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6064 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. Sprechsaal. ^ 113. 17. Mai 1912. mäßig zu sein. Bei dem Ernstingschen System sind auch die mit dem bayrischen Verfahren verbundenen Mängel u. E. wohl nicht zu befürchten. Die Vorteile des Ernstingschen Apparats scheinen uns so groß zu sein, daß sich die weitere Öffentlichkeit damit be schäftigen sollte. Wir bitten daher den Deutschen Handelstag, die Frage der Einführung des Frankostempels zu erörtern und das Ernstingsche Verfahren zu prüfen.« «in Lehrstnhl für Physiogeographie an der New Yorker Universität. — Prof. Douglas Wilson Johnson, der als außer ordentlicher Professor für Physiogeographie an der Llarvarck Ilni- versit^ wirkte, ist zum Professor der Physiogeographie an der Columbia.Universität in New Dork berufen worden. Und zwar ist seine Ernennung sowie die gleichzeitige Errichtung eines Lehr- stuhls für Physiogeographie an der Columbia-Universität auf eine Anregung des Geh. Rats Prof. Fr. Albrecht Penck, des Ber liner Geographen, zurückzuführen, der als Kaiser Wilhelm-Pro- fessor in New Vork wirkte und zum erstenmal dort über Physio geographie las. vei der 25. Generalversammlung des Evangelische« Vurrdes, die vom 3. bis 6. Oktober in Saarbrücken stattfindet, wird den Vortrag in der Hauptversammlung Geheimrat Pro fessor vr. Reinke aus Kiel halten. Die ganze Veranstaltung steht unter dem Gesichtspunkte: »Welche gemeinsamen Güter hat der gesamte deutsche Protestantismus gegenüber dem Ultramontanis mus und Materialismus auf religiösem, nationalemund politischem Gebiete zu wahren?« Ausstellung plattdeutscher Literatur. (vgl. Nr. 7S.) — Verleger plattdeutscher Literatur seien nochmals auf diese erst- malige Ausstellung hingewiesen. Wie uns Herr Fritz Brüning, Lehe, mitteilt, ist eine Anzahl plattdeutscher Bücher eingesandt worden, doch seien manche Verleger der Bitte um Hergabe der Bücher noch nicht gefolgt. Mit dem Verbandstag wird ein niedersächsifcher Dichter- Tag verbunden werden, zu dem vr. R. Dose-Frankfurt a. Main, W. Henze-Hannover, Droste-Bremen, D. Speckmann-Fischerhude, Fr. Poppe-Oldenburg, L. Israels-Weener, I. M. Ranke-Bremen, A. Seemann-Berlin, Joh. Beyer-Bremen, Heinrich Schriefer- Cassebruch, vr. Stille-Stade, Georg Theilmann-Oldenburg, Fritz Lau-Jtzehoe und Robert Garbe-Hamburg ihre Beteiligung zugesagt haben. Es ist daher wünschenswert, daß die Bücher der ge nannten Dichter vollständig ausliegen. Neue Vücher» «ataloge »sw, sSr Vuchhäudler: karis-VI«, 26, ruo cks Oonäe. ^vrU 1912. 8oblNLl-Ic1.-8°. 96 8. Christian Gottlob Kayser's vollständiges Bücher-Lexikon. Ein Verzeichnis der seit dem Jahre 1750 im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und Landkarten. Band 35 u. 36 (1907 —1910). Lieferung 15. Sach-und Schlagwortregisters—Horaz. Lex.-8°. S. 1—200. Leipzig 1912, Ehr. Herm. Tauch nitz. 8 ord. Personalnachrichten. August Strindberg -j-. — Nach längerem Leiden ist der schwedische Dichter August Strindberg am 14. Mai in Stockholm aus dem Leben geschieden. Mit ihm ist ein Dichter dahin gegangen, durch den Schweden einen bedeutenden Einfluß auf die europäische Literatur gewonnen hat. Strindberg ist am 21. Januar 1849 in Stockholm geboren. Geistliche und Krieger waren unter seinen Vorfahren, und diese Gegensätzlichkeit in seiner Herkunft ist charakteristisch für die Gegensätzlichkeit in feiner Natur. Durch die Verhältnisse ge- zwungen, war er kurze Zeit Lehrer und wandte sich dann dem Studium von Medizin und Naturwissenschaft zu. Das Ver- langen, sich selbst zum Ausdruck zu bringen, führte ihn zum Schauspielerberuf und ließ ihn, als sich hier der Erfolg ihm versagte, zum Schriftsteller werden. Die Ablehnung seines ersten Dramas »Meister Olof« (1872) brachte ihn in oppositionelle Stellung zur Literatur seiner Heimat, die er in einem Künstlerroman »DaS rote Zimmer« (1879) befehdete und der er dann seine in rascher Folge entstandenen reali stischen Schauspiele (»Frau Margit«, »Glückspeter«) entgegen stellte. Die literarische Opposition wurde zur sozialen, und in seinen Dramen aus den achtziger Jahren bekämpfte er als Ver fechter des Utilitarismus die aristokratische Kultur (»Käme- raden« 1888, »Fräulein Julie« 1888, »Der Vater« 1889, »Gläubiger«, sowie die Autobiographie »Der Sohn einer Magd« 1886). Nachdem er unter dem Einfluß Nietzsches dem Ideal des Übermenschen gehuldigt (»Tschandala» 1889; »Am offenen Meer« 1890), auch sich alchimistischen Studien hingegeben (»Anti- barbarus« 1894), veröffentlichte er seine gewaltigen Selbstanalysen, die »Beichte eines Toren« (1893) und das »Inferno« (1897). Mit dem düsteren Grüblertume eines mittelalterlichen Adepten forschte er den Geheimnissen der Stoffe nach, beschäftigte sich ein gehend mit dem verlockenden Phantom der Gold-Synthese und gab in »Sylva Sylvarum« eine Reihe phantastisch-naturwissen schaftlicher Aussätze, die bei aller zum Teil krankhaften Bizarrerie doch auch eine geniale Intuition, vor allem ein tiefes Gefühl für die Einheitlichkeit aller Naturvorgänge offenbaren. Strindberg war jedoch nach dieser Periode künstlerischen Niedergangs, den häusliche Verhältnisse stark beeinflußten, durchaus kein Gebrochener. Seine besten Dramen, die großzügigen geschicht lichen Charakterbilder »Gustav Wasa«, »Erich XIV., »Gustav Adolf« u. a., schrieb er erst nach ihr, und ebenso die um 1900 entstandenen Stücke »Rausch«, »Totentanz«, »Ostern«, »Advent«, deren echt Strindbergischer Geist einer von dumpfen mystischen Untertönen durchklungenen realistisch-pessimistischen Lebensauffassung uns in der ergreifenden symbolistischen Trilogie »Nach Damaskus« (I960) in reinster Vollendung entgegentritt. Neben diesen Werken voll Kampf und Verbitterung verdankt die schwedische Literatur Strindberg eine Reihe bedeutender Romane, die ein anschauliches Bild des Lebens und der Natur seiner Heimat geben und wie seine übrigen Werke sowohl in einer schwedischen als auch in einer deutschen Gesamtausgabe erschienen. Ernst Mohn -j-. — In Leipzig ist am 13. Mai der be kannte Kupferstecher Professor i. R. Ernst F. Mohn im Alter von 77 Jahren gestorben. Bon seinen Werken sind u. a. zu nennen: Auf dem Monte Pincio, Auferweckung von Jairi Töchterlein, Die Ehebrecherin vor Christus, verschiedene Genreszenen und ein Porträt Ludwig Richters. Raoul Richter -s. — In Wannsee bei Berlin ist am 14. Mai vi-. Raoul Richter, Professor der Philosophie an der Universität Leipzig, den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 41 Jahren erlegen. Weiteren Kreisen ist der Verstorbene durch sein 1909 in 2. Auflage erschienenes Buch über »Friedrich Nietzsche« bekannt ge worden. Als sein Hauptwerk gilt »Der Skepticismus in der Philo sophie« (1904—1908), ein Seitenstück zu Friedrich Albert Langes »Geschichte des Materialismus«. Sprechsaal. Abtretung von Außenständen. Die Firma »Neue Revue«, Berlin, die vor einigen Jahren in Liquidation getreten ist, hat ihre Außenstände an einen Herrn Sch. in Berlin abgetreten. Dieser Herr hat nun diejenigen Firmen, die dem Verlag »Neue Revue« irgend etwas schuldig sein sollen, beim Amtsgericht Charlottenburg verklagt. Dies ist mir auch passiert, doch ist genannter Herr Sch. mit seiner Klage abgewiesen und zur Tragung sämtlicher Kosten verurteilt worden. Jetzt, da die Ge richtskosten bezahlt werden sollen, stellt es sich heraus, daß Herr Sch. zahlungsunfähig und eine Pfändung auf die Gerichtskosten bei ihm fruchtlos ausgefallen ist. Ich habe nun das Vergnügen, noch die Kosten zu bezahlen, nachdem ich zu Unrecht verklagt worden bin und den Prozeß gewonnen habe. Ick bitte die Herren Kollegen, denen gleiches passiert sein sollte, mir gef. Nachricht zu geben. Vielleicht läßt sich gegen diese Praxis des betreffenden Herrn Vorgehen Rudolstadt. K. Keil's Nachfolger Otto Mark.