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18, 23. Januar 1912 Nichtamtlicher Teil. Börl-ntlau I. d. Dtlchn. Buchhandel. 9L3 Wenn es darauf ankommt, Reklame zu machen, so gibt es genug weniger luxuriöse Wege als Ausstellungen auf derEngros- messe, bei denen es sehr zweifelhaft erscheint, ob die Meß besucher, die in verhältnismäßig kurzer Zeit ihre Geschäfte erledigen müssen, überhaupt Zeit und Stimmung haben, sich Bücher anzusehen. Das können sie daheim bei ihrem Sorti menter bequemer haben, dem mau auch seine Kundschaft gönnen soll. Wie die Erfahrung lehrt, kommt es dem Meß- besucher bei seiner Anwesenheit in Leipzig darauf an, sich außerhalb seiner geschäftlichen Tätigkeit in unserer Großstadt dasjenige zu »leisten«, was er in seiner Provinz entbehren muß. Dazu gehört die Befriedigung seiner literarischen Bedürfnisse erst in allerletzter Linie. Wer von diesen Leuten besonders starke literarische Neigungen hat und glaubt, diese in der Metropole des Buchhandels berücksichtigen zu müssen, der findet den Weg in unsere Sortimente und Antiquariate ganz von selbst. Der Leipziger Buchhandel aber, von dem deutschen Gesamtbuchhandel ganz zu schweigen, wird besser tun, wenn er sich von den Orten fernhält, an denen er nichts zu suchen hat und an denen für ihn auch nichts zu holen ist. So ist es in Wirklichkeit mit den »verpaßten Gelegenheiten bestellt. — Es gibt aber genug andere verpaßte Gelegenheiten, wenn sie auch weniger auf dem Gebiete der Geschäftsmöglichkeiten liegen, da diese heute von dem Buchhändler infolge der immer mehr überhandnehmenden Konkurrenz mit besonderer Gewissen- Hastigkeit wahrgenommen werden. — Ein sehr interessanter Vortrag des Herrn Museumsdirektors Ilr. Schinnercr vom Buchgewerbemuseum, den er kürzlich gelegentlich einer Ver sammlung des Leipziger Exlibris-Abends vor einer zahlreichen Zuhörerschaft über »Alte Exlibris« hielt, klärte uns darüber auf, daß lediglich die mangelnde Kenntnis der alten Meister dieser Kleinkunst an den zahlreichen Geschmacksverirrungen schuld sei, die unsere moderne Exlibriskunst hervorgebrachl habe. Darum mußten wir dem Vortragenden Dank misten, daß er uns nicht nur eine sehr instruktive Darstellung über die Entwicklung der alten Exlibriskunst gab, sondern auch an der Hand von kostbarem Anschauungsmaterial aus den Schätzen des Buchgewerbemuseums (Sammlung Stiebe!) seinen Vortrag wirksam zu unterstützen wußte. Dabei warf er sehr interessante Streiflichter auf die verwandten Gebiete der Signete, Tabakmarken, Geschäfts- und Besuchskarten. Für alle diejenigen, die, ohne tiefer in das interessante Gebiet einzudringen, sich doch ein Exlibris zeichnen lassen und sich dem modern gewordenen Sammelsport widmen, bedeutet das Fernbleiben von einem solchen Vortrage eine verpaßte Gelegenheit, den Geschmack an den vorgezeigten alten Vor bildern zu läutern und dazu beizutragen, daß die aus diesem Gebiete eingerissenen Mißstände eine Wandlung zum Besseren erfahren. Zum Schlüsse noch ein Wort Uber den Rang, den der Leipziger Buchhandel und das Leipziger Buchgewerbe als reine Wirlschaftsfakloren in unserer Stadt einnehmen. In einem Rückblick, den der Vorsitzende der hiesigen Handelskammer gelegentlich der Eröffnung der neuen Räume im Handels kammergebäude über die hauptsächlichsten Industrie- und Handelszweige Leipzigs im Iahte 1911 geworfen hat, wurden Buchhandel und Buchgewerbe erst an letzter Stelle genannt. Beide rangierten weit hinter dem Rauchwaren- und Tabakhandel. Wir wollen aber bescheiden sein und uns freuen, daß auch im vergangenen Jahre wieder unter leidlich guten Umständen tausend fleißige Hände am Werke waren, um Werte zu schaffen, die weder von den Motten gefressen werden, noch wie ein Hauch im Winde spurlos verwehen können. Piscator. Kleine Mitteilungen. Bortrüge im Deutschen «uchgewerbevrrein. — Der Deutsche Buchgewerbeverein, der die allgemeine sachliche Fort bildung aller Angehörigen des deutschen Buchgewerbes, ins besondere in technischer und künstlerischer Hinsicht, erstrebt, veranstaltet auch in diesem Jahre in den Monaten Februar und März eine Reihe von Vorträgen, die in der Gutenberg halls des Deutschen Buchgewerbehauses, Dolzstraße I, an folgenden Donnerstagen stattfinden werden: 8. Februar: t>r. Rudolf Stübe, Leipzig, über: Entwickelung der Buch- stabenschrist im Zusammenhang der Kulturgeschichte. Mit Ausstellung und Lichtbildern; IS. Februar: De Johannes Schinnercr, Museumsdirektor des Deutschen Buchgewerbever- eins, über: Der Werdegang unserer Schrift. Mit Licht- bildern; 22. Februar: Herr Lorenz Reinhard Spitzenpseil aus Kulmbach über: Die Grundformen unserer Schrift. Mit Lichtbildern; 2g. Februar: Herr Rudolf von Larisch aus Wien über: Der Schreibunterricht und die Entwicklung der künst lerischen Schrift. Mit Lichtbildern; 7. März: Prosessor Georg Schiller von der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig über: Die Kunst des Stempelschneidens. Mit Lichtbildern. — Der Zutritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos, jedoch werden sür die einzelnen Vorträge Karten aus gegeben, die in der Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbe- Vereins erhältlich sind. Anmeldungen werden daselbst bis spätestens s. Februar entgcgengenommen. Abgekürzte Bezeichnungen für Matze und Gewichte. — Aus Anlaß des am I. April d. I. ersolgenden Inkrafttretens der Maß- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1808 hat der Bundes rat beschlossen, die Bundesregierungen zu ersuchen, anzuordnen, daß im amtlichen Verkehr und bei dem Unterricht in den öffent lichen Lehranstalten abgekürzte Bezeichnungen der Maße und Ge wichte Anwendung finden. Die Zusammenstellung, die vom Bundes rat im Anschluß hieran mitgeteilt wird, bringt nichts Neues, sondern nur die alten längst im Verkehr üblichen Abkürzungen, deren sich jetzt endlich auch der amtliche Apparat bedienen wird. Es sind dies die nachstehenden Abkürzungen: 1. Längenmaße: Kilometer — km, Meter ---- w, Dezimeter — ckin. Zentimeter - ow, Millimeter --- ww; 2. Flächenmaße: Quadratkilometer — gkw oder lcw», Hektar --- da, Ar — a, Quadratmeter — gw oder w*, Quadratdezimeter --- qäw oder ckw», Quadratzentimeter — gern oder ew», Quadratmillimeter — gnrw oder mm°; 3. Körpermaße: Kubckmeter --- cbm oder m«, Kubikdezimeter — cckm oder ckw", Kubikzentimeter — oow oder dllS, Kubikmillimeter --- eww oder wwS, Hektoliter — dl, Liter — I, Milliliter — wk; 4. Gewichte: Tonne — t, Doppelzentner --- är, Kilogramm — dg, Hektogramm — dg, Gramm — g, Milligramm — mg. Die 40. Pleirarsitzong des Deutschen Landwirtschaftsrats ist von dem Präsidenten Grasen v. Schwerin-Löwitz aus den >3. bis IS. Februar einberusen worden. Aus der Tagesordnung stehen u. a. folgende Gegenstände: I. Die Ausführungsbestimmungen zum Viehseuchengesetz, insbesondere zur Bekämpfung der Maul und Klauenseuche. 2. Die Aussührungsbcstimmungen des Gesetzes betr. den Absatz von Kalisalzen. 3. Die landwirtschaftliche Ent wicklung Sibiriens. 4. Die Geld- und Kredilverhältnisse in unseren Kolonien. S Der Zusammenschluß der deutschen land wirtschaftlichen HastpflichtversicherungSvereine. S Die Bedeutung und Durchsührung der gemeinnützigen Rechtsauskunft aus dem Lande. Post. — Postscheckverkehr. Zur weiteren Förderung des bargeldlosen Zahlungsausgleichs sind im Laufe des verflossenen Jahres zwei Drittel der Postscheckämter des Reichspostgebiets, nämlich die Postscheckämter in Berlin, Breslau, Köln, Frankfurt (Mains, Leipzig und Hamburg, den Abrechnungsstellen der Reichs bank als Mitglieder beigetreten. Seit diesem Beitritt sind durch die Abrechnungsstellen der Reichsbank nicht weniger als I4N000 Post schecks im Gesamtbetrags von 1V2S Millionen Mark bargeldlos verrechnet worden. In diesem Abrechnungsversahren werden auch solche Postschecks mit ausgeglichen, die das Publikum einer der Abrechnungsstelle angehörendcn Bank zur Einziehung über- I2S Börsenblatt sür de» Deutsch« Buchhandel. 7S. Jahrgang.