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^ 125. 31. Mal 1916. Redaktioneller Teil. chen glaubten den Vorsitz nicht übernehmen zu können), für ein weiteres Jahr als Vorsitzender zu amtieren, wodurch Berlin vorläufig Sitz des Verbandes bleibt. Obwohl nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, führt der Börsenverein doch auch ein Eigenleben, wie dies bei allen großen Verbänden der Fall ist. die, ausgehend von der Vertre tung der wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder, nach und nach immer mehr ethische und kulturelle Aufgaben in sich auf- nehmen und, Vergangenheit und Gegenwart in sich vereinigend, die Voraussetzungen für eine bessere Zukunft des ihrer Fürsorge nnvertrauten Berufs zu schaffen suchen. Was wir brauchen, uns zum Heil wards gegründet von den Bäteru, Aber das ist unser Teil, bas; wir schaffen für die Spätern. In dem Leben des Börsenvereins hat sich insofern eine we sentliche Änderung vollzogen, als mit Kantate der l. Vorsteher, Herr Geheimrat Siegismund, von seinem Amte zurückgetreten ist und Herr Artur Seemann die Geschäfte des 1. Vorstehers über nommen hat. Es ziemt uns nicht, die Verdienste des Herrn Ge heimrat Siegismund. der ja dem Börsenverein als 2. Vorsteher erhalten bleibt, an dieser Stelle hervorzuheben, noch seinem Nachfolger Vorschußlorbeeren zu erteilen: die Deutsche Bücherei, deren Bau der Vollendung -entgegengeht, kündet, lauter als Worte es vermögen, von der unter dem Vorsitze des Geheimrats Siegismund geleisteten Arbeit, obwohl sie nur das veranschau licht. was sich einer größeren Öffentlichkeit sichtbar machen läßt. Was könnte zudem auch gesagt werden, was nicht von jedem, der die Entwicklung des Börsenvereins in den letzten Jahren an seinem geistigen Auge vorüberziehen läßt, selbst empfunden wird? Denn kann man sich heute noch der Erkenntnis' ver schließen. daß ein großer Berufsverein nicht abseits stehen, nicht in der Enge ständischer Interessen Verkommen darf, wo alle Kräfte sich in den Dienst des Vaterlandes stellen und jeder sein eigenes Leben durch Hingabe an höhere Zwecke bereichert fühlt? Auch die Ernennung des Ministerialdirektors im sächsischen Finanzministerium Exzellenz vr. Schroeder zum Ehrcnmitglicdc des Börsenvereins, als Dank für die hervorragenden Verdienste des Genannten um die Gründung und Ausgestaltung der Deutschen Bücherei, gehört in das Kapitel von dem Eigenleben des Bör senvereins. so sehr sich auch der gesamte deutsche Buchhandel durch die Annahme dieser Ehrung seitens dieses hochgestellten Beamten selbst geehrt fühlt. Wir setzen die Worte seines an den 1. Vorsteher gerichteten Telegramms an den Schluß dieses Arti kels, hoffend, daß sie in Erfüllung gehen und von allen im Dienste des Buches Stehenden zur Richtschnur genommen werden: »Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hat mich durch die Ernennung zum Ehrenmitglied hochgeehrt und beglückt. Ich bitte ihn. für diese von mir überaus hochgeschätzte Ehrung mei nen aufrichtigsten Dank entgegenzunehmen, den heute persönlich darzubringen zum größten Bedauern drängende Geschäfte der Kriegszeit unmöglich machen. Mit dem Börsenverein und seinem hochverdienten Vorstande für die gute, zukunftsreiche Sache der Deutschen Bücherei zusammenzuarbeiten, gehört zur Freude mei nes Lebens. Möchte das große Werk erstehen und sich- bewähren zu Gedeih und Ehren des Buchhandels und seiner kraftvollen Zusammenfassung im Börsenverein, zur Wohlfahrt und zum Besten unsers Volkes! Auch im Reiche des Geistes wollen wir Deutschen Sieger bleiben! Möchten der Börsenverein und seine verehrten Mitglieder wie bisher überall in vorderster Reihe stehen, um daheim und draußen, soweit die deutsche Zunge klingt, erfolgreichste und sieghafte Arbeit im Dienste des vaterländischen Gedankens zu vollbringen!« Hauptversammlung der Vereinigung der Kunstverleger. E. V. Die diesjährige Hauptversammlung der Vereinigung der Kunstver- leger fand an, Donnerstag, den 11. Mai, vormittags 11 Uhr im Kttnst- lcrhause, Berlin, Bcllevuestraße, statt. In Vertretung des 1. Vorsitzenden, Herrn Ernst Schnitze, der als Hauptmann in einer Garnison Dienst tut, eröffnet der 2. Vor sitzende, Herr Edgar Hanfstacngl, die Versammlung. Von den Mit gliedern sind 11 persönlich, 4 durch Vollmacht vertreten. Der 2. Vorsitzende begrüßt die Anwesenden und erwähnt, daß außer dem 1. Vorsitzenden, Herrn Schnitze, der 2. Schriftführer, Herr Her mann, und der 2. Schatzmeister, Herr Ohlhofs, im Heide stehen. Außer dem sind von den Mitgliedern znm Heeresdienste eingezogen die Herren Vietz (Gesellschaft zur Verbreitung klassischer Kunst, Berlin), Mittent- zwey (F. W. Windsch-Mittentzwey, Leipzig), Burchardt (Grandt Sc Eo., Berlin), Heinig (Geldner Sc Heinig, Berlin), Richert (Sagert Sc Eo., Berlin). Die Vereinigung beklagt den Tod ihres Mitgliedes, Herrn Hertel, 1. Fa. Clemens Kauffmann, Berlin, der den Folgen einer Verwundung im Lazarett erlegen ist, und des Herrn Grützmacher, i. Fa. Liersch Sc Eo., Berlin, deren Andenken die Versammlung durch Erheben von den Sitzen ehrt. Eine Aufnahme neuer Mitglieder ist im verflossenen Vereinsjahre nicht zu berichten, dagegen sind ansgeschieden: P. Becker Sc Eo., Berlin, Paul Heckscher, Berlin, Hugo Heller Sc Co., Wien, und Theodor Lichtenberg, Breslau. Die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre hat sich im wesentlichen ans Ansknnftserteilnng, bzw. Beratung der Mitglieder beschränkt. Mündliche Verhandlungen des 2. Vorsitzenden mit den in Frage kommenden Behörden führten zu einer Rundfrage bei den Mitgliedern, ob etwa noch größere Bestände von Knpferplatten für Heereszwecke zur Verfügung gestellt werden könnten. Es ergab sich jedoch, daß die größeren Firmen die verfügbaren Platten bereits abgegeben hatten. In Sachen des holländischen Urheberrechts erhielt der Vorstand ans eine Anfrage den Bescheid, daß »der Verkauf der vor Inkrafttreten des holländischen Nrhebcrrechtsgesetzes rechtmäßigen Reproduktionen auch weiterhin gestattet sein soll, es sei denn, daß der Urheber oder seine Rechtsnachfolger Einspruch erheben. Nene Platten oder Klischees dürfen auf keinen Fall ohne Zustimmung des Urhebers oder seiner Rechtsnachfolger hergcstellt werden. In Streitfragen übernimmt das Sekretariat des Bureau voor Anteursrecht voor beeidende Künsten, Haag, Joan Meetsnnckerstr. 21, die Vermittelung zwischen Verleger und Urheber. Ein Mitglied konnte zweimal, einmal in Sachen der Anmeldung für amerikanisches Copyright, das andere Mal in einer Streitfrage zwischen ihm und einem Künstler, beraten werden. Nach dem vom 1. Schatzmeister, Herrn Schroeder, erstatteten Kassen bericht beläuft sich der Bestand des Vereinsvermögens am 1. Mai 1916 auf 3545.18, wovon 3500.— in Reichsanleihc angelegt sind. Da der Richtigbefnnd der Kasse von dem 1. Schriftführer, Herrn Schütze in Verbindung mit Herrn Höckcrt (i. Fa. Hanfstacngl Nachf., Berlin), der in Verhinderung anderer Vorstandsmitglieder hilfreich ein sprang, bestätigt worden ist, wird dem 1. Schatzmeister Ent lastung erteilt. In der darauf folgenden Neuwahl des Vorstandes wird der bisherige Vorstand wiedergewählt mit Ausnahme des 2. Schatzmeisters, Herrn Ernst Ohlhofs, der eine Wiederwahl abge lehnt hatte, und dessen Amt Herr Richard Höckert, i. Fa. Hanfstaengls Nachf., Berlin, übernimmt. Der Vorstand setzt sich also wie folgt zusammen: Ernst Schnitze (Stiefbold Sc Co., Berlin), 1. Vorsitzender, Edgar Hanfstaengl (Franz Hanfstaengl, München), 2. Vorsitzender, L. H. Schütze (Photographische Gesellschaft, Berlin), 1. Schriftführer, Karl Herrmann (Kupfer Sc .Herrmann, Berlin), 2. Schriftführer, Eduard Schroeder (E. H. Schroeder, Berlin), 1. Schatzmeister, Richard Höckert (Hanfstaengls Nachfolger, Berlin), 2. Schatzmeister. Hieran schließt sich eine Besprechung von Anträgen aus dem Kreise der Vereinsmitglieder, die, weil nicht rechtzeitig eingebracht, nur zur Beratung, nicht zur Abstimmung gelangen können. Es wird von einem Mitglied angeregt, in Zukunft Emballage nur noch zu einem Teil des berechneten Betrages znrückznnchmen. Ein anderes Mitglied gibt zu erwägen, ob nicht eine Erhöhung der Ladenpreise durch die allgemeine Preissteigerung geboten sei. Der Vorstand wird beauftragt, sein Augenmerk auf diese Punkte zu richten, um zu gebotener Zeit das Erforderliche auszuarbeiten. Von den energischen Maßregeln, die die Firma Hanfstaengl in München im Verein mit anderen zur Bekämpfung des ausgedehnten gewerbsmäßigen Nachdrucks seitens gewisser ausländischer Postkarten verleger unternommen hat, nimmt die Versammlung mit Genug tuung Kenntnis. Nachdem dem Vorstande noch der Dank der Ver sammlung für die im verflossenen Vereinsjahre geleistete Arbeit aus gesprochen worden war, schließt der Vorsitzende die Versammlung um 1 Uhr. 689