigt, die bestehenden Landesstempel- steuergesehc durch ein Reichsurkundensteuergesetz zu ersetzen. Dadurch würden nicht nur die erheblichen Unterschiede in den Einzelfragen der Stempelsteuererhebung, z. B. zwischen Preußen und Sachsen, aufgehoben, es würde die Stempelsteuer auch z. B. in Württemberg, Baden und Thüringen, die fetzt keine Stempelsteuer erheben, einge- sllhrt. Hoffentlich aber — dahin geht der Wunsch weiter Wlrtschafts- kreise — in einer vereinfachten und auf wichtig« Urkunden beschränk ten Form, wobei u. a. unlösbare Wertstempelfragen vermieden wer den sollten. In einem Aufsatz der Berliner Börsen-Zeitung (Nr. 391 vom 22. August 1934) »Beibehaltung der Stempelsteuer?« ist vr. Fritz Se i s e r t für die Beseitigung der Stempelsteuer cingetreten, nament- 820 lich mit dem Hinweis auf den übersteigerten Formalismus, der ge rade bei dieser Stenerart säst unvermeidlich ist und zu unleidlichen Konflikten und Wtrtschastserschwerungen führe. Er sagt u. a.: »Das Stempelsteuergesetz besteht nur aus sormaljuristischen Spitzfindig keiten ..., es hängt von der Willkür und Geschicklichkeit des einzelnen ab, ob die Steuerpslicht entsteht oder nicht. Diejenigen, die die ge troffenen Abmachungen gewissenhaft schriftlich niederlegen, sind im Nachteil gegenüber denjenigen, die das Geschäft nur mündlich ab schließen oder es in den dasür geeigneten Fällen verstehen, den Ge schäftsabschluß in die Form eines Briefwechsels zu kleiden. Freilich haben die letzteren, wenn cs zu Streitigkeiten kommt, oft mit Be- wcisschwierigkeiten zu kämpfen. Diese Schwierigkeiten nehmen di« Betelligte» aber meist bewußt aus sich, um nur das Geschäft, das ja schon sowieso mit unproduktiven Kosten aufs äußerste belastet ist, tätigen zu können.« vr. Seisert belegt dies« zusammensassende Äußerung mit höchst interessanten Beispielen, aus denen hervorgeht, mit wie winzigen formalen Änderungen der Kundige der Stempelpflicht entgehen, unter Umständen einen hohen Wertstempel sparen kann, wo der