Volltext Seite (XML)
11464 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 227. 28. September 1912 Denunziantentum. — Herr Kommerzialrat Wilhelm Miiller in Wien bittet um Aufnahme nachstehender Zeilen: Bon meinem Urlaub zuriickgekehrt, fand ich auf meinem Schreibtisch ein an mich persönlich adressiertes Kuvert vor, in welchem ein Zeitungsausschnitt aus der Wiener Montagszeitung »Der Morgen« vom 2. September lag, der einen Angriff auf meine Firma in Form einer Kritik des von der Firma Nilsson in Paris herausgegebenen, in Holland gedruckten und von meiner Firma für Wien in Vertrieb übernommenen »Führers durch die Vergnügungen und Sehenswürdigkeiten Wiens«, aber auch noch einen viel gehässigeren Angriff auf meine Person enthielt. Auch die »Arbeiter-Zeitung« vom 4. September 1912 hatte — offenbar ans dem »Morgen« — einen Angriff auf meine Firma und meine Person übernommen, und ich wendete mich nun sofort an die Redaktion dieser beiden Blätter mit der Aufforderung, den Sachverhalt richtigzustellen. Bei diesem Anlässe legte ich die den Zeitungsausschnitten beigelegene Karte vor, die folgenden Inhalt hatte: Carl Wilhelm Stern Verlagsbuchhändler überreicht einen von ihm veranlaßten Artikel. Ich sende denselben gleichzeitig an den Vorstand des Börsenvereins, ein Exemplar an die Ordenskanzlei des Franz-Josef-Ordens, ein Exemplar an die Ordenskanzlei des Ordens der Eisernen Krone. Wenn Sie klagen wollen, ich stehe zur Verfügung! In beiden Redaktionen rief der Inhalt dieser Karte die größte Entrüstung hervor, und die »Arbeiter-Zeitung« nahm bereits am 10. September 1912 die von mir gewünschte Berichtigung auf und gab in drastischster Weise ihrer Entrüstung über das Vorgehen des Herrn Stern Ausdruck. Der »Morgen« hatte bereits am 9. September 1912 eine Richtigstellung gebracht, die jedoch mich nicht befriedigte; das Blatt brachte deshalb am 16. September eine neuerliche Erklärung, in welcher mitgeteilt wurde, daß ich auf Herausgabe und Inhalt des Führers nicht den geringsten Einfluß genommen hätte. Zweck dieser Zeilen ist für mich, das Vorgehen des Herrn C. W. Stern öffentlich bckanntzugeben. In meiner nun bald 50jährigen Praxis, während welcher ich selbst schon sehr oft grund- und erfolglos angegriffen wurde, ist mir kein einziger Fall bekannt geworden, daß ein Buchhändler einen andern Buchhändler denunziert und weitere Denunziationen bei höheren Stellen in Aussicht gestellt hätte. Schwebt doch über jedem Sortimenter gerade in jetziger Zeit die Gefahr, wegen eines ihm ganz fremden Inhalts eines Buches verantwortlich gemacht zu werden. Es verdient daher Sterns Vorgehen für alle Zeiten angenagelt zu werden. Da diese Angriffe auch in andere, auch in reichsdentsche Blätter übergegangen sind, bitte ich jeden der Herren Kollegen um Mit teilung, falls ihm derartige Fälle bekannt geworden sind, damit ich eine Berichtigung in den betreffenden Blättern veranlassen kann. Hochachtungsvoll Wien, 25. Sept. 1912. Wilhelm Müller- Inhaber von R. Lechners k. u. k. Hof- u. Univ.-Buchhandlung. Wissenschaftliche und künstlerische Vortragsabende im Winter halbjahr 1912/1-3 in Leipzig. — Die Deutschnationale Buch- handlungsgehilfenschaft zu Leipzig veranstaltet in Gemein schaft mit der Ortsgruppe Leipzig des D. H.-V. im großen Festsaale des Zoologischen Gartens folgende Vortragsabende: Donnerstag, den 3. Oktober 1912: »Durch Indien ins verschlossene Land Nepal«. Lichtbildervortrag von 1)r. Kurt Boeck-Innsbruck. Montag, den 11. November 1912: »Nezitationsabend«. Ernste und heitere Darbietungen der Vortragskttnstlerin Frl. Hedda Wardegg-Leipzig. Donnerstag, den 5. Dezember 1912: »Der Humor im deutschen Volkslied« (mit lustigen Liedern zur Laute). Vor trag von I)r. Max Burkhardt-Berlin. Montag, den 13. Januar 1913: »Das Leben des Meeres«. Projektions- und Lichtbildervortrag von Professor H. Wempe- Oldenburg. Freitag, den 21. Februar 1913: »Bunter Abend«. Künstler konzert, Rezitationen, Gesangsvorträge, Tanzanfftthrungen. Dar geboten von nur erstklassigen Opern-, Operetten- und Schauspiel kräften des Leipziger Stadttheaters. Montag, den 17. März 1913: »Im Motorboot quer durch Afrika«. Lichtbildervortrag von Oberleutnant Paul Graetz. An die ersten vier Vorträge schließt sich ein Tänzchen bis 2 Uhr und an den »Bunten Abend« großer Festball bis 4 Uhr an. Dauerkarten, für alle sechs Abende gültig, mit Anspruch auf numerierten Platz sind zum Preise von 3 auch für Nichtmit glieder, erhältlich ans der Geschäftsstelle der Deutschnationalen Buchhandlungsgehilfenschaft, Leipzig, Promenadenstraße 10. Bekanntgabe von Neuerscheinungen durch die Bibliotheken. Zu der Fußnote auf Seite 11 275 (Berliner Briefe IX) teilt uns die Helwingsche Verlagsbuchhandlung in Hannover ergänzend mit, daß auch die Königliche Bibliothek in Hannover jeden Sonntag die wichtigeren Neuerwerbungen durch die Tageszeitungen bekannt gibt und öffentlich auslegt. Liste von Importfirmen in Chicago. — In der Geschäftsstelle des Börsenvereins liegt gegenwärtig in mehreren Exemplaren ein vom Kaiserlichen Konsul in Chicago ausgestelltes Verzeichnis von Importfirmen in Chicago zur Einsichtnahme für Interessenten aus. Der diesjährige Pfadfindertag wird in der Zeit vom 4. bis 7. Oktober in Berlin stattfinden. Personalnachrichteu. E. v, Masars f. — Von einer dem Verstorbenen nahestehende» Seite erhalten wir über diesen noch folgende Angaben, die die ln Nr, 224 gemachten ergänzen und teilweise berichtigen: Herr v. Masars betrieb bis zum 1, Oktober 1904 das Sortiment allein, Ais dann Herr Walter Allstaedt als Teilhaber eintrat, wurde dem Geschäft eine Druckerei angegliedert, der sich der Verstorbene mit gutem Ersolg widmete, Auch dem Antiquariat erwies er besondere Beachtung und hatte die Freude, baß dieser Zweig des Geschäfts sich besonders gut entwickelte und heute der Hauptzweig des Ge schäfts geworden ist. Am 1, Januar d, I, trat o, Masars wegen schweren Leidens aus dem Geschäfte aus, das nun von Herrn Walter Allstaedt allein unter seinem Namen weitergefiihrt wird, nachdem die Söhne des Verstorbene» sich anderen Berufen zuge- waudt habe». Sprechjaal. Vertrieb durch Sanitätsbazare usw. <Vgl, Nr, 228,, Nur wenige Worte als Erwiderung aus die Erklärung der Firma Strecker L Schröder in Stuttgart, Der Sortimentsbuch handel hat bei dem in Frage stehenden Buch in keiner Weise ver sagt, Die Firma sagt ja selbst, daß i» ein paar Monate» über 2V üvv Exemplare verkauft worden sind! Eine Veranlassung, den Nlchtbuchhanbel zu interessieren, lag doch gewiß nicht vor. Wenn wirklich an einzelne:: Plätzen das Sortiment versagte, was wir nicht bezweifeln, so habe» wir keine Veranlassung, für diese saumselige» Sortimenter uns zu erwärmen. Das Schreiben der Firma war aber vcrvielsältigt und wurde jedenfalls allgemein verschickt — also ganz gewiß an noch andere Plätze, wo ebenfalls, wie in unser:» Falle, Buchhandlungen sind, die für das Buch arbeiteten. Übrigens mit welchem Recht soll das Buch im Sanitätsbazar verlaust werden? Das Buch ist doch kein Gesundheitsbuch, Der Verfasserin ist es um ganz andere Dinge zu tun — sie nennt ihr Werk selbst ein »Erziehungs- und Ehebuch«, und eine Kritik, die die Firma selbst veröffentlicht, sagt von den: Buch, daß »es ein reines Andachtsbuch, das packt und er schüttert« sei. Wir sind die letzten, die das harmonische Verhältnis zwischen Sortiment und Verlag stören wollen, im vorliegenden Fall aber mußten wir die Veröffentlichung veranlassen im Interesse des arbeitenden Sortiments, Passau, den 28, September 1912. Gg, Kleiter, Buchhandlung,