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Redaktioneller Teil. ^ 266, 15. Rovenwec 1913. Druckereien zu gleicher Zeit gegeben worden ist — dazu war das Objekt doch zu geringfügig —, und wenn man ferner in Betracht zieht, daß die eine beauftragte Druckerei auch den Sab sicher nicht zweimal und dabei noch in voneinander verschiedenen Typen hergestellt haben würde, wen; sie nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen worden wäre, so er geben sich folgende Schlüsse, die ganz plausibel sind: Fust, an sich schon ärgerlich darüber, daß das »Werk der Bücher«, wozu er sich mit Guten- berg verbunden hatte, nicht sortschritt, brachte es, als er von dieser außerhalb des Vertrags liegenden Akzidenzarbeit Gutenbergs hörte, zum offenen Bruch mit ihm und ließ sein Druckergerät, das für das dar- gcliehcne Kapital zu Pfände stand, beschlagnahmen, darunter mit der Type auch den fertigen Satz*) des 30zeiligen Ablaßbriefes. — Guten berg aber, im Besitz des Druckauftrages, der möglicherweise auf Grund von Probcabzügen erteilt worden war, ließ nun von Schösser, der erst einige Zeit später in das feindliche Lager überging, schleunigst die neue Type schneiden und gießen und den Satz in möglichster Überein stimmung mit dem ersten von neuem Herstellen. Dann ist der V-Drnck von Gutenberg hergestellt worden, und erst später, »da der Absatz de^ 31zeiligen Ablaßbriefes ein außerordentlich lebhafter war«, soll Fust es bei der Ablaßbchörde erreicht haben, daß der Firma Fust u. Schösser (inzwischen war Schösser übergetreten) eine Nachbestellung kleineren Umfanges erteilt wurde, die dann unter Benutzung des gepfändeten Satzes ausgeführt wurde. Dem entspricht auch die folgende kleine Beobachtung. Von den sechs Varianten des V-Drucks tragen fünf das gedruckte Datum 1454, darunter die mit dem größeren Raum für die Eintragung der Namen, und nur eine ist 1455 datiert: von dem II-Druck dagegen sind fünf Zustände 1455 datiert, darunter auch hier das Formu lar mit dem erweiterten Zwischenraum, und nur einer trägt die Jahreszahl 1454. Von den erhaltenen Exemplaren des II-Drucks aber ist keins früher als 1455 zur Verwendung gekommen: das Datum ist dann gegebenenfalls handschriftlich geändert. — Also: der Satz beider Briefe ist aus Gutenbergs Offizin hervorgegangen: der zuerst herge stellte aber ist erst nach dem zweiten zum Druck verwendet worden. Das alles erklärt sich durch Zedlers Annahme am besten. Zedler geht noch auf die Gußtechnik der Gutenbergischen Missal lettern und der kleinen Ablaßbrieftypen ein, deren Guß nur durch die vorhergehende Erfindung des Handgießinstrumentes möglich geworden sei, während die größeren Buchstaben im Abklatschverfahren aus Blei matrizen herzustellen waren, was in Versuchen der Bauerschen Gießerei in Frankfurt auch bildlich vorgeführt wird. — Er schiebt weiterhin die Vollendung des von Gutenberg begonnenen Druckes der 42zeiligen Bibel wieder bis zum Jahre 1456 hinaus und läßt sie erst durch Fust u. Schösser erfolgen, indem er das handschriftliche Datum 1453 des Klemmschen Exemplars in Leipzig vielleicht nicht mit Unrecht als ge fälscht ansieht. So würde der Bruch mit Fust nur erklärlicher werden, der nach Vollendung des großartigen Druckwerkes allerdings eines vernünftigen Grundes überhaupt entbehrt haben würde. Im übrigen aber sind in den letzten beiden Kapiteln noch allerhand andere Hypo thesen enthalten: daß Gutenberg zuerst, und zwar schon in Straßbnrg, mit dem Plane umgegangen sei, ein Missale zu drucken, und danach seinen Druckapparat eingerichtet habe: daß der Goldschmied Hans Dünne in Straßburg, der im Dritzehn-Prozeß als Zeuge auftritt, schon vor 1438 zu diesem Zweck unter Gutenbergs Anleitung die kostbaren Initialen gefertigt habe, die später in dem Psalterinm von 1457 erst durch Fust u. Schösser Verwendung fanden, und dergleichen Vermu tungen mehr, die den ungeteilten Beifall der übrigen Forscher auf diesem Gebiete wohl nicht so leicht finden werden. Berlin-Wilmersdorf. Philipp Rath. Kleine Mitteilungen. Aus dem Handelsregister. — In das Handelsregister L Nr. 198 ist heute die Firma Kupiee l'o^va rL^8t>vo ^Vx^anniere Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung, mit dem Sitz in Posen eingetragen worden. Gegenstand des Unter nehmens ist der Erwerb und Fortbetricb des vom Kaufmann Artur Gustowski zu Posen betriebenen Verlagsgeschäfts, insbesondere auch der Erwerb und der weitere Verlag und Herausgabe der alle zwei Wochen erscheinenden Fachschrift »Kupiee« zu Posen, welche im Verlage des Artur Gustowski erscheint, sowie der Verlag von Zeitschriften, Bro schüren und Büchern, die auf Handel und Gewerbe Bezug haben, ferner die Errichtung und der Betrieb von Druckereien. Das Stammkapital beträgt 60 000 ^//. Zu Geschäftsführern sind die Kaufleutc Artur Gustowski und Teodor Filipowicz, beide in Posen, bestellt. Der Ge sellschaftsvertrag ist am 0. August 1913 errichtet. Als nicht eingetragen *) Zedler spricht zwar nur von der Pfändung der Ablaßbrief- type, faßt den Vorgang aber augenscheinlich ebenso auf, wie er hier dargestellt wird. wird bekannt gemacht: Der Gesellschafter Artur Gustowski leistet seine Stammeinlage von 47 000dadurch, daß er in die Gesellschaft einbringt das von ihm in Posen betriebene Verlagsgeschäft mit der alle zwei Wochen in seinem Verlage erscheinenden Fachschrift Kupiee, ferner die gesamte zum Verlagsgeschäft gehörige Bureau- und Bibliothekseinrichtung, ein schließlich aller in dem Bureau befindlichen Schreib-, Kopier- und Nc- produktionsmaschinen und des eisernen Geldschranks nebst Bibliothek und allen Waren und Klischeevorräten nach Maßgabe des dem Gesell- schastsvertrage beigefügten Verzeichnisses. Eingebracht wird das Ver lagsgeschäft nach dem Stande vom 1. Oktober 1913 mit Ausschluß sämtlicher bis 1. Oktober rückständigen Außenstände und sämtlicher Geschäftsschulden. Der Wert dieser Sacheinlage ist auf 60 000 ^ fest gesetzt. Der die Stammeinlage übersteigende Betrag ist dem Gesell schafter Gustowski von der Gesellschaft zu bezahlen. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen nur durch den Deutschen Reichsanzeiger. Posen, den 30. Oktober 1913. Königliches Amtsgericht. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 261 vom 4. Nov. 1913.) Eine deutsche Orchester-Hochschule. — Die der Opferwilligkeit des Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe ihre Entstehung verdankende Or chesterhochschule des Verbandes Deutscher Orchester- und Chorleiter wird am 1. Oktober 1914 zu B ü ck e b u r g eröffnet werden. Die Schule steht unter der gemeinschaftlichen Verwaltung des Bückeburger Hofmar schallamtes und der des Vorstandes des Verbandes Deutscher Orchester- und Chorleiter. Als Direktor wurde Hoftapcllmeistcr Professor Richard Sahla gewählt, den Unterricht erteilen ein hervorragender Opern- und ein bekannter Konzertdirigent. Ter Unterricht ist vollständig kostenlos, jeder Studierende erhält vielmehr noch einen Zuschuß von 180 pro Semester. Die Wiener Akademie der Wissenschaften hat soeben aus der Erb schaft Treitl dem korrespondierenden Mitgliede der Akademie I. M. Eder für die Anschaffung von Instrumenten für seine Arbeiten zur Neubestimmung der Wellenlängen 2700 Kronen bewilligt. Ferner be willigte die Akademie aus der Zepharowich-Stiftung I)r. N. Görgey in Wien für die Fortsetzung seiner Arbeiten über die österreichischen Salzlagerstätten 600 Kronen. Bußtag. — Für den Verkehr mit Leipzig sei darauf aufmerksam ge macht, daß Mittwoch, der 19. November, als Bußtag in Nord- und Mitteldeutschland (mit Ausnahme von Hessen) gefeiert wird und die Geschäfte an diesem Tage geschlossen sind. Personaliurchri-ten. Ernennung zum Kommissionsrat. — Herr Gustav Täuscher, Inhaber von H. W. Schmidt's Verlagsbuchhandlung und Antiquariat in Jena, wurde vom Herzog von Altenburg zum Herzog!. Sachsen-Alten- burgischen K o m missionsrat ernannt. Georg Barchudarian s. — Vor einigen Tagen ist in Tiflis im Kaukasus der armenische Schriftsteller Georg Barchndar'ian, der sowohl durch seine Lehrtätigkeit, als durch seine ausgcbrcitcte schriftstellerische Tätigkeit ungemein befruchtend gewirkt hat, gestorben. Er war im Jahre 1835 in Tiflis als Sohn eines armen Schneiders geboren, hat also ein Alter von 78 Jahren erreicht. Nach Absolvierung des russischen Gymnasiums in Tiflis bezog er die Universität Dorpat, die damals eine deutsche Universität war. Hier hat er seine historisch-philologischen Studien begonnen. In der Geschichte der armenischen Literatur ist er durch seine Übersetzung der deutschen Klassiker bekannt geworden. Von Schiller hat er »Die Jungfrau von Orleans«, »Wilhelm Teil«, »Maria Stuart«, von Goethe »Faust« und von Lessing »Nathan der Weise« ins Armenische übersetzt. EpreWal. ^ Auskünfte über Dücherreisende. Wir sind bereit, über die Bücherreisenöen (Abonnentensammler) Edgar Günther aus Charlottenburg (Cauerstraße 6) und Max Reinhardt aus Neinickendorf-W. (Wacholderstraße 61) Auskunft zu erteilen. Berlin 11. DentscheLandbuchhanölung G. m. b. H- Verantwortlicher Redakteur: EmilThomaS. — Verla«: Der «drsenverein der Deutschen Buchhändler -u Leipzig, Deutsche« BuchhSnblerhauS. Hospitalstrabe. Druck. Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 88 (BnchbLnblcrhauS).