Volltext Seite (XML)
13686 Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. -/K 292, 16. Dezember 1907. nur ein Regiment liegt; aber sie ist nirgends niedriger als 1b Frcs. In den letzten Jahren betrug der Zuschuß des Staates zu den Garnisonsbibliotheken im Durchschnitt 40 000 Frcs. Die Ver teilung neuer Bücher ist einer Oberkommijsion übertragen, die ihren Sitz in Paris hat und unter der Leitung des Direktors der Geschichtsabteilung des Kriegsministeriums steht. Diese klassifiziert die Bücher und legt ihre Vorschläge dem Kriegsminister vor, der die oberste Entscheidung hat. Unterkommissionen an jeder einzelnen Bibliothek steht der Ankauf von Büchern aus dem Ertrag der Beiträge zu. Mag die administrative Seite dieser Bibliotheken auch gut sein, so sind sie doch im allgemeinen noch ziemlich weit entfernt, den berechtigten Wünschen der Mehrzahl ihrer unfreiwilligen Kundschaft zu genügen. Was die Oberkommission tut, machen die Unterkommissioncn natürlich nach. Erstere kauft, abgesehen von den rein militärwissenschaftlichen, technische, auch kriegsgeschicht liche Werke und eine sehr geringe Anzahl von Büchern, die Geographie, Kunst und andre Fragen behandeln; literarische Werke kauft sie überhaupt nicht. Von den Unterkommissionen werden auch wissenschaftliche und literarische Werke gekauft. Gleich wohl überwiegen noch weitaus die fachlichen. Dieser fast ausschließliche Ankauf militärwissenschaftlicher Bücher hat seine verschiedenen Schattenseiten. Die Biblio theken werden dadurch einseitig mit zum großen Teil unnützem Ballast angefüllt, der von den Offizieren wenig benutzt wird. Daher bedarf das Offtziersbibliothekswesen in Frankreich einer Reform. Man wird es dem Offizier nicht verdenken, wenn er nach dem oft geisttötenden Dienst ein anregendes Buch zu lesen verlangt, das von etwas anderm handelt als von dem täglichen Einerlei, zumal wenn er es aus seiner Tasche bezahlt. Der gestohlerre Var» Dyck. (Vgl. Nr. 28? d. Bl.) — Zu dem hier gemeldeten Gemälde-Diebstahl wird der Allgemeinen Zeitung (München) aus Brüssel geschrieben: Das Meisterwerk des großen flandrischen Malers Van Dyck. -Die Kreuzabnahme-, das aus der Liebfrauenkirche zuKortryk (Courtrai) gestohlen wurde, dürfte so bald nicht wiedergefunden werden. Die Räuber sind allem Anscheine nach Mitglieder einer internationalen Diebesbande. Den Diebstahl erleichtert haben Um bauten, die zurzeit an der alten Kirche vorgenommen werden. Der Sakristan berichtet folgendes: -Ich befand mich am Freitag nach mittag noch in der Kirche, als ein Herr eintrat, der auf englisch mich nach dem van Dyck fragte. Das Gemälde ist durch einen grünen Vorhang bedeckt. Ich zeigte es ihm, und danach ließ er sich die Kapelle der Grafen von Flandern zeigen. Desselben Tages am Nachmittag war der Fremde wieder bei der Kirche, be trachtete sich die Bauarbeiten und sagte zu dem Aufseher in ge brochenem Französisch: -Hier kann man ja von außen herein.» In der Tat konnte man von der Seite in die Antoniuskapelle ein- dringen, denn eine dort vorhandene Bresche war nur mit Bret tern verkleidet. Der Fremde fragte dann nach einem Ort in der Nachbarschaft und ging anscheinend dahin; er ist ein Mann von etwa SO Jahren mit stark ergrautem Schnurrbart, harten Gesichts zügen und trug schwarzgrünen Uberzieher und schwarzen Hut - Ein so bekleideter Herr wollte erst in einem größern Hotel über nachten; als man ihm sagte, es würde früh geschlossen, wählte er deshalb ein andres, da er von einem Besuch in der Nähe erst in der Nacht heimkehren wolle, wie er angab. Das geschah auch, und andern Tags fuhr der Fremde nach der französischen Grenze ab. Übrigens hatte er sich im Fremdenbuch eingetragen als Thomas Gloyons, SO Jahre, Reisender aus Kants, England. Es wird vermutet, daß der Diebstahl nachts zwischen 11 Uhr und 1 Uhr vollbracht wurde. Während dieser ganzen Zeit kommt — was gewiß sehr unvorsichtig ist — kein Wächter oder Polizist an dieser Seite der Kirche vorüber. Die Diebe haben sich jeden falls das zunutze gemacht, sind durch die Bretterwand einge drungen und haben nach Entwendung des Gemäldes sich alsbald mit einem Automobil entfernt, das sie schnell weit über die französische Grenze fortführte. Das kostbare Gemälde, bekannt durch die lebhafte Be wegung der Figuren, wurde 1631 vom Domherrn Roger de Braye bei van Dyck bestellt, der es mit 100 Pfund guter Groschen bewertete, die er erhielt. Unlängst war das Werk für eine Ausstellung geliehen und mit 260 000 Francs versichert worden. Obwohl bereits an alle bedeutenden Kunsthändler des Aus landes telegraphisch über den Diebstahl berichtet, auch die Polizei aller nächsten Häfen aufmerksam gemacht wurde, hat man bisher keine weitere Spur, als jene Angaben des Küsters, des Bauauf sehers und des Gastwirts, und die letztere Angabe kann sich immerhin auf einen harmlosen Reisenden beziehen. -Jusel», Nuchhändler-Vrretr», Tübinger». — Die -Insel- ist in ihr Winterprogramm eingetreten. — Alten Traditionen gemäß soll es auch diesmal gelten, die kommenden Winter abende -hold und schön- zu gestalten und durch Vorträge, Diskussionen usw. im Kollegenkreise geistweckend zu wirken. — Die Reihe der zahlreich angemeldeten Vorträge eröffnete Kollege Kilpper am 2. November mit -Johann Gutenberg und die Erfindung der Buchdruckerkunst-. Man merkte es seinen klaren, durchgearbeiteten Ausführungen an, daß ihnen reiche Sach kenntnis und weitgehendes Quellenstudium zugrunde lagen. 'Dabei entbehrte die fleißige Arbeit auch keinesfalls der gedanklichen Per spektiven. Den Redner lohnte lebhafter, wohlverdienter Beifall. — Eine Veranstaltung, die im Leben der kleinen Universitäts stadt immerhin einige Wellen warf, war der von den Mitgliedern der -Insel- veranstaltete »Heimatsabend«, der am 16. November im Saale des -Museums« gefeiert wurde. Für sein Zustande kommen gebührt in erster Linie unserm neuen Vorsitzenden, Kollegen Zündel, wärmster Dank. Besonders erfreulich war es, unter den überaus zahlreich erschienenen Gästen einen alten Insulaner, Herrn Buchhändler Bahr aus Berlin, der jetzt in unsrer Stadt weilt, begrüßen zu dürfen. Die Namen der reizenden Feminina, die uns mit ihren Darbietungen am Klavier in die Welt des Schönen einführten, glaubt der Berichterstatter aus Politik besser verschweigen zu müssen. Als Dialektkünstler betätigten sich: die Kollegen Kilpper (Schwäbisch), Engel (Mecklenburgisch), Hermes (Hessisch), Pflug (Sächsisch), Schöll (Schwäbisch), Schlegel (Hohenlohisch), Sahlmann (Mecklenburgisch und Holsteinisch), Littmann (Sächsisch), Zündel (Steierisch rc.) und — last vot least — der Halbinsulaner Lutz mit seinem gediegenen echt Weanerisch. In einem kurzen ein leitenden Vortrag über -Heimat und Heimatkunst- bestrebte sich Kollege Sahlmann auf den Ernst der Sache hinzuweisen und die erforderliche Stimmung und Resonanz vorzuberciten. Die vom befreundeten »Sängerkranz- eingestreuten schwäbischen Volks lieder gaben dem Fest seine besondere Weihe. Alles in allem ein schöner Abend und ein trefflicher Beweis für die unserm alten Verein innewohnende Jugendfcische. Sahlmann. »Neue Bücher, Kataloge rc. für Wuchhündterr Wethnachts- und Jahrcskatalog von Heinr. Feesche in Hannover. 8". 112 S. mit Abbildungen. Ratalog über ^ntiguitätsn, Kunst- uvä Rinriobtungsgegsnstände, Ölgemälde alter und neuerer Kleister aus dein Resitee Ibrsr klxssllsnr Dad^ Drummond, IVlünobsn, sowie aus versobiedsnom Rrivatbesits. 4". 39 8. 499 kirn. — Versteigerung: Dienstag, äsn 17. u. Nittwoob, den 18. Dezember 1907 bei llugo Hel din g in klünoben. Katalogs und Vertriedsrnittel der Rarsortimsnte von kV Vololcmar in Dsiprig und Rsrlin, D. 8taaelcmann in Deipsig und Ulbert Roob L Oc>. in 8tuttgart. a) 8oblagwort- und Mtel - Register eum alpdadstisodsn Vsr- ssiobnis. RI. 8". 160 8. Oed. b) 8oblagwort- und Ittel-Register sum Deutsodsn Ditsratur- Iratalog 1907/1908. RI. 4°. 160 8. Seb. o) Herbst klaodtrag xum Dagsr-Vsrseiodnis Oktober 1907 Aus gabe L: Deixrigsr und Berliner Dagsr umkasssnd. RI 4". 44 8. d) Dasselbe. Ausgabe L: Deix-iger und 8tuttgarter Dagsr uw- kasssnd. RI. 4°. 44 8. o) Weihnachten 1907. Neuigkeiten in geschmackvollen und dauerhaften Einbänden und ohne Aufenthalt zu beziehen durch (. . . Sort.-Fa. .. .). 16". 42 S. k) klusilcalisobe llausbibliotbsir. Veresiobnis einer Vuswabl be liebter Uusilralisn und musikwissensobaktliobgr Rüeksr, vslobs gebettet oder dausrbatt und gssobmaolrvoll gebunden su bsrieben sind. 8". 96 8. Aus deutschen Dichtern. Eine Anthologie. 8". 94 S. mit Autoren-Portraits. Farbig kartoniert. Leipzig, Verlag von L. Staackmann. (Erzählungen und Gedichte aus den im Verlag L. Staack mann, Leipzig, erschienenen Schriften, mit Verzeichnis nach Autoren.)