Volltext Seite (XML)
6114 Nichtamtlicher Teil. 269, 18. November 1889. In der Thal enthält das Buch unter den 34 Firmen, welche nach dem Register 31 verschiedene Lebensbedürfnisse von der Apotheke bis zur Weinstube vertreten, eine ganze Anzahl bekannter Handlungen; cs hat bei der Herausgabe entschieden das Bestreben gewaltet, das, die -ver schiedenen Branchen in diesem Cvuponbuchc vertreten- seien; wer nicht willig sich der Lockung erbot, muhte wohl besorgen, den Konkurrenten an seiner Stelle cintrctcn zu sehen. Eine -Branche- ist in dieser Ausgabe für Leipzig nicht vertreten, die doch dort die führende ist, der Buchhandel. Sollten vielleicht doch die Bestrebungen der Deutschen Buchhändler gesunde und auch wirksame sein? 0. v. H. Vermischtes. Verein Dresdner Buchhändler. — Von den in zwanglosen Blättern je nach Bedarf hcrausgegebcnen -Mitteilungen des Vorstandes an die Mitglieder dcS Vereins Dresdner Buchhändler» kam uns Nr. 3 des laufenden Jahrganges zu. — Der Vorstand eröffnet die Nummer mit der Mitteilung vom Ableben der Witwe Heinrich Kleinms, Frau Kommissions rat Caroline Klemm, welcher herzliche Worte des Dankes und der Verehrung nachgcrnfc» werden. Des weiteren berichtet das vorliegende Blatt über zwei Legate der Verstorbenen von je 10000 an den Verein Dresdner Buchhändler und die Innung Dresdner Buchdruckerei besitzer. Beide Vermächtnisse, welche getrennt zu verwalten sind, sollen als immerwährende Stiftungen unter dem Namen -Heinrich Klemm- Stiftung- der Unterstützung bedürftiger und zugleich würdiger Buch händler beziehentlich Buchdrucker gewidmet sein. Von weüeren Mitteilungen des Vorstandes ist der erneute Hinweis hcrvorzuheben, daß nach § 3 der Verkehrsordnung für die Mitglieder des Dresdner Vereins Nichtmitgliedern vom Verleger nur gegen bar und nur mit verkürztem Rabatt geliefert werden darf. Für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft soll vom I.—24. Dezember folgende Anzeige täglich in den Zeitungen Dresvens erscheinen; -Beim Herannahen der Festzeit macht der Verein Dresdner Buchhändler darauf aufmerksam, daß für alle neue Litteratnr in ganz Deutsch - land dieselben Verkaufspreise gelten, die einzuhalten jeder Buchhändler verpflichtet ist. Die durch scheinbar niedrige Preise bestechenden Bücher- ofsertcn enthalten zum Teil wohlfeile Ausgaben von Klassikern rc., zum Teil im Preis sehr ermäßigte Werke der letzten Jahre, die jeder Buchhändler unter der auch von anderer Seite angegebenen Berechnung beschaffen kann. Wo immer in Anzeigen oder Katalogen Bücher unter Preis an- geboten werden, handelt es sich um antiquarische Exemplare, veraltete Auflagen oder Litteraturerzeugnisse vonzwcisel- hastem Wert, von welchen, mit Ausnahme angepriesener schlechter Littcratur, jedes Vercinsmitglied, welches ein offenes Geschäft betreibt, die Beschaffung solcher Bücher zu den gleichen Preisen übernimmt. - Für den neuen Jahrgang des Dresdner Wohnungs- und Geschäfts- Handbuches hat der Vorstand bei der Behörde, von welcher das Unter nehmen heransgegeben wird, erzielt, daß alle die Firmen, welche dem Börsenverein und dem Dresdner Verein angchören, »in eine Abteilung unter besonderer Bezeichnung dieser Ehrenverpflichtung zusammengestellt, während alle jene, welche dieser Anforderung nicht entsprechen, auch ,als unter sich befindend* bezeichnet sind-. Der Aufforderung des Rundschreibens des Börsenvcreinsverstandes, betreffend eine wünschenswerte allgemeinere und kräftigere Miiwirkung am Unlcrstützungsvercin Deutscher Buchhändler rc. wurde vom Vorstande des Dresdner Vereins durch eine gleiche Anregung bei seinen Vereins- Mitgliedern Folge gegeben, womit eine erfreuliche Zahl von Beitrittser klärungen zum Unterstütznngsvcrein erzielt worden ist. Die Nummer der -Mitteilungen» schließt mit dem Verzeichnis der Mitglieder, deren Zahl 95 beträgt. Vom Reichstage. — Bei Gelegenheit der zweiten Lesung des Etats machte bei dem Posten »Gcschäfisbedürfnisse des Reichstages« der Abgeordnete Or. Meyer (Halle) folgende Einwendung: -In diesem Titel sind 30000 V6 zum Ankauf von Bücher» für unsere Bibliothek ausgesetzt. In letzter Zeit sind die Bücherpreise in folge eines Büchcrrings sehr verteuert worden. Bisher wurde ein hoher Rabatt bewilligt, jetzt solle» nicht mehr als 10 Prozent gegeben werden. Die großen Konsumenten, besonders die preußischen Behörden und die hiesige städtische Schuldeputation habe» sich dem widcrsetzt und beschlossen, Bücher nur da zu kaufen, wo mehr als 10 Prozent Rabatt bewilligt werden. Ich wünsche, daß unsere Bibliothek-Kommission, die mit dem Büchcrankauf betraut ist, ebenso handelt. Es giebr Mög lichkeiten, diesem unnatürlichen Ringe entgegen zu treten; das weiß ich aus eigener Erfahrung.- Dieser Bemerkung, welche das Wesen der den deutschen Buchhandel so lebhaft bewegenden Frage vollkommen verkennt, wurde bedauerlicher weise nicht widersprochen; der Titel wurde ohne weiteres bewilligt. — Man sollte wohl die Anforderung an unsere Reichstagsabgeordncten stellen dürfen, daß sie vorher zum wenigsten oberflächlich sich über den Gegenstand unterrichten, über welche» sie zu sprechen gedenken. Der geehrte Herr Abgeordnete sprach von einem Bedürfnisse des Reichstages, insofern dürfte ihm als einem Mitgliede desselben vielleicht nicht gerade zu verübeln sein, daß er eine möglichst ökonomische Geldverwendung im eigenen Haushalte empfiehlt; unicr allen Umständen aber darf ein ge achteter und im Lande zahlreich vertretener Erwerbszweig sich wohl aus- bitlen, mit unpassenden Benennungen, wie eine solche in der Bezeichnung -Bücherring- liegt, verschont zu werden, vor allem aber daß derjenige, der von so hörbarer Stelle zum Lande spricht, sich die Mühe nimmt, die Thatsachen zu prüfen, che er eine Meinung äußert, welche von allen Fachmännern nur mit Erstaunen vernommen werden kann. Sehr richtig bemerkt die -Kölnische Vvlkszeitung- zu seiner Aus führung folgendes: »Der genannte Abgeordnete spricht gegenüber der seit zwei Jahren durch den ganzen Buchhandel von Deutschland, Oesterreich und der deutschen Schweiz gehenden mächtigen Bewegung um Aufrechter haltung der Ladenpreise, welche verhindern soll, daß das Buch, ein Geistes-Erzeugnis, zur -Ware- berabsinkt, sehr zu Unrecbt von einem -Buchhändler-Ring». Es ist ein Kampf des ganzen deutschen Buchhandels gegen zur Zeit zehn Schleuderfirmen in Leipzig, Berlin, Magdeburg und Hamburg.- Wir wollen noch hinzufügen, daß in England, auf das die Herren Herolde des Freihandels so gerne Hinweisen, die Preisunterbietung im Buchhandel noch viel traurigere Zustände geschaffen hat, als sie jetzt in Deutschland bestehen, trauriger um.deswillen, weil dort der starke ein heitliche Zusammenhalt gegen die untergrabenden Strömungen fehlt, wie ein solcher in der Organisation des deutschen Buchhandels glücklicherweise vorhanden ist. Wenn daher der geehrte Herr Abgeordnete dem Studium des deutschen Buchhandels, über den er ein Urteil zu haben glaubt, durchaus fernblciben will, so richte er sein Augenmerk doch zunächst auf die ihm vielleicht näher liegenden englischen Zachblätter, deren Lektüre wir ihm bestens empfehlen können. Bußtag. — Auf den sächsischen Bußtag am nächsten Freitag sei heute nochmals aufmerksam gemacht. Personalnachrichten. Hoftitel. — Seine König!. Hoheit der Grohherzog von Mecklenburg- Schwerin hat dem Buchhändler Herrn Heinrich Witte in Wismar, In haber der Hinstorff'schen Hofbuchhandlung Sortiments-Konto, den persön lichen Titel eines Hofbuchhändlers verliehen. Gestorben: am 14. d. M. in Leipzig im hohen Alter von einundachtzig Jahren Herr Friedrich Wilhelm Einhorn, Königlich Bayerischer General konsul, von 1840 bis zur Mitte der siebziger Jahre alleiniger Inhaber der Leipziger Firma E F. Steinacker. In dem Verstorbenen verliert der Deutsche Buchhandel einen hoch- angesehenen, geistig hervorragend begabten und im Berufe rastlos thätigen Genossen, dessen Umsicht und Eifer nicht nur dem eigenen Geschäft, welchem er einen Weltruf schuf, in förderlichster Weise gewidmet waren, sondern in hervorragendem Maße auch dem Gemeinwohl des Leipziger und des Deutschen Buchhandels, an deren grundlegenden Einrichtungen er beteiligt war. Sein Name wird im Deutschen Buchhandel unvergessen sein und allezeit mit hoher Achtung genannt werden. Beerdigung. — Der -Nat.-Ztg.» entnehmen wir folgenden Bericht über die Beisetzung Johann Conrad Webers in Berlin: Die Beisetzung des Buchhändlers Joh. Conrad Weber hat am Nach mittag des 12 d. M vom Trauerhause, Keithstraße 12, aus stattgefunden. Die Wände des Raumes, in dem der Sarg ausgebahrt war, waren mit prächtigen Palmenwcdeln behängt, der Sarg war dicht bedeckt mit Kränzen und Palmen, die von den Angestellten der Firma in Berlin und Leipzig, von dem Leipziger Schweizerverein, von der Berliner Loge -Siegende Wahrheit-, einer Tochterloze von Royal-Dork, und von den zahlreichen Freunden dargebracht waren. Zahlreiche Leidtragende umstanden mit der Witwe, der Tochter aus erster Ehe und dem einzigen überlebenden Bruder, Or. Felix Weber, den Katafalk. Man sah u. a. die Maler C. Koch und Hosang, Or. Franz Hirsch und zahlreiche andere Schriftsteller, die der »Jllustrirlen Zeitung» nahe stehen, Buchhändler Mühlbrccht, Hof- buchdruckcr Möser und viele andere Vertreter der Kunst Gutcnbergs, ! das Ritzenseldsche Quartett sang, Prediger Schmeidler schilderte in er greifender Rede den idealen Sinn, die Ehrenhaftigkeit und die unwandel bare Hcrzensgüte des Heimgegangenen Die Beisetzung erfolgte auf dem Matthäikirchhof.