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18, 23. Januar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 949 Verlag von Ferdinand Schöningh in Paderborn ferner; Pohle: Lehrbuch der Dogmatik in sieben Büchern. Für akademische Vorlesungen und zum Selbstunterrichte. 2. Bd. ^6. Aufl.^7 20 H;^geb^8 40 ^ unä Lultur ä68 ^Itortumg. IV,^ 5. öekt.) 3 ^ 40 ^6.^Lä. ^3—4^86^ OesoMe^ts unä^ Lultu^ägg ^.1tertum8. ckor jari8t. Lektion cksr 6örr68 6s8sll8e1i3.kt. io" 8skt.) 11 Neher: Die geheime und öffentliche Prostitution in Stuttgart, Karlsruhe und München mit Berücksichtigung des Prostitutionsgewerbes in Augsburg und Ulm, sowie der übrigen größeren Städte Württembergs. (Veröffentlichungen d. juristischen Sektion d. Görres-Gesellschaft. 11. Heft.) 6 Kehrein, I.: Entwürfe zu deutschen Aussätzen und Reden nebst Einleitung in die Rhetorik und Stilistik. Bearb. v. Val. Kehrein. 12. Aust. 6 80 H. Schnaß: Erläuterungen zu Mörikes Dichtungen. (Erläute rungsschriften 13/14.) 1 Schöninghs Erläuterungsschriften zu deutschen u. ausländischen Klassikern. 10. Lessings Minna von Barnhelm. 60 11. Schillers Jungfrau von Orleans. 50 12. Webers Goliath. 50 H. Walther von Aquitanien. Heldengedicht in 12 Gesängen, mit Beiträgen zur Heldensage und Mythologie von Linnig. (Schöninghs Klassiker-Ausg.) 4. Aufl. Geb. 1 ^ 60 H. Gerhard Ltalling Verlag in Oldenburg i/Gr. V63 ^2 ^40^o/ "8 udror «r Inkantsris. 1 80 S? - Verlagsbuchhandlung Moritz Stern in Wie«. V66 rsiob. 10 Süddeutsche Monatshefte G. m. b. H. in München. S75 Peabody-Münsterberg: Der Pfeifer. 3 geb. 4 >. Wilhelm Süsserott in Berlin. V70 «erlag der Aerztlichen Rundschau Otto Gmelin 971 in München. *Das Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 2 ^ 80 geb. 3 60 -ß. -^Pfadfinderinnen-Postkarten. 10 Stück 60 H. Verlag Kinderschutz und Jugendwohlfahrt in Hamburg. 966 Nichtamtlicher Teil. Musikalische Schundliteratur. Alle Künste haben produzierende und reproduzierende Vertreter; beide werden künstlerisch und handwerksmäßig be trieben, wobei das letztere ebenso in ehrendem Sinne für den Kunsthandwerker aufgefaßt werden kann wie in tadeln dem sür den Pfuscher. Die Leistungen beider teilt man in Gutes, Miltelware und Schlechtes. Für die beiden elfteren hat man aus der Zeit der Fremdwörter die Bezeichnungen prima und secunda noch heute im Gebrauch, sür die letztere dagegen das ehrliche deutsche Wort Schund. Hier inter essieren von den Künsten lediglich die Dichtkunst, die eigentlich nur produzierend ist, da ihre reproduzierende Schwester, die Schauspielkunst, ihr wohl nur bedingungsweise zugezählt werden kann, und die Tonkunst, die beide Zweige gleichwertig pflegt. Die Dichtkunst kennt kein Handwerk, wenigstens nicht im ehrenden Sinne, während die reproduzierende Tonkunst neben der künstlerischen Ausübung einen weitverbreiteten und von allen Seiten als wohlberechtigt angesehenen, unentbehr lichen Kunsthandwerkerstand besitzt, aus dem eine nicht kleine Schar zu ersten Künstlern heranwuchs. Tatsache ist es, daß die ausgezeichnetsten Virtuosen der Blasinstrumente zum großen Teil aus den Militärkapellen hervorgegangen sind, die wieder in der Mehrzahl ihre musikalische Ausbildung beim Stadtmusikus genossen. Diese Stadtkapellen bilden heute noch ihre Schüler vollständig handwerksmäßig aus, sie werden als Lehrlinge angenommen und avancieren nach einer vorher ausbedungenen Lehrzeit zu Gehilfen (Gesellen), wenn sie mindestens zwei Instrumente (ein Blas- und ein Streichinstrument) beherrschen. Diese Kunsthandwerker, die man in Norddeutschland vielfältig Musiker nennt, während man den Künstler mit Musiker bezeichnet, können, wenn sie in ihrem Rahmen bleiben, Minderwertiges leisten, aber nie- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. mals Schund; damit könnte man nur unter Umständen, aus die ich später kommen werde, ihre produzierenden Kollegen beschuldigen. Es soll nun schon schwer sein, den Schriftstellern Schund nachzuweisen, wenn man von vornherein den aus den ersten Blick jedem erkennbaren Schmutz ganz beiseite läßt, der ja leider, und nicht erst in neuerer Zeit, oft viel zu weitherzig der Kunst zugezählt wird. Unmöglich aber ist es, den Komponisten Schund nachzuweisen, zumal solchen, die in den Regeln der Kunst recht wohl zu Hause find. Darum ist der Begriff Schund in der Musik ein Kind der Neuzeit, das nervöse Empfinden eines Schmerzes an einer ganz anderen Stelle, als wo das Übel eigentlich seinen Sitz hat. Es ist auch nur eine kleine Schar, die den musikalischen Schund ent deckt haben will und ihn zu unterdrücken bestrebt ist, und noch geringer ist die Zahl derer, die sich unter dem Namen »Musikpädagogischer Verband« an die Spitze dieser Bewegung gestellt haben, um den Schund, wie schon der Name sagt, mit pädagogischen Mitteln zu bekämpfen. Leider ist es diesen Männern und Frauen, deren ehrliche Bestrebungen kein Gutgesinnter bestreitet, noch nicht einmal gelungen, klipp und klar auszudrllcken, was diese kränkende Bezeichnung eigentlich verdient. Ist es eine Richtung oder sind es gewisse Bestrebungen in ihr? Soll alles, was Salon- mustk, Tanz, Operette, was überhaupt Melodie heißt, ver femt werden? Soll es vielleicht gar das viele Mißlungene sein, was uns die Hypermodernen auftischen? Auf dem Kongreß des genannten Verbandes ist ja viel darüber geredet worden, aber den Kernpunkt traf man nicht. Der eine beschuldigte den Komponisten, der andere den Verleger, aber was diese tun oder nicht tun sollen, um die Klippe zu umschiffen, das erfuhren sie nicht; es konnte ihnen nicht mitgeteilt werden, weil die Ansichten darüber weit auseinander gingen. Und trotzdem der Begriff 121