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^ 225, 26, September 1012. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 11341 Damenbildnis von Nikolaus Maes und von den Zeichnun gen die wunderschönen Blätter von Rubens, von PH. de Kö ninck, van Dyck und Boucher, dürften von den Leuten mit den großen Geldbeuteln viel umworben werden. — Hugo Hel - bing in München bringt die Sammlung Fromm zur Ver steigerung, die von den bekannten Meistern unserer Zeit man ches gute Stück enthält, das sich noch immer wieder als dank bares Spekulationsobjekt erweisen dürste, während das Kunst- Auktions-Haus von Rudolph Lepkein Berlin die Saison mit einer Kollektion von Gemälden und Miniaturen des 15. bis 18. Jahrhunderts eröffnet, die, wie der Katalog be sagt, gar manchen glänzenden Namen enthält. Damit aber auch der Kunstsortimenter etwas vom Beginn der Saison merke, wird ihm vom Verleger jetzt wieder Propagandamate rial in die Hand gelegt, das er nicht ungenutzt lassen darf. Daß unter den Katalogpublikationen, die in den letzten Jah ren von verlegerischer Seite herausgebracht wurden, der eng lisch-französische Katalog der Firma G lauert L Zink in Berlin mit den Vogel abschießen wird, dürfte kaum zu leug nen sein. Der deutsche Kunsthandel hat sich der französischen und englischen Kunst des 18. Jahrhunderts in einer Weise angenommen wie Wohl kaum ein anderer. Und der Erfolg ist nicht ausgeblieben, so daß wir heute schon gestehen müssen, daß das deutsche Kunstsortiment dieser liebenswürdigen, gra ziösen und eleganten Kunst, die wie keine andere dem mo dernen Geschmack so entgegenkommt und dennoch weit über den eigenen Erzeugnissen dieses modernen Geschmacks steht, die wie keine andere so zur Zierde des Hauses berufen ist, unendlich viel verdankt. Der Grauert L Zinksche Katalog enthält auf seinen beinahe 300 Seiten wohl das vollständigste Verzeichnis dessen, was man hier haben kann. Die Anord nung ist klar und übersichtlich, die Ausstattung famos und vornehm. Der stil- und geschmackvolle Umschlag in feiner Rokokogoldpresfung wird dem handlichen Büchlein viele Freunde sichern. Als Agitationsmittel zur Belebung des Ge schäfts wird es dem Kunsthändler, als ein schönes, ganz den ästhetischen Bedürfnissen unserer Zeit entsprechendes Orien- tierungsmitel, das weniger den Charakter einer Reklame, als den eines Kunstbuches trägt, dem Publikum willkommen sein. Zum Schluß sei noch einer Erscheinung unserer Ge genwart gedacht, die die Interessen des stabilen, regulären Kunsthandels in nicht geringem Matze berührt. Es ist der so genannte fliegende Kunsthandel. Just um die Zeit, als die Deutsche Kunsthändler-Gilde in München tagte, brachte die Zeitschrift » Janus« zwei geharnischte Artikel, die sich gegen einen Münchener fliegenden Kunsthändler richteten. Die Artikel wurden förmlich verschlungen und selbstver ständlich lebhaft kommentiert, die Angriffe natürlich unter stützt. Mit dem bestehenden Gesetz scheint sich rechtlich gegen die Konkurrenz des fliegenden Kunsthandels nichts ausrichten zu lassen, und zu Ausnahmegesetzen wird man sich kaum ver stehen. Immerhin bleibt die durch die Veröffentlichungen des Janus aufs Tapet gebrachte Angelegenheit für den Kunst handel der Erörterung wert. Nur wird es gut sein, wie in allen Fällen, die Dinge von zwei Seiten aus zu beleuchten und sich nicht von einer blinden Wut leiten zu lassen, die vielleicht durch einige Erfolge geschürt wird. Ich habe mich inzwischen mit Künstlern sehr bedeutenden Namens über den Fall unterhalten und hier ganz andere Meinungen gehört. Natürlich können auch diese nicht maßgebend sein. Da aber die Wirksamkeit der fliegenden Kunsthändler sich meist in kleinen Städten abspielt, wo keine Kunstvcreine, keine Ausstel lungen sind, vielleicht kaum eine richtige Kunsthandlung bestehen kann, so ist es für den Fernstehenden außerordentlich schwer, das richtige Urteil über die Schädlichkeit und Nichtschädlich keit dieser Unternehmungen zu finden, die, wenn sie auch unter der Flagge künstlerischer Veranstaltungen segeln, letzten Endes eben rein geschäftlichen Charakters sind. Sollten Buch- oder Kunstsortimenter hier an dieser Stelle ihre Erfahrungen be- kanntgcben wollen, so wäre das sehr dankenswert. Stuttgart. ArthurDobsky. Kleine Mitteilungen. Ter Bibliophilcntag in Wien. — Wien wird in den Tagen vom 28. bis 30. September den BIbliophilentag beherbergen. Zum erstenmal seit ihrem Bestände wird nämlich die Gesellschaft der Bibliophilen (Weimars, die in allen Ländern Europas, Amerikas usw. Mitglieder zählt, ihre Hauptversammlung außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches abhalten. Zum Empfange der Teilnehmer hat sich ein aus Vorstandsmitgliedern der Wiener Bi bliophilen - Gesellschaft bestehendes Komitee gebildet, dem die beiden Vorsitzenden der genannten Gesellschaft, der gegenwärtige Leiter des Hosbnrgthcaters Hugo Thimig und Schriftsteller Hans Feigl, ferner die Universitäts-Professoren Hosrat vr. R. M. Werner und vr. A. Ritter von Weilen, der Vizepräsident des Abgeordneten hauses Pernerstorfer, Kustos vr. Payer, Ritter von Thurn, vr. O. Mascha und Professor vr. M. Rabenlechner angehören. Ans dem Deutsche» Reiche hat sich eine stattliche Anzahl von Teilnehmern bereits angemeldet. Am 28. d. M. abends findet in Rupperts Rcstaurationssaal Johannesgasse Nr. 2 ein von der Wiener Bibliophilen-Gesellschast zu Ehren der Gäste veranstalteter Empfangsabend statt, dem am Sonntag die eigentliche General versammlung im Saale des Wissenschaftlichen Klubs, Getreibemarkt 7, folgen wird. Anschließend an die Generalversammlung ist ein Festvortrag des 2. Vorsitzenden der Wiener Bibliophilen-Gefell- schast Hans Feigl über das Thema »Der Wirt von Margareten, der Bibliophile Franz Haydinger« angesetzt. Den Höhepunkt der Veranstaltungen wird das Sonntag um k Uhr abends im Kest- saale des Kaufmännischen Vereins ftattfindende Bankett bilden, aus dem, einer alten Sitte der Weimarer Gesellschaft gemäß, zwischen den einzelnen Gängen eine Reihe zum Teil seltener und wertvoller Privatdrucke, Radierungen usw. an jeden einzelnen Gast als Spende zur Verteilung gelangt. Unter den Spenden befindet sich auch ein interessantes Geschenk der Wiener Hofbibliothek, und zwar das Fak simile eines Unikums, das auch als Faksimile zu den bibliophilen Kabinettstücken zählt. Die schöne, nur in MV Exemplaren her- gestellte Gabe ist dem Entgegenkommen des Direktors der Hof bibliothek Hofrats vr. Ritter von Karabacek und des Kanzlei direktors im Oberstkämmercramte Hofrats Freiherrn von Weckbecker zu danken. Für Montag, den 3V. Sept., ist die Besichtigung der Hofbibliothek vorgesehen, von wo bann mittags die Teilnehmer der Bibltophilen-Tagung einen Ausflug aus den Cobenzl unter nehmen werden. Der Montag-Abend vereinigt die Bibliophilen zu einer zwanglosen Zusammenkunft im Rathauskeller. Die Errichtung eines deutsche» Museums für israelitische Kunst ist in Mainz beschlossen worden. Die dortige israelitische Gemeinde hat sich eine neue Synagoge erbaut und will nun das alte Gottes haus zu einem solchen Museum nmgestalten. Ein Ausschuß soll die erforderlichen Vorarbeiten in die Hand nehmen. Durch einen Ausruf hofft man i» den Besitz all dessen zu gelangen, was auf israelitische Kunst Bezug hat, vor allem altertümliche Tempel- geräte, Stickereien, Vorhänge, alte Drucke, Krüge und Wasch schüsseln, Gesetzestafeln, siebenarmige Leuchter usw. Ter Aufruf wird demnächst erscheinen. Die internationale Seerechtskonscrenz, die im Herbst tagen sollte, ist verschoben worden. Sie soll im Frühjahr in Brüssel stattfinden. Auf dem Programm steht die internationale Regelung der Haftung der Reeder sowie der der Privilegien und Hypotheken für Seeschiffe. Post. — Mit Wirkung vom 1. Oktober ab sind die Portosätze für Postpakete über 1—5 üg nach Columbien, Ecuador, Nicaragua, Panama und Venezuela um je 60 F, nach Costa Rica und Mexiko um je 2V F ermäßigt worden, insoweit diese Pakete auf dem direkten Wege über Hamburg versandt werden. 1478