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2278 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 43, 21. Februar 1912. Personalnachrichten. 50jährige Selbständigkeit. — Dieses schöne Jubiläum kann am 22. Februar Herr Max Winckelmann in Firma Winckel- mann <L Söhne in Berlin begehen. Der Herr Jubilar hat seine Selbständigkeit nicht durch Eintritt in die obige Firma begründet, sondern eine andere Firma von nicht geringerem Klange nahm ihn als selbständigen Buchhändler auf: die bedeutende Springersche Sortiments- und Kommissions buchhandlung. Diese war 1868 von dem 1842 gegründeten großen Geschäft von Julius Springer abgesondert und an Carl Gütschow aus Lübeck verkauft worden, dessen Witwe sie am 22. Februar 1862 käuflich an George Winckelmann abtrat. Dieser, der damals schon lange Jahre Mitinhaber der Firma Winckelmann L Söhne gewesen, am 1. Juli 1859 aber ausgetreten war, nahm seinen Sohn Max als Teilhaber in das Springer'sche Sortiment auf, dessen Firma von da ab Springer'sche Buchhandlung (Max Winckelmann) lautete. Der junge Winckelmann hatte eine sorgfältige wissenschaftliche und fachliche Ausbildung genossen. Nach dem Besuche des Franzö sischen Gymnasiums und der Handelsschule in Berlin hatte er seine Lehre im Hause Benrath L Vogelgesang in Aachen be standen, als Gehilfe bei Karl Andre in Prag gearbeitet und war, nach Ableistung seines Militärjahrs bei den »Franzern« in Berlin, nach Paris zu der damaligen Firma: Firmin- Didot freres, fils <L Cie. gegangen. So vorbereitet, konnte der junge Chef seinen neuen Pflichten wohl genügen, zumal er mit regem Eifer sich dem Geschäfte widmete. Er gliederte der Handlung bald einen kleinen Verlag an, den er später (1875) an Winckelmann L Söhne übertrug. In dieses Geschäft war Max Winckelmann am 1. Juli 1870 eingetreten, als sein betagter Onkel und Schwiegervater Carl Gustav Wilhelm Winckelmann der geschäftlichen Hilfe bedurfte. Die Springersche Buchhandlung führte er daneben weiter, auch dann noch, als er nach dem Ableben seines Schwiegervaters, am 5 August 1874, Alleininhaber des Stammhauses geworden war. Nachdem er am 1. Januar 1877 die Springersche Buchhandlung an seinen jüngeren Bruder Carl Georg Winckelmann übergeben hatte, konnte er sich fortan ausschließlich der verlegerischen Tätig keit widmen Der Winckelmannsche Verlag war viele Jahre Spezial - Verlag für Jugendschriften, von denen hier nur die bekannten Werke von A. Stein genannt sein mögen, deren »62 Sonntage« (mit den Illustrationen von Th. Hosemann), »Tagebuch dreier Kinder«, »Mariens Tagebuch« damals fast auf keinem Weihnachtstische fehlten und die auch heute, trotz der gewaltigen Konkurrenz auf diesem Gebiete und trotz Jugendschriften-Kommissionen, immer noch gangbar sind. Diese Spezialität wurde im Laufe der Jahre mehr und mehr durch die Herausgabe von Schul- und Lehrbüchern verdrängt, und es ist das besondere Verdienst Winckelmanns, daß er als einer der ersten den Dreifarbendruck für Lehrbücher wie die Botanik und Zoologie von Vogel, Müllenhoff und Röseler ange wandt hat. Viele Jahre hat Max Winckelmann in treuer, fleißiger Arbeit allein an der Spitze des alten gediegenen Geschäfts ge standen, erst als Siebzigjähriger schuf er sich in seinem Sohne Franz im Jahre 1907 einen Teilhaber und Helfer. Man sollte meinen, daß die Leitung eines so umfangreichen Geschäfts die Tätigkeit eines Mannes völlig beanspruchen müßte. Nicht so bei unserm Jubilar. Er hat sich neben seiner geschäft lichen Tätigkeit noch einen reichen Wirkungskreis durch sein Ein- treten für das Allgemeinwohl seiner Berufsgenossen geschaffen. Von 1885—1891 hat er im Vorstand der Korporation der Berliner Buchhändler treu seines Amtes als Schatzmeister und Mitglied des Hauptausschusses gewaltet, diejenige Tätigkeit aber, die ihn in weiten Kreisen des deutschen Buchhandels bekannt gemacht hat, übte er in dankenswertester Weise im Unterstützungsverein Deutscher Buchhändler undBuchhand- lungsgehülfen aus. Seit 1892 Mitglied des Rechnungsausschusses in diesem großen beruflichen Wohltätigkeitsverein, seit 1893 Prüfungs- kommissar, folgte er im Jahre 1895 dem unvergeßlichen Elwin Paetel im Schatzmeisteramt. Mit großer Liebe und Geduld hat er dieses Amtes gewaltet, so daß sich die Hilfesuchenden zuerst an ihn wen den, überzeugt, daß sein gutes Herz und seine warme Teilnahme Mittel und Wege zur Hilfe finden. Und sie täuschen sich darin nicht, da er allzeit bereit ist, sich der Sache der Notleidenden anzunehmen und zu helfen, wo Hilfe nottut. So steht der Jubilar vor uns als ein ganzer Mann in seiner geschäftlichen und charitativen Arbeit, die l er auch in andern arbeitsvollen Ehrenämtern seiner Vaterstadt Berlin reich betätigt hat. Daß es ihm an äußeren Ehren nicht gefehlt hat, sei hier nicht verschwiegen. Sein König ehrte ihn durch Verleihung des roten Adlerordens, und seine Kollegen haben keine Gelegenheit vorübergehen lassen, ihm ihre dankbare Verehrung zu bezeugen. Unver drossen arbeitet der einfache und bescheidene 75jährige Mann, der morgen auf ein halbes Jahrhundert buchhändlerischer Selbst- ständigkeit zurückblicken kann — ein Senior des Berliner Buch handels und ein Senior des Vorstandes des Unterstützungsvereins — weiter an dem Werke, dem seine Lebensarbeit gewidmet ist. An Glückwünschen von nah und fern wird es ihm an seinem Ehrentage nicht fehlen, und gern schließt sich auch das Börsen blatt den Gratulanten mit dem Wunsche an, daß es ihm ver gönnt sein möge, noch lange für die Seinen wie für die Be dürftigen unseres Standes zu wirken. Eprechsaal. Fakturenformat. (Vgl. Ni. 29, 33, 3t u. 37.) Die Gelegenheit, uns zu der von der Franckhschen Ver- lagshandlung in Stuttgart angeschnittenen Frage zu äußern, ergreifen wir besonders gern, da wir den hier im Buchhandel vorhandenen Ubelstand immer besonders unangenehm empfunden haben. Wir ordnen seit 12 Jahren alle Rechnung-- und Bar fakturen in Soenneckens Briefordner, und zwar benutzen wir immer noch dieselben Exemplare. Es bedeutet dies für jeden Sortimenter eine große Erleichterung. Die gewünschte Faktur ist bequem am Pult einzusehen, man braucht nur den betreffenden Ordner herauszunehmen. Zumal beim Remittieren (Ostermesse) ist es außerordentlich angenehm, wenn man den Ordner wie ein aufgeschlagenes Buch neben sich legen kann. — Dabei sind die großen Formate, die jeder Sortimenter kennt, ungeheuer hinderlich, sie ruinieren die Ordner, leiden selbst und erschweren die Arbeit ganz außerordentlich. Es gibt wohl im ganzen kaufmännischen Beruf keine Firma, die sich solche Formate erlauben dürfte, wie sie im Buchhandel Sitte sind. Man hat dort offenbar den Wert größerer Ordnung und Handlichkeit früher erkannt. Auch ist gar kein Grund vorhanden, den Zopf nicht abzuschneiden. Als Größe würde sich 22 ein breit und 30 ow hoch (links Rand zum Lochen), wie sie jeder Kaufmann hat, empfehlen. Wer viel aufdrucken will, kann Doppelbogen nehmen und sie auf allen 4 Seiten bedrucken. Landsberg a/Warthe. Fr. Schaeffer L Co. Ich lasse seit mehreren Jahren schon die Fakturen in Brief ordner sammeln, da diese Art der Aufbewahrung bedeutende Vorteile gegenüber den althergebrachten Bündeln bietet. Natür lich wird dieses Ordnen und Aufbemahren durch die unglaublich verschiedenen Formate der Fakturen ganz unnötig erschwert. Es ist einfach nicht zu begreifen, warum im Buchhandel nicht auch die gewöhnlichen Formate, die sonst im kaufmännischen Verkehr üblich sind, eingehalten werden können. Weshalb wird soviel Überflüssiges auf die Fakturen gedruckt? Wenn der Sortimenter ein Buch als Neuigkeit bestellt, weiß er doch schon, wer als Interessent in Frage kommt, er wird nicht erst die Fakturen von A bis Z durchlesen, um sich darüber zu orientieren, ganz ab gesehen davon, daß das Auszeichnen in größeren Betrieben von ganz anderen Personen erledigt wird, als das Auslegen der Ansichtssendungen. Also wenigstens Normalformate; ein Einheitsformat ist ja doch nicht erreichbar! Aber bitte auch bei den Remittenden- fakturen, denn was da an Formaten geleistet wird, ist, trotz mancher Ansätze zur Besserung, schlechterdings nicht zu beschreiben. Erlangen. Friedrich Krische. Bei dieser Gelegenheit möchten wir einem Wunsche Ausdruck geben, der wiederholt aus dem Leserkreise geäußert wurde. Es handelt sich um die Angabe der postalischen Adressen der Verleger in größeren Städten auf den Fakturen, also eigentlich um eine Kleinigkeit, durch die jedoch dem Sortimenter besonders in den Fällen Arbeit erspart wird, wo es sich um die direkte I Regulierung größerer Bezüge handelt. Red.